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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 18.01.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-01-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190001182
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-19000118
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19000118
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
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Jahr
1900
-
Monat
1900-01
- Tag 1900-01-18
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Monat
1900-01
-
Jahr
1900
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im neuen Bürgerlichen Gesetzbuch haben einem jungen Braut- paar hier einen Schabernack gespielt. Der junge Ehekandidat ist Ansang Dezember mit elterlicher Genehmigung standesamtlich ausgeboten worden. Hätte sich da» junge Paar noch im Jahre 1899 trauen lassen, so wären dagegen keine amtlichen Einwend ungen zu machen gewesen. Al» aber der Bräutigam im neuen Jahre die Eheschließung für den 6. Januar anmeldete, mußte er, weil er da« 21. Lebensjahr, mit dessen Erfüllung nach dem neuen Bürgerlichen Gesetzbuch die Heirathsberechtigung erst beginnt, noch nicht vollendet hat, abgewiesen werden. Die Eheschließung kann erst In einiger Zeit stattfinden, nachdem der Bräutigam da» 2l. Lebensjahr vollendet hat. — Hund»hübel, 16. Jan. Die hiesige Freiw. Turner- Feuerwehr hatte heute einen hohen Ehrentag. Durch Herrn Amt-Hauptmann Krug von Nidda wurde an 8 bewährte Mit glieder dieser Wehr da» von Sr. Majestät dem König gestiftete Ehrenzeichen für 25 jährigen treu geleisteten Feuerwehrdienst auSgehändigt. — Dresden, 16. Januar. Wie die .Dre»dn. Neuesten Nachrichten" melden, ist am vergangenen Sonntag Nacht» in Kaitz bei Dresden ein schreckliche» Verbrechen verübt worden. Die Wohnung de» Schuhmacher Schneider, welche seit Sonntag verschlossen war, wurde gestern Nacht polizeilich geöffnet. Ein schreckcnerregender Anblick bot sich den Eintretenden dar. Die Frau und da» Kind de« Schneider lagen mit durchschnittener Kehle im Bett, während der Mann am Lampenhaken erhängt vorgcsundcn wurde. Man nimmt an, daß Schneider seine Frau und sein Kind ermordet und sich dann selbst erhängt hat. Ein alte» blutige« Küchenmeffer, welche» in der Wohnung vorgefundcn wurde, läßt diese Vermuthung auskommen. Da» Motiv der That soll Furcht vor Strafe wegen eine» in Dresden verübten Lederdicbstahl» sein. — Döbeln, 15. Januar. Ucber einen Doppelmord im Fährhaus zu Westcwitz meldet der hiesige »Anzeiger": »Die Kunde von einem in vergangener Nacht in Westewitz ver übten furchtbaren Verbrechen erregte heute Vormittag die Ge- mülher der hiesigen Stadt und Umgegend. Privatim haben wir darüber da» Folgende ermittelt: Al« der Restaurateur und Fähr mann Beher, der seinen Schlafraum im Obergeschoß seine» Fähr hause» hat und der am Gehen etwa» behindert ist, heute früh aufgestanden war, sand er entgegen der sonstigen Gewohnheit im Hause noch alle» ruhig und die HauSthür verschlossen. Er begab sich de»halb in die Schlafstube im Parterre, woselbst die Betten seiner Ehestau und seiner 12 jährigen Enkelin stehen. Hier sah er, daß Furchtbare« sich in der 'Nacht ereignet hatte. Seine Ehefrau und da» 12 jährige Mädchen, die Stieftochter de» Herrn Bäckermeister» Pretzsch in der Hainichenerstraßc zu Döbeln, fand er todt und mit cingeschlagenem Schädel in der Schlafstube auf. Der Verdacht, diesen schrecklichen Doppelmord verübt zu haben, lenkte sich auf den eigenen Sohn der Beherschen Eheleute, da derselbe wiederholt und zuletzt vor