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86 Franzos«« ist. Der JmpcrialiSmuS, der ESsarkSmuS verträgt fich schlechterdings nicht mit verfassungsmäßiger Berechtigung d«S Volkes. Bon ihm gilt dasselbe, waS von den Jesuiten gilt. <?r muß sein, wie er ist, over er kann nicht sein und bestehen. Ob er auf die Dauer friedlich fich erhalten oder gezwungen sein werde, in eine große Action elnmtreien, um dem Gährungsstoff in Frankreich einen Ablkitcr nach Außen zu geben, muß die Zukunft lehren. Für jetzt aber will eS scheinen, als ob das Gebäude nicht freiheitlich, höchstens imperialistisch-zwanqs- jackig „gekrönt," sondern ihm nur «in Nothdach aufgesetzt und eine scheinbare Reparatur beliebt worden sei. Sachsen. Bischofswerda, 3. Februar. Das vorgestern Abend in der achten Stunde in nördlicher Richtung wahrgenommene Feuerzeichen bedeutete den Brand sämmtlicher Scheunen^ Schuppen und Schaafställe (mit Getreide und Futtervorräthen reich gefüllt) des zur Klosterherrschaft Marienstern gehörigen Vorwerks Kuckau. Ueber 200 Stück Schaafe sind mit ver brannt. — Heute MH gegen 6 Uhr wurde das Wohnhaus, das Auszugshaus nebst Scheune des Gärtners Ehregott Lehmann inNieder-Neukirch durch Feuer zerstört. Die Entstehungsursache ist noch unbekannt. Durch die Beschlüsse der ersten Kammer vom 2. Februar ist u. A. das Gesetz über die Erbauung einer Eisenbahn von Radeberg nach Camenz ganz in Uebereinstimmung mit den Beschlüssen der zweiten Kammer erledigt worden, d. h. die Bahn kann gebaut werden, aber nicht aus Staatskosten. In Bautzen, welches der Hauptsitz der wen dischen literarischen Vereine ist, hat sich seit Jahren ein reges Schriftenthum ausgebildet. Der wendische Bildungsverein hat das 33. Heft seines Jahrbuchs und die 47. Volksschrift (eine gelungene Uebersetzung der vr. Gloger'schen Schrift: Die kleinen Freunde der Landwirthschaft) herausgegeben. Bei Schmaler und Pech ist erschienen: eine Laut- und Formenlehre der oberlausitz-wendischen Sprache, mit besonderer Rücksicht auf das Altslavische verfaßt von Professor vr. C. T. Pfuhl, Ritter re. Auch !der katholisch wendische Verein entwickelt viel Thatkraft. Am 21. Jan. früh hatte der Müller zu Rach lau einige junge Leute zu sich bestellt, die ihm beim Holzfahren Hilfe leisten sollten. Unter ihnen befand sich auch der 24jährige August Rabowski, welcher im Hause ein an der Wand hängendes Gewehr ge wahr wurde und näher an dasselbe herantrat, um es mit einem Anderen zu besehen. Obgleich es nicht von der Wand genommen worden, ging es durch unbekannte Ursache los und die mit Schrot gefüllte Patrone traf den genannten Rabowski so unglücklich in die Seite, daß einzelne Theile von Kleidungs stücken mit in's Fleisch drangen. Trotz schnell herbei geschaffter und sorgfältiger ärztlicher Hilfeleistung verschied derselbe den darauffolgenden Sonntag. Am 31. Januar fand sein Begräbniß unter sehr zahl reicher Theilnahme statt. Preußen. In Berlin wird jetzt sehr ernstlich über da baldige Eingehen der Spielhöllen zu Wiesbaden und Homburg verhandelt. Die Aufhebung hat deshalb ihre besonderen Schwierigkeiten, weil formell rechtS- giltige Verträge bis 1881 resp. 96 vorliegen. Ein lange Jahre einflußreicher Mann am preu ßischen Hofe, der General-Leutnant von Manteuffel, General-Adjutant des Königs, durch sein Duell mit Twesten und. von Schleswig-Holstein her bekannt, ist vom Commando des 9. Armee-Corps entbundm und auf ein Jahr beurlaubt worden. Man sagt, er habe sich verdrießlich gezeigt, daß er bei den Schenkungen an die preußischen Heerführer leer ausgegangen sei. Der General zieht sich als Domherr nach Merseburg zurück; er soll in dem letzten Jahre der größte poli tische Gegner Bismark's gewesen sein. Die Schles wiger werden ihren Militär-Gouverneur General von Manteuffel sehr vermissen; sie hatten seine Tafel und Tafelreden sehr in's Herz geschlossen. Seine geflügelten Worte von „heidenmäßig viel Geld", das Preußen hat, und von den „sieben Fuß Erde" leben in ganz Deutschland fort, freilich auch die andern vom „Koth der deutschen Farben" und von der neuen Tricolore „schwarz-gelb-weiß", die nicht lange Farbe gehalten hat. Das Gelb, das die vereinigten preu ßischen und österreichischen Farben band, verwandelte sich bald in rothes Blut. Manteuffel war seit 1850, wo er'seinem Vetter, dem Minister-Präsidenten, den Weg nach Olmütz ebnen half, die mächtige Stütze der österreichischen Partei am Berliner Hofe, und diese Stütze ist jetzt unter dem Drucke der Schlacht von Königgrätz und der Politik Bismark's zusammen gebrochen. Als General hat er sich nie sehr ausge zeichnet. Die officielle „Prov.-Corresp." beschäftigt sich mit den bevorstehenden Parlamentswahlen und- mahnt dringend, nur solche Candidaten zu wählen, „von denen sicher zu erwarten ist, daß sie der Regierung des Königs aufrichtig beistehen wollen." Der Reichs tag werde unter günstigen Anzeichen zusammentreten. Das'Werk der Einigung, welches durch die mili tärischen und politischen Thaten des letzten Sommers begonnen worden ist, habe sich seitdem hoffnungsvoll weiter entwickelt, in mancher Beziehung rascher und erfolgreicher als damals vorausgesehen werden konnte; die Wege seien bereits nach allen Seiten hin gebahnt und geebnet. „Von der Haltung des Reichstages selbst wird es abhängen," sagt die „Prov.-Corresp.", „ob die günstigen Hoffnungen für Preußen und für Deutschland in Erfüllung gehen. In die Hand des Volkes ist die Entscheidung gelegt, ob durch Einig keit mit der Regierung das große Werk gelingen, oder ob es den Parteimännern vergönnt sein soll, die Thatkraft und die Erfolge der königlichen Politik zu lähmen." Die „N. Allg. Z." erklärt anscheinend officiös als Ziel der preußischen Politik die Förderung und Herstellung eines süddeutschen Bundes. Oesterreich. In dem Befinden der mexicanischen Kaiserin Charlotte hat sich in den letzten Tagen ein entschiedener