Suche löschen...
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 25.05.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-05-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189905258
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18990525
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18990525
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-05
- Tag 1899-05-25
-
Monat
1899-05
-
Jahr
1899
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
bespannt mit 2 Lokomotiven. In dem Zuge, der stark besetzt war, befand sich auch der Betriebsdirektor der österreichischen Staats bahnen au« Pilsen, Hofrath Tutschek, der dem Bürgermeister Kunzmann au» Neudek und den Vertretern der einzelnen von der Bahn berührten Orte die herzlichsten Glückwünsche zu der endlich erreichten Eröfsnung der ganzen Bahnlinie darbrachte. Nachdem nun die Festthcilnehmer in dem nach Johanngeorgenstadt fahren den Zuge wieder Platz genommen hatten, bewegte sich derselbe, langsam und mit großer Mühe die starke Steigung überwindend, vorwärts. Aus allen Stationen war nun rege« Leben, fast überall wurde der Zug, dessen erste Lokomotive sehr hübsch geschmückt war, von Korporationen (Militärvereincn, Feuerwehren u. s. w.) auf da« freudigste empfangen. Selbst Breitenbach hatte da« Ver säumte nachgeholt; außer zahlreichem Publikum, dem Militär vereine und einem Musikchorc war auch die Schuljugend ausge stellt, welche nach einem Jnstrumentalvortrage einige Weisen sang. Aus dem Bahnhöfe Johanngeorgenstadt, der allerdings Stunde später erreicht wurde, als der Fahrplan angiebt, wa« zur Folge hatte, daß der Anschluß nach Schwarzenberg nicht möglich war, sand großer Empfang Seiten der Behörden statt. Der Zug fuhr unter Musikvorträgcn der Stadtkapelle in den festlich ge schmückten Bahnhof ein. Nachdem alle Mitfahrendcn den Zoll- revisionSsaal passirt hatten, begaben sich dieselben nach der Stadt. Für die behördlichen Vertreter waren Wagen am Bahnhose be reitgestellt. Alle öffentlichen und viele Privatgebäude prangten im Flaggcnschmucke, der namentlich der Bahnhofstraße ein ganz besonder« festliche« Gepräge verlieh. Im Speisezimmer de« Hotel de Saxe nahmen die Festtheilnehmer ein von der Stadt Johann georgenstadt gegebenes Frühstück ein. Hierbei begrüßte Herr Bürgermeister Brendler die Erschienenen und brachte ein begeistert aufgenommenes Hoch aus König Albert von Sachsen und Kaiser Franz Joseph von Oesterreich au«. Herr StaatSbahndirektor Hofrath Tutschek au« Pilsen dankte und ließ die Stadt Johann georgenstadt und ihre Vertretung hoch leben. Mit besonderer Genugthuung wurde der fein humoristisch gehaltene Toast de« Herrn k. k. Bezirk«hauptmann« Pappisch au« JoachimSthal ausgenommen, der, von der bekannten Lcssing'schen Fabel vom Pfennig ausgehend, den JoachimSthaler Bezirk in Bezug auf die bisherige Zurücksetzung desselben betreff« der Eisenbahn mit dem erwähnten Pfennig verglich, den Schwerpunkt seiner Ansprache darauf legte, daß e« ihm stet« ein Herzensbedürfniß gewesen sei, mit der angrenzenden sächsischen Gemeinde den innigsten und freundschaftlichsten Verkehr zu pflegen und brachte ein Hoch auf alle Diejenigen au«, die wahre Freundschaft zu halten verstehen. Daß bei dem Frühstück noch manch treffliche» Wort gesprochen wurde, bedarf keiner weiteren Erwähnung. Große Verdienste um da« Zustandekommen der Bahn haben sich die Herren Bürger meister Meinl in Bäringen und Rechtsanwalt