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Amts- Nil AWWblatt für den Denrk des Amtsgerichts Eidenchuk »^7«- u. d« Humor, »eilage „vrifew- f I abend. JnsertiouSprei«: die blasen' in der Expedition, bei kleinspallige Zeile 10 Pf. I« unfern Boten sowie bet allen HHO amtlichen Theil« die gespaltene Reichlpostanstalten. ' ' O O Zeile 2b Pf. Berantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohnin Eibenstock. 47. Jahrgang. - 1. Mittwoch, den 3. Januar 1SOO. Auf leisen Sohlen floh die Zeit von hinnen, II Ein frohes Kommen war's, ein schmerzlich Gehen; !> Du aber, das, rmt Schleiern drcht verhangen. Die wechselnd Leid und Freude uns gebracht, ü Grab schloß an Grab sich in der Jahre Lauf; Bei Glockenklang jetzt auf tue Schwelle tritt. Und ein Jahrhundert seh'n wir jetzt verrinnen, I Doch auch viel Herrliches sah'n wir erstehen, E An jubelnd und dort sorgenvoll empfangen — Und ein Jahrhundert, es ist aufgewacht. Und mancher Stern ging neu und glänzend auf. Was bringst Du uns, was bringst der Welt Du rmt? Da schauen wir, bewegt vom Ernst oer Stunde, Ein einig Deutschland, von der Welt bewundert. Wirst friedlich Du wohl lösen ml' dre Fragen, Aus den durchmess'nen Lebensweg zurück: Ein deutscher Kaiser, seiner Ahnen werth. Die unheilvoll bedrohen uns're Zeit? Es grüßt noch einmal lächelnd uns das Glück, Voll Friedenssinn und doch die Hand am Schwert, Versöhnend schlichten der Parteien Streit Und wieder blutet manche alte Wunde. » War Deine Gabe, fliehendes Jahrhundert! I Und Deutschlands Ruhm durch alle Lande tragen? Umsonst! Du schweigst und Deine Schwingen regen II Und was das Beste, Köstlichste hienieden : Sich wie im Traume leis und sacht zum Flug. Ein stilles Glück, das sich mit Frieden paart. Wohlan, so magst der Welt m Herl und Segen Das sei von Dir aus Deiner künft'gen Fahrt, Du jetzt mit Gott beginnen Deinen Zug! I Erwachendes Jahrhundert, uns beschieden! Hlllldefteuer betr. Die Hwwdefttuer in Eibenstock beträgt im Jahre 1900 wie seither 10 Mark, wovon nur die Kettenhunde in den in 8 2 Absatz 3 des Hundesteuer-Regulativs vom 1b. Juni 188b besonders aufgeführten Gehöften usw., für die nur eine Steuer von 6 Mark zu entrichten ist, ausgenommm sind. Die Hundesteuer ist btt »um 81. Ja««« IS«« gegen Entnahme der Hunde steuermarken von den Hundebesitzern in der Stadtkasse aus das ganze Jahr im Voraus zu entrichten. Auch werden die Hundebesitzer in Gemäßheit von 8 o des Gesetzes vom 18. Au gust 1868, die allgemeine Einführung einer Hundesteuer betr., hiermit aufgefordert, über die in ihrem Besitze befindlichen fteuerpslichttge« H««de btt z«m 18. Jamrar 1808 schriftliche Anzeige anher zu erstatten. Die Hinterziehung der Steuer wird mit dem dreifachen Betrage der hinterzogenen Steuer bestraft. Hierbei ist noch auf folgende Bestimmungen aufmerksam zu machen: Junge Hunde, welche z. Z. der im Monat Februar und Monat Juli jeden Jahres stattfindenoen Revision noch gesäugt werden, bleiben für das laufende Halbjahr von der Steuer befreit; in Eibenstock nur vorübergehend, aber mmdestens einen Monat sich aufhaltende Hundebesitzer, deren Hunde nicht bereits an einem anderen Orte versteuert sind, haben für je einen