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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 25.01.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-01-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190001257
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-19000125
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19000125
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
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Jahr
1900
-
Monat
1900-01
- Tag 1900-01-25
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Monat
1900-01
-
Jahr
1900
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Diese politische und kriminelle Polizei spürt nämlich mit dello größerem Eifer den sogenannten .Verschwörern- nach. Soviel hat man glücklicher Weise bisher herauSgekundschaftet, daß die Zusammenkünfte dieser Mitglieder de» Afrikanderbundc» in der Water krant Street stattfinden. Da« Heim einer Witlwe, ein alte», echt holländische« Bauwerk soll diesen Hoch verrätern dort Unterschlupf gewähren ; jedoch ist die Sache jetzt bereit« derartig publik geworden, daß da- genannte Hau« nicht nur nicht ständig von Schaulustigen umlagert wird, sondern auch bereit« da« Opfer spekulativer Photographen geworden ist, die e« aus Ansichtspostkarten zur allgemeinen Kenntniß und zu ihrem eigenen Vortheil verewigt haben. Die Gerüchte, die über die Insassen diese« sonderbaren Hauses zirkuliren, sind die denkbar merkwürdigsten; so wird z. B. gemunkelt, daß die Verschwörer — e» sind ausschließlich Männer, denn Frauen werden außer der genannten Wirthin prinzipiell nicht geduldet — alte echt holländische Kostüme tragen. Auch eine Gcheimsprache, ein alte- holländische« Idiom, soll gesprochen werden, damit Unberufenein keiner Weise Kenntniß von den gepflogenen Unterhaltungen und Beschlüssen bekommen. So haben sich also auch bereit« im innersten Herzen de« britischen Besitzthum« die Feinde eingenistet und c« wird sehr schwer halten, dieselben zu entfernen, da sie nach außen hin bisher die größte Ehrbarkeit zur Schau getragen haben. Nun aber nach Meldung der letzten Niederlagen erhebt diese Verschwörung immer kühner ihr Haupt. Langsam vollzieht sich so in der Physiognomie Kapstadt« eine schwer zu beschreibende Veränderung. Nach den Niederlagen bei Dordrecht und Dougla» ist im Wesen der leitenden Personen eine äußerliche Resignation an Stelle der sonst so ostentativ zur Schau getragenen Sieges zuversicht und Hoffnung-frcudigkeit getreten. Man begrüßt die in den Hafen einlauscnden Dampfer England« nicht mehr mit der früheren lauten und lärmenden Sympathie. Die stolzen Flaggen und Banner schwinden immer mehr von den Dächern der Stabt, so daß eS bei dem unbetheiligten Beschauer fast den Anschein erweckt, daß man sich an einen Gedanken langsam zu gewöbnen beginne, den man vorläufig offen auszusprechen sich noch immer nicht getraue. Moralisch scheint England nunmehr auch in Südafrika, in Kapstadt verdammt zu sein. Wehe den Besiegten! Im Weich der Höne. Novelle von A. v. d. Osten. (S. Fortsetzung.) .Eigentlich geht mein Auftrag noch weiter,- erwiderte Kle mens lächelnd. .Frau von Lader läßt Ihnen sagen, Sie möchten sich selbst nicht vergessen — gerade herausgesagt, ich habe die be stimmte Weisung, Sie zu holen." Herbert zeigte Anfang« ein etwas verblüfftes Gesicht, dann aber lachte er wieder. „Sie hat recht, einmal habe ich auch da« vergessen. Nun, dann lassen Sie uns gehen, gleich." „Und die Noten?" fragte Klemens, als sie schon draußen waren. „Wetter ja, doch vergessen!