l)r. Graf in Neudek erworben. Die neue Eisenbahn dürfte wegen der großartigen landschaft lichen Reize, welche sie den Augen de« Publikums erschließt, auch in touristischer Beziehung eine hervorragende Be deutung erlangen. Arüyzettiger Bezug von Thomasmehl. Die außerordentliche Preissteigerung, die da« Superphosphat seit Frühjahr 1898 erfahren hat, und die infolge dauernden An ziehen« der Preise für Rohphosphate sich noch zu verstärken droht, läßt mit Sicherheit erwarten, daß zum Herbste der Verbrauch an ThomaSschlacke ein so starker sein wird, wie er bi« jetzt noch nicht dagewesen ist. Konnten nun schon bisher die Lieferungen im Herbste nicht in allen Fällen so rechtzeitig auLgeführt werden, wie die« im Interesse der Besteller gewesen wäre, so liegt die Befürchtung nur zu nahe, daß sich in den kommenden Monaten Juli, August und September die Ansprüche an die Leistungs fähigkeit der Werke noch ganz wesentlich erhöhen. Wenn nun auch seitcn« der Werke alle Vorkehrungen ge troffen werden, um den zu erwartenden größeren Abforderungen nach Möglichkeit entsprechen zu können, so dürfte e« sich doch em pfehlen, wenn die Landwirthschaft sich nicht der Gefahr etwaiger Lieferungs-Verzögerung aussetzt und schon in den Monaten Mai, Juni mit dem Bezüge von Thomasmehl beginnt. Um nun Störungen im Bezüge vorzubeugen, zugleich den Landwirthen einen frühzeitigen SkMg von Thomasmehl ohne Mehrkosten zu ermöglichen, haben die ThomaSphoSphatwerke eine Vergünstigung in der Art eintreten lasten, daß für den Bezug im Monat Mai 2"/», für den Bezug im Monat Juni 1 Lager- und Zinsvergütung gewährt wird. E« empfiehlt sich um somehr, von dieser Gelegenheit de« Bezüge« im Monat Mai und Juni ausgiebigsten Gebrauch zu machen, al« gerade in dieser Zeit der Landwirth durch die Anfuhr de« Thomasmehle« keine anderen Arbeiten zu versäumen braucht, er zugleich der Gefahr sicher enthoben ist, vielleicht später gezwungen zu sein, an Stelle de« billigen Thomasmehl« da« viel theurere SuperphoSphat benutzen zu müssen. Welche Nachtheile ihm hieraus entstehen würden, ergiebt sich recht deutlich au« nachstehenden Zahlen. E« kostet augenblicklich franko Station unserer Gegend 1 kg lösliche Pho«- phorsäurc im Thomasmehl 88—89 Pf-, dagegen 1 kg lösliche Phosphorsäure im SuperphoSphat 48—41 Vf' die lösliche PhoS- phorsäure im Thomasmehl ist also um 18 Pf. billiger, als die lö«liche Phosphorsäure im SuperphoSphat; oder mit anderen Worten: im SuperphoSphat kostet die wirksame Phosphorfaure um fast die Hülste mehr, al, im Thomasmehle. In eigener Schlinge gefangen. Roman oon Ernst v. WatdoI». (8. Fortsetzung.» Von Niemand gesehen, hatte da« Paar den Pavillon erreicht, in welchem eine zärtliche Begrüßung stattfand. Er jetzt betrachtete Richard mit banger Sorge da« blasse, schmale Gesichtchen der Geliebten und drückte seine Besorgniß darüber au«, al«dann erst beantwortete er de« Mädchen« Frage nach dem Grunde seine« unerwarteten Erscheinen«. »Ich habe in Berlin die nähere Bekanntschaft eine« jungen Studiengenossen gemacht; derselbe ist vornehm und reich und folgt lediglich dem ihm innewohnenden WistenSdurste, indem er sich da« Ziel gesteckt hat, da« Doktorat der Philosophie zu erwerben. Aber er hat seinen schwachen Kräften zu viel zugemuthet und durch da« anhaltende Studiren seiner Gesundheit geschadet. Zur Heilung eine« ihn bedrohenden Brustleiden« soll er nach dem Süden gehen und den Winter an der Riviera