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Amts- M AnzeWblktt für den Abonnement viertelt. 1 M. 20 Ps. einschlichl. deS »Jllustr. Unterhaltung-bl." a. der Humor. Beilage »Seifen blasen-' in der Expedition, bei unfern Boten sowie bei allen ReichSpostanstalten. GM des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung ms»» «»scheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. JnsertionSpreiS: die kleinspaltige Zeile 10 Pf. Im amtlichen Theile die gespaltene Zeile 25 Pf. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. 47. Jahrgang. Dienstag, den 27. Februar Als Friedensrichter für den Bezirk Ober- u. Unterstützengrün ist der Gemeindevorstand, Herr Lari Lermarm Leiuüarät in Kverkützengrün vom Königlichen Justizministerium ernannt und heute hier sür dieses Amt in Pflicht ge nommen worden. Eibenstock, am 22. Februar 1900. Königliches Amtsgericht. Ehrig. I. Versteigerung Mittwoch, am 28. Februar d. I., Nachmittags 2 Uhr, sollen im Hafthaus zum Ster« hier daselbst eingestellte Pfänder, nämlich: 2 Ledersophas, t Kommode, 1 Tisch, 1 Spiegel, 1 Geschirrschrank, 4 Glasschränke, 1 «leider schrank, 1 Schreibsekretär, 8 Stühle, 1 Regulator, 2 Bänke, 1 Tafelwaage mit Gewichten, t Ladentafel mit Kästen, 2 Kastenregale, 1 lange Tafel, 1 Zweirad usw. an den Meistbietenden gegen sofortige Baarzahlung versteigert werden. Der Gerichtsvollzieher beim Königlichen Amtsgerichte Eibenstock. Akt. Kirsch. Für ein gesundes, jetzt 8 Wochen altes Mädchen, dessen Annahme an Kindesstatt nach Befinden erfolgen kann, wird Unterkommen in einer Familie gesucht. Reflectanten werden ersucht, sich unter Angabe des beanspruchten Verpflegbeitrages bei dem Unterzeichneten zu melden. Der Gkmeindclwrstalld zu Schönheide. Zwischen Kimberley und Alumfontein wogt die erste folgenschwere Entscheidung hin und her. Die ersten Meldungen, aus englischer Oulle, stellten die Dinge als sür die Buren hoffnungslos dar. Ganz so schlimm muß cs aber doch nicht stehen, denn inzwischen sind sowohl von Süden wie von Osten noch starke Burenscharen dem Wackern Cronje zu Hilfe geeilt und einstweilen scheinen die Operationen Roberts zu einem gewissen Stillstand gekommen zu sein. Die englischen Berichte sind de« Lobes voll über die Tapfer keit CronjeS und seiner Leute und treiben ihr Mitgefühl soweit, die armen verlorenen Helden zu bedauern. Wahrscheinlich ist das verfrüht; denn der Durchbruch CronjeS hat bewiesen, daß dieser Führer den Augenblick auszunutzen versteht und es ist durchaus nicht ausgeschlossen, daß er seinen Gegner zum zweiten Male überrascht. Seine Lage wäre überhaupt nicht so ungünstig, wenn von allen Seiten UnlerstützungStruppen heranrücken; aber leider fehlt den Buren der Angriffsgeist und ohne einen ent schlossenen Angriff kann der Ring nicht gesprengt werden, der sich um Cronje geschlossen hat. In der ersten Phase de» Kriege» haben die Buren einen gewissen UnternchmungSdrang gezeigt, seitdem sie sich am Modder und Tugela festgesetzt haben, haben sie sich daran gewöhnt, die Dinge an sich herankommen zu lassen. Diese völlige Passivität ist vielfach al« eine besondere Weisheit gepriesen worden; sehr mit Unrecht, wie jetzt immer klarer zu Tage tritt. Die Buren haben sich bei ihren nun über vier Monate lang andauern den Kämpfen, abgesehen von wenigen geringfügigen Ausnahmen, die nur die Regel bestätigen, fast stets rein defensiv verhalten. Sic sind zwar gegen den Feind vorgegangen, haben sich aber in ihrer gewählten Stellung dann vom Gegner angreifen lassen. Selbst dort, wo die Engländer als Angreifer mit einem absolu ten Hinderniß im Rücken gegen die in VeriheidigungSstellung be findlichen Buren vergehend, durch deren Feuer zurückgeschlagen wurden und nun sür die letzteren durch eine Verfolgung au« der Stellung heraus