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Die Wahlen für das Parlament sollen am 31. Astg. stattfinden, da Anhalt mit seinen Vorbereitungen hierzu nicht eher fettig gewordm ist. Sicherlich wird das Parlament eine wesentlich confervative Haltung beobachten, von einem freiheitlichen Ausbau der Ver fassung wird man wenig spüren. In Preußen con- didiren allein über 60 Landräthe um Sitze im Par lament und sie werden der reactionären Strömung des Ministeriums ebenso willig folgen, wie auf dem ersten Reichstage. Die freisinnigen Abgeordneten aus Sachsen und den Kleinstaaten (denn, auch die Con- servativen aus denselben sind noch lange keine solchen Reaktionäre wie die Conservativen Preußens, weil es eine solche Junkerpartei glücklicher Weise nirgends giebt) werden Noth und Mühe haben, Etwas gegen den Schwung nach rückwärts zu halten. Vor einigen Wochen tagten in Stuttgart etwa fünfzig politische Männer aus den süddeutschen Staaten, meist bekannte Namen und alte Kämpfer für Volks rechte. Die Mißgriffe der preußischen Regierung sanden eine scharfe Kritik und dennoch sprachen sich alle einmüthig für den Anschluß an den norddeutschen Bund aus. Das Wort vr. Barth's aus Augsburg schlug durch: Jedes tüchtige Volk könne sich freie Einrichtungen und Gesetze, nicht aber ein Vaterland erobern, wenn es einmal verloren und verscherzt sei. Die Cholera in Palermo hat in den letzten Tagen die schreckliche Höhe erreicht, daß gegen 500 Krank- heits- und nahezu 300 Todesfälle per Tag officiell verzeichnet wurden. In Sicilien ist in einigen Städten kein Arzt und Apotheker zu finden; alle haben sich aus Furcht vor den Mißhandlungen des rohen Pöbels, der in jeder Arznei Gift sieht, fortgemacht. Ein Bürger meister in der Provinz Messina offeritte in einer Zuschrift an seinen College« von Neapel jedem Arzt, der sich seiner Kranken annehmen würde, ein Salair von beliebiger Höhe. Es fand sich einer, der für 100 Frcs. täglick kommen wollte, allein aus Furcht, ermordet zu werden, machte er den Vertrag doch wieder rückgängig. Auch Todtengräber werden aus Neapel verschrieben und sind nicht unter 13 Francs täglich zu haben. Neapel ist glücklicher Weise noch von der Krankheit verschont geblieben. 601 15. Septttuber soll daS Regiments-ExercirenaufdM Fluren zwischen Geißmannsdorf und RammenM A stattfinden, weshalb auch die in Camenz und PulS-^' nitz garnisonirenden Mannschaften des 2, und 3. Bataillons herangezogen werden und in die Dörfer Frankenthal, Rammenau, Burkau, Schön- . brunn, Goldbach, Weickersdorf rc. zu stehen kommen^ — 20. August. Wie wir aus guter Quelle erfahren, hat gestern Vormittag eine Feuersbrunst die Stadt Johanngeorgenstadt sammt Kirche, Schule, Gerichtsamt und Rathhaus fast gänzlich zerstört. S Schmölln, 19. Aug. Um Uebertreibungen zu begegnen, als grassire hier der Typhus auf eine - rapide Weise und habe bereits schon mehrere Menschen leben gefordert, theile ich Ihnen der Wahrheit ge mäß mit, daß allerdings nach dem Verschwinden der Blatternkrankheit hier mehrere Personen vom Nerven fieber ergriffen wurden und noch einige daran dar nieder liegen, was auch in Bittenrode und in De- . mitz der Fall ist; doch sind glücklicher Weise bis jetzt 1 nur 2 Todesfälle vorgekommen. Hoffentlich wird un» . dieser unheimliche Gast, welcher auch vom Herrn. Bezirksarzt vr. Kupfer aus Bautzen als wirttiches .: Nervenfieber erklärt worden ist, bald wieder verlassen. Z Laut Verordnung des Ministeriums des Innern vom 17. August finden die Wichten zum Reichstag den 31. August d. I. statt. Das königliche Finanzministerium hak im Jahre 1866 zur Feier des hundertjährigen Bestehens der königlichen Bergakademie zu Freiberg eine Denkmünze in 465 Exemplaren von der Münze anfertigen lassen, welche, gegen Erstattung des Geldwerthes von zwei Thaler ü Stück, sowohl von der königlichen Münz- casse in Dresden, als auch von der königlichen , Hauptbergcasse in Freiberg abgelaffen werden. Wie man erfährt, wird unsere Regierung Sicher heitsmaßregeln zur Verhütung von Unglückssälle» beim Bergbau durch Einführung des Zweischacht- . Systems treffen, die Staatsaufsicht wesentlich ver schärfen und ein Civilentschädigungsgesetz für Fälle fahrlässiger Tödtung oder Verletzung einbringen. Die Chemnitzer Ausstellung, welche sich fort während eines starken Besuches erfreut, wird den 15. October geschlossen. Für die Hinterlassenen der Verunglückten in Lugau find bereits über 71,000 Thlr. eingegangen; man hofft, daß sich die Einnahme bis über 80,000 Thlr. ' steigern wird. - Am 16. d. wurde die 18jährige Fabrikarbeiterin Emilie Ernestine Leonhardt ans Eibenstock auf dem Grabe ihres Geliebten, des Schützen der 6. Comp. Ehregott Rudolph Klemm, welcher sich am 18. Ium d. I. dortselbst erschoß, mit beinahe durchschnittener Kehle, jedoch noch am Leben aufgefuudrn. Man hofft sie am Leben zu erhalten. Der in Dippoldiswalde inhaftitte Gutsbesitzer Hamann (Vater des bereits nach Dresden abgeführ ten Mörders der Chr. Lohse) hat sich, nachdem man ihm angezeigt, daß er zur weiteren Vernehmung nach Dresden transpottirt würde, in seinem Gefängniß ML Sachsen. Bischofswerda, 19. August. Dor einigen Tagen wurde der in Geißmannsdors wohnhafte un- verheirathete Zimmergeselle H. im nahen Walde er hängt aufgefunden. — Heute Nachmittag ertrank beim Baden in der Wesenitz an unbefugter Stelle, ober halb Und in der Nähe der Wiesenmühle der 14^ Jahr alte Schornsteinfegerlehrling Wilhelm Schulze, ge bürtig aus Dresden. Alle Wiederbelebungsversuche blieben erfolglos. — Am 21. d. findet eine Dislo kation der hiesigen Garnison des 4. Infanterie-Re giments statt, indem ein Theil des 1. Bataillons in die zunächst gelegenen Dörfer Belmsdorf und Nieder- Putzkau verlegt, dagegen aber die älteren, zu diesem , , , , „ Etat gehörigen und bisher beurlaubten , im Ganzen erhängt. Bekanntlich war H. der Mitwiffenschaft nur eiste geringe Anzahl Mannschaften eingezogen und Mithilfe an dem von seinem SohnebereiG ein- und kn der Stadt bequattiett werden. Dom 1. bis gestandenen Morde statt verdächtig.