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bst Thronrede al» eitt reiflich erwogene-, im bestell Sinne des Wortes nüchternes, acht staatsmännisches Werk, das wohl geeignet sei, das Vertrauen in die Absichten wie in das Vermögen seine» Urhebers, des Ministerpräsidenten von Beust, zu befestigen. I t ah i e n. Im Vatican zu Rom ist man lebhaft mit dem bevorstehenden Jubelfeste des achtzehnhundertiährigen Martyriums St. Petri beschäftigt. Mehr , als 500 Bischöfe haben ihren Besuch angesagt, 80 derselben werden die Gastfteundschaft des Papstes selbst ge nießen. Die Fürsten Borghese, Aldobrandini und Salviati haben dem Papste ihre Paläste zur Ver fügung gestellt. Auch der Cardinal-Staatssekretär Antonelli läßt seinen ^Palast bei Quattro Fontane glänzend Herrichten zur Aufnahme von Bischöfen. Das ganze päpstliche Gebiet mit. Ausnahme der Stadt selbst ist jetzt in den Händen der Briganten, ütld aus der zuletzt überfallenen Provinz Civitavecchia gelangen die kläglichsten Berichte zu uns. Täglich erhalten »ermögliche Einwohner Drohbriefe, durch welche ihnen hohe Summen abverlangt werden; weiArt sich Jemand, das Geld zur bestimmten Zeit zu bezahlen, so werden rücksichtslos die angedrohten Verwüstungen in den ländlichen Besitzungen der Eigen- thümer ausgeübt. Einem sogenannten „Mercante die Compagna" von Civitavecchia, Namens Arata, wurden in dieser Weise sein ganzer Vorrath an frisch geschorener Wolle und Hunderte von Schaafen ver brannt. Der Chef dieser Bande nennt sich mit einer gewissen Ironie „der Zuave" und hat eine Bande von nahezu 100 Mann, welche alle mit Doppel büchsen und Revolvern gut bewaffnet sind. (Herr liche Zustande in dem Lande, wo die Citronen blühen!) Luxemburg. Die Schweizer wissen'« und erzählen's haarscharf, wie's mit Luxemburg zugegangen ist. Nämlich so: Der unerwartet rasche Erfolg der preußischen Waffen im vorigen »Jahre hatte Napoleon um die Besetzung des Rheins gebracht und zu den späteren Mahnungen an die früheren Verabredungen hatte Bismark den Kopf geschüttelt. Da schlug Napoleon Luxemburg vor und Bismark ging darauf ein, Napoleon hatte Hintergedanken, Bismark aber war ehrlich. Der Friede hing oft, wenn auch Bismark und Napoleon keinen Augenblick uneins waren, an einem Haar. Bismark hatte unglaubliche Mühe, die Sache so zu leiten, wie sie gekommen ist, er mußte selbst daran verzweifeln und Napoleon glaubte nicht, daß es ihm gelingen werde. Bismark mußte mit seinem Abschiede drohen, um die Räumung Luxemburgs durchzusetzen. Der König unterschrieb den Londoner Vertrag schweren Herzens. So die Schweizer. — Prächtige Kerle die Luxemburger! sagt die „D. Z." Deutsch oder gar Preußisch wollten sie um keinen Preis werden, ob wohl sie seit uralter Zeit zum deutschen Reiche ge hörten und ihr Geld aus dem Zollvereine verdienten. Ihren Großherzog, der sie an Frankreich verhandeln wollte, wie eine Heerde Hammel, umwedelten sie in wahrhaft hündischer Weise und baten, daß er sie um Gotteswillen behalte. Als es nun kam, wie es kommen mußte, daß die Preußen aus der Festung abzteheri, da kamentirm sie fürchterlich, sie müßten zu Grunde gehen. Die preußischen Soldaten waren ihnen reine Ducatenmännlein. Frankreich. Ist das eine Freude in-Paris: der Sultan kommt zur Ausstellung Anfangs Juli. Noch niemals hat ekN Sultan ein christliches Land besucht, er schrieb aber dem Kaiser Napoleön, nach allem was ex über Paris gelesen- hoffe er sich dort heimisch zu fühlen, und das hat Napoleon so geschmeichelt, daß er sofort die Einladung wiederholte und ihm in Namen aller Pariser rc. versprach,- er solle nichts vermissen , auch wenn er ganz allein komme. Auf der Ausstellung Wird der Sultan die ausgestellteste aller Merkwürdig keiten sein, die Franzosen haben's ihm daher verziehen, daß er seinen Gegenbesuch von 1856 bis jetzt ver schoben hat. Amerika. Die New - Iorker „Handelszeitung" enthält eine Warnung an junge Handlungs-Commis, jetzt nicht nach Amerika zu gehen, um dort eine Stelle zu suchen, da solche jetzt nicht zu finden seien. Schon seien Tausende von Commis brodlos, oder verrich teten die gewöhnlichste Handarbeit, um nur das Leben zu fristen; auch eine Besserung dieser Calamität sei bei dem jetzigen stillen Gang der Geschäfte nicht zu erwarten. Jeder Zuzug von Außen würde also den Uebelstand nur noch vermehren. Es dürfte diese Warnung an junge stellensuchende Kaufleute wohl zu beherzigen sein. Vermischtes. — Aus demwestlichenSchleswig. Am 13- Mai wüthete hier von früh bis Abends der heftigsteNord- oststurm mit furchtbaren Regenschauern im Gefolge, deren Tragweite sich an dem eben aufs Gras getrie benen Vieh der ganzen schleswigschen Westküste entlang schrecklich gezeigt hat. In den dasigen sechs octroyr- ten Kögen und angrenzenden Ortschaften sind etwa 100 Stück Rindvieh ertrunken. Die Zahl des an der ganzen schleswigschen Westküste verunglückten Rind viehes kann man auf 1000 Stück schätzen. — Im Jndustrie-Ausstellungsgebäude in Paris brach am 21. Mai Nachmittags Feuer aus. Ein Faß Branntwein, welches in den Keller eines englischen Restaurants hinabgclassen wurde, Platzte, und der Inhalt gerieth in Brand. Glücklicher Weise konnte Vas Feuer nach einer Viertelstunde gelöscht werden, ohne sich außerhalb des Kellers, wo noch viel Brenn stoff war, verbreitet zu haben. — Die Pariser „Deutsche Ausstellungs-Zeitung" berichtet: Der von der Hütte Tarnowitz mit ausgestellte kleine Silberblock im Werthe von 300 Thalern ist in der Zeit vom Abend des 16. bis Morgens 7 Uhr des 17. d. M. aus Saal 35 der preußischen Abtheilung der Ausstellung gestohlen worden. Angestellte Recherchen sind bis jetzt fruchtlos geblieben. — Ein französischer Fabrikant hat nach Paris seine eigene Equipage mitgebracht und im Ausstellung--