eigentlich erst die Früchte ihre« Sieges zu ernten waren, sind die Buren stehen geblieben und haben dem Feinde goldene Brücken gebaut. Wir erinnern nur an die Kämpfe bei MagerSsontein und am oberen Tugela. In beiden Fällen standen die Buren verschanzt und gingen die Engländer über einen angeschwollenen Fluß, über den nur eine Brücke führte, zum Angriff vor. Beide Male geschlagen, zogen sie sich unver folgt an bezw. über den Fluß zurück. Besonder« am 2K. Januar hätte eine Verfolgung der Engländer den Buren voraussichtlich ganz geringe Opfer gekostet, denn beim Vorgehen auf dem nach dem Tugela hin abfallenden Gelände fanden sie in den an den vorherigen Tagen von ihnen inne gehabten Stellungen immer Deckung gegen feindliche« Feuer, während vor ihnen die Eng länder auf theitweise glacisartig abgedachten Hängen zurückgehen mußten. Nahe am Tugela angclangt, konnten sie in die auf einen einzigen Uebergang (Brücke bei der Trichard» Furt) an gewiesenen dicht zusammengedrängten Engländer ein vernichtende« Feuer abgeben und die Division Warren mit den ihr zugetheilten Brigaden vernichten oder gefangen nehmen. Gewiß hätte ein solche» Verfahren einige, im Verhältniß zu den erreichbaren Erfolgen aber doch nur geringfügige Opfer gekostet, die sür sic bei ihrer beschränkten Streitcrzahl und der Unmöglichkeit, Nachschub an Streitkräften herbeizusührcn, immer hin schwerwiegende sein konnten. WaS nützt e» ihnen aber, dem Feinde einen Verlust von 3000 Mann beizubringen, wenn dafür 1.0,000 neue Mann in einer neuen Division erscheinen? Läge die Sache nicht viel günstiger sür sie, wenn sie selbst mit ein paar Hundert Mann eigenen Verlust dem Feinde eine ganze Division vernichtet hätten? Ladysmith, seit vier Monaten eingcschlossen, fesselt al» offene Stadt immer noch einen bedeutenden Theil der Truppen der Buren, der dadurch der Verwendung im freien Felde verloren geht. Achnlich lagen bi» vor kurzem die Verhältnisse am Modder- River, wo Lord Methuen halb von ihnen eingeschiossen war und doch mit der Bahn immer neuen Zufluß welligsten« an Leben mitteln usw. erhielt. So sieht man die Truppen der Buren trotz aller ihrer Siege durch die von ihnen wiederholt geschlage nen Scharen Buller», White« und Methuen derartig gefesselt und zu anderen Unternehmungen unfähig, daß sie nicht im stände waren, größere Abthcilungen ihrer Truppen von Ladysmith au« oder vom Modder nach dem mittleren und jetzt nach dem anschei nend entscheidenden Kriegsschauplatz im Westen hin abzuscnden und die Engländer in Natal durch schwache Kräfte in Schach zu halten. Wäre cs ihnen dagegen gelungen, seiner Zeit White zur Uebcrgabe zu zwingen und die Division Warren am Tugela zu vernichten, so wären solche Erfolge von weitgehendster Be deutung gewesen und zwar sowohl in militärischer wie moralischer Beziehung. Sie hätten schon im Dezember und noch mehr An fang Februar mit ganz anderer Macht gegen Lord Methuen in der Kapkolonie und jetzt gegen Lord Robert« auftrcten können und was al» einer der größten Vortheile für sie anzuschlagen war, der Ausstand der Kapholländer hätte einen ganz anderen Aufschwung genommen, als e» jetzt geschehen ist. Man kann sich nach der jetzigen Lage der Dinge der Be fürchtungen für das schließliche Schicksal de« tapferen BurcnvolkeS nicht erwehren. Wenn aber je der Erfolg machtlos ist, die Volks stimmung umschlagen zu lassen, so in diesem Falle. Mag Roberts über Cronje, Buller über Joubert siegen, mögen die beiden Buren republiken ruhmvoll kämpfend untergehen, — da» Urtheil der Geschichte ist unerbittlich: England ist und bleivt gerichtet; sein Krieg gegen Transvaal ist ein Raubzug, wie c» derjenige von Jameson war, nur mit ausreichenderen Mitteln unternommen. Und wird man sich in England daran erinnern, wie Ohm Krüger mit