- Klemens schüttelte den Kopf, als könne er das nicht begreifen, und Herbert stürmte zurück. Al« er mit den Noten zurückkam, hatte er einen großen weichen Filzhut ausgesetzt und war sehr vergnügt. „Haben Sie denn ein so kurzes Gedächtniß?- fragte Klemen«, als sie, ein paar auffallende Gegensätze in der Erscheinung, zu sammen die Straße hinabgingen. „Gott bewahre, ich bin nur zerstreut." „Trotzdem Sic wie ein Einsiedler zu leben scheinen." „Einsiedler? Gott segne Sie für den Einfall. Vor einer Stunde ist die letzte Klavierschlllerin forlgegangcn, den ganzen Tag gepaukt!" „Den ganzen Tag Klavierstunden? Wie halten Sie da« au»?- Herbert zuckte die Achseln. .Vielleicht einzig durch den Willen zum Leben! Ohne die Stunden würde ich vielleicht bald nur ein Schatten der Unterwelt sein." „Und mit ihnen wohl auch," dachte Klemen-, mitleidig die schmale Brust und die bleichen, eingesunkenen Schläfen de« Mu siker« betrachtend. .Und Abend«," sagte er laut, „spielen Sic dann noch mit Frau von Xaver?" „Da« ist meine Erholung, reiner Genuß, keine Anstrengung." „Sie ist also eine sehr begabte Dilettantin?" „Sie ist gar keine Dilettantin, sondern eine hochbegabte Künstlerin, mein Bester. Glauben Sie, daß ich sonst mit ihr musiziren würde?" fragte Herbert, und Klemen« meinte, einen starken Künstlerhochmuth au« seinen Worten u. Ton herauSzuhören. .Sie wird sich also ganz der Kunst widmen?" „Ohne Zweifel. Sie wird und muß dem Gesetz der inneren Nothwendigkeit folgen, da« jedem Menschen seinen Lebenslauf im Vorau» bestimmt." „Sie scheinen Philosoph zu sein," antwortete Klemen«, .da rin kann ich Ihnen nicht folgen. Ich bin Techniker geworden au« der vernünftigen Erwägung, daß meine Anlagen daraus hin zuweisen schienen, die äußeren Umstände waren mir günstig " .Nun, wa« ist denn da» ander«?- rief Herbert trium- phirend, .Anlage, Trieb, innere Nothwendigkeit, äußere Schick salsgunst. Mir ist'« so gut nicht geworden. Der Kamps um« Leben — hm —"er brach ab und pfiff eine Melodie. Sie kamen an einem Restaurant zweiter oder dritter Klasse vorüber, und Herbert schlug vor, ein Gla« Bier zu trinken, die Kehle sei ihm ven dem vielen Sprechen wie auSgctrocknet. „Wir werden ja erwartet," antwortete Klemen» befremdet. .Ist ja rasch geschehen, kommen Sie nur," damit trat Herbert schon ein. Da« Löwenbräu war vorzüglich und auch appctitreizend, denn kaum hatte er ein Gla« halb geleert, so winkle er den Kellner heran und bestellte sich ein Beefsteak, da rr mit der vergnüglichsten Miene verzehrte. Er wurde lebhafter und witzig, aß, sprach, lachte und erzählte Anekdoten und Schnurren. Klemen«, obwohl er über den drolligen Kauz lachen mußte, saß zuletzt wie auf Kohlen. „Kommen Sie, Herbert," sagte er endlich, „wir müssen jetzt wirklich fort!" „Ja doch, seien Sie nur nicht so skrupulös!" Und Herbert schlug leicht auf den Tisch und fing mit unendlich komischer Ver gnügtheit an zu singen: „Fritz, bleibe hier! Du weißt ja nicht, wie'« Wetter wird, « kann regen — '« kann schneien — c« — kann — die — Sonne — sch—ei—nen! Fritz, bleibe hier!" „Ich heiße freilich zufällig Fritz, aber hier bleiben werde ich doch nicht mehr," antwortete Klemen», welcher e» unmöglich fand, dem AuSgelaffenen zu zürnen. „Wollen Sie mit?" .Ja, ja, komme schon. — Heißa Schopenhauer! Sehen Sic dort? Den Kerl kaufe ich mir in Gip«!" An einem Stammtisch war ein Streit au-gebrochen, und einer der Gäste hob sein