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11867 Mittwoch, den 21. August Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich zwei Mal, Mittwoch« und Sonnabend«, und kostet vierteljährlich 12'1, Rgr. Inserate werden nur bi« Dienstag« und Freitags früh 8 Uhr angenommen. Bischofswerda, Stolpen und Umgegend Amtsblatt des Königlichen Verichtsamtea und -es Sla-trathes zu Kischos»w,r-a. eine Hauptursache für den Krieg hinweg und da Oesterreich das allerstärkste Friedensbedürfniß hat, Napoleon aber trotz mancher stürmischen Scenen im gesetzgebenden Körper noch ganz sicher auf die Ma jorität seines Volkes rechnen kann, wie sich dies in den Wahlen zu den Departements aussprach, wo die Regierung mit einer kolossalen Mehrheit siegte, so droht auch von dieser Seite keine Gefahr. Lassen wir daher die Monarchen in Salzburg diniren, das Theater besuchen, Bergpartien unternehmen, Wasser fälle und Bergseen bewundern und sich auf's Beste amüsiren — wir haben die Beruhigung, daß hinter diesen Festen sich nicht wie die Schlange unter Blumen, das Ungeheuer des Kriegs verbirgt. Be denklich schien Anfangs, daß den Gerüchten über eine Zusammenkunft Napoleons mit König Wilhelm von Preußen widersprochen wurde. Seitdem man aber weiß, daß sich Preußen auf die förmliche Etiquette steift, daß, nachdem König Wilhelm in Paris einen Besuch abgestattet habe, nun auch Napoleon den seinigen nicht unterwegs, so etwa in Coblenz oder sonst wo, abstatten dürfe, sondern nach Berlin kommen solle, verschwinden auch diese Besorgnisse. Als Curiosum mag noch erwähnt werden, daß als Zweck der na poleonischen Reise nach Salzburg u. A. auch die Herausgabe der Gebeine des unglücklichen Sohne« Napoleons l., des Herzogs von Reichstadt, und deren Ueberführung aus dem österreichischen Familienbegräb- niß auf französischen Boden angegeben wird. Bos hafte Zungen finden darin eine Anspielung darauf, daß Frankreich nun quitt sei gegen Oesterreich. Letz terem schiebt man bekanntlich in Frankreich die Schuld de« Todes des Herzogs von Reichstadt unter und wir man in Oesterreich über die Schuld Napoleon« am Untergange Maximilians in Mexico denkt, weiß Älr Welt. Doch wir verlassen die Salzburger Zusammen kunft, die uns wohl in der Folge noch manchmal beschäftigen wird, um zunächst aus Oesterreich noch Einiges zu berichten. Das Werk der Auseinandersetzung der Deputa- Das Programm der Salzburger Festlichkeiten ist absolut vom Wetter abhängig. Wer die Salzburger Achen kennt, weiß, daß dort der Regen häufiger ist als das schöne Wetter. So wäre es nicht unmög lich, daß Napoleon in Salzburg die Aussicht, nämlich auf die von ihm erhoffte Allianz, ein wenig vierregnet würde. Denn man mag die Salzburger Affaire noch so sehr auf das Niveau eines gewöhn lichen Familienbesuches herunterdrücken wollen, die Politik spielt allemal eine große Rolle dabei. Zwei Deutsche können nicht zusammenkommen, ohne daß die Zukunft des Vaterlandes im Gespräch berührt würde; wie sollten die Herrscher zweier solcher Länder, wie Oesterreich und Frankreich, wie ihre Minister sich sehen, ohne einen politischen Faden zu spinnen? Glücklicher Weise hat sich in allen Kreisen jetzt die Ueberzeugung von der gründlichen Nothwendigkeit der Erhaltung des Friedens so energisch Bahn gebrochen, daß — selbst angenommen, was erst noch zu be weisen wäre: es käme in Salzburg zu einer Allianz — diese Allianz einen rein defensiven Character hätte und nur zu einer Angriffs-Allianz würde, wenn die preußisch-russische Allianz deutlicher zu Tage träte. Nun scheint sich aber Preußen in jüngster Zeit etwas von den russischen Netzen befreit zu haben, es findet preußischer Seits eine größere Annäherung an die Culturträger Europas statt. Wir rechnen dahin die gewissermaßen zur Schau getragene Neigung zu Na poleon, noch mehr aber die Anknüpfungsversuche zu einer Verbindung mit Oesterreich, welche weniger vom König von Preußen als vom Grafen Bismark auS- gehen sollen. Mehr aber als Alles dies bürgt für einen Frieden der Umstand, daß Preußen jetzt alle Hände voll mit der Ordnung der deutschen Angelegen heiten zu thun hat ; die gequetschten Finger des Grafen Bismark scheinen nicht viel Lust zu haben, sich an neuen Schwierigkeiten zu versuchen; Preußen hat jetzt . - absolut keine Zeit, Angriffspolitik zu treiben, es wird tionen Ungarns und des Wiener ReichSraths geht sich jetzt am Wenigsten dazu hergeben, die russischen doch nicht so glatt von statten, wie man hoffte. Pläne im Orient zu unterstützen, weil es damit auch Schon der Umstand, daß Herr von Beust eS für England gegen sich aufbringen würde. Somit fällt nöchig hielt, das Gewicht seiner persönlichen Auveftn- Zweümdjwanjigsta Jahrgang