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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 27.03.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-03-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190003279
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-19000327
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19000327
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
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Jahr
1900
-
Monat
1900-03
- Tag 1900-03-27
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Monat
1900-03
-
Jahr
1900
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i»mr-würltembergischen Verkehr wird erntäßigt, ebenso mit Auf hebung der Privalposten da» Briefporto. «Lin gewöhnlicher Brief bi» 250 Gramm kostet im Ort 3 Pf., im Nahoerkehr 5 Pf. — Rach einem Telegramm de« Gouverneur« Köhler, der- zeiligen Vertreter« de« Gouverneur« v. Putlkammcr in Kamerun, find bei der Expedition, welche unter Hauptmann v. Besser zur Bestrafung der Mörder de« Leutnant» v. Ouei« und de« Forscher« Conrau entsandt worden ist, die sämmtlichen Ossiziere, Haupt mann v. Besser, die Leutnant« Buddeberg und v. Peterödorff und der Assistenzarzt Ur. Dittmer, verwundet worden. Der letztere ist schwer verwundet und nach Kamerun zurückgebracht worden, wo er im Krankenhause ausgenommen ist. lieber die Einzelheiten der stattgehabten Kampfe liegen noch keine Mitthei lungen vor. Hauptmann v. Besser hatte vermuthlich mit seiner Expedition »on der Station Johann AlbrechlLhöhe au» den Weg nach Norden eingeschlagen, um durch da« Gebiet der Bakundu and Bang die Schnellen de« Croßflusse« zu erreichen. In Kamerun selbst ist Regierung»affessor Frhr. v Gagern, der seit August vorigen Jahre« die bezirk-amtlichen Geschäfte daselbst ge führt hat, am Herzschlag gestorben. Für die Kolonialverwaltung bedeutet der Tod v. Gagern«, dessen Thäligkeit im Schutzgebiete reichen Erfolg erhoffen ließ, einen neuen schweren Verlust. — Vom südafrikanischen Kriegsschauplatz. Die niedergedrückte Stimmung der Buren, welche die Entsetzung von Kimberley, die Kapitulation de« General« Cronje, die Aushebung der Belagerung von Ladysmith und die Besetzung von Blum- fonlcin durch die Engländer hervorgcrusen hatten, ist gewichen und an ihre Stelle die alte Siegeszuversicht getreten. Die Buren beginnen ihren mulhigen Präsidenten zu glauben, daß die Eng länder trotz ihrer großen Ucbermacht nicht im Stande sein werden, sie völlig zu überwinden, daß die britischen Truppen ihre bi«- herigcn Erfolge mancherlei Glück-umständcn zu verdanken hätten und raß e« schließlich ehrenvoller sei, tapfer kämpfend unterzugchen al« sich unter da« Joch der ihnen verhaßten Engländer zu beugen. Der wiedererwachte Muth bei den Burcnstreitern wird neu be lebt durch die kleinen Erfolge, die sie im Nordwesten bei Mafe- king und Warrenton und anscheinend auch im Süden bei Bethulie errungen haben. Auch da« Fortbestehen de« Ausstande« in ein zelnen Thcilen de» nordöstlichen und nordwestlichen Kaplande«, sowie die Rückkehr zahlreicher durch den ersten Schrecken zur Niederlegung der Waffen bereiten Oranje Buren zu Len Baler- land«veriheidigern läßt in beiden Republiken die Hoffnung wieder auskommen, daß sie noch keineswegs verloren und dem Untergange »a. e seien. Da« Ergebniß aller dieser Erwägungen ist der all gemeine Entschluß, bi« zum Aeußerslen weiter zu kämpfen. Die Seele de« Widerstande» ist neben dem Präsidenten Krüger und dem General Joubert der Präsident Steijn, der jetzt in dem Keinen lieblichen, nur 200V Einwohner zählenden Kronstadt die Regierung leitet und Alle» aufbietet, diesen 4500 Fuß über dem Meeresspiegel gelegenen Ort zu einer wirklichen Festung umzu gestalten. Die Burgher« von Kronstadt, da« übrigen« auch