Weihnachten vergeblich um Geld angchalten und die Eltern wegen ihrer Weigerung schwer bedroht hatte. Der Anfang» der 30er Jahre stehende Sohn, der keinen guten Leumund genießt, ist in einer hiesigen Maschinen fabrik al» Schlosser beschäftigt. Er wurde heute Bor.mittag gegen 10 Uhr von der hiesigen Polizei, wie erzählt wird, au« dem Bette geholt und verhaftet. Bei dem Verhör aus der Polizei wache leugnete er die Thal entschieden, er wußte auch ziemlich glaubhaft nachzuweisen, daß er zur Zeit de« Morde» nicht in Westewitz gewesen sein konnte. Ueber die furchtbare Blutthat herrscht daher noch Dunkel. Al» Werkzeug hat der Mörder eine Axt benutzt." — Auerbach. Am Sonntage wurde von einem hiesigen Malermeister der Lehrling nach Becrheide geschickt, um zurück gelassene Pinsel zu holen. Da der Rückweg immer bergab geht, nahm der Knabe seine Schlittschuhe mit. In der Nähe von Hohoscn kam nun der BcdauernSwerthe zu Fall und verunglückte lödtlich. — Aue, 14. Januar. Wie rasch sich die hiesige Stadt vergrößert, davon liefert die rege Bauthätigkcit, welche wäh rend de» vergangenen Jahre» wieder hier herrschte, den besten Beweis. E» wurden nicht weniger al« 180 Baugenehmigungen ertheilt und 43 Wohnhäuser, 4 Fabrikgebäude und 179 sonstige Baulichkeiten ausgeführt. Hierbei sind nicht eingerechnet die im Bau begriffenen städtischen und fiskalischen Gebäude: Stadthau», Pfarrhau» und Amtsgerichtsgebäude. Auch für da» laufende Jahr steht eine lebhafte Bauthäligkeit in Aussicht. — Schneeberg, 15. Januar. Am heutigen Tage wurde Frau l)r. Peltz in Schneeberg nach einem arbeit«- und segens reichen Wirken zur ewigen Ruhe bestattet. Wa« Barbara Utt- mann unserer Spitzenindustrie, Clara Angcrmann geb. Nollain unserer Tambourstickerei, da« war Frau Öi. Peltz unserer erz- gebirgischcn Puppenfabrikaiion. Frau vr. Peltz hat vor einem halben Jahrhundert ihr Geschäft in bescheidenstem Maße begon nen und zunächst nur einige Frauen mit Puppenmachen beschäf tigt. Ihre besondere Rührigkeit, die der Verewigten bi« in die letzten Lebensjahre bewahrt blich, führte da» Unternehmen bald au» seinen kleinen Verhällnissen heraus. Frau Peltz bezog Messen und Märkte, und der Schreiber diese» hat al» Kind selbst gesehn, wie die von der Frau Doktor au« Schneeberg zum Verkauf ge brachte, geschmackvolle Waare von Mädchen und Knaben, von Jung und Alt nicht nur bewundert und begehrt, sondern auch gekauft wurde. Eine au» der Hand der nun Verewigten hervor gegangene Puppe galt damal» al» da» feinste und kostbarste Ge schenk. Wievicle Kinderhcrzen sind durch ihre Puppen beglückt worden! In Schneeberg bestehen jetzt noch 2 au» dem Peltzschen Geschäfte entwickelte große Fabriken, die sich mit Herstellung von Puppen befassen und Hunderte von Händen beschäftigen. Frau Dr. Peltz Hal sich ein bleibender Andenken geschaffen und ihr Name wird in der Geschichte unserer heimischen Industrie alle zeit in Ehren gehalten werden. — Oberlungwitz, 15. Januar. In einer Scheune hier wurde der Soldat Friedrich der 12. Komp, de« 2. Infanterie- Regiment» Nr. 104 in Chemnitz ganz entkräftet aufgesunden. Derselbe stammt au» Lichtentanne und hatte sich Ende vorigen Monat» von seinem Truppentheile entfernt. Er wurde in« hie sige Krankenhau« gebracht. — Mügeln, 1b. Januar. Im benachbarten Gall schütz beging der Arbeiter Gust. Reinh. Sänger genannt Köhler in der Sylvesternacht eine bodenlose Gemeinheit. Nachdem der Glöckner Seidel, Hau»besitzer Starke und andere gemeinsam im Thurme der Kirche die Sylvesternacht cingeläutet hatten, traten einige der Männer mit einer Laterne, in