Volltext Seite (XML)
Bischofswerda, Stolpen und Umgegend. Amtsblatt -es Königlichen Verichlsamteo und -es Sta-trathes zu Kischof»wer-a. Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich zwei Mal, Mittwochs und Sonnabends, und kostet vierteljährlich 12'j, Rgr. Inserate werden nur bis Dienstag« und Freitag« früh 8 Uhr angenommen. 24. I Sonnabend, den 23. März.11867. Zum Abonnement auf das mit dem 1. April beginnende neue Quartal des „sächsischen Erzählers" laden wir hiermit ergebenst ein. — Bestellungen darauf werden für hier und Umgegend in der Erpe- dition d. Bl., für auswärts bei allen Post anstalten angenommen. Die Ne-aclion -es „sächs. Erz " unö sch a u. Der Kalender sagt uns, daß den 21. März Frühlings Anfang sei und doch hat die Erde immer noch zum großen Theil ein winterliches Ansehen; die in allen Kalendern enthaltenen Wetter-Prophezeihungen haben dabei seit Jahren an ihrer Glaubwürdigkeit einen bedeutenden Stoß erlitten. Ganz ähnlich ist es in der Politik. Gar viele wollten in dem Zu standekommen des Parlamentes in Berlin dm An fang eines deutschen Frühlings erblicken und prophe- zeihten eine neue Aera, womöglich ein goldenes Zeit alter. Mittlerweile ist nun das Parlament eröffnet worden und vergebens lauert man aus den politischen Frühling. Der Wind, welcher im Parlamente weht, ist ost noch sehr eisig und wir müssen abwarten, ob der ganze Verfassungs-Entwurf frostig abgelehnt oder kühl angenommen werden wird. Vom „Golde" im goldenen Zeitalter merkt man bis jetzt noch nichts, wenigstens nicht unter dem Volle. In Sachsen, Preußen, Hannover, überall klagt dir große und kleine Geschäftswelt über schlechte Zeit und gedrückte Verhältnisse, was uns gar nicht Wundern darf, da das „Gold", welches früher unter dem Dolle lustig rollte, nunmehr zum vergolden der Helme vieler hunderttausend Soldaten verwendet werden soll. Wer gern singt, mag nur getrost das alte Liedchen wieder hervorholen: „Es kann ja nicht immer so bleiben rc." Aus Hannover wird berichtet, daß bei der Stel lung der Reservisten zum Militärdimst sämmtliche Mannschaften sich geweigert hätten, dm Eid zu leisten; die hierbei stattgesundenen Tumulte hatten zur Folge, daß von den Haupt-Tumultuanten 145 Zwttrmdzrvanzigster Jahrgang. Mann nach der Festung Stade geführt wordm sind. Es ist sehr denkbar, daß Langensalza noch nachwirkt und die Gemüther bitter erhält. Die Freiheit schlägt, die Augen nieder und muß es geschehen lassen. Die süddeutschen Staaten scheinen sich nicht bloS in rein militärischen Angelegenheiten zusammmzufiüden, sondern auch in staatswirthschaftlichen Dingen. Man geht damit um, einerlei Justiz-Verwaltung hinsichtlich des Gerichtshofes einzusühren; desgleichen hat man sich bald über gemeinschaftliche Maßregeln gegen Ein schleppung der Rinderpest geeinigt. Es ist immer hin ein Anfang, welcher den Südstaaten zeigen wird, daß eine Separat-Einigung möglich ist; ein Sporn für Preußen mehr, den Süden durch mora lische Eroberungen an. sich zu fesseln. Die inneren Angelegenheiten Oesterreichs bieten uns gegenwärtig noch das Bild einer Periode dar, ähnlich derjenigen Schöpfungs-Periode, nach der das Wort ertönte: Es werde Licht! Buchstäblich und bildlich genommen, mag es am hellsten in Ungarn gewesen sein, als der Kaiser in Pesth eingezogen war. Die längst gewünschte und nunmehr gegebene Ver fassung begeistert die Ungarn.in hohem Grade, so daß natürlich die unvermeidliche Illumination der Stadt, Fackelzüge rc. nicht fehlten. Der Jubel der Bevölkerung soll sehr groß gewesen sein. Nun, so giebt es doch außer der Schweiz wenigstens noch ein zufriedenes Voll in Europa. Der zuvor ein berufene Reichstag der nichtungarischen Länder wird wahrscheinlich erst im April beordert werden, da, nachdem bekanntlich die Landtage Böhmens, in Mäh- reu und Kram aufgelöst, denselben zu den Neuwahlen bis zum 6. April Zeit gelassen werden soll. Die so wichtige Frage der Infanterie-Bewaffnung ist nun gelöst. Die Infanterie erhält keine Zündnadel-Gcwehre, sondern andere Hinderladungs-Gewehre nach dem System Wänzl's; es sind davon jetzt 250,000 Stück bestellt worden. Nach Außen hin hält Oesterreich sehr auf Friede und Freundschaft; namentlich soll, was die orientalische Frage anbelangt, zwischen ihm und Frankreich eine Annäherung stattfinden. Jeden falls sind die Beziehungen beider Großmächte gut zu einander, was schließlich wiederum ein Werk de» Herrn von Beust ist. Dem Letzterm ist eins große,