eine ergiebige Diamantengrube besitzt, zählen zu den besten Anhängern de« Oranje-Freistaates, und Kronstadt selbst ist ein sehr beliebter Ausflugsort für die Johannesburger. Nach einer Meldung au» Kapstadt soll der Gegenkandidat de« Präsidenten Steijn au» der letzten Präsidentenwahl Fraser vom britischen Oberkommando zum Verwalter de» Oranjestaatc» ernannt werden. Wie e« scheint, sängt man auch nun schon mehr und mehr in England an, von einer allzu rosigen Auffassung der Kriegslage zurückzukommen. Der Korrespondent der .Times" in Spnngsontein warnt jedenfall» davor, sich gar zu großen Hoffnungen auf eine baldige Beendigung de» Kriege« hinzugeben. -Neuere Nachrichten vom Kriegsschauplatz liegen nicht vor, namentlich ist noch nicht» darüber bekannt geworden, ob der General Frerich bei dem Kamps gegen die au» dem nördlichen kaplande zurückweichcnden Buren schon irgendwelchen Erfolg zu verzeichnen hat. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 26. März. Obwohl da« Fastnacht« Ver gnügen de« Kaufmännischen Verein« diesmal weit hinter die eigentliche Fastenzeit gelegt worden war, so halte e« seinen Charakter al« Carncvalrfestlichkeit doch in sehr bestimmter Weise gewahrt, denn so farbenprächtige Bilder, wie sie sich am Freitag Abend rem Auge de« Zuschauer«, besonder« bei der Zigeuner aufführung darboten, erinnerten in lebhaftester Weise an die Freuden de« Fasching«. Die mit ter Darstellung de« Zigeuner leben« verbundenen Mühen und Kosten haben infolge der brillan ten Aufführung denn auch eine überau« dankbare Anerkennung durch den sehr reichlich gespendeten Beifall gefunden. Aber nicht nur dem Auge wurde durch da« glücklich gewählte Programm so außerordentliche« geboten, auch da« Gehör sand durch die herrlichen gesanglichen Darbietungen reiche Entschädigung. Da» Duett au« »Die lustigen Weiber von Windsor" sowie da« Lied für Tenor mit Chor au« .Zar und Zimmermann" waren vor zügliche Leistungen der edlen Gesang«kunst und wurden von den Zuhörern mit großer Begeisterung ausgenommen, während die Costüme-Couplet« »Li Hung Tschang in Kiautschou", »John Bull" und da» »Photographen Couplet" der Heiterkeit den un eingeschränktesten Tribut zollten. Fürwahr, die Festlichkeit war eine äußerst gediegene und wird den Theilnehmcrn für lange Zeil in angenehmster Erinnerung bleiben. — Leipzig. Eine ganz kleine Freude ist den Garantiesond«- zeichnern zur Sächsisch Thüringischen Industrie- und Gewerbe- aurstellung zu Leipzig 1897 nachträglich bereitet worden. Dieser Tage ist an dieselben eine Rückzahlung von 3 Proz. auf den ge leisteten Zuschuß, daß ist 1 Proz. der ursprünglich gezeichneten Summe, zur Auszahlung gelangt. — Plauen. Die hiesigen, für die Pariser Weltausstellung bestimmten Spitzen, welche jetzt von den bctheiligten Firmen in unserer Industrieschule au«gelegt worden sind, müssen, so wird dem ,V. A." geschrieben, jedem Beschauer die höchste Achtung vor unserer beimiichen Industrie einflößen. Die Sachen sind jetzt ganz in der Art geordnet, wie sie in Pari« zur Aurstellung gelangen werden. E« fehlt nur noch der kostbare Glarschrank, der sic während der Aurstellung ausnehmen wird. Dieser Schrank kostet nicht weniger al« 18,000 M. hcrzustelleu und wenn auch anfang« eine kleinere Summe dafür veranschlagt worden war, so sahen sich doch die hiesigen Fabrikanten, gleich denen anderer Industrieplätze genöthigt, auch in dieser Hinsicht etwa« ganz Hervorragende« zu bieten. Eme kostbare Meißener Vffc wird den Mittelpunkt und zugleich die hauplsäedlichste Ausschmückung de« Schrankinncrn bilden. Von ihr au» soll rin Thcil der Spitzen guirlandensörmig geordnet werden, die übrigen Spitzen werden grünen Seidenplüsch al« Unterlage haben, der die Wirkung ihrer hervorragend schönen Arbeit