da« Innere der Kirche und sahen, al» sic auf dem Gange im Schiff standen, den genann ten Köhler in angetrunkenem Zustand, einen alten Cylinder auf dem Kopse, schmutzige Stieseln an den Füßen auf dem Altar platz stehen. K. gröhlte eine Choralmelodie mit nicht wiederzu gebendem Text, ahmte die Handlung eine« Geistlichen nach und verging sich ve» weiteren noch in unfläthigcr Weise gegen den Ernst de« kirchlichen Ceremoniell«. Nach dem Verlassen der Kirche knallte er auf dem Friedhöfe Feuerwerk lo« (!) sogenannte Kanonenschläge. Ganz Gallschütz war empört über diesen Frevel; Köhler wurde von der Königlichen Amtshauptmannschaft Oschatz wegen groben Unfug« zu 30 Mark Geldstrafe verurtheilt. — Dem Vernehmen nach ist seilen« der StaatSbahnverwal- tung in Aussicht genommen, auch für die 4. Klasse besondere Wagen zur Beförderung von Frauen einzurichten und dieselben durch entsprechende Schilder an den Außenseiten der Wagen, so wie im Innern derselben bezeichnen zu lassen. Vor hundert Jahre«. 18. Januar. Der behütete Hering. Weniger der Sorge um die Güte deS Nahrungsmittels, als dem Bestreben, der vor 100 Jahren streng abgegrenz ten Thätigkeit zu ihrem Rechte zu verhelfen, scheint folgende Verordnung von Anfang Januar 1800 des Berliner Präsidenten, Bürgermeister und Rath zu dienen: „Da nach Anzeige des vereidigten HeringSpackerS (?) und Wardierers, Böttchermeisters C. D. Schimming, die allhier mit Heringe handelnden Kaufleute seit einiger Zeit unterlassen haben, die zum hiesigen Debit ankommenden Heringe vorschriftsmäßig vor dem Wiederverkauf packen und wardieren zu lassen, hierdurch aber das kaufende Publikum gefährdet wird, auch die Güte der Heringe dadurch leidet, wenn die Tonnen nicht voll sind und sie daher in solchen nicht fest liegen, so wird den allhier mit Heringen handelnden Kaufleuten hierdurch aufgegeben, alle zum hiesigen Debit ankommenden Heringe in den Tvnnen von dem gedachten, vereidigten Heringspacker und Wardierer Schimming, vor dem Wiederverkauf packen, wardieren, bezirkeln, mit dem gewöhnlichen Stempel brennen und mit Lack Reichsthalern für jede Tonne festgesetzt." 1i». Januar. Lateinloses Schulwesen vor 100 Jahren. Wenn auch nicht gar so stürmisch, wie vielfach in unserer Zeit, so doch immerhin eifrig genug war die öffentliche Debatte über das lateinlose Schulwesen vor bereits einem Jahrhundert. So wird unter obigem Datum von einer Sitzung der „Freunde der Humanität" in Berlin berichtet, in welcher einer Arbeit (unter v) der Preis von 20 Dukaten zuerkannt wird für die beste Beantwortung der Preisaufgabe „über die Umschaffung der überflüssigen lateinischen Schulen in zweckmäßig eingerichtete Bürgerschulen und über die Vereinigung derselben mit den Garnisonschulen." Der Verfasser der Schrift war F. Lachmann, Prediger an der AndreaSkirche zu Braunschweig. Die Wode als Wernichterin der Miere. Von ltr. R. Lichtner. In der Mode ist nur eine« beständig — die Unbeständig- leit. Die Flora muß der Fauna weichen — aus den Damen hüten. Da« ist in jeder Beziehung zu bedauern. In den letzten Jahren waren die Blumen auf den Damenhüten vorherrschend, da« war in der Regel ein schöner Anblick. Selbst wenn man sich manchmal über einen sogenannten .Gemüsegarten" ärgerte, so konnte man sich mit dem Gedanken trösten, daß die Blumen- Jndustrie vielen Tausenden Arbeiterinnen ein reichliche« Brod gewährte. Jetzt aber wird Flora durch Fauna verdräng«. Nicht etwa, daß man sich mit Federn begnügte oder kleinen Vögeln, nein, da kann man ganze Enten, Tauben Möven und ähnliche Vögel auf den Hüten liegen sehen. Lediglich