schwere« Deckelglas empor. Die Komik diese« Anblick« fesselte den Musiker, Klemen« aber ergriff ent schlossen seinen Arm und zog den wie einen Kobold Lachendm zur Thür hinau«. Auf der Straße betrug sich Herbert sofort wieder ganz ge- setzt, aber bei Wanda angekommen, spielte er in drolligster Weise halb den verlegenen Sünder, halb den liebenswürdigen Schwere- nöther und versöhnte die nachsichtige Hausfrau dadurch sogleich. E« waren heute noch mehr Gäste bei Wanda, Herr und Frau von Richthof mit ihrer sechzehnjährigen Tochter. Anna Richt hof war Herbert« Schülerin, ein musikalisch sehr begabte« Mäd chen; wahrscheinlich au« diesem Grunde machte er ihr geflissent lich den Hof. Richthof«, Leute von Wanda« Art, kunstsinnig, frohlebig, waren auf den Ihnen bevorstehenden Genuß sehr begierig, allein au« der Kreutzersonate wurde nicht«, denn Herbert war zu keinem ordentlichen Spiel zu bringen. Da zwang Wanda ihn durch Anwendung einer gewissen moralischen Ueberlegenheit über diesen haltlosen Charakter, zur Strafe für seine Unart vierhändige SIraußsche Walzer mit ihr zu spielen, und al« er einmal nach giebig geworden war, spielte er, al« ob Feuerflammcn von seinen Fingerspitzen ausgingen, und die Zuhörer wie elektrisirt sich auf die Fußspitzen hoben und an zu tanzen fingen. Da ging er immer toller und wilder. .Da» ist ein schrecklich erregbarer Mensch," sagte Herr von Richthof, der Tante Rest hcrumgeschwungen hatte, zu Klemen«. „Welch' eine Sensibilität! Er müßte hcirathen und eine recht resolute Frau bekommen." Klcmen« nickte, in Wanda« Anblick versunken, zerstreut. Wie ihr Antlitz von Fröhlichkeit strahlte — schön war sie eigent lich nicht aber bezaubernd. Und ihre weißen Finger, wie kleine ausgelassene Freudcngeister, von ihren eigenen Weisen trunken, hüpften sie auf den schwarzen und weißen Tasten umher. Der Anblick hatte etwa« Berauschende« für den einem nüchternen Be rufe hingegebencn Mann. „Schade," fuhr Richthof fort, „er ist sonst ein so prächtiger Mensch. Durchgebildetcr Künstler, liebenswürdig, selbständig denkend — freilich auch ein wenig locker, unbeständig u. haltlos." „Und würden Sie," fragte Klemens, „nicht die Frau ein wenig bedauern, welche ihn nähme, nach der Analyse, welche Sie eben von seinem Charakter geben, Herr von Richthof?" „O warum?" war die sorglose Antwort. „Die richtige Frau würde ihn schon erziehen und halten, z. B. unsere reizende Wirthin." Klemen« fühlte einen Stich im Herzen. Richthof« Worte schienen einen Verdacht zu bestätigen, der die Eifersucht de« In genieur« sowohl auf den Musiker, wie auf die Kunst selbst auf stachelte. Er verspottete sich aber sogleich selbst wegen solchen Unsinns. Unterdessen war da« Abendessen servirt worden. Man saß heut nicht an einer großen Tafel, sondern an einem viereckigen Tisch dicht nebeneinander, und Wanda machte die Wirthin in einer bezaubernder Weise. „Diese Frau eine Künstlerin?" dachte Klemen«. „Sie ist zur Hausfrau geboren." Herbert unterhielt sich viel mit Anna Richthof und drang in sie, nach Tisch noch ein Musikstück zu spielen; man sah, daß er mit seiner talentvollen Schülerin prunken wollte. Da» hübsche Kind erröthete und sah die Mutter bittend an, die daraus er klärte, c« sei zu nervenaufregend, Abend» nach dem Essen noch zu spielen, und e« verhindere am guten gesunden Schlaf. Her bert parirte diesen Einfall schlagfertig, indem er behauptete, eine Flasche starke« Bier mache allen Schaden wieder gut und Fräu lein Anna könne die« Mittel