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Amts- Md Animebtlitl für den «bonnemeut oiertrlj. 1 M. 20 Pf. einschließl. des .Jllustr. Unterhaltungsbl." u. der Humor. Beilage »Seifen- blasen" in der Expedition, bei unfern Boten sowie bei allen ReichSpostanftalten. MM des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. «rsch«i«t wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: die kleinspaltige Zeile 10 Pf. Im amtlichen Theile die gespaltene Zeile 2b Ps. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. - > 4«. Jahrgang. LE». Sonnabend, den 13. Mai 18SS Pflichtfeilemehr Schönheide. Dienstag, den 23. Mai 189S: I« Zug (Häuser 1—33, 277—415, 457—467) Nachmittags 2 Uhr. II. Zug (Häuser 35-92, 193—277, 418—456) Nachmittags '/.3 Uhr. III. Zug (Häuser 93—192) Nachmittags Uhr. Versammlungsort r für den 1. und II. Zug Rathhausplatz, für den III. Zug Hof raum des Armenhauses. Zum pünktlichen Erscheinen wird hierdurch mit dem Bemerken aufgefordert, daß gegen Nichterschienene strafend vorgegangen, insbesondere gegen Solche, welche zum wiederholten Male fehlen, der zulässig höchste Strafbetrag festgesetzt werden wirf. Verpflichtet zur Theilnahme an den Pflichtfeuerwehrübungen sind alle männlichen Personen vom vollendeten 20. Lebensjahre bis zum 31. Dezember desjenigen Jahres, in I welchem sie das 30. Lebensjahr zurückgelcgt haben, falls nicht Befreiung von den Hebungen auf Grund ortsstatutarischer Bestimmung erfolgt ist. Schönheide, am 10. Mai 1899. Pari Lerxsr, Iieuerlöschdirector. Bekanntmachung. Wegen vorzunehmender Reinigung bleiben die Rathserpeditionen Wontag und Dienkag, den 15. und 18. Wai 1899 geschlossen. An diesen Tagen können nur dringliche Angelegenheiten erledigt werden. Das Standesamt ist an beiden Tagen Vormittags von Ul—11 Uhr geöffnet. Eibenstock, den 1. Mai 1899. Der Rath der Stadt. Hesse. Gnüchtel. Kin vewaffneter Zusammenstoß zwischen Boern und Engländern in Südafrika scheint unvermeid lich geworden zu sein, wie er denn auch schon seit Jahren drohte. Der »auswärtige Minister" Englands Chamberlain befindet sich gegenwärtig in Paris und zwar soll er dort mit den französischen StaatSlenkcrn über die südafrikanischen Verhältnisse verhandeln. Da« ist schon an sich recht auffällig, c« wird aber noch hinzu gefügt, der englische Kolonialsekrctär wolle Frankreich von Deutsch land abziehen. Hierin liegt eine irrthümlichc Auffassung, denn zwischen Deutschland und Frankreich hat keine Annäherung statt gesunden. Nicht einmal der Faschodafall hat e« vermocht, die französische Regierung zu einem Zusammengehen mit Deutschland in kolonialen Fragen anzuregen. Ferner hat Deutschland sich in dem 1897/98 abgeschlossenen deutsch-englischen Abkommen mehr England als Transvaal genähert. Gerade weil dies lauter be kannte Thatsachen sind, ist die obige Erklärung recht bemerkens- wcrth; au» derselben spricht da» tiefe Mißtrauen, welche» man in England gegen Deutschland hegt, überall glaubt man die Deutschen al» Gegner zu finden. Wenn Chamberlain wirklich nach Pari» wegen Verhand lungen über Südafrika gekommen ist, so führt diese Absicht zu verschiedenen Schlüssen. England hat mit Deutschland vor andert halb Jahren einen Vertrag abgeschlossen, der da« Reich in Gegen satz zu der südafrikanischen Republik bringen sollte, jetzt sucht man eine Verständigung mit Frankreich in derselben Richtung. Darin liegt ein Bewei» für die Absicht der Briten, mit Gewalt gegen Transvaal einzuschreitcn. Chamberlain möchte internationalen Einsprüchen begegnen und setzt sich im voraus mit den Regierungen in Verbindung, die in Transvaal starke Interessen haben. Die Gesammt-Berhältnisse in Südafrika haben sich seit 1896 bedeutend