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für Bischofswerda, Stolpen und Umgegend. Amtsblatt des Königlichen Gerichtsamteo und drs StaLtrathes zu Dischosower-a. Diese Seitschrist erscheint wöchentlich zwei Mal, Mittwochs und Sonnabends, und kostet »ierteljährlich 12'1, Ngr. Inserate werden nur bi« Dienstag« und Freitag« früh 8 Uhr angenommen. 43. I Mittwoch, den 28. Mai. I 1867. Sachsen. Bischofswerda, 28. Mai, Vormittags j9 Uhr. Soeben rückte das gestern von Dresden als letzte preußische Besatzung abgezogene 3. Garde-Grenadier- Regiment Königin Elisabeth hier durch, um heute in Göda und Umgegend Quartier zu nehmen und dann den Weitermarsch nach Breslau anzutreten. Die Truppen wurden von den Herren Offizieren, so wie von der Regiments-Musik der hiesigen Garnison eingeholt und durch die Stadt begleitet. Die dreizehnte allgemeine sächsische Lehrerver sammlung soll zu Michaelis d. I. in Dresden stattfinden. In Dresden sind sämmtliche Wachen wieder mit sächsischen Soldaten besetzt, indem die letzte preu ßische Besatzung am 27. d. die Hauptstadt Sachsens .verlassen hat. Auch sind die noch in den Spitälern untergebrachten Kranken und Verwundeten, soweit es derm Zustand irgend gestattete, in die Heimath trans- portirt worden. Es waren deren weit über Hundert; 15 nur sind als nicht transportabel zurückgeblieben. Der Rückmarsch der preußischen Truppen aus dem Königreich Sachsen findet auf Anordnung des Prinzen Carl, als Corps-Commandeur, zu Fuß statt. Es werden täglich 3 bis 4 Meilen zurückgelegt. Aus Treuen im Boigtlande geht eine Petition an die Regierung, welche einen Protest gegen die von den Kammern beschlossene Erhöhung der Gewerbe steuer um 8 Zehntheile zum Gegenstände hat. Im Anschlüsse hieran wird mitgetheilt, daß der Nothstand in Treuen mit jedem Tage mehr über Hand nehme und bemerkt, wie die vor wenig Wochen gehegten Hoffnungen für eine, wenn auch geringe Neubelebung der Geschäfte und etwas besseren Verdienst nach der Messe nun total unerfüllt bleiben nach den Mitthei lungen der von der Messe zurückgekehrten Fabrikanten. Es sei ergreifend, die ausgehungerten Menschen um hergehen zu sehen, ergreifend das Elend, welches über so viele brave Familien gekommen sei. Die vor Monaten gegründete Speiseanstalt für Arme habe sich Anfangs eines lebhaften Absatzes zu er freuen gehabt, werde aber jetzt nur noch sehr gering benutzt, da dm armen Leutm wahrscheinlich auch die Sweiundzwanzigst« Jahrgaa-. nöthigm Pfennige sehlm. — Auch in andern Fabrik orten wird die Roth infolge der schlechten Messe steigen. Das Dresdner große Vogelschießen beginnt dieses Jahr am 28. Juli und endet am 3. August. Im Jahre 1866 wurden in Sachsen 1559 Stück halbe Kronen, 1,366,268 Thaler-Stücke, 475,205 Stück SechStel-Thaler (79,200 Thaler), an Silber scheidemünze — Zweincugroschenstücke — 29,891 und Kupferscheidemünzen — Fünf-, Zwei- und Ein pfennigstücken — für 9886 Thnler geprägt. Nach einer Bekanntmachung des DirectoriumS der Leipzig-Dresdner Eisenbahn werden vom 2. Juni bis 15. Sept. d. I. jeden Sonntag Extra-Eisenbahn- fahrten von und nach allen Stationen zwischen Dresden und Leipzig, und zwar mit Abfahrt von Leipzig und Dresden jeden Sonntag früh 5 Uhr» stattfinden. Die Billets kosten nur den einfachen Preis und sind zur Rückfahrt bis zum jedesmal dar aus folgmden Dienstag giltig. Bei der am 22. Mai in Görlitz stattgehabtm Generalversammlung der Aktionäre der Berlin-Gör- litzer Eisenbahn wurde der Bau der beiden Zweig bahnen Cottbus-Dresden und Weißwasser-Muskau- Hausdorf beschlossen. Aus Essen schreibt man vom 21 d. M.: Gestern ist ein Commando sächsischer Artillerie hier eingetroffen, um aus der Krupp'schen Fabrik die von der säch sischen Regierung in Auftrag gegebenen Geschütze ab zunehmen. Die Stadtverordneten in Bautzen habm die RathS-Decrete bezüglich der Unterhaltung und Ver pflegung des vormaligen Advocaten Tzschirner ab gelehnt, dagegen den gestellten Antrag: genannten Tzschirner nur wie jedm andern Armenversorgten Unterhalt und Beköstigung zu gewähren, angenommen. Aus der Lausitz, 22. Mai, wird geschrieben: Wie der Aberglaube noch hier und da in unseren Gemein den sein Wesen treibt, davon giebt folgender Aufsatz, welchen der Gemeinderath zu Oberfriedersdorf sich veranlaßt gefunden hat, im Neusalzaer Amtsblatte zu veröffentlichen, Kunde: „Der Unterzeichnete bedauert sehr, daß es in der Gemeinde Oberfriedersdorf bei der aufgeklärten Zeit noch solche thörichte Menschen