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kWtzr'Hm ^reutzeuÄs, Gme» dje Vorlage spreche» M Abgeordneten Waldeck undör. Minckwitz (Sachsen). Legerer tadelt den Cäsärismus des Entwurfs und ver teidigt den berechtigten ParticularismuS als Deutscher und als sächsischer Patriot. Die Abgeordneten Wagener (Neu-Stettin) und v. Watzdorf (Weimar) vertheidigen den Entwurf. Preußen und Baiern sind — wie wir bereits in voriger Nummer mitgetheilt — Verbündete zu Schutz und Trutz. Sie gewährleisten sich gegen seitig den ganzen Umfang ihres Gebietes und ver pflichten sich, im Falle eines Krieges ihre volle Kriegs macht einander zur Verfügung zu stellen. Der Kö nig von Baiern überträgt im Kriegsfall den Ober befehl über seine Truppen dem König von Preußen. — Das ist der Inhalt eines geheimen Vertrages, der schon am 22. August vor. I. zugleich mit dem Frieden zwischen beiden Mächten abgeschlossen und am 17. März von Baiern und Preußen officiell der überraschten Welt znr Kunde gebracht worden ist. Dieser wichtige Vertrag macht Vieles, was seither geschehen und unterlassen worden ist, erklärlich. Die bairische Regierung fügt der Veröffentlichung des Vertrages Folgendes hinzu: Sie fürchte nicht, daß durch denselben die guten Beziehungen zu Frank reich gestört werden würden, derselbe würde vielmehr in Paris als Beweis der Einigkeit der deutschen Regierungen aufgcfaßt werden und eine Bürgschaft des Friedens sein. — So versteht Graf Bismark sich auf Ueberraschungen. Sein Bündniß Preußens mit Baiern und' Baden hat alle Welt überrascht und mit einem Male die Brücke über den Main geschlagen und Nord- und Süddeutschland zu Schutz und Trutz verbunden. Die Uebcrraschung wird in Paris am größten sein; mau war dort gewohnt, die Anderen zu überraschen und ist nun selbst zum zweiten Mal überrascht worden. Napoleons Minister Rouher hatte soeben der Kammer erklärt, Frankreich habe durch die neue Gestalt Deutschlands eher gewonnen als verloren; denn der deutsche Bund sei gesprengt, der über 70 Millionen Köpfe verfügt habe, Deutsch land sei jetzt in drei Theile getrennt, die wenig von einander wissen möchten rc. — Nun sind zwei Theile, der deutsche Norden und Süden militärisch geeinigt. — Derselbe Minister hatte hinzugcfngt, Baiern habe es nur der Fürsprache Napoleons zu danken, daß es im Frieden nicht 900,000 Köpfe an Preußen habe abtreten müssen. Jetzt wird Frankreich wohl klar geworden sein, daß Baiern diese «Schonung Wohl eher seinem geheimen Bündniß mit Preußen verdankt, von welchem Napoleon keine Ahnung hatte. Bei den bairischen Staatsmännern scheint der Ge danke an die Uebcrraschung Napoleons sogar von bittersüßen Gefühlen begleitet zu sein; sie getrösten sich jedoch der Hoffnung, daß Napoleon vor dem geeinigten Deutschland Rcspcct zeigen werde. Von der anderen Seite ein anderes Mal. — Ein Ge heimnis; scheint es noch zu sein, weshalb der Ver trag gerade in dem Augenblick veröffentlicht worden ist, in dem er wie eine Bombe in die französischen Kammer-Verhandlungen fallen mußte. — Nicht minder interessant und wichtig ist die Thatsache, daß Preußen auch mit Würtemberg und zwar schon unter« 13. August v. I. ein gleiches — mit Baiern und Baden abgeschlossen hat. Daß diese jetzt veröffentlichten Geheimnisse in der politischen Welt großes Aufsehen erregen, ist sehr erklärlich Md ganz natürlich, jedenfalls aber sind diese Thatsachen geeignet, eine baldige Verschmelzung des Nordens und Südens von Deutschland erwarten zu dürfen. Die „Brest. Ztg." findet in der Veröffentlichung dieser Verträge eine Antwort auf die luxemburgische Ver- käufsgeschichte, welche vor einigen Tagen von Paris gemeldet wurde. „Es ist gewiß", sagt genannte Zeitung, „daß man in preußischen Regierungskreisen die französisch-holländische Verkaufs-Affaire nicht als eine aus der Luft gegriffene Behauptung behandelt, daß man vielmehr nur die Höhe der Verkaufssumme und andere Modalitäten des Geschäfts bestreitet, während man gleichzeitig die tröstende Versicherung abgiebt, daß die Beziehung Preußens zu Holland ungestört bleiben und daß Einvernehmen mit Frrankrcich zur Stunde noch so befriedigend sei, wie es unter den obwaltenden Verhältnissen nur möglich ist. Im aus wärtigen Amte habe nian von den Unterhandlungen nichts gewußt, aber eben deshalb habe Herr v. Bis mark als wirksames Paroli die Veröffentlichung der geheimen Schutz- und Trutzbündnisse mit Baiern und Baden angeordnet." Die „Provinzial-Corrcspondenz" bemerkt zu den zwischen Preußen, Baiern und Baden abgeschlossenen Verträgen: „Nachdem nunmehr die Gründe der vorläufigen Geheimhaltung dieser Verträge geschwunden sind, werden alle deutschen Herzen aus den offen vor liegenden Bestimmungen des Bündnisses die freudige Beruhigung schöpfen, daß eine Besorgniß wegen einer Spaltung und Zerrissenheit Deutschlands dem Aus lande gegenüber keinen tatsächlichen Grund mehr hat, daß die preußische Regierung Vielmehr, indem sie als Grenzlinie für den norddeutschen Bund die Mainlinie annahm, doch alsbald vollen Ernst damit machte, das nationale Band mit Süddeutschland, wie es im Friedensvcrtragc mit Oesterreich Vorbehalten war, durch besondere Verträge wieder anzukniipsen. Man kann jetzt klar erkennen, daß die preußische Regierung schon bei den Friedensschlüssen mit den süddeutschen Staaten vor Allem von dem Gesichts punkte geleitet wurde, an die Stelle der vorhergehen den Zerwürfnisse alsbald ein Band aufrichtiger Md inniger Gundesfrcundschaft treten zu lassen. Als eine unmittelbare Folge der Eündnißverträge, durch welche dem Könige von Preußen für den Fall des Krieges der Oberbefehl über die Truppen seiner süd deutschen Verbündeten übertragen wird, ist die jüngst getroffene militärische Vereinbarung der süddeutschen Staaten anzusehen, nach welcher die Heeres-Ein- richtungen Süddeutschlands in wesentlicher Ueberein- stimmung mit denen Preußens und des norddeutschen Bundes geordnet werden sollen. So ist denn schon jetzt volle Gewißheit vorhanden, daß die Mainlinie, welche die Grenze des norddeutschen Bundes bezeich net, doch keine Grenzscheide für die nationale Einigung sein soll, daß vielmehr die gemeinsame nationale Kraft fortan auf festeren Grundlagen ruhen wird, als je zuvor. In dieser nationalen Kraft werden Deutschland und Europa vor Allem die feste Grund-1