verändert; die Boern wurden von dem Einfalle Jame- sons vollkommen überrascht; sie konnten in der Eile nur 400 Mann zusammenbringen und der doppelt so starken Räubertruppc entgcgenstellcn. Außerdem hatten die Boern eine durchaus ver altete Bewaffnung. Seitdem sind die Burgherr mit den neuzeit lichsten Hinterladern bewaffnet und haben mehrere Jahre Zeit gehabt, sich mit denselben vertraut zu machen. Die Artillerie ist mehr al« verdoppelt worden durch Ankauf von deutschen und französischen Geschützen. Weiter bringt da« Schutz- und Trutz- Bündniß mit dem Oranje-Freistaat den TranSvaalern eine Ver mehrung von 15,000 waffenfähigen Männern. Wesentlich kommt in Betracht, daß die Boern jetzt äußerst mißtrauisch und wachsam sind, sic werden nicht wieder überrascht werden, sondern sind auf alle Möglichkeiten vorbereitet. Sollten sie Boern in dem bevorstehenden Kampf wieder siegreich sein, so sind weitgehende Folgen zu erwarten. Die Boern werden sich nicht noch einmal begnügen, den Feind zu schlagen und dann ruhig ihren häuslichen Arbeiten nachzugchen, sie werden über ihre bisherigen Grenzen hinauSgchen. Schon die Thatfache, daß seit 1896 da« holländische Element im Kap Parlament die Mehr beit hat, zeigt deutlich, wie sich diese Strömung verstärken muh. Die englische Herrschaft st, Südafrika ist dann innerlich bedroht und kann durch äußerliche Machtmittel nicht erhalten und ge kräftigt werden. Trotzdem von London au« kriegerische Absichten bestimmt geleugnet werden, läßt sich Präsident Krüger nicht täuschen. Er hat an die Burgher« die amtliche Weisung ergehen lassen, ne sollten sich für ernste Möglichkeiten bereit halten. Er fügt hinzu, daß der Ausbruch von Feindseligkeiten al» Ausgang der gespannten Lage wahrscheinlich sei. Tagesgeschichte. — Deutschland. Der Kaiser hielt am Mittwoch Vor mittag auf dem Uebungrplatze bei Fre«caty eine Truppenschau über die Metzer Garnison ab. Von 9—11 Uhr ließ Sc. Majestät da« König»regiment Nr. 145 bataillon»weise vorexerziren. Daran schloß sich eine Gefechtsübung im Feuer, an der auch Artillerie und Kavallerie theilnahmen. Dann folgte zweimaliger Vorbeimarsch sämmilicher Truppen der Garnison, dem die Kaiserin im Wagen beiwohnt». Um 2'/, Uhr war die Parade zu Ende. Der Kaiser kehrte an der Spitze de« Königsregiment» in die Kaserne zurück und nahm dort im OffizierSkasino da» Frühstück ein. Die Parade wurde von dem kommandirenden General Grafen Häseler kommandirt und war vom schönsten Wetter be günstigt. Nach dem Frühstück beim KönigS-Jnsanterie-Regiment Nr. 145 kehrte Se. Majestät der Kaiser nach Urville zurück, wo hin die Kaiserin sich bereit« alsbald nach Beendigung der Parade begeben hatte. — Am Sonnabend Nachmittag gegen 5 Uhr wer den Ihre Majestäten in Wiesbaden eintreffen und bi« zum Abend de» 20. d. Mt». daselbst verweilen. — Der preußische Finanzminister Or. v. Miquel hat der Deputation der Zentralvereine selbstständiger Gewerbetreibender, welche jüngst von ihm in Audienz empfangen wurde, wie nach träglich ein Berichterstatter meldet, ein schärfere« Vorgehen der Regierung gegen den unlauteren Wettbewerb, soweit er bi« jetzt nicht durch da« Gesetz getroffen wird, in Aussicht gestellt. Zunächst solle gegen die sog. Lockartikel in den Waarenhäusern und Ausverkäufen eingeschrittcn werden, ebenso gegen die schwindel haften Auktionen, die bislang alle gesetzlichen und polizeilichen Vorschriften zu umgehen wußten. Der Minister zeigte sich nicht nur über die Einzelheiten der WaarenhauSfragc auf'S Genaueste unterrichtet, sondern zögerte auch nicht, die Schädigung der Ge werbetreibenden durch die Beamtenvercine anzuerkennen. Herr v. Miquel empfahl den Herren, auch mit dem HandelSminister