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Mast «ntergebracht. Er fährt in dem Park, in den Straßen und auf der Chaufse im Galopp umher und braucht weder Pferde noch Kutscher; denn sein Gefährtin ist eine neu construirte Straßenlocouwtive. ES ist eine wahre Lust, mit ihr zu fahren. — Die französische Regierung hat einen Preis von 100,000 Francs zu vergeben, welcher für den Mann bestimmt ist, der sich um die arbeitende Classe am meisten verdient gemacht hat. Preußen hat Schulze-Delitzsch dazu vorgeschlagen, den Gründer der Spar- und Vorschuß- und Consum-Vereine. Mit bewerber ist der Elsässer Fabrikant Dolfuß in Mühl hausen, der Gründer der Arbeiter-Colonien. — Ob die Luxemburger zum germanischen Sprach stamme gehören, ist sehr zweifelhaft geworden. In einem Pariser Gasthofe kehrten zwei Fremde ein, anscheinend Herr und Diener. Der Kellner hört andern Morgens den Herrn rufen': lerm, drsoz mr <i' Sekuii, ä' 8u»A sciiengt sciiuog seiiing! — Der Kellner spitzt die Ohren, eilt zu seinem Principal und ruft freudig: Wir haben Chinesen im Haus! Sofort stürzt er mit dem Fremdenbuch in's Zimmer hinauf und der Fremde schreibt ein: Fischer mit Johann aus Luxemburg. — Der Kellner wurde sehr niedergeschlagen, es waren wirklich nur Luxem burger. Der Herr hatte seinem Diener auf Luxem burgisch zugerufen: Johann, bring' mir die Schuhe, die Sonne scheint schon schön! — Am 23. Mai ist die Stadt Brodh in Ruß land fast gänzlich durch Feuer zerstört worden. Gegen 200 der schönsten Häuser liegen in Asche. 10 Per sonen und vieles Vieh sind mit verbrannt. — In Paris wird eine Petition an die Regierung vorbereitet, den nicht Steuer (Patent) zahlenden Klöstern, wie Kartäusern, Trappisten rc., die Anfer tigung von Liqueuren, Kleidungsstücken und ähnlichen Gegenständen, für den öffentlichen Verkauf bestimmt, zu untersagen; ferner wird gebeten, da nur die Priester gesetzlich vom Militärdienste befreit sind, die 200,000 Mönche zur Ableistung des Dienstes heranzuziehen. — Von den 1212 Städten der preußischen Mo narchie haben nach der Zählung von 1864 nur 4 Städte über 100,000 Einwohner: Berlin 632,749, Breslau 163,919, Köln 122,162 und Königsberg 101,507. 11 Städte haben zwischen 50,000—100,000 Eirtwohner: Danzig 90,334, Hannover 79-649, Frankfurt a. M. 78,177, Stettin 70,759, Magde burg 70,145, Aachen 64,511, Elberfeld 62,088, Barmen 59,544, Crcfeld 53,421, Posen 53,383 und Altona 53,039 ; 100 Städte zwischen 10—50.000 Einwohner, 123 zwischen 6—10,000 Einwohner, 600 von 2—6000 Einwohner und 374 unter 2000 Einwohner. — Es erinnert an Oesterreichs altes Glück, daß in den Przibromcr Bergwerken eine ungemein reiche neue Silberader entdeckt worden ist. Sie liegt in einer Tiefe von 400 Klaftern, 130 Klafter unter der Meeresfläche. — Die Schwaben Weinen die Häubchen ihrer Schönen mehr zu liebst üls die Pickelhauben. Sie hcirathen in Massen, W der Caserne zu entgehen, ehe das neue Militärgesetz kommt. In der kleinen Gemeinde Murrhard sind an 3Synntagetr S4 Brautpaare copulirt worden. Die evangrlischm Deutsche« i« Pari». (Eingesandt.) Da auch im Königreich Sachsen und mithin auch in unserer Stadt und den eingepfarrten Ortschaften zur Unterstützung der Mission«-Thätigkeit an den evangelischen Deutschen in Paris gesammelt werden soll, so halten wir es für Pflicht, unfern Lesern den Zustand dieser Glaubensgenossen in der Kürze zu schildern: Paris zählt mindestens 80,000 Deutsche- darunter die Hälfte der evangelisch-lutherischen Kirche angehören. Die Meisten sind arme Arbeiter, die nur das Nothwcndigste haben und in Erkrankungs fällen oft den größten Elend preisgegeben sind. Viel wird zur Linderung der leiblichen Npth für unsere armen Landesbrüder gethan, daher auch die in un serem Lande stattfindenden Sammlungen nicht zur Be seitigung leiblicher Noth, sondern zur Linderung de» großen geistlichen Elends unserer Glaubensgenosse» in Paris dienen sollen. Biele Tausende derselben bleiben ohne kirchlichen Anhalt, ihre Herzen veröden und verwildern; evangelische Kinder werden entweder in katholischen Schulen erzogen oder besuchen gar keine derselben, so daß sie in beiden Fällen ihrer Kirche entzogen werden. Auf die schwere Arbeits last folgt hier keine Erhebung und Erquickung aus Gotteswort im gemeinsamen Gottesdienst, es klopft das Elend an die Thür in seinen vielen Gestalten, so richtet den Armen kein geistlicher Zuspruch und' Trost auf. Der Zustand unserer Glaubensgenossen in der Wüste der großen Stadt ist ein Zustand der traurigsten Verlassenheit. Die Kirche ist berufen, diesem Elend entgegen zu treten, daher soll Gottes Wort den Gliedern derselben dargeboten und nach getragen werden; .daher will man evangelische Schulen eröffnen, Gottesdienste in allen Quartieren einrichten, Elende in den Häusern aufsuchen und die Verirrten durch Warnung, Mahnung und Leitung zurückführen. Zu einem solchen Werke in einer Stadt wie Paris, welches 10 Stunden Umfang hat, gehören natürlich bedeutende Mittel. Seit 26 Jahren ist unsere Kirche durch das Comite der deutschen Mission an diesem Werke in Arbeit. Bereits zählt Paris schon 50 evangelische Schulen und 14 gottesdienstliche Locale, in welchen Deutschen in ihrer Muttersprache gelehrt und gepredigt wird. 4 deutsche Geistliche arbeite» fast ausschließlich unter ihren Landsleuten und 16 Geist liche unserer Kirche dienen ihren deutschen Gemeinde gliedern ebenso wie den französischen. Allein, um das begonnene Werk im Gang zu erhalten, bedarf es, abgesehen von dem, was das Consistorium unserer Kirche für Kirchen und Schulen, Geistliche und Lehrer verwendet, einer Summe von jährlich 50,000 Franken, da die meisten Schulen und Kapellen in gemietheten Localen sich befinden. An zwei Stellen nur besitzen die Deutschen Kirchen und Schulen auf eigenem Gtund und Boden, allein schon dadurch ist unserer Kirche eine große Schuldenlast erwachsen, welche durch die Kirchen- und Haus-Collecte in Preußen bis aus 80,000 Franken gedeckt worden ist. Das ist in der Kürze die Bedürftigkeit unserer Glaubensgenossen in