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Wochenblatt für Bischofswerda, Stolpen und Umgegend. Amtsblatt br» Königlichen Verichtoamtcp und des Stadtrathe«, zu Pischofowerda. Diese Seitschrist erscheint wöchentlich zwei Mat, Mittwok! Inserate werden nur bi« Dienstag« 4A. I Mittwoch, Oesterreich ist ein altes, großes und weitläufiges Staatsgebäude, das schon vor dreißig, vierzig Jahren einer gründ lichen Reparatur oder noch besser eines gänzlichen Umbaues, wie ihn unsere Zeit verlangt, dringend be dürftig gewesen wäre. Allein die damaligen Haus verwalter, Kaiser Franz I. und sein allmächtiger Minister Metternich meinten, eS werde sie Beide schon noch aushalten, ohne einzufallen. Den Kaiser Franz hielt es allerdings noch aus; aber Metternich erlebte eS, wie es 1848 in allen Fugen krachte und wankte, und er mußte sich in Sicherheit bringen. Seit jener Zeit haben verschiedene Staatsbaumeister versucht, den österreichischen Kaiserstaat fester und dauerhafter umzugestalten, aber man kann nicht sagen, daß sie es mit Geschick und Glück gethan hätten. Die stramme militärische Einheit und Regierung zeigte sich im italienischen Kriege von 1859 hohl und unhaltbar und brach zusammen. Da begriff man, daß mit un umschränkt militärischer Herrschaft nicht weiter aus zukommen sei und griff in der Noth zu freisinnigen Grundsätzen, die sonst in Oesterreich nicht den min desten Cours hatten. Es ging aber eben nicht an ders, das Geld und der Credit waren wieder einmal zu Ende, und so brach die Noth sogar die starre österreichische unumschränkte Herrschaft. Freilich waren die Anfänge zu einem verfassungsmäßigen Bau des Staates und einem dergleichen Leben seiner Völker klein, fast schüchtern. Es wurde ein „verstärkter Reichsrath" einberufen, dessen Mitglieder die Regierung selbst wählte, und der nun guten Rath geben sollte, wie der große Kaiserstaat am besten gerettet und um gebaut werden könnte. Die Ungarn, die stets nur sich und ihre Rechte und Privileaien im Auge hatten und verfochten, setzten es damals durch — die Slaven halfen redlich mit —, daß jedes von den 18 österreichischen Kronländern eine landständische Ver fassung für sich, Ungarn aber seinen alten Reichs tag wieder erhalten sollte. Dies erfolgte auch durch das sogenannte October-Diplom von 18M. Allein kurze Zeit darauf übernahm Schmerling die Wieder geburt Oesterreichs durch, die Februar-Verfassung von 18H1, welche einen ReichSrath, einen Landtag für Sweiimdzmmtigst« Iohrgaa». >s und Sonnabends, und kostet vierteljährlich 12'j, Rgr. und Freitag« früh 8 Uhr angenommen. den S. Juni.1 1867. ganz Oesterreich gründete. Am grimmigsten gebehr- deten sich darüber die Ungarn, die schlechterdings ihre Verfassung und Verwaltung für sich haben wollten, und da in ihrem Lande Unruhen ausbrachen, wurde Benedek hinabgeschickt, der durch das Kriegsgesetz Ruhe schaffte. Die Ungarn aber blieben trotzdem hartnäckig. Sie schickten keine Abgeordneten in den - ReichSrath und verlangten nach wie vor ihre 1848« Verfassung. Schmerling meinte, er könne warben, aber als er volle fünf Jahre gewartet hatte und an ein Nachgeben der Ungarn immer noch nicht zu denken war, da sah man in Wien, daß auf diese Weise nicht vorwärts zu kommen sei, Schmerling mußte seinen Abschied nehmen, und die Februar-Ver fassung wurde vorläufig außer Wirksamkeit gesetzt. Der neue Minister Belcredi schleppte die Verwaltung so gut und übel, wie es ging, hin, begünstigte neben bei die Stockböhmen, die eben so, wie früher die Um garn, nach ihrer alten Verfassung schreien, obgleich diese sich zu einer Verfassung unserer Zeit verhält, wie eine Luntenflinte zu einem Zündnadelgewehre. Endlich kam zu dieser Rathlosigkeit die Niederlage von Königgrätz, welche die uralten Schäden Oesterreich selbst dem blödesten Auge an den Tag legte, und nun wurde Herr v. Beust gerufen, um den Staat neu zu gestalten. Dieser ! vor allen Dingen mit den Ungarn Frieden. Diese haben Alles erreicht, was sie erstrebten. Achtzehn volle Jahre haben sie mit äußerster Zähigkeit sestgehalten, keine Linie nach gegeben und gegenwärtig selbst bestimmt, in wie weit sie sich der Gesammtverfassung Oesterreichs unter ordnen wollen. Die Croaten> welche 1848 benutzt wurden, um die aufständischen Ungarn mit nieder werfen zu helfen, denen man zudem durch da» October-Diplom zu einem kurzen „dreieinigen selbst ständigen Königreiche (Croatien, Slavonien und Dal matien) derholfen hatte, stemmen sich freilich noch und wolkn von einer Zugehörigkeit zu Ungarn, die viel Aehnlichkeit mit einer Unterthänigkeit unter die stolzen Magyaren hat, noch nichts wissen, werden sich aber schließlich eben so fügen müssen, wie die Deutschen in Siebenbürgen sich bereits gefügt haben. Nun tagt gegenwärtig der ReichSrath für Oesterreich in Wien. Dieser ist berufen, die mit Ungarn gstrvffrne