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HÄstdent c» Ihnen nicht gegeben hat. — er- (mittm im Lärm): Sprechen Sie nicht vom ember vor Denen, die er geächtet hatte. (Rufe: Zur Ordnung! Zur Ordnung!) — Präsident: Herr Thiers, Sie haben das Wort nicht und können es Nicht ergreifen. — Rouher: Herr Thiers unter bricht mich mit einer Heftigkeit, wegen derer ich die Kammer zum Zeugen nehme. (Ja, ja! Die Auf regung dauert fort.) — JuleS Favre und Jules Simon reden, aber der Lärm übertönt ihre Worte. — Präsident: Die Aufregung der Versammlung verhindert mich, die Unterbrechungen zu hören, sonst würde ich deren Urheber zur Ordnung rufen. — — Rouher: Ich vernahm von den Unterbrechungen des Herrn Thiers nur das Wort „Geächtete". — JuleS Favre: Ja, er war es und zwar gegen das Gesetz. (Rufe: Zur Ordnung! Zur Ordnung!) — Präsident: Ich verlange Stille nnd werde Jeden zur Ordnung rufen, der es sich herausnimmt, zu unterbrechen. — Rouher: Ich möchte Herrn Thiers nur antworten, daß ich nicht die Absicht hatte, ihn schmerzliche und üble Erinnerungen wachzurufen; ich wollte nur die eine Thatsache feststellen, daß die französische Gesellschaft vor der Anarchie gerettet worden ist. (Heftige Unterbrechung auf einigen Bänken. Aus fast allen Bänken der Kammer: Ja, ja! Bei fall.) Sie sehen wohl, daß sie vor der Anarchie gerettet worden ist; Zeuge dessen diese stürmische Zustimmung. (Langer Lärm.) O, wenn Sie glauben, daß diese Art von Jnsurrection meine Ueberzeugung und meine Worte aufhalten werde, so irren Sie sich! (Sehr gut, sehr gut! Bravo.) Es ist das Princip der Nationalitäten und der Volks-Sou- veränetät, welches feierlich und regclrichtig die Re gierungen schafft. Darin liegt einzig und allein ihre legitime Begründung. Und Diejenigen, welche gegen die Volks-Souveränetät protestiren, sind nichts als Aufständische. (Beifall, Lärm.) — Thiers, Jules Favre, Pelletan und Pilard erheben sich und sprechen, ohne daß der Lärm gestattet, ihre Worte zu ver nehmen. — Präsident: Herr Thiers, Sie haben das Wort nicht. Die Kammer hat Sie mit Aufmerk samkeit angehört; ich bitte Sie, dasselbe zu thun und den Herrn Minister nicht jeden Augenblick zu unterbrechen. — Rouher: Ich wiederhole es, Die jenigen, welche die heutige Verfassung angreifen, sind Aufständische und nichts weiter. (Lärm. Bis morgen! Rein!) Ich möchte den Zwischenfall erledigen. (Ja, ja!) Ich habe ihn nicht gern hervorgerufen, däs sage ich laut; aber so oft die Opposition sich erhebt, werde ich mit Energie dagegen protestiren. (Sehr gut, sehr gut!) — Berrher (mitten im Lärm): Auf die gemäßigte Sprache antworten Sie mit In jurien. (Rufe: Zur Ordnung! Lärm.) — Eine Stimme: Das ist eine Coalition; — Rouher: Alle Masken fallen! — Marquis de Pire: Das spricht für die Nützlichkeit des zweiten Decembers und dazu für diejenige der Casernen des Herrn Haußmann. (Lärm.) -- Rouher: Um mit diesem ernsten Punkte zu Ende zu kommen, erkläre ich iin Namen der Re gierung, daß die Volks-Souveränetät das Princip ist, auf welchem sie sich mit Recht basirt erachtet; aber sie hält sich nicht für berechtigt, kraft dieses Princip- die anderen Natiönes in Aufregung zu bringen und dieselben in Unordnung zu versetzm. Jede- Voll kann in der Ausübung seiner Souverä- netät sich die RegierungS-Form wählen, die ihn am besten ansteht. (Sehr gut!) Nach dm neuesten Berichten aus Paris soll jetzt die Räumung Mexicos von französischen Truppen vollendet sein. Weitere Nachrichten fehlen. Türkei. Die Cretenser behaupten ihre festen Stellungen; fast die ganze Insel ist in der Gewalt der Insur genten. — In Metelin und Chio dauern die Erd erschütterungen fort. Vermischtes. — Der vormalige Direktor der Weimarischen Bank, W. Polte, welcher sich bedeutender Geldunter schlagungen schuldig gemacht hatte, ist am 23. März vom Schwurgerichtshof in Eisenach zu 4 Jahren Zuchthaus verurtheilt worden. — Der preußische General von Manteuffel ver langte bekanntlich im vorigen Jahre von der Stadt Frankfurt außer den erhaltenen 6 Millionen Gulden noch 25 Millionen. Da sagte ihm Rothschild: „Herr General, ich glaube, Sie haben im Leben noch nicht 25 Millionen gesehen. Kommen Sie mit in meinen Keller, ich will sie Ihnen zeigen; aber Sie werden nicht wagen, die Hand daran zu legen." Ob's wahr ist, weiß man nicht; aber erzählt wird's. — In England sind in den ersten 3 Monaten d. I. 683 Schiffbrüche zur Anzeige gekommm. — Der Lago Maggiore (unweit Mailand) ist am 15. März zu einer bedeutenden Höhe gestiegen. Der ganze See erbebte und die Erschütterung wurde bis Sesta-Calende verspürt, wo der im Bau begriffene Bahnhof einstürzte. Das an der Simplonstraße liegende Dorf Feriolo ist theilweise verschlungen wordm. Sieben Häuser stürzten zusammen und' sanden 14 Personen ihren Tod unter den Trümmern, 2 wurden schwer verwundet. — (Kaiser Napoleon's Aussehen.) Ich bummelte etwa gegen halb 5 Uhr den Boulevard Sebastopol entlang, bis ich an der Ecke der genannten Straße und des Boulevards St. Martin drei Reitern, denen eine nicht bedeutende, meist aus Gamins be stehende Menge folgte, begegnete. Es warm der Kaiser und seine beiden Begleiter. Der Kaiser ritt in der Mitte, rechts von ihm der General Gohon, ein ziemlich alter Herr. In einer Entfernung folgten zwei Reitknechte in der grünen, mit goldenen Bienen gestickten Livree. Die drei Herren waren sämmtlich in Civil. Der Kaiser ritt eine schwarz-braune, arabische Stute. Er sitzt sehr gut zu Pferde, ein auffallender Unterschied gegen den Prinzen Napoleon. In den Händen hielt er einen Reitstock mit silbernem Griff. Ich folgte den Reitern, welche Schritt ritten, gewiß zehn Minuten lang und hatte hinlänglich Muße, die Gesichtszüge des Mannes zu studiren, dessen Ge- > danken zu errathen die Diplomatie der ganzen Welt in Bewegung setzt. Der Kaiser grüßte, sobald er einen Gruß von einem einigermaßen anständig aus-