ruhig anwenden, e« schade nie etwa«. Und dabei strich er förmlich schmeichelnd über Aennchen« schmale Hand. Die Herren lachten, die Damen fanden Herbert« Benehmen nicht ganz paffend, und Wanda kam nun etwa« überstürzt mit dem Vorschläge heraus, eine gemeinschaftliche Reise in die Schweiz zu machen, zum Genuß und zur Erholung, zur Stärkung vor dem langen Winter, von dem ja Niemand wissen könne, wa« er jedem von ihnen bringen werde. Die Ueberraschung war Anfangs groß, besonders auch über die leise Andeutung in Wanda« Worten, betreff«, wie keiner der Anwesenden zweifelte, ihrer eigenen Zukunft. Dann aber stimm ten alle enthusiastisch ein, am lautesten Herbert, auf dessen Wangen rothe Flecken brannten. Nur Klemens schwieg. Wanda sah ihn fragend an, in ihren Augen war deutlich der Wunsch zu lesen, daß er mitretsen möchte. Er zuckte aber bedauernd die Achseln. „Leider werde ich entsagen müssen, gnädige Frau." „Warum aber? Machen Sie sich doch so lange frei!" „Das würde schwer halten. Ich bin hierher geschickt wor den, um der Stadt sobald wie möglich eine bessere Wasserleitung zu bauen, und kann meine Aufgabe doch nicht im Stiche lassen." Alle UeberredungSkünste halfen nicht«. Er schüttelte nur den Kopf und antwortete lakonisch: „Pflicht!" „Philister!" flüsterte Herbert Wanda zu, aber auch sie schüt telte leise den Kopf, ihr Auge hing an Klemen«, und sic em pfand wieder deutlich jene« unwiderstehliche Interesse wie am ersten Abend. Nach gefaßtem Beschluß überließ Herbert sich einer vollständ igen Ausgelassenheit. Trotz allen Sträuben» führte er Anna doch noch zum Flügel und ließ sie ein Rondo von Mozart spielen, und dann setzte er sich selbst an da» Instrument und ließ c» bis in die Nacht hinein in den herrlichsten Phantasten erklingen. Die Zuhörer vergaßen dabei Zeit und Ort, und selbst der un musikalische Klemen» lauschte verzaubert diesen Tönen. „Ich verstehe Dich gar nicht mehr, Wandachen!" klagte Tante Rest in den nächsten Tagen mehr al» einmal. Früher warst Du so hübsch ruhig und heiter, und jetzt bist Du ruhelos und verstimmt. Ich dachte — dachte, Du würdest entweder — entweder heirathen, oder Künstlerin werden; statt dessen reisen wir in die Schweiz. Wa» soll da« Alle«?" Wanda antwortete auf solche Vorwürfe meisten« nicht». Oder sie nahm Tante Rest beim Kopf, küßte sic ab und sagte: „Wenn Du mich nicht verstehst, so glaube wenigsten» an mich. — Ach, Tante Rest, ich habe ja nur Dich, die auf der ganzen weiten Welt c» gut mit mir meint, habe ein wenig Ge duld mit mir!" Ueberwunden und gerührt schlang die Tante die-Arme um die Nichte und seufzte: „Wie Du willst, mein Liebling, sei nur wieder vergnügt." Wanda aber dachte: Wenn ich wirklich ein Genie von Got te» Gnaden wäre, so gäbe e» kein Zaudern und Schwanken und keine anderen Gedanken, c» müßte so sein, ich könnte nicht ander». Tagelang legte sie ihre Geige kaum au» der Hand, um nur da» Nothwendigste zu genießen, und über jede Störung wurde sie unwillig und rastlos. Alle häuslichen Sorgen überließ sie Tante Rest und den Dienstboten. Abend», wenn Herbert da war, spielte sie zu seiner Begleitung mit einem Eifer, wie nie und so lange, bi» sie gänzlich erschöpft war. E» war ein sonnenheißer Tag, an dem die kleine Gesellschaft sich zur Abreise auf dem Bahnhofe zusammcnfond, alle in mehr oder minder animirter Stimmung. Wanda ließ ihre Augen einm Moment suchend umhergehen, nicht aus Interesse an den wenigen Reisenden auf dem primitiven Bahnhof der