zubringen. Mein Freund besitzt nur noch eine Mutter, die selbst leidend und halb gelähmt ist; sie ist außer Stande, eine so anstrengend« Reist zu machen. Da hat man denn mir den Vorschlag gemacht, den Leidenden zu begleiten, und da die Bedingungen sehr günstig sind, würde ich mit Freuden einwilligen, wenn hier in Ellernhoff die Dinge so liegen, daß ich ohne Sorge eine immerhin weite Reise machen und eine große Entfernung zwischen un« legen könnte." .Wann würdest Du zurückkommen, Richard?" fragte Therese ettva« gepreßt. .Jedensall» nicht vor dem Frühjahr, denn zunächst gehen wir über Wien nach Tirol und von da zu längerem Aufenthalte nach Riva am Gardasee. Im Oktober nach Bordighera und San Remo. - Im April oder Mai, wenn da« Wetter mild ist, kehren wir heim." .War, so lange willst Du von der Heimath fern sein?" .Erforderlichen Falle« könnte ich auch eher zurückkommen, wenn e« mir gelingt, den Freund sicheren Händen anzuvertrauen. Warum hast mir gar nicht geschrieben, daß Du leidend warst? Erst durch den Vater habe ich da« gestern, bei meiner Ankunft, erfahren. Sage mir, Theuerste, waren etwa seelische Erregungen schuld an Deinem Leiden, begegnet man Dir hier etwa lieble« — fühlst Du Dich durch die Anwesenheit dieser Paulet bedrückt?" .Sie reist noch heute nach England zurück," entgegnete Therese. .Da« ist mir lieb zu hören; nach Allem, wa» man sich von ihr erzählt, dürfte sie schlecht zu Dir Pasten und der Umgang mit dieser so leben-lustigen Frau für Dich wenig angenehm sein." .Darin hast Du vollkommen recht, und obgleich Mr«. Paulet neuerding« ein herzlichere« Benehmen gegen mich an den Tag legte, gewährt e« mir doch eine große Erleichterung, von ihrer Gesellschaft befreit zu sein. Im Uebrigen habe ich mich über nicht« zu beklagen. Mein Vetter Ferdinand benimmt sich mir gegenüber in jeder Beziehung sehr rücksichtsvoll und sucht in keiner Weise meinen Entschluß zu beeinflussen ; ich bedauere nur, daß Ihr Beide Euch niemals hattet näher treten können. In dieser Beziehung wäre e« vielleicht ganz gut, wenn Du für einige Monate nach Italien gingest. Wenn Du zurückkehrst, bin ich bald majorenn und vollständig unabhängig. Ja, gehe, geliebter Freund, die« soll hoffentlich die letzte lange Trennung sein; nach Deiner Rückkehr gehören wir un« bald einander für immer an." Eine innige Umarmung folgte diesem Herzensergüsse. Therese löste sich zuerst au« derselben. „Mir war, al« hörte ich ein Geräusch," sprach sie erschrocken. .Da« ist Täuschung ich habe nicht« vernommen," beruhigte sie Richard. „Vielleicht hat Jemand draußen einen Stein an die Mauer geworfen; laß mich einmal durch die Spalten der Jalousie blicken." Therese näherte sich schnell dem Fenster und nachdem sie lange hinausgespäht, sagte sie halblaut: .Es muß Käthe, da» Küchenmädchen gewesen sein, die hier vorbeigekommen ist; jetzt steht sic bei den Rosen und schneidet sich einige meiner schönsten Zentifolien ab. Sie versteckt dieselben unter der Schürze und geht hastigen Schritte« dem Schlosse zu." .Dann werde auch ich mich beeilen, den Park zu verlassen, denn e» wäre mir unlieb, gesehen zu werden, und da« könnte doch leicht der Fall sein, wenn sich noch mehr Liebhaberinnen für Deine Rosen finden sollten." .Ja, besser ist'«, wir trennen un«, mein geliebter Freund, denn Vetter Ferdinand wird bald von seinem Morgenritte heim kehren, und e« ist gar nicht nöthig, daß er von Deiner Anwesen heit im Dorfe erfährt. Wann