Jameson und seinen Spießgesellen umgegangcn ist? Wird man sich in London daran erinnern, daß er sie nach gerichtlichem Verfahren und UrtheilSjpruch einfach lausen ließ? Die Eng länder kennen solche Großmuth nicht. Man weiß, wie sie gegen die Chinesen in dem berüchtigten Opiumkriege vorgingcn, weiß, daß sie nach 'Niederwerfung des Sepoy-AusstandeS in Indien die gefangenen Anführer vor die Kanonenmündungen binden und in Stücke reißen ließen, weiß, daß sie die verwundeten Derwische bei Omdurman in Massen lödteten, um ihrer ledig zu sein. E« heißt, Onkel Krüger habe für den äußersten Fall seine Auswan derung nach Deutsch-Damaraland schon vorbereitet und der Rest seiner Landsleute werde ihm folgen. Geschähe die«, dann könnte sich Deutschland gratuliren. Bessere Ansiedler für seine afrika nischen Kolonien würde c« nie bekommen. Einstweilen aber wünscht du« deutsche Volk wohl mit erschwindenden Ausnahmen, daß in Südafrika doch schließlich noch da« gute Recht triumphiren und daß es den Burenführern gelingen wird, den Sieg wieder an ihre Fahnen zu fesseln. Tagesgeschichte. — München, 23. Februar. Die Handel«- und Gewerbe kammer für Oberbayern nahm in ihrer heutigen Plenarsitzung zur Flottenfrage Stellung. Der Referent, Kommerzienrath v. Pfiestcr, legte eingehend da« Wachslhum der deutschen See interessen, speziell der Sceinteressen Süddeutschlanv« und den dringend erforderlichen Schutz der deutschen Handelsflotte dar. Der wachsende Wohlstand der deutschen Nation gebe die Möglich keit, die Kosten einer sehr ausgiebigen Flottenvermehrung ohne Schädigung zu tragen. Freilich müsse man erwarten, daß die erforderlichen Lasten den steuerkräftigen VolkSlreisen auserlegt werden. Im Anschluß an da« Referat sprach sich die Kammer zu Gunsten der Vorlage au» und beschloß, den Ausschuß de» deutschen HandelStage« zu ersuchen, den Gegenstand auf die Tages ordnung der nächsten Plenarsitzung de« HandelStage» zu setzen. — Schweiz. Genf, 24. Februar. Luccheni, der Mör der der Kaiserin von Oesterreich, versuchte ein Attentat gegen den Gefängnißdirektor Perrin mittels eine« scharfen Instrumente«, welche« er au» einem Konservcnbüchsen-Schlüssel verfertigt hatte. Luccheni brachte Klagen vor wegen der verschärften Maßnahmen, welche infolge Entweichung von zwei Sträflingen verfügt worden waren. Al« Perrin im Gespräch den Kopf wendete, versuchte Luccheni ihn nicderzuschlagen. Nach kurzem Kampfe wurde der Attentäter von den Wärtern bewältigt und neuerding» in eine unterirdische Einzelzellc abgesührt. — Vom südafrikanischen Krieg»schauplatz. Die englischen Berichte über die Kriegslage am Modderflusse malen die Lage der Buren in den düstersten Farben. Nach ihnen bliebe dem befähigten Cronje und seinen tapferen Landsleuten keine Wahl, al« entweder zu kapituliren oder zu sterben. Wir mögen an einen so schlimmen Stand der Dinge nicht glauben. Bei dem bither von Cronje bekundeten taktischen Genie und der «ode»verachtenden Tapferkeit seiner Truppen erscheint e» un» vielmehr keineswegs au»gcschlossen, daß sie sich doch noch heran»- hauen, namentlich falls cS der KriezSlcitung der Verbündeten gelingt, eine ausreichende Streitmacht in den Rücken der Eng länder zu dirigircn und dem ja zweifellos Hari bedrängten Cronjeschen Korps auf diese Weise Luft zu schaffen. Cronje« Bitte um einen kurzen Waffenstillstand zur Beerdigung der Tomen haben die Engländer abgelehnk, obwohl die Buren dem General Buller bei Colenso die gleiche Bitte in ritterlicher Weise gewährt haben. Soweit nach den bisher eingegangenen Meldungen beurthcilt werden kann, befindet sich der General Cronje mit seiner kleinen Hcldcnschaar am Nordufer de« Modder-Flusse», bei KoedoeS Rand, nördlich von EmmauS, PetruSberg und Paarverberg. Bei Paarde- berg, also südlich vom Modder-Fluß