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11867 Sonnabend, den 8. Juni Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich zwei Mal, Mittwochs und Sonnabends, und kostet vierteljährlich 12'j, Rgr. Inserate werden nur bis Dienstag« und Freitags früh 8 Uhr angenommen. Außer der Hauptfrage, die Verfassung des nord deutschen Bundes, welche jetzt die Abgeordnetenhäuser der einzelnen Staaten zum Theil noch beschäftigt, giebt es nichts von Bedeutung, das wir in unserer Rundschau hervorheben müßten; auch die Behand lung dieser Angelegenheit spannt die Leser von Zei tungen nicht mehr, da man voraus wußte, daß schließ lich doch Alle Ja sagen würden. Jede Woche bringt das Ja eines oder mehrerer Bundesländchen. Man hört nicht einmal etwas Bestimmteres von einem Anschlüsse der Südstaaten und fast möchte man glauben, daß sie, sobald letztere von Frankreich nicht bedroht werden, schließlich suchen werden, für sich zu bleiben. Dagegen herrscht in dem dritten Deutschland, in Oesterreich, reges Leben, hauptsächlich hervorgebracht durch den Zusammentritt des Herrenhauses und Ab geordnetenhauses. Ersteres ist mit der Art des Aus gleiches mit Ungarn nicht zufrieden, erklärt aber, daß es nicht hindernd entgegentreten wolle, weil — es eben halt nun einmal so ist. DaS Unterhaus da gegen hebt die Beziehungen zu den ungarischen Ländern weniger hervor, betont aber in seinem Adreß-Entwurf die Nothwendigkeit, daß das Concordat beseitigt werde. Herr von Beust hat der Adreß-Commission längere Zeit einen Ueberblick gegeben über die Lage und die Hoffnungen des Reiches nach Außen und Innen, welcher die erstere sehr befriedigt haben soll. Es steht im Mgemeinen zu hoffen, daß durch die erzielte Uebereinstimmung zwischen beiden Häusern und der Regierung das Reich bei seiner ihm eigenthümlichen Lebensfähigkeit und Zähigkeit bald wieder kräftig (Manchem vielleicht zu kräftig) emporblühen werde. Die Pariser kommen jetzt kaum zu Athem und haben kaum Zeit, überhaupt an Politik zu denken, weil Schlag auf Schlag immer wieder neue hohe Besuche angemeldet werden. Der Kaiser von Ruß land und der König von Preußen sind bereits ein getroffen; vom Kaiser von Oesterreich glaubt man bestimmt, daß er zwischen dem 1. und 10. Juni nach Paris kommen werde. Das französische Cakinet soll sich im Verein mit dem russischen veranlaßt gesehen haben, nach den oder wegen der Niederlagen Omer Sweiundzwanzl-ster Jahrgang. für Bischofswerda, Stolpen und Umgegend. Amtsblatt -es Königlichen Verichtvamte» und -es Sta-tratheo zu Dischofowerda. Pascha's auf Candia (die türkischen Dementis warm sonach unrichtig) der Pforte abermalige Vorstellungen zu machen und ihr anzurathen, die Insel aufzugeben oder wenigstens eine Volksabstimmung vornehmen zu lassen. Vielleicht wird Herr Sultan dazu gebracht, wenn er sich in Paris mit Ihm darüber unterhält. Der österreichische Botschafter in Paris, Fürst Metter nich, gab am 29. Mai ein großes Fest, bei welchem alle in Paris anwesenden gekrönten Häupter mit zu gegen waren. Der Kaiser soll noch in derselben Nacht durch seinen Adjutantm seinm Dank überschickt haben. Dieses Fest hat auf die friedlich Gesinnten überall, so auch in Paris guten Eindruck gemacht, da man erfuhr, daß die Souveräne selbst dadurch Vertrauen zur Erhaltung des Friedens gefaßt hätten. So sehr die Hoffnung auf Erhaltüng eines sicheren Friedens in Europa wächst, wo man auch die orien talische Angelegenheit gütlich abzuwickeln hofft, so trau rig sieht es in Mexico aus. Die von dort her kommenden Nachrichten sind ost so ganz widersprechend, daß man etwas Genaues trotz Kabeltau und Tele graph bisher nicht hat erfahren können. Selbst die österreichische Regierung weiß nicht, woran sie ist, da ihr an einem Tage die beiden Nachrichten zu gingen, daß Kaiser Maximilian gefangm sei and — daß er seinen Gegner Juarez total und in die Flucht geschlagen haben soll. Verbreitung falscher Gerüchte ist wohl kaum so an der Tagesordnung gewesen, wie gegenwärtig, wir müssen daher erst mindestens ein Dutzend übereinstimmende Nachrichten abwarten, ehe wir einer Nachricht über eine Sache Glauben schenken können, über die die Europäer vollständig in Un gewißheit sind. Nachtrag. Wie aus Coburg geschrieben wird, ist in der dortigen Gegend die Rinderpest als erloschen zu be trachten. - Die officielle „Prov.-Corr." schreibt vom 5. Juni aus Berlin: Die Verhandlungen mit dm süd deutschen Ministern haben noch vor der Abreise des Ministerpräsidenten nach Paris eine Verständigung über die wesentlichen Grundlagen einer Zolleinigung herbeigeführt. — Vor einer mdgiltigen Organisation der Provinz Hannover werden hannöversche ,Hy-