gedenkst Du abzureisen?" „Schon mit dem Zweiuhr-Zuge, da e« mir geglückt ist, mich ungestört mit Dir zu berathen. Mein Vater ist völlig einver standen mit meinem Reiseprojekt, ja, er erhofft Gute« davon in feinem Sinne. Von unserer Verbindung will er ja noch immer nicht» hören, denn er sieht für Dich nur ein Glück in der vom verstorbenen Freiherrn einst gewünschten Heirath. Mein Vater," so fügte Richard lächelnd hinzu, „meint, ich werde vergessen, wenn wir soweit getrennt sind und ich ganz andere Eindrücke erhalten werde." Die gegenseitigen Liebe«- uud Treueversichcrungen, sowie da« Abschiednehmen nahmen noch geraume Zeit in Anspruch, so daß die Sonne schon ziemlich hoch stand, als die Verlobten sich end lich trennten. Richard« Wunsch, daß er ungesehen durch die kleine Park pforte entschlüpfen könnte, ging leider nicht in Erfüllung, denn bei einer Biegung de» Wege« sah er sich zu seiner unangenehmen Ueberraschung dem Freiherrn von Ellernhoff gegenüber. Ferdinand schien eben erst vom Pferde gestiegen zu sein, denn er hielt die Reitpeitsche noch, wie spielend, in der Hand. In einiger Entfernung folgte Jakob Kemmerich, der Parkwärter. Der Freiherr stutzte beim Erblicken de« jungen Manne», den er sofort erkannte, obgleich er ihn nur einmal flüchtig gesehen ; er schien erst zu überlegen, wa« er ihm sagen wollte, und mit sich noch nicht recht einig zu sein über die Haltung, welche er ihm gegenüber cinzunehmen habe. Richard Strehlen kam ihm zuvor; er grüßte höflich, seinen Hut lüftend, und sprach: „Verzeihen Sie, Herr Baron, daß ich der Versuchung nach gab, durch die unverschlossene Parkpforte hier einzutrcten, um die Spielplätze meiner Knabenjahrc nochmal« zu sehen, ehe ich für längere Zeit die Heimath verlasse." Mit überlegenem Lächeln erwiderte Ferdinand den Gruß; dann sagte er spöttisch: .Dagegen habe ich durchau« nicht« einzuwenden; ein andere« wäre e«, wenn e« sich um einen Abschied von der Jugendgespielin handelte. Meine Pflicht al« Vormund geböte e» mir, da einzu schreiten, und ich würde die« um so eher Ihun, al« ich meine eigenen Rechte zu vertheidigcn hätte!" Eine flüchtige Röche färbte Richard« Wangen, doch erwiderte er so ruhig, wie er e« vermochte: .Sie sprachen von Rechten, Herr Baron; die kann in solchem Falle doch nur die Liebe gewähren!" .Sie irren, Herr Studiosu«; im wirklichen Leben haben wir mit ganz anderen Faktoren al« kindischen Neigungen zu rechnen! Dieser Ucberzeugung hat sich auch Fräulein von Ellern hoff nicht länger verfchlossen, und ich gedenke bald nach der Abreise der Mr«. Paulet meine Verlobung mit meiner Base zu veröffentlichen." Jetzt beherrschte sich Richard nicht länger, und die Hand erhebend, rief er: .Sie sprechen da wissentlich eine Lüge au«! Therese wird nie die Ihre werden!" .Hat sie Ihnen die» etwa auch heute bei einem zärtlichen Stelldichein versprochen, Herr Studioju«?" fragte Ferdinand, und ein höhnische« Lächeln umspielte seinen Mund. .Ich verbitte mir jeden Spott!" fuhr der erregte junge Mann auf; .ich laste nicht mit mir spielen! Ihr ganze« Be nehmen und Ihre Art, eine so hochernste Angelegenheit zu be handeln, ist beleidigend!" .Ich kann Sie nicht hindern, meine Worte so aufzufasscn; wa» aber folgt darau«, wenn Ihre Annahme die richtige wäre?" Richard« Haltung wurde eine so drohende, daß Jakob Kemmerich sich beeilte, näher zu seinem Herrn hinzutreten. Dem Alten war kein Wort von der Unterredung entgangen, und