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«Mrt der BmiveS-Eommiflar, KriegMntster v. Roon, der georderte Satz von IProcenk sei absolut «oth- wendig; nach 10 Jahren könne derselbe geändert werden. Eine Friedensstärke von 300,000 Mann entspreche dem Bedürfniß und der Erziehung der Nation für den Krieg; kein Mann, kein Pferd sei dabei zu viel bei der politischen Lage Europas. Als in Nicolsburg die Möglichkeit nahe lag, in weitere Kriegführung ^iuf verschiedenen Fronten verwickelt zu werden, konnte der Kriegsminister, Dank der Re organisation der preußischen Armee, sagen: die Mittel dazu sind da. BundeS-Commissar General-Major v. Podbielski führt aus, daß der mit 225 Thalern normirte Aufwand pro Kopf das Minimum sei; . 214 Thlr. habe der Soldat bisher jährlich gekostet, 11 Thlr. seien dazu zu rechnen für bessere Quartier entschädigung, Frühstück für Gemeine, Aufbesserung der Gehalte der subalternen Offiziere. Abgeordneter v. Forckenbeck verlangt ein dreijähriges Provisorium bezüglich des Contingentsatzes von 1 Proc. und später Bewilligung durch die Bundesgesetzgebung. Bündes- Commissar Kriegsminisler von Roon bekämpft dies. Abgeordneter General v. Molkte beantragt ein Pro visorium , bis überhaupt gesetzliche Fixirung des Procentsatzes eintreten kann. Bei der Abstimmung wird der v. Forckcnbcck'sche Antrag mit 138 gegen 129 Stimmen angenommen. Der Reichstag setzte in seiner Sitzung am 6. d. die Special-Berathung über Abschnitt 11, das Bundes- Kriegswesen betreffend, fort. Artikel 57 (wonach in dem ganzen Bundesgebiete die gejammte preußische Militär-Gesetzgebung ungesäumt einzuführen ist) wird mit einem Zusatz des Abgeordneten von Forckenbeck angenommen, welcher die Vorlegung eines Bundes- Militärgesetzes nach erfolgter Durchführung der Hccres-Organisation bestimmt. Im Laufe der Debatte erklärt der Bundes-Commiffar, Kriegsminister v. Roon, daß die preußischen Reglements diesen Character be halten und nicht Bundesgesetze werden. Abgeordneter Wigard hielt cs für unmöglich, die unbekannte preu ßische Militär-Gesetzgebung anzunehmen. Abgeordneter Haberkorn fragt an, ob das treffliche sächsische Militär gesetz unangetastet bleiben werde, wenn dessen Be stimmungen den Bundcszweckcn nicht zuwiderlaufend seien? Bundes-Commiffar Freiherr von Friesen be merkt, daß die königlich sächsische Regierung gerade übereinstimmend mit den preußischen antwipancko die neuen Militärgefttze eingeführt habe. Bei der Debatte über Artikel 58 (Zahlung von 225 Thlr. Jahres kosten pro Kopf der Friedensstärke) warnt Abgeord neter Wagener vor weiteren Forckenbcck'schcn Anträgen, da sonst leicht ein neuer Militär-Conflict herbei geführt werden könnte. Abgeordneter General v. Stein metz ist der Ansicht, daß das für die Armee ver wendete Geld productiv angelegt sei. Die Abgeord neten Gumprecht und Miquel sprechen gegen Artikel 58, welcher schließlich angenommen wurde. Die „Prov.-Corresp." schreibt: „Nach den gegen wärtigen Anzeichen ist die Hoffnung zu hegen, daß der Reichstag seine Arbeiten noch vor Ostern be endigen werde. Die erste Berathung des Entwurfs wird vermuthlich bis Mitte dieser Woche beendigt sein und sodann nach einer Zwischenzeit von drei Tagen die Schlußberathung vor sich gehen. Bevor diese MtrKt, wird d« preußische ihren Verbündeten endgiltig üb« diejenige» Punkte verständigen, in welchen die abweichend« Beschlüsse des Reichstags angenommen werden kötmen,4n welchen nicht." — Dasselbe ministerielle Organ bemerkt zu der Diätenfrage: „Die bestimmte Erklärung des Ministerpräsidenten Grafen Bismark, daß die Re gierungen sich auf Bewilligung oder AulassWg von Diäten unter keinen Umständen einlassen werden, und die übereinstimmenden Aeußerungen des sächsischen Ministers vermochten nicht, den Reichstag von dem Beschlüsse auf Bewilligung von Diäten zurückzuhalten. Mit 136 gegen 130 Stimmen wurde der Abänderungs vorschlag angenommen. Dieser Beschluß des Reichs tags wird kaum aufrecht zu erhalten sein. Es ist anzunehmen, daß die Regierungen an ihrer so rück haltslos gegebenen Erklärung festhalten, und man darf mit Zuversicht erwarten, daß der Reichstag in be sonnener Würdigung aller in Betracht kommenden Rücksichten bei der schließlichen (zweiten) Berathung von dem gefaßten Beschlüsse abgehen werde." Der Reichstag hat in seiner Sitzung am 8. April bis jetzt bereits die in Abschnitt 11 (Bundes-Kriegs wesen) noch rückständigen Artikel 59—64 erledigt, welche unter Verwerfung aller Amendements ange nommen worden sind, und ist sodann in die General- Discussion des Abschnitts 12 (Bundes-Finanzen) ein getreten. In der General-Debatte zu Abschnitt 12 theilte der BundeS-Commissar Minister v. d. Heydt mit, die Bundesausgaben würden circa 75, die Ein nahmen 50 Millionen betragen. Die Präsidialmacht allein könne die fehlenden 25 Mill, nicht decken; sic müsse Matricular-Beiträge ansschreiben. Die Regierungen könnten in der Budget-Borlage die Be willigung von Anleihen zugestehcn, nicht aber Ab striche bei feststehenden Einnahmen. — Nach Schluß der Debatte theilt der Präsident mit, daß am 17. d. der Schluß des Reichstags stattfinden werde. Der Berliner „Volks-Zeitung" will der Luxemburger Handel nicht gefallen. Sie warnt vor Täuschungen und spricht ihre Ueberzeugung unumwunden dahin aus: „Das Geschäft ist abgemacht, Luxemburg ist verkauft." Alle Reden, die anders lauten, alle Hand lungen, die anders aussehen, seien nur berechnet, um Zeit zu gewinnen und das Feuer sich abkühlen zu lassen. Als 1859 die Abtretung Savoyens und Nizza's an Napoleon längst verbrieft und versiegelt war, leugneten die italienischen Minister (Cavour und Rica soli) den Handel bis zur letzten Minute auf's Be stimmteste und in den stärksten Worten ab — im Parlament und überall, wo sie befragt wurden. „Nur keine Illusionen!" warnt die Berliner Ketzerin. Baiern. Die „Bair. Ztg." constatirt, daß Sc. Maj. der König eine vierwöchentliche Reise beabsichtigt habe; doch sei das Reise-Project Angesichts der sich ernster gestaltenden politischen Verhältnisse allsogleich defini tiv aufgegebcn worden. Oesterreich. Das wichtigste Ereigniß für Oesterreich ist un streitig der nuumehr erfolgte Ausgleich mit Ungarn, denn am 30. März wurde im Unterhause das 67er