um der Mode willen werden tausende und aber tausende Vögel getödtet. Bei den genannten Vögeln hat die Au«roltung zwar noch gute Weile, aber ganz ander« gestaltet sich da« Berhältniß beim Strauß, dessen Federn jetzt gleichfall» wie der sehr in die Mode kommen. Der Strauß, und zwar haupt sächlich der afrikanische, wird lediglich seiner Federn wegen ge- jagt. Man will nur die Federn de« Strauße«, diese« Riesen der befiederten Wirbelthiere. Den einträglichsten Handel gewäh ren die langen weißen Federn au« den Flügeln, dem Rücken und dem Schwanzbüschel de« Hahne«. Die Federn der Hennen haben weniger Werth, denn selbst die weißen Federn derselben spielen am Vorderende in« Graue, wodurch ihr Aussehen und Werth sehr vermindert wird. Aber trotzdem werden auch die Hennen nicht geschont; die Mode kann Alle» gebrauchen; wa« nicht tadel te» an Farbe ist, da« wird künstlich schwarz gefärbt. Man verfolgt die Strauße in ihrem Vaterlanve so sehr, daß sic schon lange auf dem Aussterbeetat stehen. Zum Glück aber eignet sich der Strauß sehr zur Aufzucht, sodaß an vielen Orten Straußenzucht getrieben wird. Die jungen Strauße lassen sich leicht zähmen, sodaß man sie selbst al« Reitpferde benutzt. In der Wilvniß fängt man die Strauße durch Schlingen, durch vorsichtige» Beschleichen oder durch unausgesetzte«, mehrtägige« Jagen mit abwechselnden Menschen und Thieren und zwar so lange, bi» der Strauß vor Hunger und Mattigkeit zusammen bricht. Ein grausame« Jagen, nur um der Mode willen. Da» Beschleichen ist natürlich weniger grausam, aber oft weniger lohnend, denn mit der sprichwörtlichen Dummheit de« Strauße« ist e« in Wirklichkeit nicht so schlimm. E« ist sehr schwer, sie zu überraschen, denn sie merken den Jäger meist früher al» er sie. Auch aus der Flucht zeigt der Strauß noch Ueberlegung. Merkt er, daß der Feind ihm nahe ist, so rennt er mit solcher Stoß kraft, daß er Steine mit seinen kräftigen Füßen so wuchtig und weit hinter sich schleudert, daß er den Feind ost schwer ver wundet. Auch die Reihersedern sind in diesem Winter wieder sehr modern und theuer. Wa« aber theuer, ist selten. Dem Reiher geht c« wie dem Strauß, er wird auch nur um seiner Federn willen erlegt. Freilich sind alle Reiher große Fischliebhabcr und so der Fischzucht und dem Fischsang unter Umständen schädlich. Zu bedauern aber bleibt e« doch, daß der große und kleine Silberreiher immer seltener werden, nur weil die Mode die herr lichen Reiherbüsche und Reihersedern erheischt. So werden die edelsten Arten bald eingehen und die gewöhnlichen nur übrig bleiben. Und gerade diese sind e«, die durch ihre Gefräßigkeit dem Fischfang und der Fischzucht so schädlich werden können. Die Mode kann aber ihre einfachen, grauen Federn nicht ge brauchen, darum ist da« Leben dieser Fischräuber geschützt. Nicht nur den zahmen Vögeln, sondern auch den Raub- ttficren geht die heutige Mode zu Leibe. Sehr modern ist da» Tragen von Eollier» au« Fuchspelzen. Die Jagd aus unseren gewöhnlichen Fuch« war daher eine so eifrige, daß in vielen Gegenden kein Exemplar mehr gesunden wird. Da» mag Bielen al» ein Glück erscheinen, weil er angeblich nur Schaden anrichtet. Er hat auch seine guten Seiten. Der Fuch» ist nützlich wie eine Katze, denn er vertilgt in Wäldern und Feldern eine un geheure Menge von Mäusen. Daher sieht der Landmann den Fuch« vereinzelt sehr gerne, wenn er nur sein Federvieh in Ruhe läßt. Solange e» Mäuse und andere» kleine» Raubvieh in Mengen giebt, da kommt der Fuch» den menschlichen Wohnungen nicht zu nahe, auch schont er dann da« Wild, so daß sein Nutzen