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Wochenblatt O für Bischofswerda, Stolpen und Umgegend. Amtsblatt des Königlichen Verichtsamtes und -es Stadtratheo zn Bischofswerda. Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich zwei Mal, Mittwochs und Sonnabends, und koket vierteljährlich 12'Ngr. Inserate werden bis Dienstags und Freitags früh 8 Uhr angenommen. ^23.1 Sonnabend, den 2«. März. 11869. Zum Abonnement auf das mit dem 1. April beginnende neue Quartal des „ sächsischen Erzählers" init belletristischer Beilage laden mir ergebenst ein. Bestellungen darauf werden für hier in der unterzeichneten Expedition, für auswärts bei allen Post-Anstalten und unseren Boten angenommen. Vie LxpeMivn lies „süeks. LrMIers". Betrachtungen. Die Staaten im mittleren und westlichen Europa, sagt der „V. A.", haben keinen Trieb, sich auszu dehnen und zu erweitern, wie dies in früheren Jahr hunderten der Fall war und heut zu Tage von Ruß land gilt. Dieser Trieb ist abgestorben oder im Ableben begriffen. Diese Staaten suchen den Mittel punkt ihres Gewichts mehr und mehr in ihren er erbten Sitzen in Europa. Da giebt es ihnen nun schon die geographische Lage, die sprachliche Ab grenzung und die politische Machtvertheilung, daß sie in fest bestimmten Grenzen zu bleiben haben und nicht über dieselben hinauskönnen oder gar eine Stellung als Weltmacht erstreben. Veränderungen hierin haben mehr örtliche als weltgeschichtliche Be deutung. Spanien hat längst aufgehört eine Welt macht zu sein, seine ehemalige Herrschaft in Europa und Amerika ist lange dahin, der Staat selbst in seiner Heimath gebrochen, an eine Ausdehnung der selben nicht zu denken. Es hätte Überschwengliches Glück, wenn es gegenwärtig Staatsmänner fände, welche das herrliche Land und Volk zu verjüngen verständen. Seine Colonien, ein kleiner Rest des ehemaligen Ungeheuern Besitzthums, in dem die Sonne nicht unterging, wollen in der politischen Stellung des Mutterstaates gar nichts bedeuten, sind überdies theilweise, wie die Perle der Antillen, Cuba, der Atzkiexionsgier der Nordamerikaner so sehr aus- gesetzt. däß.die Frage AHHtfertigt erscheint, ob es Limuidjwanjigfirr Jahrgang. für Spanien nicht besser gethan wäre, wenn sich daS schon ost aufgetauchte Gerücht von einem Verkaufe der Insel an die Union bestätigte, ehe diese durch eine Revolution oder eine Flibustier-Expedition sich derselben bemächtigt. Frankreich hatte eben so, wie Spanien, eine Zeit, da es sich in der neuen Welt, in Nordamerika, be reits außerordentlich ausgedehnt hatte und Träger und Herr der zukunftsreichen dortigen Gestaltungen, der angel-sächsischen Ratze daselbst den Rang ablaufen und Gründer einer neuen, großen, französischen Nation auf dem nordamerikanischen Festland hätte werden können. Wären damals Franzosen in solcher Masse an die Ufer des Lorenzo und Missisippi gezogen, wie später Briten und Iren, und hätte die französische Ratze das Umbildungsgeschick der angelsächsischen be sessen, sie würde die englischen Amerikaner eben so in sich ausgenommen haben, wie seitdem die angel sächsische alle Nationen Europas, die in die Union eingewandert sind, in sich verschmolzen hat. Damals waren die französischen Colonien in Nordamerika an Umfang fast Europa gleich und überall herrschte dort die französische Sprache und Sitte. Aber dieses große Erbe verstand der französische Feuergeist nicht zusammen zu gestalten, zu organisiren und einzurich ten, und so ging es an die englischen Amerikaner über, die practisch jeden Strich zu organisiren und daraus Gemeinden und ganze Staaten zu bilden wußten. In allen Gebieten der Union sind die Franzosen mit ihrer Sprache fast gänzlich verschwun den und in der englisch-amerikanischen Bevölkerung aufgegangen, selbst da, wo sie am dichtesten angesie delt waren, in Canada, ist der Rest von einer schwachen halben Million in einem verhältnißmäßig engen Raume von den englischen Amerikanern ein geschlossen, die ihn durchdringen, wie der SauerkM das Mehl, seine Sitten, selbst seine Sprache um bilden. Zu der Zeit, da der erste Napoleon in Europa ein Weltreich zu begründen schien', verkaufte er auch noch Louisiana an die Union; aber das fran zösische Weltteich, wie alle Schöpfungen schneller Eroberer, war vergänglich und es blieb für reich in der Hauptsache nur der alte gallische Besitz. Als endlich Carl der Zehnte, um durch Eroberung