und Muster noch erhöhen soll. Ganz besondere Aufmerksamkeit erregt ein von der Firma G. A. Jahn angcferligte«, auf hell modefarbenen Tüll gestickte« kleid, da« be sonder« bei den die Ausstellung besuchenden Damen seine Wirk ung nicht verfehlen wird. Wieviel Mühe e» gekostet hat, diese« kunstweik herzustrllen, da« beweist die Thalsache, daß sech« Ar beiter drei Monate lang mit seiner Ausführung beschäftigt ge wesen sind. Dieselbe Firma hat noch außerdem eine in derselben Art au-geführte Bluse au«gestellt, die ebenso wie da« kleid Hand arbeit ist und gleich diesem besonder« die Aufmerksamkeit der Damen auf sich ziehen wird. E« sind aber auch sonst noch eine große Anzahl ganz h> i vorragender Leistungen einiger unserer ersten Firmen vorhanden, die der Fachkenner wohl zu würdigen weiß. — Auerbach i. B„ 24. März. Die Gewohnheit bei Ab wesenheit vom Hause den Wohnung«schlüssel zu »legen" hat einem Bewohner von Brunn wieder einen schönen Streich gespielt. Der Slrickmaschinenbesitzer Heckel daselbst hatte vorgestern Abend seine Wohnung verlassen und den HauSihürschlässel über die Hautthür gelegt. Al« er später zurückkchrte, waren au« der Kommode seiner Wohnstube ca. 250 M. Geld verschwunden. Da die Behausung regelrecht verschlossen war und auch der fragliche Schlüssel sich noch am Platze vorgesunden hatte, so ist wohl an zunehmen, daß der Dieb den Aufbewahrung«»!! gekannt und auf bequeme Weise gestohlen hat. — Nossen, 22. März. Ein hiesiger Confirmand au- armer Familie hat an die Königin einen Bries geschrieben, in welchem er den Wunsch äußerl, Pastor zu werden und um Unter stützung bittet. Daraufhin ist in allerhöchstem Auftrage Bescheid eingegangen, daß die Ausbildung des Knaben zu gewünschtem Berufe auf Kosten der Königin geschehen kann. — Schneeberg, 23. März. Die hiesigen städtischen Kolle gien haben beschlossen, am Bismarck-AuSsichl-thurme auf dem nahen Keilbcrge ein stattliche« UnterkunstShau« mit Ve randa zu erbauen, da« womöglich zu Pfingsten schon dem Verkehre übergeben werden soll. Der hiesige Erzgebirg- Zweigverein will die Verwaltung de» Unterkunsl«hause« übernehmen. Die Pläne zu dem Baue hat Baumeister Puschmann in Johanngeorgenstadt, dem auch die Bauführung übertragen wird, entworfen. — Vom 1. April an werten in gleicher Weise, wie bei den preußischen Bahnen schon seither, auch bei den Sächs. Staat«- eiicnbahnen besondere Zug»kontrolleure in Thäligkeit treten, die hauptsächlich berufen sind, durch unvermulhelc Revisionen fcst- zustellen, ob die Züge nur von Reisenden mit giltigen Fahrkarten und in den durch die Fahrkarten bescheinigten Wagenklasscn be nutzt werden. Daneben liegt ihnen auch die Mitüberwachung der Zugschaffner und der OrdnungSmäßigkcit de« PersoncnzugS- diensle« überhaupt ob. — Zu Ostern gelten im Bereiche der Sächsischen Staat«- bahnverwaltung die am 3. April d. I. und an den folgen den Tagen gelösten gewöhnlichen Rückfahrkarten von tarif mäßig kürzerer Dauer bi« zum 27. April d. I. einschließlich. Die Vergünstigung erstreckt sich sowohl aus die Rückfahrkarten und Rundreisekarten im sächsischen Binnenverkehre, al» auch auf die Rückfahrkarten im Verkehre mit Stationen der meisten außer sächsischen, der preußischen Bahnen. Da« Nähere ist au» den Bc- nntmachungen zu ersehen, die auf den Stationen angeschlagen sind. — Gera, 23. März. Ein mysteriöser Fall von Wahnsinn macht in unserer Stadt viel von sich reden. Aus dem im Vor ort Debschwitz gelegenen Geraer Südsricdhose wurde in der Miltwochnacht ein Kindergrab aufgegraben, der Sarg erbrochen und die Leiche mitgenommen. Wie nun festgestellt worden ist, wurde die Graböffnung von dem eignen Vater, welcher geister krank war, au«geführt. Die Familie, welche hier sehr angesehen ist, ist durch diese« traurige