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«Maud, herstrllenpMe KMch Äotz tzer Diplomatie zur Disposition gestellt ist. (Große Heiterkeit.) Viele von Ihnen werden auch erschrecken, dem Bundes- Präsidium, das allein über Krieg und Frieden zu entscheiden hat, mit so einem Antrag zu kommen. Ich gestehe keinem einzelnen Menschen allein das Recht zu, über Krieg und Frieden, Blut und Leben der Nation zu entscheiden. Ich meine, es ist Pflicht der Volksvertretung, Alles daran zu setzen, Zustände herbeizuführen, welche die Volkswohlfahrt ermöglichen. Sie mögen im Reichstag an organischen Gesetzen beschließen, was Sie wollen, — etwas Größeres und Würdigeres können Sie nicht beschließen, als wenn Sie das Ihrige dazu thun, dem Vaterlands den Frieden und das Blühen der Arbeit zurückzugcben und die Bahn für Bürgerfreiheit, für Volkswohlfahrt und sittliche und geistige Volksgüter zu eröffnen! (Mehrfaches Bravo von der Linken.) — Abgeord neter Oehmichcn: Mit einer Beurlaubung eines Dritt- theils der Soldaten würden 6^ Millionen Thalcr erspart und als noch größerer Gewinn die National wohlfahrt durch ihre Arbeit vermehrt. Er wünsche, daß das Volk in der Schule gebildet werde und nicht erst im Soldatenrocke. - Abgeordneter vr. Blum (Sohn des früher vielgenannten Robert Blum) spricht gegen die Entwaffnung und hält das Volk in Waffen für einen Bestandtheil, den nationalen Gedanken zu kräftigen. Er fährt fort: Ich würde es für einen schweren politischen Fehler halten und für einen mächtigen Hebel für alle die particularistischen Be strebungen, die in Sachsen noch heutzutage so mächtig sind, wenn der Antrag Oehmichcn's angenommen werden sollte. Meine Herren! diejenigen Abgeord neten, welche heute diesen Antrag an Sie gestellt haben, und die Partei, welche hinter ihnen steht, ist keineswegs stets so friedfertig gewesen und so fried lich gesinnt, als sie heute den Anschein hat. (Heiter keit) Das sind diejenigen Herren gewesen, die die fluchwürdige Politik des Herrn von Beust unterstützt haben (stürmische Proteste von den Sachsen, leb hafter Applaus von den Nationalen und einem Theil der Conservativen), die uns gesagt haben, wir müßten in's Feuer gehen für den Bundestag und wir müßten entgegcntrelen den nationalen Bestrebungen Preußens. (Wie vorher.) Die Herren, welche, als die Stadt Leipzig im Sommer (Ruf: Zur Sache! Zur Sache!) 1866 an das hohe Königshaus die ehrfurchtsvolle Bitte richtete, uns doch den Frieden zu erhalten, Weil wir glaubten, daß sich die nationale Frage in anderer Weise lösen lasse, kein anderes Wort für uns hatten, als daß wir Leipziger Pseffersäcke seien. (Schallendes Gelächter.) Das sind alle die gewesen, die, als der Friede geschlossen war und wir hofften, daß eine Versöhnung der Parteien statifinden werde auf einer nationalen Grundlage, dann ihre Hand zu einem Bastard-Bündniß boten mit der äußersten Linken! Die Herren, die Jahre lang Spanndienste gcthan hatten am Wagen der.Reaction (stürmisches Oho! und "Widerspruch von den sächsischen Abgeordneten), verbanden sich mit der äußersten Linken! (Wieder holung.) Der Kitt, der sie beide vereint zu ... . (Zur Sache! Zur Sache ! von der Gegenseite: Bravo! Bravo! De<Präsident greift nach her Glocke. Die letzten Worte Blmn's werden von dem Getöse der« schlangen.) - - vr. Götz spricht sich entschieden gegen vr. Blum's Verdächtigungen im Namen der säch sischen Abgeordneten ans, er findet keinen parlamen tarischen Ausdruck für solches Gebühren. Ich wünsche wie Waldeck, daß das ganze Volk wehrkräftig ist, aber es braucht nicht immer mit dem Seitengewehr her umzulaufen, um sich nach Außen als kräftig zu zeigen. (Große Heiterkeit.) Blum sagte, das stehende Heer sei in seiner jetzigen Größe gerade darum so noch- wendig, um den Particularismus in den kleinen Staaten, wie in Sachsen, niederzudrücken. Da guckt eben der Schelm heraus und das Geheimniß hat sein Ende! Das stehende Heer in Sachsen ist nicht gegen den Feind nach Außen, sondern dazu da, um Polizei dienste zu verrichten. (Stürmische Unterbrechung rechts.) Abgeordneter Günther: Gegen ve. Blum's jugend liche Phantasie-Gebilde und Partei-Fanatismus, man müsse im Militär-Budget Ersparnisse machen. — vr. Blum bezeichnet es auf's Neue als einen irrigen Glauben, daß Sachsen und der größte Theil der säch sischen Reichstags-Abgeordneten bundestreue Gesinnung hegten. — Abgeordneter vr. Schwarze: Ich hoffe von der von uns allen anerkannten und bewährten Unparteilichkeit des verehrten Herrn Präsidenten und des Hauses, daß, nachdem Sie soeben gehört haben, welche Beschuldigungen gegen die Vertreter eines norddeutschen Bundesstaates geschleudert worden sind, Sie auch werden mir das Wort zugestchen, darauf zu antworten. Denn wenn auch mein Freund Günther vorhin geäußert hat, daß die Verdächtigungen schon ihrer ganzen Natur nack nicht die Bedeutung be anspruchen können, um vor Ihnen erst noch widerlegt zu werden, so muß ich doch fürchten, daß sie west über diesen Saal hinausschallen und hier oder da gläubige Gemülher finden können, daß somit unsere Bundestreue und unsere Gewissenhaftigkeit verdächtigt würde. Vor Ihnen, meine Herren, hätte ich freilich eine Widerlegung nicht nöthig. Wir werden Ihnen durch die Thal beweisen, in jeder Stunde, jedem Augenblicke, was wir von dem norddeutschen Bunde halten, wie wir zu ihm stehen. Das heißt: nachdem wir die Verfassung mit Ihnen angenommen haben, betrachten wir sie nicht als eine blose Thatsache, der wir uns beugen müssen, sondern als die gesetzliche und unverrückbare Basis der neuesten Staatenbildung. (Lebhafte Zustimmung der Sachsen.) Und ich will Ihnen, meine Herren, nicht das bestimmte Wort nennen, das mir auf der Zunge liegt, gegen Den, der behaupten Wollte (mit erhobener Stimme), daß ich und meine politischen Freunde in diesem Saale nur in einem Winkel unseres Herzens nur einen Schimmer eines anderen Gedankens hegten! (Langer Beifall. Biele Abgeordnete stimmen in denselben ein.) Wir Sachsen mögen eine unglückliche Politik getrieben haben — aber das soll uns Niemand nachsagen, daß wir eine untreue Politik trieben. Wir werden die sächsische Treue nicht verläugnen, wir werden sie in guten Tagen nicht nur, sondern auch, wenn böse Tage kämen, zu bewahren wissen! (Wie oben.) Meine Herren! Auf Zeitungsnachrichten und Artikel gebe ich nichts, wenn mir nicht bewiesen wird, daß ich oder meine poli tischen Freunde damit in einem Rapport stehen. Weder ich, noch meine Partei stehen mit der „Leipr', ziger Zeitung", die ganz fäffchlich als ein Organ «k