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Amts- M Mchckktt für deu Abonnement viertelt, l M. 20 Pf. einschlietzl. der „Jllustr. Unterhaltung-bl." o. der Humor. Beilage „Seifen« blasen* in der Expedition, bei unfern Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Gezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. JnsertionSpreiS: die kleinspaltige Zeile 10 Pf. Im amtlichen Theile die gespaltene Zeil- 25 Pf. s. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. —-n- 47. Ia-rgaug. —----- Donnerstag, den 18. Januar 1SOO Der Oeconom Herr »i-uvt »nell »nn in Eibenstock ist als BieeortSrichter für hiesigen Ort verpflichtet worden. Eibenstock, am 12.Januar 1900. Königliches Amtsgericht. «hrig. tzhamöerlain und Jameson. Die in der „Jndependance Beige" veröffentlichten Telegramme über Chamberlain und Konsorten haben mit Recht ein gewaltige« Aussehen erregt und gegen Chamberlain, den kaltblütigen und gewissenlosen Henker seine« Volke«, einen Sturm der Entrüstung heraufbeschworen. Jedoch da« Verdienst, die Bethciligung Cham berlain« bei dem verbrecherischen Raubzuge Jameson« zuerst auf gedeckt zu haben, gebührt nicht dem belgischen Blatte. Schon N. I. Hosmeher führt in seinem 1897 zu Bremen, Amsterdam und Kapstadt erschienenen Werke: »Die Buren und Jameson« Einfall in Transvaal" den schlagenden Nachweis, daß Chamberlain in Jameson« Pläne eingeweiht war. Der Verfasser weist nach, daß Chamberlain eine Viertelstunde, bevor ihn die Nachricht von Jameson« Einfall erreichte, telegraphisch bei Sir Herkules Robinson, dem damaligen Gouverneur der Kapkolonie, anfragte, ob Jameson nicht schon gestern in die südafrikanische Republik eingefallen sei. Und derselbe Chamberlain wagt e«, kurz danach im Unterhaus- zu erklären, daß seiner Meinung nach weder Rhode« und die Chartered-Compagny noch da« Reform- Komitee und Sir Herkules Robinson von Jameson« beabsichtigtem Einfall gewußt hätten. Hosmeher weist ferner nach, daß die englische Regierung schon lange vor Jameson« Zug einen Streich gegen die Buren republik plante. Da« Beweismaterial liefert ihm da« private Kopirbuch eine« der vornehmsten Rebellen von Johannesburg, Lionel. Philip«. E« geht daraus hervor, daß Sir Henry Loch, Gouverneur der Kapkolonie und Botschafter Ihrer Majestät, al« er im Juni 1894 wegen der Swazilandfrage al« Gast der Re gierung in Pretoria weilte, sich bei Philip« nach der Zahl der in Johannesburg vorhandenen Feuerwaffen, dem Widerstand, den man zur Noth daselbst den Buren leisten könnte und nach der Möglichkeit einer britischen Einmischung erkundigte. Daß die „Time»" sich über die Enthüllungen ihrer belgischen Kollegien völlig aurschwcigen, kann dem Leser de« Hofmeyerschcn Werke« nicht auffällig erscheinen. Die Herausgeber de« Cityblatte« unter stützen eben selbst Jameson» Absichten mit ihrem ganzen Einflüsse. AtS Jameson kurze Zeil vor seinem Einfall zu einer letzten Be sprechung mit Cecil Rhode« nach Kapstadt kam, wurde hier mit Einwilligung der Johannesburger Rädelsführer ein Bries aus gesetzt, in welchem diese Jameson in den bewegtesten Ausdrücken baten, doch .die 1000 unbewaffneten Männer, Frauen und Kin der englischer 'Nationalität vor den gut bewaffneten Buren zu schützen." Dieser Brief wurde von den „Time«" in einem Bericht über den Aufstand in Johannesburg publizirt, ehe noch eine einzige Zeitung in Südafrika von dem Vorhandensein eine» solchen Briefe« wußte. E« sollte eben, wie Hosmeher bemerkt, im selben Augenblick, wo Jameson Johannesburg erreichte, die öffentliche Meinung von ganz England für seine Heldenchat ge wonnen werden. Die Anklage, die gegen Chamberlain erhoben wird, ist dem nach auch für die „Times" niederschmetternd. Hosmeher stand ein reiche« urkundliche« Material zur Verfügung, u. a. da» Tagebuch von Major Richard White, einem von Jameson» Offizieren, da« nebst einer großen Anzahl chifsrirter Telegramme auf dem Schlacht feld von Doornkoop gefunden wurde, die beschlagnahmten Korre spondenzen der Johannesburger Verschworenen und die von der