Hund 3 Mark Steuer zu entrichten; für im Lause des Jahres angeschaffte, noch nicht versteuerte Hunde ist binnen 14 Tagen, von erfolgter Anschaffung an gerechnet, die volle, bez. sofern die Anschaffung erst im zweiten Halbjahre erfolgt, die halbe Jahressteuer zu entrichten; daffelbe gilt rücksichtlich solcher bereits versteuerter Hunde, welche ohne Steuer marke in dm Besitz eines anderen Herrn übergehen; für einen steuerpflichtigen und an einem anderen Orte mit niedrigerer Hundesteuer bereits versteuerten Hund ist der durch dm höheren Steuersatz Hierselbst hervorgerufene Differenzbetrag noch nachzuentrichten; im Falle unverschuldeten Verlustes der Steuermarke wird dem Verlustträger gegen Erlegung von 1 M. 50 Pf. eine nm« Hundesteuermarke abgegeben. Es wird endlich unter Bezugnahme auf die Bekanntmachung vom 23. November 1882 darauf aufmerksam gemacht, daß die Hunde außerhalb der Häuser, Gehöfte und sonstigen geschlossenen Lokalitäten stets die für das laufende Jahr gütige Hundesteuermarke am Halsband tragen müssen, die Besitzer ohne Steuermarke am Halsband betroffener Hunde aber in Gemäßheit gesetzlicher Bestimmung, insoweit keine Steuerhinterziehung vorliegt, mit 3 Mark zu bestrafen sind. Eibenstock, am 2. Januar 1900. Der Rath der Stadt. Helle. Bg. B,»steigern« g. Mittwoch, den 3. Januar 1906, Nachmittags 3 Uhr sollen im Gasthause „zum Deutschen Haus' dort eingestellte Pfänder, nämlich: 6 viereckige Tische an den Meistbietenden gegen sofortige Baarzahlung versteigert werden. Der Gerichtsvollzieher beim ^Körftc,lichen Amtsgerichte Eibenstock. Lateinschule zu Wvenftock Eltern und Erzieher, welche der Lateinschule Oster« 1808 Knaben zuführen wollen, werden ersucht, die Anmeldung bis zum IS. Januar 1800 bei Herr« Lateirr» sch«steiter Steinhardt bewirken zu wollen. Eibenstock, den 2. Januar 1900. Der Lateinschulausschuß. Hell«. Akt Beginn des neuen Jahrhunderts. Da» eherne Jahrhundert ging zur Rüste. Ehern war sein Eintritt in die Geschichte, war sein Verlauf, war sein Au«gang. Seine ersten fünfzehn Jahre gehören der Napoleonischen Zeit. Kaum find ihre Erschütterungen überwunden, folgen nach kurzer Ariedensrast der griechische Aufstand, die russisch-türkischen Kämpfe. Mit dem Jahre 1830 beginnt die Reihe der revolutionären Be wegungen: Arankrcich, Belgien, Polen, Deutschland, Italien, Ungarn, damit erschließt sich da« Zeitalter der Nationalitätsidee. Ihm gehören der Krimkrieg an, der italienische Krieg, di« pol nische Erhebung von 1863, der Bürgerkrieg in Amerika, die deutschen Kriege von 1864, 66, 70, die Kämpfe auf der Balkan halbinsel von 1876 bi« 78. Endlich erfreut Mitteleuropa sich einer längeren, durch den Dreibund verbürgten Friedensperiode, der am Ende de« Jahrhundert« der griechisch-türkische, der chinesisch japanische, der spanisch-amerikanische und endlich der südafrikanische Krieg folgen; vier Kriege, die vier Weltheile berühren und die zum Theil di ihren Folgeerscheinungen von noch unabsehbarer Tragweite sind. Neben diesen schweren Kämpfen schreitet eine Kultur-Ent wickelung einher, wie die Welt sie noch nicht gesehen — von dem ersten Dampfschiff und der ersten Lokomotive bi» zu den unge heuren Flotten, die