Volltext Seite (XML)
>1862 Mittwoch, de« 31. Decemder. Bischofswerda, Stolpen und Almgegend« Amtsblatt -es körn-l. Gerichtsamtes und -es Sta-trathes zu Kischofswer-a. Diese Zeitschrift erscheint »«chentkich zweimal, Mittwochs and Sonnabend«, und kästet vierteljährlich 12j Rgr. Inserate werbe» di« gespaltene Zeile »der deren Rama mit 6 Pf., Anzeigen unter vier Zeile» mit 2j Skgr- berechnet. Zum JayreSschlusse. Wir sind Pilgrime und unser Leben hiyieden ist eine Wanderung, ohne Raft schreiten wireiner Heimaih entgegen, die im nun bald vollendeten Jahr, Biele ausgenommen hak. Wie aber der Wanderer von Zeit zu Zeit ermüdet und erschöpft st» fühlt und nach einem Rubepunkte sich sebnt und wie der immer währende Wechsel der Erscheinungen, die an ihm vornbergehe», ihn zerstreuen, di« er sich sammelt und die gemachten Erfahrungen prüft«» überschaut — so »erden wir am Jahresschlüsse Stunden der Aiuht UN» GeistrSsammlung zu finden suchen, um von dem Strome der äußeren Begebenheiieu nicht gewaltsam fortgeriffen zu werden, um nicht da« höhere Ziel unserer Laufbahn ganz au« den Augen zu verlieren. Dringend fordert die JahreLscheide unS zu prüfen den Rückblicken auf. Ein Jahr mit seinen heiter» und ernste» Stunden eilt seinem Ende entgegen. Solche Zeitabschnitt« haben immer etwa« feierliche« und ernste« für un». Sie mahnen rm« an die unaufhaltsame Eile, mit welcher unser Leben dahinfiiegt und unwill kürlich wendet sich unser Auge rückwärts, noch einmal die Tage zu überschauen, welche für immer entschwun- dcu find. Wie reich an überraschenden Ereignissen, wie aus gezeichnet durch merkwürdige Begebenheiten Ist e« in den Verhältnissen der Weltbegebenheiteu geworren. Wa« werden wir beim Rückblick finden? In sehr ver- schiedeuer Stimmung werden die Einzelnen zurück schauen, manche mit Lob und Dank, manche mit Trauer und Wehmuth. Aber auf einem Endpunkr treffen gewiß zuletzt Aller Augen zusammen un» in einem Geständnisse werden sich zuletzt Alle begegnen. Alle werden im Wechsel »er Dinge de« Herrn Han» erkennen und mit einem Mnnde werden Alle bekennen: mit un« war der allmächtige Gott, sein gnädige« Er barmen, seine Güte und Treue hat un« geführt in guten un» bösen Tagen. Der Herr Hal im vergangenen Jahre gar ernst, aber auch freundlich und gnadenreich mit un« geredet. Im Februar traten die Fluchen der Flüsse, uamentlich die der Elbe wildwogend au« ihren Ufern und erreich- ttn fast eine Höhe wie 1845 und »ie-mal um so Siebzehnter Jahrgang schrecklicher, da bald darauf Frost einlrat. In die der Ueberschwemmung ausgesetzten Wohnungen zogen später Krankheiten ein. In das Herz unsere- guten König« zog auch diese« Jahr Trauer ein; die edle Fürsten tochter Prinzessin Sidonie wurde ihm durch den To» geraubt, wobei ihm nebst den Blick »ach Oben, die aufrichtige Theilnahme aller braver Sachsen erhob und tröstete. Furchtbare Feuersbrünste suchten unser Land heim und e« wurden ganze Sladttheile gebirgischer Städte un» viele Landhäuser blühender Dörfer in Asche gelegt. Noch jammern Biele der vom Unglück hart Betroffenen an den Trümmern ihrer Hab«. Möchte die öffentliche Wohlihäligkeit sich »er Unglücklichen um so mehr annehmen, »a die milden Gaben fich sehr vertheilen und die Zeil gegenwärtig für Biele eine nahrungslose ist. Nicht blo« von uuserm Ueberfiuß, selbst nm Opfern sollen wir al« Christen unser« dar benden Brüdern beistehen. Ein furchtbarer Bürgerkrieg, der an Umsang und an Zahl »er Opfer seine« Gleichen in der Weltgeschichte nicht weiter kennt, wükhele diese« Jahr in dem von der Natur reichgeseq- netrn Lande der Unionsstaaten. Wer zählt da« Elen», da« dieser unglückselige Krieg über gar viele Familien gebracht! Wie vielen Familien ist ein Bruder, «in Baler, «in Ernähr» geraubt, wi« ist der Wohlstand Tausender »«raichiel! Aber nicht blo« über den sonst so glücklichen Staat Washington'«, auch über Europa brachte jener Krieg die traurigsten Folgen. Der Hansel nach Amerika war fast ganz gelähmt, da die Kaufleule nicht ihre Güter einem Lande anverlrauten, in dem der Besitzstand so unficher ist. Wurde schon dadurch unsere heimische Production, der NahruiigS- zweig Tausender, gelähmt, so brachte der Mangel an Baumwolle, die in unserer Zeil ein« außerordentlich gesteigerte Bedeutung hat, unseren Fabrikdistrieten «heil weisen oder gänzlichen Stillstand der Arbeit und mir bangen Besorgnissen sehen die darbenden Arbeit» »en kommenden Tagen de« Winter- entgegen. Wa« da sagen will, können Diejenigen, welchen Goll eine ge- stchttle Leben«stellung gegeben Hal, erst dann begreifen, wenn fle wachen-, monatelang vergeblich auf die ge hoffte Einnahme warteten, währen» daheim ich Preise der Kino» der Mangel un» die llioth eine Ställe aufgeschlagen haben. Auch in Italien, da« nicht zur