Voikommniß lief erschüttert. Der Vater de« verstorbenen Kinde« zeigte schon seit einiger Zeil Spu ren von geistiger Erkrankung. Er war erst am Montag von einem Elholung«aufcnthalt bei Verwandten zu seiner Frau zu rückgekehrt. Der Kranke hielt sich jedoch nicht lange bei seiner Familie auf, sondern verschwand während der Mittwochnacht und ging auf den Friedhof, öffnete da« Grab de» Kinde« und ist dann mit dem Leichnam verschwunden. Bi« jetzt fehlt jede Spur ran dem Manne. Im Sarge wurde später ein Pfennig gesunden. — Klostergrab. (Ein Bittruf.) Deutsche Ostmärker! Schmerzliche und weihevolle Empfindungen erwachen beim Klang de« -Namens .Klostergrab". Wir gedenken der Zeit, bald sind'» 400 Jahre her, da deutsche GemülhSliese und Willenskraft in Wittenberg ihre herrliche Auferstehung feierten, der Menschheit, da« reine Goti-twort zu predigen anhuben u. in gewaltigem Anlauf wenigsten« die germanische Welt für immer aus der finsteren rö mischen Knechtschaft befreien zu wollen schienen. Auch in Oester reich, in den Alpenländcrn, wie an den Hängen de« Erzgebirge war die Lehre Luther« siegreich eingezogen, hier aber fand die Herrschgier Rom« bald willige Henker, welche die junge Saat in einem Meere von Blut und Thränen erstickten. In Böhmen rollten die ersten und edelsten Häupler der evangelischen Beweg ung von den Blutgerüsten; da« protestantische GottcShau« in Braunau ward gesperrt und da« bescheidene Kirchlein, da« deutsche Bauern und Bergarbeiter in Klostergrab errichtet hatten, wurde im Jahre >617 von den Schergen Rem« angezündet und nieder gerissen. Und wieder feiert heute der Geist deutsch evangelischer Freiheit sein Auscrstchen. »Lo« von Rom!" jauchzt e« durch die katholischen, der Ehrenschuld gegen ihre protestantischen Vorfahren gedenkenden Lande, und ein neue« ivangelischc« Leben blüht au« den Ruinen de« 30jährigen Kriege«. Auch da« Kirchlein in klostergrab soll au« seinen Trümmern erstehen. Deutsche Männer au« allen Ständen, theil« von Geburt, theil« au« eigenem freien Entschlüsse, Eure Glaubensbrüder haben sich zusammcngethan, die« heilige Gottc-wcrk zu vollbringen und die Blutschuld von Jahr hunderten, die dort begangen ward, zu sühnen. Leider ist aber da» hiesige, noch kleine evangelische Häuflein, da« meist nur au« Bergleuten und Arbeiterfamilien besteht, nicht imstande, die« schöne Werk allein zu vollbringen. Darum wenden wir un« an Euch, licbwerthe Stammesbrüder in Nah und Fern, mit der Bitte, nn« Steine zum Baue dieser evangelischen .Auferstehungs kirche" darreichen zu wollen Nicht handelt e« sich hier um einen Dom, sondern um ein bescheidene«, aber doch stilvolle«, freund liche« Kirchlein, da« weithin in« Land verkünden soll: .Gotte« Wort und Luther« Lehr', vergehen nun und nimmermehr." Da rum helft un«, licbwerthe Stammc«genossen, durch Darreichung von Gaben, daß diese« Kirchlein in Klostergrab bald erstehe: Gott zur Ehr', un« zum Heil und Klostergrab zur Zier. — Spen den sind zu richten an die evangelische Predigtstation in klostergrab. Bor hundert Jahren. «7. Alte,. Europa im Jahre 1800 (1). Die nachfolgende Zusammenstellung will und kann auf absolute Genauigkeit und Vollständigkeit leinen Anspruch machen ; scbon deshalb nicht, weil die KriegSzeit vor 100 Jahren die Staa- ten-Eintheilung oft von einem Tage zum anderen umwarf, wie eS dann selbst innerhalb deS Jahre- 1800 noch sehr darauf ankommt, welchen Zeit punkt man gerade bei der Aufzählung der Staaten annimmt, ferner aber, ob man die ganz vorübergehenden Staatenbildunaen, die oft noch kein Jahr, bisweilen nur Monate andauerten, auch mit anführen will. Der corsische Eroberer hatte eben um jene Zeit die Karte von Europa arg verändert , da aber andererseits eine Unmenge kleiner und kleinster Staaten namentlich in