Breseld, dem Staatssekretär v. PosadowSky und Freiherrn v. Huene, dem Vorsitzenden der preußischen ZentralgenossenschastSkasse, Rück sprache zu nehmen. Der Letztere hat der Deputation in einer anderthalbstündigen Konferenz große« Entgegenkommen gezeigt und lebhafte Förderung der genossenschaftlichen Bestrebungen de« Kleingewerbe« versprochen. Bei dem Staatssekretär Grasen Posa- dowSIy dürften die Vertreter der Zentralvereinc in nächster Woche vorstellig werden. — Oesterreich-Ungarn. Ein offiziöser SituationSbcricht der „Narodni Lisch" erklärt, daß Graf Thun vom Kaiser die Ausgabe übernommen habe, die Hindernisse einer normalen parlamentarischen Thätigkeit zu beseitigen, daß er die« jedoch nur thun wolle al» Minister der Rechten. Falls die» nicht gelänge, müßte er zurücktreten. Die »Narodni Lisch" er klären, daß die Tschechen diese offiziöse Lockung oder Drohung nicht berücksichtigen könnten. — Wien, 10. Mai. Der »Politischen Korrespondenz" wird aus dem Haag gemeldet: Die Mächte haben sich geeinigt, behufs Verhütung von Ueberschreitungen des Programm« bei der Ab rüstungskonferenz strengere Vereinbarungen zu treffen, als für internationale Konferenzen bisher üblich waren. Demgemäß wurde festgestellt, Zuschriften politischer oder nichtpolitischer Ver eine an die Konferenz abzulehnen, desgleichen Anträge oder Denk schriften von Regierungen, in denen die inneren Zustände anderer Länder in Erörterung gezogen werden. Der erwähnte Entschluß der Mächte ist den Regierungen der Balkanstaaten bekannt ge geben und auch in Konstantinopel mitgetheilt worden. — China. Die »North China Daily New«" melden au« Peking unterm 24. März: »Geheime Instruktionen wurden gestern auf direkten Befehl der Kaiserin-Mutter an sämmtliche Vize-Könige und Gouverneure der Küstenprovinzen gesandt, dahin gehend, dieselbe» hätten jeder Landung fremder bewaff neter Korp« mit Waffengewalt zu widerstehen und hasteten mit ihrem Kopfe für strenge Ausführung diese« Befehl«. Locale und sächsische Nachrichten. — Dre-den, 10. Mai. Ihre Majestät die Königin be absichtigt Karlsbad nächsten Mittwoch, 17. d. Ml«., Mittag« zu verlassen und an diesem Tage gegen '/,7 Uhr Abend« in Strehlen einzutreffen. Am darauffolgenden Tage Nachmittag« gedenkt sie zu einem mehrwöchentlichen Aufenthalte nach Sibyllenort in Schlesien abzureiscn, woselbst Se. Majestät der König bekanntlich bereit« seit 28. April weilt. Da» Befinden Ihrer Majestät der Königin ist fortdauernd sehr befriedigend. — Dresden, 9. Mai. Die Frage der Theilung de« Dresdner Landgericht«, welche seiner Zeit so viel Staub auf wirbelte und zahlreiche Petitionen veranlaßte, geht nunmehr ihrer Lösung entgegen. Dem Vernehmen nach wird die Entlastung de« hiesigen Landgericht« dadurch herbeigeführt, daß in Dre«d»n nach dem Borbilde von München ein zweite« Landgericht errichtet wird. Hierdurch wird die Schädigung der vielfältigen und ge wichtigen Interessen, die nach dem ursprünglichen Plane de« königlichen Justizministerium« eingetreten wäre, vermieden. Aller ding« wird die« nicht ohne erhebliche Op'er der Stadtgemeinde Dresden abgehen, und die städtischen Kollegien werde» sich dem nächst mit dieser wichtigen Frage eingehend beschäftigen. Der "Neubau diese« neuen Dresdner Landgerichts wird, wie man hört, in die Südvorstadt zu stehen kommen, und zwar glaubt man, daß das monumentale Gebäude in der Nähe de« königlichen Poly technikums erstehen wird. — Dresden. Welche Thaten der Fanatismus einzelner Sozialdemokraten anzurichten im Stande ist, zeigt ein in Striesen vorgckommener Fall. Dort hatte ein Tischlergeselle R. dem „Welt feiertag" durch ArbeitSruhc die nöthige Weihe verliehen und, um diese zu erhöhen, von seiner