dann größer al« sein Schaven ist. Durch die heutige Mode droht die Gefahr, daß der Silber- und Blaufuchs vielleicht ganz vernichtet werden. Schon vor Jahren kostete da« Fell eine» Silberfüchse« über 3M Mark, so daß ein ganzer Pelzmantel ein Kapital von 6—10,000 Mark repräsentirte. Ein keine« Eollier au« Silberfuch»sell kostet laut neuster Preisliste bi« zu 1200 M. Bei der ungeheuren Nachfrage, die in Bezug aus Fuchsbälge herrscht, bringt man nun schon eine minderwerthige Waare aus den Markt, nämlich da« Fell de» Polar- oder Steinsuchse«, dessen Fell dunkelgrau ausschaut. Dieser Fuch« lebt hauptsächlich im Norden Europa» und Amerika«. Forscher, welche die Natur diese» Fuchse» genau studirt haben, nennen da» Thier da» frechste, klügste und verschlagenste. So berichtet der bekannte Reisende Steller folgende» über die Schlauheit de« Polarfüchse«: Sr bemerkte eine» Tage« im Walde einen Polarfuch», welcher sich alle erdenkliche Mühe gab, mit einem großen Stück Holz in der Schnauze aus einen etwa« hoch abgeschnittenen, ziemlich breiten Baumstamm zu springen. Am andern Abend sand Steller den Fuch» am selben Ort und in der nämlichen Weise beschäftigt. Er beobachtete da» Thier nun fortwährend und sah schließlich, wie der Fuch«, al» er recht schnell und ge schickt mit seiner Last auf den Baumstamm springen konnte, an scheinend zufrieden und vergnügt von dannen zog. Neugierig gemacht, wa« da» Thier mit seinen Turnkünsten bezwecke, war Steller am andern Tage wieder auf seinem BeobachtungSposten. Obwohl e» früher al» an den beiden anderen Tagen war, saß der Fuch« bereit» still und ruhig auf seinem Baumstamm. Da» Stück Holz aber war nicht mehr vorhanden. Einige Zeit später ging eine Sau mit jungen Frischlingen am Stamm de« Fuchse« vorüber. Blitzschnell sprang der Fuch» herunter, faßte einen Frischling mit der Schnauze und sprang dann ebenso schnell wieder mit seiner Beute auf seinen Sitz zurück, wo er den Frisch ling gleich abwürgtc. Die Sau wollte ihrem Jungen Hilfe leisten, aber sie vermochte e« nicht, weil der Fuch« zu hoch saß. Al» da« Junge nicht mehr schrie, zog die Sau endlich mit den anderen Frischlingen ihre« Wege» weiter. Der Fuch» eilte dann mit der so schlau erlangten, leckeren Beute seinem Baue zu. Im Uebrigen find die Polarfüchse in manchen Gegenden so zahlreich und dreist, daß sie selbst bei Tage in menschliche Wohn ungen dringen, um ihren Raub au»zuführen. Da ist ihre Ver nichtung sogar ein gute» Werk. Durch die Mode auf den Aussterbeetat gebracht sind: Zobel, Skunk» und Steinmarder. Man wird diese Arten wohl dem nächst au« der Naturgeschichte streichen können. Erfolge der Wiesendüngung. (Fortsetzung von Rr. S.) Herr Direktor Kreuz zu Andernach berichtet über einen Wiesendüngungsversuch, bei dem er durch eine Düngung mit 3 Ltr. Thomasmehl und 2 Ltr. Lainit einen Ertrag von 35,r Ctr. Heu pro Morgen erzielte, dagegen von dem ungcdüngten Theil der Wiese nur 21,« Ctr. Heu pro Morgen erhielt. Der Mehrertrag betrug also 14,- Ltr. Heu pro Morgen und warf nach Abzug der Düngung-kosten einen Reingewinn non 18,«° Mk. pro Morgen ab. Herr He sc mann zu Rothenuffeln bei Minden erzielte auf einer tief gelegenen Moorwicse, deren ungevüngter Theil 24 Ctr. Heu pro Morgen brachte, durch eine Düngung mit 4 Ltr. Tho masmehl und 3 Ltr. Lainit 36 Ctr. Heu pro Morgen, also einen Mehrertraa von 12 Ltr. Heu, entsprechend einem Reingewinn von 18 Mn. pro Morgen. Eine anmoorige Wiese de» Herrn Hofbesitzer Winkelmann zu Dauelsen in Hannover brachte aus der ungedüngten Fläche einen Ertrag von 17 Ctr. Heu pro Morgen. Durch