Deutschland, immer noch bestanden, die Zusammenfassung in größere Com» plexe durch Napoleonischen Machtspruch aber erst später stattfand, so kann man wohl getrost sagen, daß niemals vorher und nachher die Karte von Europa einen buntscheckigeren Anblick bot, als vor 100 Jahren. DaS heil- ige römische Reich deutscher Nation, um mit diesem zu beginnen, besaß un ter seinem Schattenkaiser etwa 130—140 Souveräne, Souveränchen und Freiwesen; denn jede Reichsstadt war eine Art Republik für sich und viel leicht noch mehr selbstständig, wie die beute noch bestehenden freien Reichs städte. An der Spitze stand der deutsche Kaiser Fran» 1l. mit seinem gan zen großen Staatenverbande (Oesterreich, Ungarn, Böhmen rc. italienische Besitzungen). Es gab dann: ein Königreich Preußen, die 6 Kurfürstenthü- mer Sachsen, Pfalz u. Bayern, Hannover «weltliche), Trier, Mainz u. Köln (geistliche), die 1l Herzogthümer Sachsen-Gotha, Sachsen-Meininaen, Sachsen- Hildburghausen, Sachsen'Saalfeld-Coburg, Sachsen-Weimar-Eisenach, Arem berg, Braunschweig-Wolfenbüttel, Mecklenburg-Schwerin, Mecklenburg«Strelitz, Oldenburg, Württemberg. 28. Wär,. Faule Witze vor hundert Jahren. Heutzutage setzen geistreiche Menschen fingirte Verlobungs-Anzeigen in die Zeitung, um ihre Mitmenschen »u ärgern. Wie man vor hundert Jahren ähnliche Scherze machte, erweist folgende Bekanntmachung: „Es hat sicb Jemand erdreistet, auf meinen Na men in Berlin einzupassiren; aus verschiedenen Gründen sehe ich mich ge« nöthigt, öffentlich bekannt zu machen, daß ich um diese Zeit nicht aus dem Forst-Hause gewesen, und verbitte mir für die Zukunft dergleichen groben Scherz. Forst-Haus Lettschin." Die Medizin im letzten Jahrhundert. Von vr. meü. Th. Hövel». Bedeutende Männer Haden den Vorschlag gemacht, da« ver flossene neunzehnte Jahrhundert da« große zu .nennen". He>- vorragend ist e« aus allen Gebieten gewesen, und Große« und Niegeahnte« ist geschaffen worden. Auch auf dem Gebiete der Medizin sind wunderbare Ergebnisse erzielt worden, so wunder bare wie nie zuvor. Tappte die Medizin in früheren Zeiten stet» nur im Dunkeln, war fast jeder Heilerfolg nur ein glück licher Zufall, so nahm die Medizin im neunzehnten Jahrhundert eine zielbewußle Stellung ein, indem sie einen naturwissenschaft lichen Charakter annahm. Die Medizin de« adgelaufenen Jahr hundert« wurde im Großen und Ganzen zur angewandten Nalur- wissenscbaft. Diese« aber war nur möglich durch die Anwendung de« vervollkommneten Mikroskop«. Die mikroskopische Erforschung de» menschlichen und lhierischen OrganiSmu« in seipen gesunden und kranken Theilen und Zuständen ist lediglich da« Ergcbmß de« neunzehnten Jahrhundert«. Indem der verstorbene und be reit« durch ein Denkmal vor dem Universttäl-gebäude in Berlin würdig geehrte Helmholtz mit Hilfe de» Mikroskop« die physiolog ischen Bedingungen de« Sehen« erforschte und daraus gestützt seine wunderbaren Instrumente erfand, die er Männern w:c Gräfe überlieferte, stieg die Augenheilkunde zu einer niegcahnicn Höhe. Bielen Tausenden wurde so da« Augenlicht erhalten oder wicdergegeden, die in früheren Jahrhunderten unfehlbar und un rettbar der ewigen Erblindung überliefert gewesen wären. Nächst der Augenheilkunde erreichte die Chirurgie eine ungeahnte Höhe. Indem Justu« von Liebig da« Chloroform entdeckte, und der englische Arzt Simpson e» im Jahre 1847 bei chirurgischen Operationen in Anwendung brachte, brach für die Chirurgie ne Morgenröthe einer besseren Zeit an. Der Höhepunkt wurde er reicht, al» der geniale schottische Arzt Lister die bekannte anti septische Wundbehandlung erfand. So wurden mit einem Male dem Chirurgen Eingriffe und Einschnitte in Len menschlichen OrganiSmu« möglich, die man in jedem anderen Jahrhundert für verbrecherisch