er schüttelte traurig da« graue Haupt, al« jetzt der Oberförsterssohn, sich hoch ausrichtend, sagte: »Sie werden nicht leugnen können, daß Sie absichtlich Streit mit mir suchten, Herr Baron Ellernhoff! Ich stehe Ihnen jeder zeit zur Verfügung! Sie wissen, wo ich zu finden bin; ich werde meine auf heute Nachmittag festgesetzte Abreise verschieben — und werde noch einen Tag zugebcn!" .Dann bitte ich aber, den Abschied von Ihren Knabenspiel- Plätzen, soweit e« dicfen Park betrifft, für später hinau«;uschieben," entgegnete der Baron hohnvoll und wendete sich zum Gehen. Heftig gereizt gab Richard zur Antwort: .Sie haben mich förmlich hinauSgeworfen. — Sie werden noch von mir hören!" Damit bog Richard in einen Seitenweg «in, der direkt zu der kleinen Parkpforte führte, durch die er in« Freie gelangte. Ferdinand hatte aufgehorcht, al« der junge Mann davon gesprochen, seine Abreise auszuschieben, und ein Schatten war dabei über sein Gesicht geglitten. Doch bald erhellten sich seine Züge wieder; er neigte nachdenkend den Kopf und wendete sich dem Gärtner zu, welchen er, gegen seine Gewohnheit, in der leutseligsten Weife ansprach: .Nun, Alter, paffe auf, daß der Herr Student un« heute nicht einen Schabernack spielt; er drohte ja allen Ernste«, mir an« Leben zu gehen und lediglich darum, weil ich nicht gestatten kann und will, daß er unserem Schloß fräulein den Kopf verdreht." „Na, ich werd' schon auspasten, gnädiger Herr. Ich hab ihn nie mögen, den Herrn Studiosu«; e« wär' auch gegen alle göttliche Weltordnung, wenn der unser gnädige- Fräulein heim- sühren lhät; der verstorbene Freiherr - Gott sei seiner Seele gnädig würd' sich ja im Grabe umdrehen!" Ferdinand belächelte de« Alten Eifer; dann sprach er im Weiterschrciten vertraulich: „Der arme Bursche dauert mich eigent lich, war er doch nur deihaib so zornig, weil ick ihm gesagt, daß ich morgen allen Ernste« um Fräulein Therese» Hand werben will. Wer weiß, wa» der in seiner Verzweiflung noch Alle« unternimmt! Uebrigen« brauche ich Dir wohl nicht erst befonder« einzuschärfen, daß Du von diesen Dingen zu schweigen hast und zwar gegen Jedermann!" .Verlosten Sie sich aus den alten Kemmerich!" .Schon gut, ich kenne Deine Treue." In respektvoller Haltung empfing darauf der Gärtner die Befehle de« Freihcrrn. Innerlich war der Alte recht vergnügt darüber, daß Richard, der ihm al« Bub die kunstvollen Rabatten zertreten und auf die seltensten Obstbäume hinaufgeklettert war, nicht der Gatte de« Schloßfräuleins werden würde. In» Schloß zurückgekehrt, traf Ferdinand mit Therese zu sammen und war ganz besonder» zuvorkommend gegen sie, de« Zusammentreffens mit Richard gedachte er mit keinem Worte. Zur Mittagszeit kehrte auch Hortense au« L. zurück und erzählte von ihren Abschiedsbesuchen, wobei sie ganz zufällig er wähnte, daß sie nun auch ihr Handgepäck aus der Bahnstation deponirt habe, um, da e« ja heute an Leuten im Schlosse fehle, den Weg zu Fuß dahin machen zu können. .Ich werde mir da« Vergnügen machen, liebe Freundin," fiel Ferdinand hastig ein, „Sie selbst auf den Bahnhof nach L. zu bringen, und zwar in dem kleinen Kabriolett. Franz, unser Kutscher, wie auch die meisten Anderen haben mich um Erlaub- niß gebeten, den heutigen kirchlichen Feiertag begehen zu dürfen. Sie mögen sich amüsiren; Jakob Kemmerich und die Friedland genügen zum Schutz de« Hause« und zur Bedienung sür Fräulein von Ellernhoff, um so mehr, als ich mich