und durch diesen von Cronje getrennt, steht Lord Roberts mit drei Divisionen mit mindesten» 50 Geschützen, aus dem nördlichen Modder-Ufer scheint Cronje nur durch die Division Frcnch, hauptsächlich Kavallerie und reitende Artillerie, bedroht zu werden. Eine weitere telegraphische Meldung de« Reutcrschen Bureaus aus Pretoria vom 22 Febr. behauptet, daß die Verbindung mit Cronje noch offen, die Ein schließung also keine vollständige sei. Dann würde e» auch denk bar sein, daß dem Burenheer am Modder Fluß Lebensmittel und Munition in bescheidenen Mengen zugeführt wurden. In einer anderen Meldung desselben Bureau» au« dem englischen Haupt quartier auch vom Donnerstag, 22. Febr., wird berichtet, daß in nördlicher Richtung von der englischen Stellung 2000 Buren operirtcu. Da diese Burcnabtheilung nicht zwischen Robert« und Cronje sein kann, so muß sie sich nördlich vom Modder-Fluß und nördlich von der Division French befinden. In diesem Falle könnte man wohl annehmen, daß eine Action gegen Frcnch zur Befreiung von Cronje vorbereitet wird, vielleicht schon im Gange ist. Das weitere beharrliche Schweigen de» KriegSamtS in Lon don spricht überhaupt sehr dafür, daß sowohl Lord Robert» wie French c« jetzt nicht mehr allein mit Cronje, sondern mit starken Burenabtheilungen in ihrem Rücken zu thun haben, die ihre Lage vielleicht zu einer ebenso kritischen machen wie die de» Ge nerals Cronje ist. Ueber die Stellung de« Generals Cronje wird von anderen Seiten behauptet, daß er nicht nur da« nörd liche Ufer sondern auch auf dem südlichen Modderufer sämmtliche Höhenzüge bis zum Petrusberge besetzt halte. Die Nachrichten über Ladysmith lauten höchst verworren. Dem General Buller soll e« bisher nur gelungen sein, mit seiner Vorhut ccn Tuge la-Fluß zu überschreiten. Jedenfalls scheint e«, al« ob die Buren nicht die Absicht hätten, die Be lagerung von Ladysmith aufzugeben, und so lange sie nicht dazu bereit sind, wird e» dem General Buller nicht leicht sein, den Entsatz zu erzwingen. Ein Telegramm au» Burenquelle berichtet, daß 6000 Buren von Ladysmith nach Blumfontein abgegangen sind. Die Re gierung de» Freistaat« ist von Blumfontein nach Wyn- burg verlegt worden. Telegraphisch wird gemeldet: London, 23. Februar. Au» Reuter» eingehendem Bericht über den Kampf mit den Truppen Cronje« geht hervor, daß am Sonntag Abend die Umzingelung der Buren vollendet war. Während die Holländer-Brigade am Sonntag über flache» Ge lände vorrückte, war sie einem furchtbaren Gewehrfeuer ausgesetzt. Die Leute mußten den ganzen Tag über liegend kämpfen und furchtbaren Durst auShalten. Da« Feuer hörte mit Einbruch der Nacht auf, da beide Theile durch den mörderischen Kampf erschöpft waren. Deserteure erklärten, die Buren seien in Cronje gedrungen, sich zu ergeben. In der Nacht am Montag legten die Buren Verschanzungen an. Der nächste Morgen fand den Feind noch in derselben Stellung. Da» Bombardement, welche« dann mit Unterbrechungen fortgesetzt wurde, ruhte eine Zeit lang. Berittene Infanterie mit Artillerie rückte inzwischen vor u. nahm unter heftigem feindlichem Feuern die feindliche Stellung auf dem Kopje. Früh am Tage hatte Cronje einen Waffenstillstand nachgcsucht, welchen Kitchcncr nur im Falle bedingungsloser Ergebung de» Feinde« gewähren wollte. Später traf ein anderer Bote ein mit der Meldung, daß Cronje geneigt sei, sich zu ergeben. Kitchcncr begab sich hierauf nach dem feindlichen Lager, bevor er jedoch dort eintraf, erhielt er die Nachricht, daß e« sich um ein Miß- verständniß handele und daß Cronje bi« zum Tode kämpfen wolle. Aitchener kehrte hierauf in da« englische Lager zurück und ordnete die Wiederaufnahme der Beschießung de« Feinde« an. Am Dien»- tag richtete die Artillerie, darunter Schiffsgeschütze und Haubitzen,