gehalten und al« solche verdammt hätte. Nun verschwand au» den Krankenhäusern die unheimliche, ansteckende und furchtbar verheerend wirkende Krankheit, der Hospitalbrand. Mit Hilfe de« Mikroskop« machten Pasteur, Ferdinand Cohn und Robert Koch ihre wunderbaren Entdeckungen der verschiedenen Spaltpilze, welche jede ansteckende Krankheit verursachen. Sie versuchten, mit mehr oder weniger Glück, die Gegenmittel für die verheerenden, ansteckenden Krankheiten zu finden und in Anwenc- ung zu bringen. Die großen Erfolge der Pasteur'schen Impfungen gegen da« Tollwulhgift sind allbekannt. Weniger Erfolg hatte zwar Kocy mit seinem »Tuberkulin". Immerhin aber ist er der Urheber de« allgemeinen Angriff« gegen die internationale Menschenplage, die .Schwindsucht", der di« jetzt schon befriedigende Erfolge zu verzeichnen hat. Auch der schrecklichen Kinder-Krankheit, der »Diphtherie", sind durch Behring« Heilserum die schlimmsten Wirkungen genommen worden. Während man so den ansteckenden Krankheiten mit Erfolg zu Leibe ging, trat bei den anderen Krankheiten bei den meisten Aerzten eine auffallende Verzagtheit und kleinmüthigkeit ein. Man hatte allgemein erkannt, baß e« die Natur ist, welche die Krankheiten heilt, daß jede einmal entstandene Krankheit nach ihren ganz bestimmten Gesrtzen zum Guten wie zum Schlimmen ver täust, mit derselben Nothwcndigkeit, womit sie entstanden ist. Der Arzt sah ein, daß er also bei jeder Krankheit nur för dernd eingreisen konnte und durste. Da« aber machte viele Aerzte ängstlich und brachte sie zu dem modernen Verhalten, möglichst wenig und möglichst einfache Medikamente zu verschreiben, zum Entsetzen der armen Apotheker. Man schritt plötzlich von einem Extrem zum andern. Konnte man sich bi« zur Mitte unsere« Jahrhundert« nicht genug thun in der Mischung starker un« ver schiedener Arzneistoffe, so verschrieb man in den letzten Drcennien die einfachsten und unschuldigsten Medikamente, nur besorgt, nicht« zu verderben und der Natur nicht störend in den Weg zu treten. Da» ist ein Fehler, denn die meisten Krankheiten erheischen oder vertragen ein günstige« Eingreifen de« Arzte«. E« giebt nur sehr wenige Krankheiten, wo der Arzt sich ganz passiv verhallen muß, wo er am Beilen nicht eingreifi. Die wichtigste dieser Krankheiten ist der im Aller so häufige »Schlagfluß" oder »Schlag anfall". Hier zeigt e« sich auf eine wunderbare Art, wie die Natur heilt. Beim Schlaganfall, bei welchem der Patient eine Lähmung der einen Hälfte seine« Körper« erleidet, zerreißen im Gehirn Blutgesäße, und da« nun auSfließende Blut hebt die Thäligkeit der zur gelähmten Seite hingehenden Nerven aus. Wird da» auSgrflossene Blut sortgeschafft, so verschwindet auch die Lähmung und der vom Schlag Gerührte wird wieder ganz gesund. Diese« Wegschaffcn de« störend und lähmend wirkenden Blute« besorgt nur die Natur, der Arzt kann da garnichl« thun. Wohl aber kann er dem Patienten Rathschläge ertheilen, wie er in Zukunst die Wiederholung de« Schlagansalle« verhindert. Hier ist «in Gebiet, aus welchem die moderne Medizin e« gleichfall« weitgc- bracht hat. Diesem Fortschritt verdanken wir e«, daß die Mensch heit im Verhältniß zu früheren Jahrhunderten weniger häufig erkrankt. Auch die Sicherheit der .Diagnose", da« heißt da« Erkennen der Krankheit, die Deutung der Ursache derselben, hat in unserer Zeit beruhigend zugenommen. Leider aber ist weder die Medizin unfehlbar, noch sind e« ihre Jünger, und gerade auf dem Gebiete der inneren Medizin läßt der Fortschritt und dl« Sicherheit noch zu wünschen übrig. Ader e» ist nur eine Frage der Zeit, daß auch sie bald aus der glänzenden Höhe stehen wird wie die Augenheilkunde, die Wundbehandlung un« die Chirurgie.
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