beeilen werde, Heimzu kommen. Hoffentlich haben Sie keine Furcht, wenn ich die Zügel in der Hand habe; ich kann Ihnen die Versicherung geben, daß ich kein ganz schlechter Kutscher bin." „Daran hege ich gar keinen Zweifel, lieber Freund, und will nur hoffen, daß Sie nicht Ihren Beruf verfehlten, al« Sie es verzogen, etwas andere» al« Kutscher zu werden! Ich nehme Ihren Ritterdienst mit Dank an, schon deshalb, weil ich alsdann al« Richterin fungiren kann, wenn e» sich darum handeln sollte, ob Ihnen ober Ihrem Kutscher der Preis gebühre." Therese zwang sich, an dem Gespräch theilzunehmen, obwohl ihre Gedanken ganz wo ander» weilten. (F°rts,tzung folgt.) Vermischte Nachrichten. — Vorsicht vor den Maiglöckchen! Die jetzt wieder beginnende Maiglöckchcnzeit giebt Veranlassung, alle Freunde und Freundinnen dieser herrlich bustenden Blume darauf hinzuweisen, daß sowohl ihre Stengel al» auch ihre Blüthen einen starken Giftstoff in sich bergen, und zwar da« Glykosid, welche» Blau säure enthält. Man vermeide daher besonder», die Blume zwi schen den Lippen zu tragen, da die kleinste, kaum bemerkbare Riß wunde unförmlich anschwillt, sobald der Saft der Blume in sie eindringt und Schmerzen bereitet. Ebenso werfe man die abge- blüthen welken Blüthenkelche nicht auf die Höfe, wo Geflügel umherläust ; denn schon oft ist e» beobachtet worden, daß beson der« junge Hühner und Tauben nach dem Genüsse dieser Blume verendeten. Für die Spatzen ist übrigen» die Maiglöckchenzeit eine Sterbezeit; denn jeder Spatz, der die welken Blüthen auf pickt, ist verloren. — Armenhäuser für Thiere. Grenzenlose Milde gegen Thiere ist ein hervorragender Zug im Charakter jedes strenggläu bigen Buddhisten. Der Fürsorge der Hindu» für jede« hilfe bedürftige Geschöpf verdanken die vielen Thierhofpitäler und An stalten zur Pflege altersschwacher oder sonstwie hilfloser Thiere ihre Entstehung, die man so zahlreich in Ostindien trifft. Eine« der größten und bekanntesten der .Thierarmenhäuser" befindet sich bei der Station Sodepur in der Nähe von Kalkutta. Es beherbergt gegenwärtig 973 Insassen, nämlich 129 Ochsen, 307 Kühe, 171 Kälber, 72 Pferde, 13 Wasserbüffel, 69 Schafe, 15 Z-cgen, 141 Tauben, 44 Hühner, 4 Katzen, 3 Affen und 5 Hunde. — Politisch. A.: „Wenn Sie wissen, daß Ihr Mann zur Korpulenz neigt und jede» Jahr nach Marienbad muß, soll ten Sie doch nicht so gut kochen!" — Frau: „Doch, ich darf ihn ja allemal begleiten!" — Unsere Dienstboten. Frau: „Aber, liebe» Kind, Sie haben ja in kurzer Zeit sehr viele Stellen gehabt ..." — Mädchen: „Da können Sie eben sehen, Madammken, wie sich die Herrschaften um mich gerissen haben!" — Ein Ordnungsmensch. Knecht: „Bauer 'S brennt, 'S brennt, komme Se rette!!" — Bauer: .Auf» Brenne geb i gar nischt; z'erscht müsse se mit de Spritz'» komme!" „Hcmieberg-Seide" — nur ächt, wenn direkt ab meinen Fabriken bezogen — schwarz, weiß und farbig, von 75 Pfa. bis Mk. 18.65 p. Meter in den modernsten Gewe« den, Farben und DessinS. An Jedermann franco und verzollt ins Han«. Muster umgehend. kl. Nsimsdsrg's Ssilisn-sisdriksn <». n. b. So«), rüeick Standesamtliche Nachrichten von Schönheide vom 14. bis mit 2V. Mai 1899. Geboren: 141) Dem Bürstenfabrikarbeiter Ernst Hermann Loren- in Oberstützengrün IS. 142) Dem Bürstenfabrik Werkführer Friedrich August Unger hier 1 T. 143) Dem Handelsmann Gustav Hermann Fuchs hier I S.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)