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Bischofswerda, Stolpen und Umgegend. Amtsblatt -es Königlichen Gerichts««»»» und -,s Stadtratheo zu Dischofswerda. Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich zwei Mal, Mittwoch- und Sonnabend-, und kostet vierteljährlich 12>j, Ngr. Inserate werden nur bis Dienstag« und Freitags früh 8 Uhr angenommen. 20. 1 Sonnabend, den S. März.j 1867. Munöschau. Das goldene Zeitalter, das ist allbekannt, ist längst vorüber; die jetzige Zeit ist weder eine silberne, noch broncene, sondern verdient eher den Namen das eiserne Zeitalter; denn, nicht allein, daß das Eisen in Künsten und Gelverben eine große Rolle spielt, finden wir in der Politik, wohin wir auch schauen mögen, daß überall vom Eisen (mitunter auch von Blut) gesprochen wird. Eisen wird gebraucht für Hinterladungsgewehre, für Gußstahlkanonen, für Alles zerschmetternde Geschützkugeln, für Säbel, Ba jonette und dergl. mehr; überhaupt kann man sagen, daß die Massen von producirtem Eisen in gleichen Mengen zur Zerstörung gebraucht werden, als zum friedlichen Aufbau. Schon unter Göthe war das Gespräch vom Krieg und Eisen am Biertische gänge und gäbe geworden, wie er z. B. in seinem „Faust" sagt: Nichts besseres weiß ich mir an Sonn- und Feiertagen Als ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrci, Wenn weit dahinten, weit in der Türkei Die Völker auf einander schlagen. Man sitzt dabei und trinkt sein Gläschen Bier Und sicht den Fluß hinab die bunten Schifflein gleiten — Und segnet Fried' und Friedenszeiten. Wenn Göthe jetzt lebte und seinen „Faust" erst jetzt gedichtet hätte, würde manche Stelle darin an ders lauten. Fast über die ganze Erde hat sich das heilloseste Uebel der Welt, die Kriegführung verbreitet; man mag über die des goldenen Zeitalters sagen, was man will, in so ausgedehnter Weise und zu gleicher Zeit ist die Lust zum Kriegen noch nicht da gewesen. Hoffen wir nun von einer Woche zur anderen, daß wir friedlichere Berichte im Allgemeinen bringen können, so ist doch das Bild, das sich uns bei Betrachtung der letztwöchentlichen Zustände dar bietet, durchaus kein friedliches zu nennen. Haben wir zur Zeit auch ke nen Krieg im Baterlande, so ist es doch immerhin fraglich, ob der orientalische Streit so gemüthlich ausfallen wird, daß wir „daheim beim Glase Bier Fried' und Friedenszeiten segnen" können. Sehen wir uns zunächst in Europa um. Deutsch land zunächst gleicht einem Meere, dessen Wellen, SwtiundjwLnzigster Jahrgang. nachdem der Orcan vorüber, immer noch hoch gehen und mächtig an die Brandung schlagen; noch ist das Schiff nicht sicher. Alle in den deutschen Staaten bestehenden Entwickelungen liegen noch sehr im Keime, welchen ein Nachtfrost wenigstens im Wachsthum hindern kann. Das Parlament beschäftigt sich natür lich erst mit Wahlprüfungen und mehr formellen Fragen. Bismark hat nun den Entwurf der neuen Bundesverfassung vorgelegt mit der Mahnung, daß die Parlaments-Mitglieder bis zum 18. August mit dessen Durchberathung fertig werden möchten, damit auch die Einzellandtage denselben in Betracht ziehen könnten. Ein allerdings sehr schleppendes, aber immerhin nach den bestehenden Verhältnissen ge rechtes Verfahren. Ein nicht geringer materieller Uebelstand ist der geringe Platz, welcher den Par laments-Mitgliedern im Sitzungssaale bleibt. Hätte Sachsen der wichtigen Versammlung ein so enges Local angewiesen, die Mitglieder zum engen Zu sammenrücken genöthigt, zugige Thüren gelassen, keine Rednerbühne aufgestellt, kurz, die formelle Sache so nachlässig behandelt, wie würden die preußischen Zeitungen Zeter geschrien haben über solche Miß achtung! So aber kräht kein Hahn darnach. — Mit dem früheren Herzog von Nassau hat Preußen ein Uebereinkommen getroffen, nach welchem dieser mehrere Schlösser behält und eine jährliche nicht un beträchtliche Apanage ausgezahlt bekommt. Mit den deutschen Südstaaten scheint eine Annäherung im Werke zu sein. Der bairische Minister v. Hohenlohe behält mit seiner preußenfreundlichen Gesinnung die Oberhand ; ebenso dringt, wie wir bereits in vor. Nr. mitgetheilt, der Großherzog von Baden auf eine baldige engere Annäherung mit dem deutschen Norden. In Oesterreich geht die innerliche Erstarkung langsam, aber, wie scheint, sicher vorwärts. Mit Ungarn ist die Regierung nun in vollem Frieden; das ungarische Haus hat das von der k. k. Regierung vorgeschlagene Heeres-Ergänzungsgesetz mit großer Majorität angenommen. Die Galizier stimmen nicht mit der Einberufung des Reichsraths überein, wollen ihn aber doch der Verständigung halber beschicken. Die Provinzial-Landtage in Böhmen, Mähren und Kram sind aufgelöst, da sie dem von der Regierung - -