heute alle Meere durchfurchen und zu den vielen Millionen von Eisen bahn lügen, die alljährlich alle zivill- firten Theil» der Erde, streckenweise auch die unzivilisirten, durch laufen. Daneben spannen Telegraphen- und Kabellinien ihre eisernen Reifen um die gesammte bekannte Welt. Zu den äußersten Polen und weit hinauf zu den Sternen richtet sich immer intensiver die Forschung, unaufhörlich sind die Chemie und Physik an der Arbeit, neuen Stoff und Kräfte in den Dienst de« Menschengeiste« zu stellen, al« die mächtigste dieser Kräfte leuchtet der elektrische Aunke herrschend und gebietend fast über di» ganz» Erd«. Er macht die Meere«wogen sich dienstbar, er durchleucht« den menschlichen Körper, er leiht seine Kräfte der Heilkunde »st per Zerstörung; da« still» ArietMzimmer de« Gelehrten »st da« Leuchtfeuer draußen am Meere«strande im Sturmgebrau«, beide leben von demselben Strom der elektrische» Kraft. Und nun die Industrie in ihrer tausendfältigen Ver zweigung und ihrer gewaltigen Entwickelung, allen voran Vst Eisenindustrie, deren mächtiger Aufschwung nicht weniger dazu berechtigt, da« scheidend« Jahrhundert al« da« eiserne zu be zeichnen. Da» nächst« »Kd voraussichtlich einer wetteren Riesen- enffaltung der technische« Wissenschaften gehören. Bon un« Allen, die wir heute erwartungsvoll den neuen Zeitabschnitt be grüßen, wird Keinem beschieden sein, den Ausgang zu sehen. Aber soweit menschliche« Ermessen und menschliche Einsicht aus reicht, vermögm wir heute doch ein gute« Stück de» Wege» zu überblicken, den die Generationen nach un« im zwanzigsten Jahr hundert zu gehen berufen sein werden. »Wenn man sich in die Lehren der Geschichte vertieft, spürt man doch da» Walten einer Vorsehung', äußerte Fürst Bismarck einmal zu dem Verfasser dieser Zeilen. Eine Vertiefung in die geschichtlichen Lehren de« nun zu Ende gegangenen Jahrhundert» ist ganz besonder» dazu angethan, gerade unserm deutschen Volke in seinen jungen Geschlechtern die wunderbaren Wege klar zu machen, die Deutschland in seiner dornmreichen Entwickelung »on Tilsit bi« Versailles, vom Baseler zum Frankfurter Frieden, vom Erfiirter bi« zum Berliner Longreß durchmessen hat. In mitten eine« waffenstarrenden Europa, in welchem noch die Donner »on Abukir und der ftanzöstscheu Revolution«kriege nach hallten, begann Deutschland da« Jahrhundert, da» da« Ende de« alten und dm Beginn de« neuen Reiche« zu schauen bestimmt war. Sech« Jahre später war Prmßen zusammenbrochrn, hatte der letzte Habsburgische deutsche Kaiser seine Würde über da« durch den Rheinbund aufgelöste Reich niedergelegt, nach aber- mal« sech« Jahren war die napoleonische Macht in Rußland zerschellt, mit einer hell und durch alle Jahrhunderte leuchten den Begeisterung schaarte sich die Jugend der östlichen Provinzen Preußen» zum Befteiung«kampfe. Mitten in diesen kriegerischen Wirren, »on ihnen kaum bnührl, entfaltet sich die klassische Periode der deutschen Literatur. Während Reiche zerschmettert zusammenstürzen und au« Riesenschlachtfeldern sich neue geschicht liche Gestaltungen erheben, umweben Schiller und Goethe da» kleine Weimar mit dem goldenen Zauber der Dichtung und schaffe» dem