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>1867. Mittwoch, de« 2S. September 22/ französische Gesandte in Berlin, Herr Benedetti, weilt jetzt in Paris und arbeitet mit dem Minister des Auswärtigen täglich auf das Angestrengteste. Umge kehrt schließtman daraus, daß der m m Paris, Graf vonder.Goltz, der ist, welche^ EechMsrri A B Swktundjwaujigster Jahrgang. zwischen Frankreich und Preußen engere Beziehungen obwalten, doch gehört dies in das Gebiet der Con- jectural-Politik. Als einen Fingerzeig aber, welcher vielleicht für die Zukunft nicht ohne Bedeutung ist, faßt man in Berlin die fast gleichzeitige Erörterung der polnischen Frage in Wien und Paris auf. Die Wiener Blätter feierten den Jahrestag der Schlacht, an welchem der Polenkönig Sobiesky Wim von den Türken befreite, mit ziemlicher Hervorhebung der Wichtigkeit der Existenz eines polnischen Staate-, und etwas Aehnliches thaten die Pariser Zeitungen. Ein solches gemeinsames Vorgehen, welches man gar leicht als eine Salzburger Frucht ansieht, kann na türlich in Berlin und Petersburg nicht angenehm be rühren. In Rußland um so wmiger, als man jetzt das barbarische Gleichmachen und Uniformiren, welches map mit den unglückseligen Polen anwandte, MM leider auf die deutsch-russischen Ostseeprovinzen über trägt. Es ist grauenhaft, zu welchen Gewaltmaßregeln die asiatische Macht Rußlands greift, nm eine colossale Einförmigkeit und Eintönigkeit in Rußland herzusteüen. Mit Feuer und Schwert hauste man in Polen und hatte dabei immer noch den Vorwand, gegyz Hn rebellisches Volk so vorgehen zu müssen. ZM, wo der Leichnam Polens auf der Äde zuckt, beraubt man zunächst die deutschen Bauern in Esthland und Liv land ihrer evangelischen Religion und zwingt sie, in ganzen Dörfern griechisch-katholisch zu werden. Hier auf führt man an Stelle der deutschen Amtssprache die russische ein und endlich jagt man alle deutschen Beamten zum Henker und besetzt alle Mellen mit unfähigen, trunkenen Md fanatisch wüthekwen Russen. Daß sofort aller Verkehr stockt, daß kein Geschäft mehr erledigt werden kann, weil das Publikum nicht russisch und die russische» Beämtm nicht M Geschäfte verstehen, liegt auf der Hand. Jndeß hat die russische Regierung auf alle Vorstellungen bisher erwidert, Ha se! den Deutschen schon recht. .. .1'. " Aus den russischen Ostsecprovmzen driM Hn wirklicher Schmerzensschrei nach Deutschland «tch richtet sich vorzugsweise nach Berkp-s Man sM hier ist eS an der Zeit, daß Her kühne Staat-««» - Wochenblatt i . ... Bifchofswerda^SiolpeyHpd UmaegoiM Amtsblatt -es Königlichen Gerichtsamtes und -es Ata-trathes zu Dischofswer-a. H Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich zwei Mal, Mittwochs und Sonnabends, und kostet vierteljährlich 12'1, Rgh Inserate «erden nur bl« Dienstags und Freitags früh 8 Uhr angenommen. Das wichtigste Ereigniß in dieser im Ganzen tendenziösen Woche ist die Circular-Depesche des Grafen Bismark über die Salzburger Zusammen kunft. Dieselbe spricht offen aus, daß auch der Berliner Hof bei dem ersten Zusammentreffen der Kaiser einige patriotische Beklemmungen empfand, daß aber bald bessere Nachrichten den friedlichen Character dieser Zusammenkunft herausstellten. Mit großer Würde und Entschiedenheit betont die Depesche weiter, daß Deutschland das Recht habe, innerhalb seiner Staaten sich politisch zu einigen und daß es sich vom Ausland in diesem Vorgehen nicht behindern lassen werde. Ja, die Depesche bietet unverkennbar weitere Schritte der Einigung an, indem sie äußert: „es werde der norddeutsche Bund in jedem Bedürf nis der süddeutschen Regierungen nach Erweiterung und Befestigung der nationalen Beziehungen zwischen dem nördlichen und dem südlichen Deutschland auch in Zukunft bereitwilligst entgegenkommen." In diesen Worten liegt der Kern der ganzen Depesche und Frankreich hat auch sofort herausgefunden, daß dieser Schwerpunkt der Depesche nicht zu unterschätzen ist. Selbstverständlich fällt die Mehrzahl der fran zösischen Journale in dem ihnen eigenen Tone über dieselbe her, andere ignoriren sie, die französische Regierung bringt aber obige Stelle mit der Thron rede des badenschen Großherzogs in Zusammenhang und schließ daraus: Preußen werde es zunächst den süddeutschen Staaten überlassen, in welchem Grade die Annäherung der süddeutschen Staaten an Preußen und den norddeutschen Bund stattzüfinden habe. Preußen werde es aber schon zu besorgen wissen, daß in Süddeutschland der Einheitsdräng recht zum Aus druck gelange. Ueberhaupt herrscht jetzt in der fran zösischen Diplomatie eine große Rührigkeit. Der französische Ges ' ".I jetzt in Paris und arbeitet mit' dem Minister des he Gesandte ^Diplomat weüt > daß