Ehefrau die Betheiligung an dem Nachmittags stattgefundenen demonstrativen Spaziergänge nach Loschwitz verlangt. Al« sie sich weigerte, dem Wunsche nachzu kommen, gerieth der liebenswürdige Gatte derart in Wuth, daß er seine Frau schwer mißhandelte und sie sogar mit einem Strick zu erwürgen versuchte. Der Thatbestand soll zur Kenntniß der Behörde gekommen sein, und sonach dürfte der Anhänger des idealen Zukunftsstaate« noch eine ganz besondere Erinnerung an diesen I. Mai erfahren. — Dresden, 10. Mai. Die Gutsbesitzer Gustav und Robert Barthel au» Stürza bei Stolpen wollten gestern mit ihren Frauen zum Begräbniß de« dritten Bruder« nach Daube sahren. Unterwegs scheuten die Pferde im Lohmener Walde. Alle Insassen fielen au« dem Wagen; die eine Frau war sofort todt, die andere verschied an den schweren Verletzungen auf dem Heimtransport. — Zwickau, 9. Mai. In der heutigen Sitzung des Kgl. Schwurgericht« bildete da« Verbrechen der versuchten Brandstif tung den Gegenstand der Verhandlung, dessen der am 5. Mai 1867 in Auerbach i. V. geborene, zuletzt in Unterstützengrün wohnhafte Sticker Ernst Richard Groß, z. Z. hier in Unter suchungshaft, angcklagt war. Ihm wurde beigemessen, dasjenige Feuer angelegt zu haben, welche« am 20. März d. I. Abend« kurz nach 7 Uhr im Partcrrcsaal der früher von dem Privat mann Falk in Unterstützengrün betriebenen Maschinenstickcrci auS- brach, beim Vorübergehen von dem KaufmannSlchrling Auch« be merkt, und von diesem und hinzugckommcnen anderen Personen später im Keime erstickt worden ist. Groß, der in nächster Nähe in einem baufälligen Hause wohnt, hatte den Slicksaal micthweise zur Benutzung über. Nach erfolgter Beweisaufnahme verneinten die Herren Geschworenen die an sie gerichtete Schuldfrage. In folgedessen wurde der Angeklagte freigesprochen und sofort in Frei heit gesetzt. — Pillnitz, 9. Mai. Eine an Panik grenzende Angst be mächtigte sich gestern der zahlreichen Passagiere, welche sich auf der großen Elbfähre bei Pillnitz befanden, al« diese, anstatt an da« andere Ufer zu fahren, plötzlich wie ein Spielball von dem riesig angeschwollenen Elbstrome mit sortgcspült wurde. Die Kette, an der die Fähre geleitet wurde, war gerissen. Den Pio nieren wollte e» nicht gelingen, durch Ankerwerfen da« Fahrzeug auszuhalten. Schließlich hakte sich aber ein Anker an der Kette der Kettenschleppergcsellschaft fest, und da« mit Hunderten von Menschen besetzte Schiff stand still. Einem herbeigeholten Dampfer gelang e« erst nach 1'/.stündiger Arbeit, die Fähre an« Land zu ziehen. Die Passagiere werden diese unfreiwillige Wasserpartie nicht so leicht vergessen. — Bockau, 9. Mai. Gestern Abend gegen 8 Uhr wurde hier auf der fiskalischen Straße in der Nähe der Schule der 7 jährige Sohn de« Polizcidiener« Teumer von einem einspännigen Postfuhrwerk überfahren und derart verletzt, daß er an dessen Folgen kurze Zeit darnach verstarb. Dem Geschirrführer, Brief träger Günther, soll an dem Unfall keine Schuld treffen, da sein Pferd infolge eine« ihm sehr rasch entgegengefahren gekommenen Hundegcschirre« scheute und der Knabe rückwärts unter da« Pferd gelaufen sei. — Nieder schlcma, 10. Mai. Hier fand man den Leich nam de« am vergangenen Sonntage verunglückten Schulknaben« Scheffler au» Auerhammer an einer Brücke zwischen zwei Bal ken hängend. — Von dem Segen de« großen Loose« der Landeilotterie, welche« schon am 2. Ziehungstage der 5. Klaffe au« der Urne sprang und in die Kollektion de« Herrn Karl Morgner in Treuen siel, kommt ein Zehntel in die Hände eines Auerbacher Bürger«; weitere Antheile der Glück«nummer 40378 wurden in Falkenstein, Reichenbach, Netzschkau, Straßburg und im fernen Rußland gespielt.