TranSvaalregicrung veröffentlichten Blaubücher. An der Hand dieser Aktenmaterials war e» Hosmeher möglich, die feinen Fäden de« Komplett» bloßzulegen. Fast von Stunde zu Stunde können wir die Fortschritte der geheimen VorbereitungSarbeit verfolgen. Die militärischen Rüstungen, die Vervollständigung und Bereit stellung de« Kriegsmaterials, die Zusammenziehung der Truppen au« Rhodesia und der Kapkolonie wird mit anschaulichster Klarheit geschildert. Wir lesen, wie in die Herzen der Johannesburger der erste Keim der Unzufriedenheit mit den bestehenden Verhält nissen gelegt wird unv wie sie allmählig in eine offene Erhebung gegen die Regierung der Republik hinein getrieben werden. Da neben hören wir dann von den ununterbrochenen Verhandlungen, die zwischen Jameson, Rhode« und den südafrikanischen Kapitalisten gepflogen werden, von den Reisen ihrer Bevollmächtigten nach Kapstadt, Kimberley, Pretoria und Johannesburg und von dem Wechsel der Stimmungen, der hier und dort je nach dem Stande der Dinge eintritt. Der Verfasser versteht e«, seine Leser in einer athemlosen Spannung zu halten, die endlich auf dem Schlacht selbe von Doornkoop und vor den Schranken de« Gerichtshofes in Pretoria ihre Lösung findet. Durch die neu hinzugekommenen Telegramme dürste nunmehr dieser Abschnit der Geschichte Trans vaal» und der englischen Kolonialpolitik nach jeder Richtung in der wünschenSwerthestcn Weise aufgehellt sein. Tagesgeschichte. — Deuschland. Die Flottennovelle ist am Dienstag dem Bundeirach zugegangen, ihre Einbringung in den Reichstag ist somit noch im Laufe de« Monat« zu erwarten. — Die „Alldeutschen Blätter erzählen: „Nach der Absen dung de« bekannten Telegramm« an den Präsidenten Krüger im Jahre 1896 hatte ein Parlamentarier, der den Fürsten Bismarck besuchte, Gelegenheit ihn über die Opportuni tät der Absendung diese« Telegramm« zu befragen. Fürst Bis marck äußerte sich dahin, daß er sehr wohl begreifen könne, wie der Kaiser seiner gerechten Entrüstung über den räuberischen Ein fall Jameson« einen öffentlichen Ausdruck habe geben wollen, daß er aber au» politischen Gründen die Absendung de« Tele gramme« nicht für opportun habe hallen können. Denn die Buren seien so stark, daß wir ihnen nicht zu helfen brauchten und durch solche Kundgebungen laufe man Gefahr, ihnen die Sympathien der Franzosen zu rauben und diese in da« englische Lager hinüber zu drängen. Diese politischen Erwägungen haben sich bekanntlich durchaus zutreffend erwiesen, die Franzosen haben nicht nur den Buren die politische Unterstützung, welche zu er warten letztere berechtigt waren, versagt, sondern haben in Landen an ihrer Bereitwilligkeit keinen Zweifel gelassen, sich mit Eng land bei einem deutsch englischen Konflikt zu verbünden. In sosern hat die politische Voraussicht de» Fürsten Bismarck sick> auch dabei wieder vollauf bewährt. Der Fürst war von jenem Tele gramm des Kaiser« außerordentlich sympathisch berührt. — Der Abschluß der Samoa-Abmachung, d. h. der thatsächliche Uebergang der Hauptinseln de« Archipel« an Deutsch land dürfte sich nach Angaben von zuständiger Seite bi« Mitte Februar vollziehen. Sobald der sich unerwartet hinzichende Be schluß de« Senats in Washington erfolgt ist, wird die Sache vor den Reichstag gebracht werden und dann rasch die Ratifikation erfolgen. Ursprünglich hatte man gehofft, die Sache bi« Ende Januar erledigen zu können. — Oesterreich-Ungarn. Da« herau»fordernde Auf treten der Tschechen in den BertretungSkörpern und im Lande hat selbst die Geduld de« Kaiser« Franz Joseph erschöpft, welcher seither eine Müde der Auffassung hinsichtlich der nationaltschechi schen Bestrebungen an den Tag gelegt hat, wie sic in höherem Grade kaum denkbar ist. Diese Geduld mußte ihre Grenze finden, sobald die tschechischen Bestrebungen sich an den Fundamenten des österreichischen Staatswesens dreist vergriffen. Kaiser Fran; Joseph hat nun bei dem Delegationsdiner in der Wiener Hof burg Gelegenheit genommen, den tschechischen Dclcgirten seine Ansicht über die