Volltext Seite (XML)
" Vielen WetzßeN Ms nicht lieb, daß ihr Könitz jetzt unqemeiu viel mi« der Königin-Wittwe inSanst« souci verkehrt, denn diese hohe Dame scheint viel Ent« fluß zu Haden. Diesem Einfluß verköaiglichenWitWS schreibt man «ine neuerdings, mamemitch seit d« Krönung schärfer hervortretende Richtung d«S Köeckg- zu, die ihm sonst fremd «ar. > Herr v. Bismark ist preußischer Ministerpräsident und kann deshalb nicht mehr Gesandter in Paris fein. Er ist daher nach Paris gereist, um vom Katstr Ab« schied zu nehmen. Da aber nichts über Geheimnisse geht, so lassen ibn Pariser Zeitungen noch einen gr« heimnißvollen Auftrag haben und geben zu verstehn^ daß etwas s-hr Wichtiges im Werke sei, über das aste Welt staunen und der preußische Landtag viellcichtkeine Freude haben werde. Die Leute haben viele geistreiche Vermuthungen; wir wollen warten, bis der Schlei« sich lüftet. — Herr v. Bismark ist übrigens wird« nach Berlin zurückgekrhrt. Durch Eisen und Blut will Herr von Bismark Deutschland einigen; besser geschieht'«, meinte einAb« geordneter, durch Eisen und Kohle, durch das Baad des Handels und der Industrie, - In Kassel erzählt man, Prinz Hohenlohe, Schwiegersohn des Kurfürsten, sei nach Amerika ge gangen und habe Frau und Kinder und bedeutende Schulden zurückgelaffen. > 7ö In einer am 30. Octbr. zu Kassel statltzehabten Sitzung wählte die Ständeversammlüng al« bleiben den Stände-Au-schuß: Nebelihau, Fr. Oetker^ Henket, Zuschlag und Hartwig. Gleichzeitig wurde ein aus 11 Mitgliedern bestehender Ausschuß zur Beantwor tung der Thronrede gewählt. In Frankfurt haben in den letzten Tagen die „Großveuischen" getagt und das, was sie geredet und gerhan haben, stchr auf der deuischen Tagesordnung. ES waren unter ihnen viel Männer von Namen und Leute in Amt und Würden. Großdeutsche nennen sie sich; weil sie eine Neugestaltung Deutschland« um« keiner Bedingung ohne Oesterreich wollen. Es soll in Deutschland nichts Neues, Großes, Gemeinsame- geschaffen werken, woran Oesterreich nicht Theil neh men kann; kann Oesterreich nicht Theil nehmen, so taugt da- Reue nicht- und Deutschland muß warten. — Unter dieser Vorbedingung ratdschlagten die Her ren, was Deutschland zu seiner Bessrung am nöthig« sten sei. Sie fanden, daß das die Delegirten-Ver- sammlung sei, welche von 8 Regierungen (Oesterreich und seinen Anhängern) beantragt worden ist. Diese Delegieren ( Abgeordneten) sollen auS den Landtagen an den Bundestag absendet werden und sollen dem Bundestage helfen, Deutschland eine gleiche Recht-« gesetzgebung zu »«schaffen. Vorläufig weiter nicht«. Von einem Parlamente und von der 1849er Reichs verfassung wollte die Ansammlung (im Gegensatz« zu der Weimarer) nicht« wissen. Mit drei andern Be schlüssen sprang die großveutsche Versammlung mitten in dt« praktischen Kämpfe des Augenblicks hinein. Sie erklärte sich 1) mir der von Baiern, Würtrmberg, Darmstadt rc. erfolgten Ablehnung de- HanhelSver« Sein LHeiwniß, dassde« Kaiser-bei sL,« Mmacht ---- MankänndaranSschließen, wie schwer «« ist, ,ü ostrechkmcheiullich ztt Mntht ist,daßseine schranken» d« Persoü deS Fürst« zu gelangen und b« lhmeine