eine Düng ung mit 3 Ltr. Thomasmehl und 3 Ltr. Lainit stieg der Ertrag aus 38 Ctr. Heu pro Morgen. Die Düngung ergab also einen Mehrertrag von LI Ltr. Heu pro Morgen, sodaß also nach Ab zug der Düngung»kostcn ein Reingewinn von 42 MK. pro Mor gen verbleibt. Herr Direktor Uhrmann zu Annaberg düngte einen Theil einer Wiese, die im Spätherbst gleichmäßig mit Jauche über fahren war, mit I.r Ltr. Thomasmehl und 3,« Ltr. Lainit pro Morgen und erreichte dadurch, daß der Ertrag von 13,« Ctr. Heu, welchen die nur mit Jauche gedüngte Wiese pro Morgen gab, aus 24 Ctr. Heu pro Morgen gesteigert wurde. Die Düngungskosten betragen 8 Mk., sodaß also nach Abzug derselben noch ein Reinge- von 13,r° Mk. pro Morgen verbleibt. Seiten« de» Landwirthschasilichen Verein» für Rheinpreußen wurden im Jahre 1897 in verschiedenen Kreisen Düngungsversuche aus Wiesen ausgeführt und dabei folgende Mehrerträge pro Morgen erhalten: im Kreise Ree« durch eine Düngung mit 2 Ltr. Thomasmehl nnd 4 Ltr. Lainit 13,- Ltr. Heu, im Kreise Wetzlar durch eine Dünguug mit 4 Ltr. Thomasmehl und 2 Ltr. Limit 16 Ltr. Hen, im Kreise 'Neuwied durch eine Düngung mit 3 Ltr. Thomasmehl nnd 2 Ltr. Lainit 14,- Ltr. He», im Kreise Daun durch eine Düngung mit 3 Ltr. Thomasmehl und 3 Ltr. Lainit 11 Ltr. He«, und nach Abzug der Düngung«kostea folgence Reingewinne erzielt: im Kreise Ree« . . 14,»° Mk. . . Wetzlar . 22,-° „ , , Neuwied . 18,»« „ - . Daun . . II,— „ Eine harte Prüfung. Kriminal-Erzählung von Th. Schmidt. lSchluß., VI. Eine strahlende Frühling-sonne steigt über den Fluren auf und ihre wärmenden Strahlen sprengen die an Baum und Strauch allmählig zum Platzen angcschwollenen Knospen. Schüchtern neu gierig lugen noch die zarten Spitzen der Gräser und Pflänzchen au« dem braunen Erdreich hervor, al» trauten sie der glänzen den Wärmespenderin, die sich lange Monate hinter dunklem Ge wölk verbarg und nur selten ihr Antlitz zeigte, noch nicht recht. Aber c« ist wirklich der Frühling, der mit warmen Hauch durch die deutschen Lande zieht und die letzten eisig-weißen Spuren seine» grimmen Feinde« zu vernichten trachtet. E» ist noch früh am Morgen und au« den frischgepflügten Seckern und weiß be- thauien Wiesen steigt ein seiner grauer Nebel. Aus der einsamen Landstraße, die aus einen noch in Nebel eingehüllten Ort hart an der Nordsee zusührt, ertönt plötzlich in der Ferne der Klang eine» Posthorn«. Der Postillon muß wohl ein lustiger Bursche sein, oder sein Liebchen in dem Orte haben, denn je näher er diesem kommt, desto Heller und lustiger erklingt sein Horn. Erst al« plötzlich sich in die munteren Posthornklänge da» feierliche Geläut der Kirchcnglocken au» dem jetzt in einiger Entfernung vor ihm liegenden Orte misch«, schiebt der Schwager sein Horn auf den Rücken und schnalzt laut mit der Zunge. Vielleicht stören ihn die langhallenden Rhythmen der tönenden Verkünderin von Freude und Trauer. Je näher der Postwagen dem Orte zurollt, desto mehr belebt sich die Landstraße mit fest täglich geputzten Landbewohnern, die heute zur Kirche eilen, um dort zu hören, daß vor nunmehr achtzehnhundert und soviel Jahren der Begründer der christlichen Religion au« dunkler GrabeSnacht zum Licht de» Himmel« emporstieg und die Mensch heit au» den Banden der Finsterniß erlöste. , Der einzige Passagier im Postwagen, an dessen Ohr soeben die Klänge der Osterglocken schlagen, entblößt sein Haupt und au» seiner Brust dringt ein freudiger Ton, der auch zu verkünden scheint, daß da drinnen eine Erlösung vor sich gegangen. Nun
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