Versuche, die Sprache nagitation auch in die Armee hineinzutragen, recht gründlich zu sagen. Der Kaiser unterhielt sich dabei mit dem tschechischen Abgeordn. I>r. StranSky über dieses Thema. Diese denkwürdige Unterhaltung beweist, daß der Monarch sich durch da» harmlose Minenspiel der Tschechen in seinem richtigen Urtheil über den wahren Charakter der in da» Heer hineingetragenen nationaltschechischcn Agitation und ihre große politische Tragweite nicht irreführcn läßt. „In Armee angelegenheiten verstehe ich keinen Spaß!" — mit diesen Worten hat der Kaiser jener Agitation ein feste« und entschiedene» „Bis hierher und nicht weiter!" zugcrufen und seiner Acußerung be sonderen Nachdruck verliehen durch die Verweigerung der Am- ncstirung der wegen de» „/(io'-Rufe» verurtheiltcn Reservisten sowie durch Androhung de« Standrecht«. Die Bestürzung, welche nach Meldungen au« der böhmischen Hauptstadt in den dortigen slavischen Kreisen wegen der Kundgebung de« Monarchen Platz gegriffen hat, läßt erkennen, daß dort der Ernst der Situation verstanden wird. Wenn die Tschechen sich durch Verweigerung von Räumen für da» bevorstehende AuShebungSgeschäst rächen wollen, so werden sie voraussichtlich nur dazu beitragen, an maß gebendster Stelle die Erkenntniß zur Reife zu bringen, wo die wahren inneren Feinde der Monarchie zu suchen sind. — Rußland. Da« „Journal de St. Pötcr«bourg" schreibt in einem Artikel zur Jahrhundertwende: ganz Europa sei über zeugt, daß die kommenden Zeiten eine Epoche de» Frieden» sein müssen, in welcher die Völker ihre Sorgen den großen Werken der Zivilisation widmen können. Da« Blatt erinnert an die Pariser Weltausstellung, die ein gute» Vorzeichen für den Beginn der neuen Periode sei. Man müsse hoffen, daß da» zwanzigste Jahrhundert al» da» Jahrhundert de» anbrechenden Triumphe» der Gerechtigkeit und de» Frieden« dastehen werde. — In den letzten Tagen mehren sich auffallend die FricoenSbetheuerungen von russischer Seite. Wie die Petersburger Zuschrift der „Pol. Korr." an die Adresse England» Versicherungen de» Wohl verhalten« richtete, so stimmt der oben zitirte Artikel eine für alle Sailen bestimmte Friedensmelodie an. Thatsache ist jedoch, daß von Rußland der nicht wieder rückgängig gemachte „Probe"- MobilmachungSversuch in Zentralasien unternommen worden ist, der praktisch den Bewci« geliefert hat, daß Rußland in verhältniß- mäßig kurzer Zeit die für den Fall eine« Konflikt« mit England erforderlichen Verstärkungen au« dem Kaukasu« an die afghanische Grenze zu werfen vermag. Ferner läßt sich die Thalsache nicht au« der Welt schaffen, daß der russische Posten in Kuschk nur 20 Kilometer von dem ersten afghanischen Posten entfernt ist und daß di» Strecke von Kuschk bi« Herat nur 120 Kilometer beträgt, welche russische Truppen bequem in längsten« acht Tagen zurück legen können. Die russischen Bemühungen, da« in England wach Hßnr. gewordene Mißtrauen zu beschwichtigen, sind leicht zu verstehen, wenn berücksichtigt wird, daß Rußland kein Interesse daran hat, durch vorzeitige Aufwerfung der afghanischen Frage die DiSlo- zirung weiterer englischer Truppen von Indien nach Südafrika zu verhindern. Zudem wird der Wunsch sicherlich Mitwirken, dem verbündeten Frankreich seine Weltausstellung nicht zu verderben; schließlich mögen bei Rußland auch finanzielle Erwägungen im Spiele sein, die eine Hinauszögerung der zentralasiatischen Ver wickelungen ungeachtet de« Gelingen« jener „Probe"-Mobilmachung erwünscht erscheinen lassen. — Schweiz. Ueber die in der Schweiz gegenüber dem südafrikanischen Kriege herrschende Stimmung wird au» Bern geschrieben: „Zwischen der deutschen und schweizerischen öffentlichen Meinung besteht eine gewisse Gleichartigkeit gemein samer lebhafter Sympathien für die Buren und Antipathien gegen die Engländer. Die Niederlagen der Letzteren werden mit unverhohlener Freude begrüßt und auch die englischerseit« kürz lich in Szene gesetzte Beschlagnahme deutscher Schiffe wird vom völkerrechtlichen Standpunkt au» für unzulässig erachtet. Die schweizerische Regierung sucht solchen Antipathien gegenüber nach Möglichkeit eine angemessene Neutralität zu wahren. Auf diesen Wunsch ist ein im offiziösen „Bund" erschienener Leitartikel zurück zuführen. 