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fereuzbeginn erfolgt voravssichtüch a» 2. Januar. Bestimmte Vorschläge wurden tm Voraus nicht ge- mac^, jedoch dürfte eine friedliche Beilegung gesichert erscheinen. Baden. Frauen haben immer Heimlichkeiten. So haben sich in dem schönen Jbenthal bei Freiburg 40-50 katholische Frauen in aller Stille zu einem Kloster zusammengethan und nur den Bischof und ein paar andere geistliche Herren in's Verträum gezogen. Die badische Regierung kam aber doch dahinter, weil so viele Frauen nicht ganz still sein können, und hob zwar nicht die Frauen, aber das Kloster auf. Oesterreich. Kaiser Franz Joseph, sagt die „D.-Z." ist unter die Künstler gegangen. Wie die Maler mit einem Striche ein weinendes Gesicht in ein lachendes ver wandeln, so hat er mit einem Federstriche sein bürger liches Doctoren-Ministerium in ein freiherrliches ver wandelt. Giskra und Berger machte er zu Rittern des Kronen-Ordens und damit adlig. Die guten Oesterreicher, die sich auf das bürgerliche Doctoren- Ministerium gar viel zu gut thaten, sind ganz ver blüfft über das Kunststück und hoffen, daß der Kaiser auch ihre Gesichter alle in lachende verwandeln werde. Sie wollen ihm gern ein Jahr Zeit gönnen. Nur Brestl, der Finanzminister, blieb bürgerlich, weil die Finanzen ein bürgerliches Gewerbe sind und einm Doctor brauchen können. Italien. Turin ist in großer Aufregung, ein mörderischer Ueberfall folgt dem andern. In einer der letzten Nächte wurden drei Brüder, darunter zwei Offiziere in bürgerlicher Kleidung und ohne Waffen, auf einem lebhaften Platze von vier Räubern mit Dolch messern überfallen. Die Brüder wehrten sich ver zweifelt, schlugen auch ihre Angreifer in die Flucht, einer aber von ihnen fiel sogleich nachher, aus zahl reichen Wunden blutend, todt zur Erde, der andere starb andern Tags, der dritte Bruder, ein Civilist, ent rann dem Tode, weil er Hals, Brust und Rücken mit einem Plaid umwickelt hatte, der die Dolchstöße aufgefangen und geschwächt hatte. Nicht weit davon wurde in derselben Nacht ein junger unbekannter Mann ermordet gefunden, mehrere andere Leute waren Mordanfällen mit Noth entkommen. Vermischtes. — Der Verkehr Europas mit Asim hat sich jetzt derart gestaltet, daß er die Verschiffung von jährlich 58 Millionen Thalern erfordert hat, von denen im Jahre 1866 allein 56 Millionen baares Silber warm. Während der letzt verflossenen vier zehn Jahre betrug die Ausfuhr nach Asim 911 Millionen Thaler, ungefähr soviel al« die gefammte Goldproduction CalifornimS von 1848 bis 1856 eingebracht hat. Letzteres Land allein sandte 1866 beinahe 7 Millionen Dollar Edelmetalle nach Asien; 100,000 Dollar mehr als nach England, siebenmal ' mehr al» nach Frankreich und etwa ein Fünftel soviÄ als «ach New-Kork. Aus der Nr daß immer neue Metallmiueu durch da- M dehnende Eisenbahnnetz in Nordamerika imtzSa macht werden-, und daß die Verbindung ztt St. Fraucisco und Asien von Jahr zu Jahrrr zunimmt, läßt sich mit Sicherheit der Schluß daß das schon jetzt kaufmännisch bedeutend, Francisco in nicht langer Zeit die Königin Geldmärkte der Welt sein wird. — (Ein moderner Tetzel.) Au- Amte Baden (so schreibt ein Karlsruher Correspc der Elberfelder Zeitung) berichtet man, daß dort, nach der Mode der heutigen Anleihen, Antheilss an den Wohlthaten einer ungeheuren Mengt Messen, Vaterunsern, Communionen rc. da für 1 Gulden und zum Vortheil eines in Hn erst zu erbauenden Trappistenklosters verbreitet den. Soll eine verstorbene Person des progrc mäßigen Genusses theilhastig werden, so sind " zu erlegen. Wer unter 1 Gulden giebt, w „Wohlthäter" angesehen, wer 1 Gulden gieb in das Verzeichniß der Wohlthäter eingetragc mehr und beträchtlich giebt, wird als Stifte, tragen. Hat das Kloster keine Noth und Sc last mehr, so werden auf „weltewige Zeile verstorbene und lebende angesehene und einget Wohlthäter und Stifter täglich zwei Messm > Also 1868 wieder wie zu Luther's Zeiten: Wenn das Geld im Kasten klingt Die Seele aus dem Fegfmer springt. Die Geschäfte gehen schwunghaft, das macht deutsche Eminenz, ein Cardinal-Erzbischof hat gleitenden Traktätchen unterschrieben. Der ei Gemeinde Lichtmthal hat der moderne Tetzel 300 Gulden nach Croatien abgezapft. — Das kleine holländische Schiff Finechina mit seinem Capitän und 6 Mann die brasilia Küste seit drei Tagen verlassen, als ein Lon Matrose Rogers den ersten Steuermann uni Schiffskoch über Bord stieß, den Capitän uni zweiten Steuermann in der Cajüte cinsperrtk die beiden letzten Matrosen zwang, am Steuer Vorderschiff zu bleiben. Er überwachte sie 4 und Nächte mit dem Beile, dann schlief er eil wurde mit seinem Beile erschlagen. Er h offenbar darauf abgesehen, den Capitän zu ei und zu berauben und das Schiff an da treiben zu lassen. Das Letztere war ihm ab, gelungen. — In der Borsig'schen Maschinenfabrik Berlin hat eine Ohrfeige große« Unheil angeri. Obermeister Krell vergaß sich so weit, einem? gehorsamen Schlosser eine Ohrfeige zu geben. Ü Fabrik-Ordnung schreibt vor, daß derjenigeh Tätlichkeiten begeht, mit sofortiger EntlassnrK straft werden soll. Diese Entlassung fordenj- Arbeiter und stützen sich darauf, daß Krell wieder Arbeiter, die sich vergangen, entlassen habe Rücksicht auf deren Lage mit Frau und Kind. B selber appellirt an die Humanität der Arbeiter wünfcht, daß fit sich Mit einer genugthnendei klärrmg Krelt'S begnügen, er möchte den sehr br barm Mann nicht entlassen. Seit laugen Sc