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11867 Mittwoch, den 20. November Sweiundzwauzigst« Jahrgang. Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich zwei Mal, Mittwochs und Sonnabends, und kostet vierteljährlich 12'j, Rgr. Inserate werden nur bi» Dienstag« und Freitags früh 8 Uhr angenommen. freilich die Truppensendungen Frankreichs fort, doch sollen diese die Expeditions-Corps nur vervollständigen, nicht vermehren. Gewiß ist jetzt an Frankreich Vie Reihe, anzugeben, durch welche Mittel die römische Frage erledigt werden soll. Napoleon hat zu diesem Behuf den Zusammentritt eines Congresses vorge schlagen. Doch ist in dem Einladungsschreiben weder das Programm des Congresses noch die Lösung der römischen Frage enthalten, es beschränkt sich vielmehr darauf, die Aufmerksamkeit der Mächte auf die Lage Italiens hinzulenken, um der Wiederkehr solcher, die Ruhe von ganz Europa störenden Ereignisse vorzu beugen. Napoleon hat daher auch seine Ansichten nicht näher entwickelt, um den übrigen Mächten in ihren Entschließungen nicht vorzugreifen. Ein solcher programmloser Congreß hätte allerdings viel Wahr scheinlichkeit des Zusammenkommens für sich, wenn es doch nicht schließlich sich gerade um die Vermittelung zwischen zwei so grundverschiedenen Regierungen, wie die italienische und die päpstliche ist, handelte. Ganz natürlich erkennt Italien keine andere Lösung an, als die, daß dem Papst die weltliche Macht abgenom men wird und ebenso natürlich will der Papst von keinem Congreß etwas wissen, der ihn nicht seinen Besitzstand garantirt. Italien will aber ebenfalls nicht einen Congreß blos katholischer Staaten be schicken und der Papst fürchtet, daß vor einem Tri bunal, wo auch protestantische oder schismatische Staaten, wie England, Preußen und Rußland, über seinen weltlichen Besitz entscheiden sollen, der letztere wenig Freunde finden wird. Nun steht die Sache so, daß Rußland geradezu erklärt hat, es wolle der natürlichen Entwickelung der Dinge (soll heißen, dem Verluste des Kirchenstaats) nichts in den Weg legen, daß England offen den Verzicht PiononoS auf seine Staaten fordert und Preußen und Oesterreich er freulicher Weise darin einig sind, keinen Congreß zu .Dicken, aus dem der Papst selbst fehlt. Wie be merkt, wenn es sich bloS um die systematische Nieder werfung der Revolutionspartei handelt, welche Nieder werfung Napoleon bereits so erfolgreich begonnen, so würde sehr bald ein Congreß znsammevtreten, wäre es auch selbst, in Rom, was man schon dorgeschlage» hat Wb wogegen keine Einwendung«» erfolgen; aber Bischofswerda, Stolpen und Umgegend Amtsblatt -es Königlichen Gerichtsamtes und -es Ata-trathes zu Kifchsfswer-a. Munöschau. Immer klarer entwickelt sich der Gedanke, welcher der römischen Expedition Napoleons zu Grunde ge legen hat, aber unklar ist noch sein Ausgang. Nicht um die weltliche Macht des Papstes zu schützen, sind seine Truppen nach Italien gegangen, haben ihre Chassepots, wie General Faillh mit Entzücken meldet, ,Münder gethan", sondern um die europäische Re volution niederzuwerfen. Das rothe Gespenst, das sich im Genfer Friedens-Congreß so breit machte, geht in den Tuilerien um; der „Moniteur" kann keine fünf Zeilen schreiben, ohne von „Anarchie", „Revolution" und ihrem konsequentesten Vorkämpfer „Mazzini" zu sprechen. Die feine Nase des Kaisers merkte cs, wie sich die Revolutions-Partei regte; ge lang es ihr, auf dem Wege der Revolution den Papst zu stürzen, so war das Unglück nicht abzusehen. Schon regt es sich in Frankreich, die Polizei hat eine ge heime Gesellschaft entdeckt, zahlreiche Verhaftungen sind den mehrfachen revolutionären Demonstrationen gefolgt; selbst das in seiner Entwickelung so freie und stolze England ist durch die Arbeiterbewegungen, die Brod- und Fleisch-Crawalle und den revolutionären Ton, der sich der Fabrikdistricte bemächtigt hat, ängst lich und besorgt geworden ; kurz, Napoleon hielt es an der Zeit, die italienische Regierung von anarchischen Banden zu befreien, deren sie nicht allein Herr werden konnte. Italien ist, darüber lassen alle Berichte keinen Zweifel übrig, ohnmächtig, sowohl gegen die Schaaren Garibaldi's, als gegen die Heeresmassen Frankreichs. Umsonst feuern die republikanischen Blätter Italiens die Regierung an, es doch zu einem Kampfe mit Frankreich kommen zu lasten, umsonst bildet sich eine Liga in Italien, deren Mitglieder sich verpflichten, keine französischen Industrie-Erzeugnisse zu kaufen und zu tragen; das Höchste, wozu sich bis jetzt das Cabinet beschü Menabrea aufgerafft hat, ist eine Note, welche Italien an die Mächte richtet und die nachweist, wie eS jetzt Sache Frankreichs sei, Mittel zur Beseitigung der durch die Intervention geschaffenen Schwierigkeiten anzugeben und welche die Wiederherstellung des Prin es der Nichtintervention fordert. Inzwischen dauern