Provinzstadl, oder gar an den Durchreisenden, welche ihre verstaubten Gesichter und Hüte neugierig oder nach frischer Luft schuppend au» dem Koupee- fcnster steckten — e« war ein anderer flüchtiger Gedanke, der sie bewegte. Zu Hause hatte sic mit einem Seufzer — ob de» Bedauern oder der Erleichterung, da» war ihr selbst nicht klar — ihre Geige in den Kasten geschlossen. Wochenlang nicht spielen — da war c» gerade, wa» sie gewollt halte. Vielleicht kam dann die schmerzlich ersehnte Klarheit, durch die Entbehrung, in der Har monie einer großartigen Natur. Die Vorstellung, mit Herbert jetzt einmal in ganz anderer Weise al» sonst zu verkehren, nicht nur durch da« Medium der Musik, sondern gleichsam al« Mensch mit dem Menschen, war nicht ohne Reiz für Wanda. Auch in ihr Verhältniß zu ihm war durch da« Gerede der Welt eine Unklarheit getreten, welche niemals au« sich selbst aufgekommen wäre. Unsichtbar hatte ja stet« zwischen ihnen die Göttin gestanden, der sie beide huldigten, und ihren Kultu« mit eifersüchtiger Strenge bewacht, und diesen reinen Kultu» suchte die giftige Zunge der Menschen zu beflecken. Da» schmerzte sie und nahm ihr die schöne Ruhe ihre» Wesen», die sie in den Bergen wieder zu gewinnen hoffte. Ehe der Zug zur Abfahrt bereit war, erschien Klemen» auf dem Bahnhose, eilig, fast außer Athem. Wanda ging ihm entgegen, al« sie ihn suchend auf den Perron treten sah und streckte ihm erfreut die Hand hin. „Da« ist hübsch von Ihnen!" rief sie aus. „Hatten Sie e« denn nicht erwartet, gnädige Frau?" fragte Klemens, ihr einige ausgesucht schöne Rosen, die er in der Hand hielt, überreichend. „Bitte, erfreuen Sie sich an dem Duft dieser Blumen, so lange er vorhält, dann werfen Sie sic weg und lassen sich von ihnen nicht mehr belästigen." Wanda nahm und wollte danken, aber vor dem ersten trüben Blick, mit welchem Klemens sie empfing, erstarben ihr die Worte auf der Zunge. Stumm ging sie an seiner Seite zu ihrer Ge sellschaft zurück, sie roch an den Blumen und ärgerte sich über sich selbst. Plötzlich sagte Klemen« mit leiser Stimme: „Sic werden — ich darf nicht beanspruchen, daß Sie in der blauen Luft de« Süden», im Zauberland der Berge, beim Glühen der Alpen und Leuchten der Gletscher, nach denen ich mich sehnen werde — all ciav lon^ — einmal an den armen, einsam Zurück gebliebenen denken werden?" WandaS Gesicht bedeckte sich mit Gluth, die sie in de u Rosen zu verbergen trachtete. „O gewiß, ich werde an Sie denken," antwortete sic verlegen, wir alle werden e« lhun und mit Betrüb- niß, daß Sie nicht bei un« sind." Der Zug pfiff. .Einsteigen!" riefen die Schaffner. «Fortsetzung folgt., Vermischte Hlachrichlen. — Ueber die Laufgräben der Buren und deren Ein druck auf die englischen Truppen enthält ein Brief au« Kapstadt vom w. Dezember an die „Zwollesche Couravt" anschauliche und sehr interessante Mittheilungen. Die Laufgräben der Buren sind nach vorne so hübsch durch Klippen und Steine ma«kirt, daß selbst auf kurzen Abstand nicht« davon zu sehen ist, und der Kopf de« Schützen ist auf 40 Schritt auch nur mühsam zu erkennen. Meisten« sind die Laufgräben in Reihen hintereinander angelegt, die letzten höher al« die vordersten: und stet« au« den letzten beginnen die Buren zu schießen. Der Feind läuft daun heran, da« Augenmerk auf die au« den hintersten Gräben Schießenden gerichtet, wie es die Gordon« bei MagerSfontein thaten, bi ganz nahe bei ihm ein Hagel von Geschossen niederschlägt. Al- General Wanchope mit