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1867 Mittwoch, den 24. Juli jetzt noch sehr zum Vortheil gereicht, ist die Uneinig» keit seiner Opposition. Dieselben mischen sich aus Republikanern und Anhängern der gestürzten Familie der Orleans. Sie wissen noch nicht, was sie wollen. Die Einen verläugnen die Republik, die Andern die constitutioneüe Herrschaft der Orleans, finden sie sich zusammen zu gemeinsamen Zwecken, so wird man wohl bald von andern Dingen aus Paris zu lesen bekommen, als von Diamanten, die der Kaiser dem Rede-Talent seines Ministers als Zugpflaster auf die Wunden legt, die ihm die Opposition geschlagen hat. Was nun die äußere Politik Napoleons anlangt, so verdient die Aufmerksamkeit, mit welcher man die süddeutschen Fürsten cajolirt, bemerkt zu werden. Der preußischgesinnte Großherzog von Baden spielte in Paris eine sehr zurückgezogene Rolle, an den König von Würtemberg wendet der Hof wie die Presse die größte Höflichkeit., Aus seinen Gesprächen mit Na poleon dringt Manches an die Oeffentlichkeit, was ein Helles Licht auf die Stimmung in Süddeutschland fallen läßt. Der König hat erklärt, daß mit Gut heißung des Zollvereins Würtemberg Preußm gegen über an die Grenze der Nachgiebigkeit angelangt sei und das stimmt auch mit der entschiedenen Haltung des Darmstädter Cabinets überein, welches sich wei gert, die Post an Preußen anders abzugeben, als wenn nicht der König von Preußen den hessischen Großherzog als Souverän anerkennt, von dem er die Post als Lehen empfängt, wie sie der Fürst von Thurn und Taxis inne hatte, dessen Nachfolger bekanntlich der preußische König wurde. Auch, daß König Lud wig II. von Baiern seinen Wanderstab nach Paris richtet, vorher aber noch in Salzburg eine Zusammen kunft mit dem österreichischen Kaiser haben will, ist wohl zu beachten, denn auch das bairische Cabinet ist von dem Morgenroth der Freiheit, das über Oester reich aufgegangen ist, etwas erwärmt und schützt sich durch Zugeknöpstsein gegen den kalten Wind, welcher von der Nordseite — was für Baiern immer die gefahrdrohende Westseite ist — gegen seine Souve- ränetät bläst. Wie raffinirt das Pariser Cabinet in der Wahl der Mittel ist, mit welchen man sich die Shmpathieü der deutschen Fürsten erwerben wist, geigt die Neueinstudierung der Wagner'schen Oper „Tannhäuser", wodurch man dm bairischen König Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich zwei Mal, Mittwochs und Sonnabends, und kostet vierteljährlich 12'j, Rgr. Inserate werden nur bi« Dienstag« und Freitags früh 8 Uhr angenommen. Den unerläßlichen Character der Napoleonischen Politik drückt am besten sein aus sich widersprechen den Elementm zusammengesetztes Ministerium aus. Der bedeutendste Kopf darin ist Rouher, dessen Friedensliebe so bekannt ist, daß, wenn ihn Napoleon entlassen wollte, sofort von allen Mächten darin eine halbe Kriegserklärung gesehen würde. Ihm sichen nun die Minister des Kriegs und der Marine gegen über, von denen der erstere, Marschall Niel, ein ganz entschiedener Gegner der Erfolge Preußens ist und gern den Krieg herbeiführen möchte. In einem Punkte aber treffen die im kaiserlichen Ministerium sich bekämpfenden Ansichten zusammen: daß man vor Allem das Heer reorganisiren müsse, um, wie Niel will, einen Krieg erfolgreich beginnen, oder um, wie Rouher will, wenigstens für alle Fälle gedeckt zu sein. Daher kommen die außerordentlichen Rüstungen in allen französischen Waffenfabriken, daher die Ver mehrung der 100 Regimenter um 2 Compagnien, so daß jedes Regiment künftig 12 statt 10 Compagnien zählt, was einer Einberufung von 50,000 Mann gleich zu achten ist, daher die massenhaften Pferde ankäufe in Ungarn und die einstweilige Unterbringung der einexercierten Pferde bei Landwirthen, daher end lich die Wiedererrichtung von 25 neuen Batterien. Daß man auch daran denkt, jetzt Paris zu befestigen, könnte man wohl auf diesen Grund zurückführen, wenn man nicht bedächte, daß, wie wir's auch bei den Dresdner Schanzen erlebt haben, Befestigungen, die nach Außen gerichtet zu sein scheinen, auch für die Einwohnerschaft berechnet sind. Denn, wenn auch die letzten Debatten im französischen Parlamente nicht so hitzig waren, wie die über Mexico, der Kaiser und mit ihm das Land fühlt es, daß es mit dem Ansehen des Kaiserreichs gewaltig bergab geht. Eins könnte seinm Thron, seine Dynastie retten: ein fester Bund mit den Ideen der Freiheft — aber es ist unmöglich, daß die Männer, die ihm gegenüberstehen, dem alternden Cäsar jetzt in der Stunde der Noth das gewähren, was sie ihm in dm Stunden, wo sein Stern am höchsten stand, verweigerten, d. i. die freie Huldigung edler Geister. Das, was Napoleon S»eio»dinxu>ii-tzrr Jahrgang. Bischofswerda, Stolpen und Umgegend Amtsblatt -es Königlichen Verichtsamtes und -es Sta-tralhes zu Pischosswer-a.