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Bischüfswerd«, Stolpe« mrd Umgegenvi Amtsblatt des Königlichen Gerichtoamtes und -es StaLtrathes z« Kifchofswer-a. - » ' . i'7-' - ; j ' » Diese Seitschnft erscheint wöchentlich zwei Mal, Mittwoch« und Sonnabend«, und k»ftet vierteljährlich 12'j, Rar. Inserate werden nur bi« Dienstag« und Freitag« früh 8 Uhr angenommen. 7 83. I Sonnabend, den IS. Oetober. 1867 - D a s Eoneor - a t. Es war in den Zeiten des kirchlichen und poli tischen Rückschlags, der auf das ungestüme Vorwärts stürmen der Jahre 1848 und 1849 folgte, im Jahre 1855, als in Oesterreich das Concordat, die lieber- einkunft mit dem Papste geschlossen wurde, durch welche nicht die Kirche, sondern die hohe Geistlichkeit privilegirt und dieser die niedere Geistlichkeit, die Schule, das Kirchenvermögen, die Ehe u. s. w. aus schließlich zur Verfügung gestellt wurde. Oesterreich war damals wieder einmal ein unumschränkt be herrschter Staat geworden, die Reichsverfassung von Kremsier beseitigt, die Ansicht, daß nur durch Posi tiven Kirchenglauben die Völker in Gehorsam erhalten werden könnten, an maßgebender Stelle nicht blos iu Oesterreich herrschend. Vielleicht hoffte man auch, durch diese Bevorrechtung die hohe Geistlichkeit in dem damaligen österreichischen Italien zu gewinnen, damit diese die damals schon starken, nationalen Be strebungen der Lombarden und Venetier dämpfe, eine Hoffnung , die, wenn sie gehegt wurde, bekanntlich als eine sehr trügerische sich erwies. Genug, das Concordat wurde abgeschlossen, Alles, was bewußt oder unbewußt dem Mittelalter wieder zusteuern wollte, jubelte, die Freunde der besonnenen Ent wickelung im Staatslebeu trauerten, Männer, welche über die Erscheinungen einzelner Tage hinaussahen, sagten sich schon damals, daß dieser Faustschlag gegen das Bewußtsein, die Bildung und Forderungen un- serer Zeit Oesterreich nur schaden müsse, keineswegs aber eine Aussicht, auf,Dauer haben könne. Und so ist es gekommen. Der Volksunterricht, welcher in andern deutschen Staaten zeitgemäß fortschritt, ver kümmerte in Oesterreich unter dem Drucke des Con- cordats, die,später, nach den Unfällen pon 1859 ge gebene Verfassung kam nicht zur Ausführung und Entwickelung, die NnümschrÄkte Herrschaft mit ihren Experimenten, von Staatseinheit, Autonomie der ein zelnen Erbländer, das Zerwürfniß mit Ungarn, die Finanznoth «. führte nach Königgrätz, Vas endlich pieder züM verfassungsmäßigen Staatswesen zurück zwang.' ' 7- > Die gebildete Bevölkerung - fast aller größte» Städte des Kaiserreich« erhob sich nun, da ihr der Swchmdzwaiqigßeik Jahrgang Mund wieder geöffnet war, wie ein Mann gegM das Concordat. Und wie das zu gehen pflegt, wan» die Gemüther erregt find, hüben und drüben, von Gegnern und Vertheidigern des Concordats wurde in der Hitze gefehlt, übertrieben und so grau, wie möglich, gemalt. Die österreichischen Lehrer hielten in Wien, an 2000 Manu stark, eine erste allgemeine Versammlung und gossen die volle und gerüttelte Schale ihres Zornes über das Concordat aus. Etwas mehr Rechtssirm, Achtung für die Frei heit Anderer und feinere Sitte muß der Besonnene an dieser Versammlung wohl vermissen. Auf der andern Seite hielte» 25 deutsch-österreichische Bischöfe und Erzbischöfe eine Versammlung in Wien und faßten infolge deren eine Schrift ab, die fie nichts wie es sich in constitutionellen Staaten gehört» H das Ministerium, sondern mit Umgehung desselben unmittelbar an den Kaiser richteten. Diese Schrift starrt und strotzt eben auch voll Uebertreibungeck Die Bitten um Aufhebung des Concordats, behaupten die Bischöfe, hätten es auf die Grundsätze der mH ligion und Sittlichkeit abgesehen. Die Hauptsache laufe darauf hinaus, die Schule zu einer Anstalt A machen, in welcher der Unglaube gesäet und verbreitet werde. Deshalb sollten zu diesem Zwecke brauchbare Lehrer herangebildet werden, und je frecher daun solche Lehrer Religion und Sittlichkeit verhöhnen würden, desto größer sei ihr Verdienst, dME Wür diger machten sie sich der Beförderung. Da nun diese Behauptung der Bischöfe offenbar auf die Ab sicht der Stadtgemeinde Wien, die ein von der GeHb- lichkeit unabhängiges Seminar errichten will, 'HM zielte, so brachte dies wieder den Gemeinderath ill Wien so in Harnisch, daß er gegen dieselbe eifrigst protestirte, und ein Mitglied desselben diese Behaup tung „Lüge und Verleumdung" und. das ConeoÄÄ em „beschmutztes Stück Papier" nännte. .Me.M sagt, es wird in solcher hitziger Stimmung hüben und drüben gefehlt. .-»--MrrrH Was nun, wir fürchten, die Bischöft haben sich und der Kirche keinen guten Dienst erwiesen,, M. sie solche AnschMigungm iw He KMschMderten, und werden durch je llMgeren uad heftigeren Widerstand gegen die uuabweislicheMthwMdigkeit, mit der sich die Bedüsfnisse der JetztM Befriedigung schaffen.