'Nachdem der Verfasser darauf hingewicsen hat, daß die Sympathien de« Schweizervolks auf der Seite der Buren wären und daß die schlichte urwüchsige Kraft dieser Freiheits kämpfer, ihre feste Siegeszuversicht und ihr starkes Gottvertrauen an die großen Zeiten schweizerischer Kriegsgeschichte, an die Heere König Gustav Adolph» von Schweden sowie an die deutschen Krieger in den Jahren 1870/71 erinnerten, wird doch schließlich die Eidgenossenschaft ermahnt, nicht zu vergessen, daß England diejenige Großmacht sei, welche bei allem brutalen Egoismus für die kulturelle Entwickelung der Menschheit am meisten geleistet habe. Im Widerstreit der Gefühle könne man daher nur wünschen, daß der unheilvolle Krieg in Südafrika ein baldiges Ende nehmen, daß die Buren ihre Unabhängigkeit, die Engländer ihre Welt machtstellung unversehrt aus demselben retten möchten. — Dieser Artikel de» „Bund" gicbt genau die politische Auffassung und Ueberzcugunz der hiesigen maßgebenden Stelle wieder." — Vom südafrikanischen Kriegsschauplatz. Die Londoner Abendblätter veröffentlichten am Montag Meldungen vom 13. Januar, wonach ein allgemeiner Vorstoß der britischen Armee begonnen hat. Die Kolonne Buller erreichte Springfield; die Buren räumten Grooblcr« Clof. WarrenS Division soll den Tugela bereits überschritten haben und über Vccnen nach Helpmakaar vorgerückt sein, um den Buren den Rückzug abzu schneiden. Ob sich diese Nachrichten bestätigen, wirb noch abzu warten sein, jedenfalls geht aus den heutigen Meldungen soviel hervor, daß die Engländer der schwec bedrängten Stadt Ladysmith von zwei Seiten Hilfe zu bringen versuchen. Während General Buller mit einem Theile seiner Truppen westwärts zog, um den Tugela bei der — allerdings schwer passirbaren — PotgicterS- Furth zu überschreiten und dann von Südwesten gegen Ladysmith vorzuoringcn, marschirte General Warren, der erst dieser Tage im Hauptquartiere bei Frere eingetroffen war, schon am 12. d. M. mit einer 11,000 Mann starken Kolonne ostwärts, um über Weenen zum Tugela zu kommen und nach dessen llebersetzung von Südosten aus auf Ladysmith vorzurücken. Beide Kolonnen haben somit die befestigten Stellungen der Buren am Nordufer de« Tugela bei Colenio umgangen und beabsichtigen wohl, sich vor Ladysmith zu vereinigen, um gemeinsam und mit umso größerer Kraft den Buren entgegenzutreten und die Stadt zu befreien. Um die bei Colenso verschanzten Buren in ihren Stellungen sestzuhalten und an der Unterstützung ihrer Kriegs genossen bei Ladysmith zu hindern, ist eine größere englische Truppenabtheilung bei Freie und Chiveley zurückgelassen worden, die am selben Tage, da Buller und Warren abrückten, einen Scheinkamps gegen die Buren begannen. Auf burischer wie auf englischer Seile erwartet man denn auch für die allernächste Zeil einen Zusammenstoß beim Tugela, dessen Ausgang wohl da« Schicksal Ladysmith» entscheiden dürste. In London waren schon Gerüchte verbreitet, daß eine große Schlacht an drei Punkten be gonnen habe, und Sonntag Abend» sprach man in militärischen Kreisen davon, daß General Buller eine neue Niederlage erlitten habe; im KricgSministerium war jedoch bi» Mitternacht keine Be stätigung diese« Gerüchte« eingetroffcn. Diese« Gerücht scheint darnach nur da« Resultat der in London herrschenden Aufregung gewesen zu sein. Die übrigen heute vorliegenden Nachrichten sind vollständig belanglos. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock. Bezugnehmend auf die Notiz in Nr. 3 d. Bl. können wir zur Vervollständigung derselben mittheilen, daß die Handel«- und Gewerbekammcr Plauen für die Durchsicht de« Handelsregister« bei dem König!. Amtsgerichte Eibenstock auch Herrn Stadtralh Alfred Meichßner hier al« Beisitzer für die nächsten 3 Jahre gewählt hat. — Schönheide. Die Bestimmungen über Eheschließung