Aufopferung de« eigenen Leben« den Gor- don« vorauszugehen suchte, probirtcn diese e« wohl ein paar Mal, aber sie konnten nicht, sie blieben liegen. Dasselbe ereignete sich am Tugcla, wo die Briten alle Buren oben auf den Kopje» glaubten, weil von hier au« allein geschossen wurde; auf dem einen Flügel waren die Engländer schon über den Fluß und lie fen auf die Kopje« zu, al« sie merkten, daß sie in ein Labyrinth von Laufgräben gerathen waren, von wo au« ein Kugelhagel sie wieder zurücktrieb. — Ueber den Ausbruch zweier Löwen au« einer Thierbude in Valencia wird jetzt folgende« 'Nähere berichtet: Am 12. d. M. Abend» gerieth auf dem Jahrmarkt in Valencia eine Cirkusbude in Brand, und da ein ziemlich heftiger Wind wehte, wurde sie in kurzer Zeit vom Feuer gänzlich zerstört. Glücklicher weise war das Wetter regnerisch, so daß der Jahrmarkt äußerst schwach besucht war. Da« Feuer sprang aber auf eine nahe Bude über, in der Thierbändiger Mallen eben im Löwenkäsig eine Vorstellung gab. Al« der Mann da« Zeltdach seiner Bude in Flammen sah, dachte er blo« daran, sich in Sicherheit zu bringen und verließ schleunigst den Käfig. Dabei vergaß er, die Thüre de« Zwinger« zu schließen und zwei Löwen benutzten die Gelegen heit, um da« Freie zu suchen. Man kann sich den Schrecken der Zuschauer vorstellen. Biele Frauen fielen in Ohnmacht, alle« schrie und drängte sich den Ausgängen zu. Indessen hatten die Löwen den Marktplatz betreten und schlichen brüllend in der nur vom Schein der Petroleumlampen der Buden gemilderten Dun kelheit umher. Eine unbeschreibliche Panik bemächtigte sich de» Publikum«. Alle« rannte entsetzt der Stadt zu. Ein 24 jähriger Arbeiter stürzte sich tollkühn auf einen der Löwen und wollte ihn an der Gurgel packen, wurde aber von der Bestie zu Boden ge worfen und erhielt lebensgefährliche Tatzcnhiebe und Bisse. Ein anderer Arbeiter, der seinem Gefährten Hilfe leisten wollte, wurde ebenfalls niedergcworfen, kam aber mit dem Schrecken und zer rissenen Kleidern davon. Inzwischen waren die Behörden von dem Vorfall in Kenntniß gesetzt worden. Der Civilgouverneur erschien an der Spitze einer zahlreichen Abtheilung Infanterie und Kavallerie auf dem Schauplatz der Vorgänge. Die Soldaten gaben etwa WO Schüsse ab in der Richtung, wo man die wilden Thierc vermuthete. E« ist ein wahre« Wunder, daß durch diese Schüsse Niemand verletzt wurde. Dem Thierbändigcr Mallen gelang c«, einen der Löwen zwischen zwei Bretterbuden zu er wischen, ihn einzuschüchtcrn und nach dem Käfig zu bringen. Der andere Wüstenkönig verwundete noch zwei Kaslanienverkäufcr, die ihm in die Klauen fielen. Hieraus verfügte er sich in da» Hau« Nr. 17 der (!alln civ liivvra. Er sprang die Treppe hin auf bi« zum obersten Stock und setzte sich schließlich neben einem Schornstein auf da« Dach, die Stadt zu seinen Füßen verächtlich beschauend. Die Gasse wurde von den Truppen abgcsperrt und Mallen, eine zahme Löwin vor sich schiebend, stieg zum Flüchtling hinauf. Diesem warf er au« kluger Ferne zahlreiche Fleischstücke vor und schließlich gelang e« ihm, da« Thier beim Ohr zu fassen und die Treppe hinunlerzubugsircn. Unten im Hof wurde der Löwe glücklich in einen Käfig gesperrt. — Von einer neuen Frauenbewegung, die, fall» sie ernsthaft betrieben wird, zur Verbesserung vieler socialer Schäden beitragen könnte, wird au« New-Jork berichtet. Eine junge Frau Mr«. Louisa William«, die seit sich» Jahren ver-
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