dmtschm Botte, dem da« Heiligthum der politischen Selbstständigkeit und Selbstbestimmung »erlorm gegangen, ein neue« Reich de« Seifte«, in dessen Pforten die Deutschen ein- zogen, al» die bekannte Erd« ohne sie und trotz ihrer vertheilt war. Da« deutsch« Boll war der Poet, dem da« Dichterwort galt: Willst Du in meinem Himmel mit mir leben, so »ft Du kommst, er soll DK offen sein! Aber au« der Hand de« Dichter« senke sich manch goldene« Saatkorn in die Herzen, au» welchen, al» die Stunde gekommen, die heilige Loh« der Begeisterung für die Befreiuung »on der Fremdherrschaft hoch emporftieg. Al» der Schlachkndonner von Belle-Alliance über Europa ballt«, lag in der Wiege eine« schlichten märkischen Edelhofe« der Knabe -«rttet, dessen Bestimmung e« »ar, die reifen Aehren, die au« der blutigen Aussaat der Väter entsprossen, zu schneiden, sie in Garben zu binden und in die Scheuer zu führen. Von hohem Nationalstolz erfüllt, von urwüchsiger geistiger Kraft ge tragen, langsam in Geduld und Abwägen, schnell und entschlossen zur Thal, so schreitet Otto von Bismarck gleich der Feuersäule de« alten Testament« unserem Volke durch da« Rothe Meer der Zwietracht voran. Kaiser- und Königskronen, Fürsten und Her zogshüte brechen auf seinem Wege, der Sturmwind, der den deut schen Wald durchfliegt, reißt nieder, wa« morsch geworden^ au» Schlachtengluthen bricht der neue Tag hervor und aus da« ehr würdige Haupt Wilhelm« de» Ersten, dem in seltener Weise da« Vertrauen de« deutschen Volke« in Treue um Treue zu Theil geworden, senkt sich die Kaiserkrone de« wiedererstandenen Reich«. Al« an einem Tage aus den Masten aller deutschen Schiffe auf allen Meeren die neue deutsche Flagge emporfliegt, sieht da« Au«land staunend, daß schier über Nacht eine neue Macht er standen ist, die sich jugendkräftig ankündigt al« berufen und ent schlossen zum Milbewerb im politischen Rath wie im wirthschaft- lichen Ringen der Böller. „Lange lag dieser Au»gang in den Herzen, jetzt ist er an da« Licht gebracht, sorgen wir, daß e« Tag bleibe' hatte der Kaiser beim Siege«einzug zu den Vertretern oer Hauptstadt ge sprochen. Ja, lange lag dieser Au«gang in den Herzen, und daß dem hochbetagten Sohne der Königin Louise bestimmt war, den Traum von Jahrhunderten, da« Sehnen und Ringen der jüng sten Geschlechter der Erfüllung entgegenzuführen, — wer wollte darin nicht da» Walten einer Vorsehung erkennen! Wa« Deutsch land dann im dreißigjährigen Frieden an innerer Entwickelung seine« wkthschastlichen Leben«, an kriegerischer Schulung seiner Bolttkraft, an gewaltigem Strebe» und staunen«werthen Erfolgen auf allen Gebieten menschlichen Forschen«, der Wissenschaft, der Technik, der Kunst geleiftet und erreicht hat — wir All« sind bewundernd Zeugen diese« gewaltigen Schaffen« und können die Schwelle, die da« alt» von dem neuen Jahrhundert scheidet, nur in dem dankerfüllten Bekennen überschreiten: der Herr hat Große» an un« gethan! Möchte auch im neuen Jahrhundert de« Allgütigen Hand segnend aus dem deutschen Vaterland« ruhen! Da« «alte Gott! Tagesgeschichte. — Deutschland. Der .Reich«Anz.' ertheilt dem „Berl. Lok.-Anz.' bezüglich der sensationellen Beröffenllichimg deffelien