tost) Mnchtvollkömmmheitqeradeißeinevornehmft« offene Meimmg auSzufiprechen. - Schwäch« M Perjehige Kaiser von Rußland giebt ' ' ' fein absolute« Regiment auf, « läßt überall Schick« ««legen, um sei« Völk aufzukkären, « hat da« Knute«« «echt der Edelleute abgeschafst, die Leibeigenschaft auf« gchob«,« richtet Geschworengerichte eia, « will die Selbstverwaltung d« Städte und Dorfgemeinden. Sobald nur die große Masse De« Völk« begreism Wird, daß r« sein Kaiser güt «ib ihnen meütt, sobald e« nicht «ehr auf die H«tz«eien eine« mißvergnügten eigen- und herrschsüchtigen Adel« hört, wird seine Regierung stärker den« je eine russische daftehen. Seitdem der König in Baiern seiner ersten Kammer iM^Mkschiedeaheiksägte: ich will Einigkeit mit «einem Volke, seitdem er sich entschloß, den gerechten Fsorbenmgen der zweiten Kammer nachzügrben, ist er Mächtiger denn sonst, well er sich in Uebereinstimmong mit seinem Volke weiß. Orstrneich wurde noch vor einigen Jähtea ganz nach absolutem Willen de« Kaiser regiert und Niemand hatte ein Wort über Steuer- bewilligüng zu sprechen. Und was war die Folge? Da« Lünd sank in llnm« tiefere Schuldenlast, die Nationalanleihe sank von 84 Procent auf 42, die einzelnen Rationalitäten des Reichs traten feindlich Argen einander auf. Was war d« Rettungsanker rn der Röth? Die Constitution. Sei« ihrer Begrün« Mmg bleibt zwar noch viel zu wünschm übrig; ab« d« Credit de« Lande- hebt sich , die Oesterreich« halten auf ihren Kaiser; die Regierung ist durch die Constitution nicht schwächer, sondern stärker geworden. UM nach dies« Umschau zurückzukommen auf Preuße», so ist diese- Land nach dem VerfaffungS- bruch nicht stärk«, sondern schwäch« geworden; «S ist schwäch« dem AuSlande gegenüber, schwächer i» In« nern. Die Regierung hat sich bereit- genöthigt gr« sehen, die Dienste einer kleinen, verhaßten Partei an zunehmen, die st« früher wegen deren Selbstsucht auf gegeben hatte. Der Einfluß Preußen- in Deutsch land ist gelähmt, denn Alle sagen: mit« Preußen zu stehen — für solche Ehre danken wir. Preußen kann nicht einmal die Flottenreform in'S Leben rufen, die doch sehr volkSthümlich ist. Die Verlegenheiten wer ben aber noch besser kommen. Dann wird man zu spät eirrsehen: die Stärke ein« Regierung liegt in Ueber- einstimmung mit ihrem Volke. Einigkeit giebt Macht. Ein Brref au« Berlin beklagt am meisten, daß Niemand da ist, der bi- zu rem Ohr de- Monarchen vordringe und ihm die volle Wahrheit enthülle. Die Königin hat sich nach Koblenz zurückgezogen, der Kron prinz weilt auf Reisen. AlS glaubwürdig wird erzählt, daß «ine hochstehende Dame in den Rheinlanden (die Fürstin v. H.-S.?) von der Königin den Auftrag hab«, ihr ungeschminkte Mittbeilungen über die Stim mung im Lande zu geben. Die Beauftragte habe nach läng««« Zögern endlich geglaubt, mit der Wahrheit nicht zurückhalten zu dürfen und offen geschrieben, daß die Lieb« zu dem Fürstenhaus in den letzten Wochen «inen hartm Stoß erlitten habe. Die Antwort lau tete, daß diese- der hohen Frau nicht unbekannt sei, daß sie e« mir wahrem Schmerze sehe, ohne e« ändern zu können und daß st« nur noch kür ihre Kinder lebe.