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sächsische Wrzäßker. Wochenblatt - für Bifehofstperda, Stolpe« und Umgegend Amtsblatt -es Königlichen Verichtsamtes und -es Stadtrathrs zu Kischsfswer-a. Diese Jeitschrist erscheint «Schentlich zwei Mal, Mittwoch« und Sonnabends, und kostet vierteljährlich 12z Rgr. Inserate werden nur bi« Dienttag und Freitag früh 8 Uhr angenommen. 3.1 Mittwoch, den S Januar. ^1867. Unsere Aufgabe. Zum zweiten Male tritt an da« deutsche Volk di« große Aufgabe heran, mitzuwirken an der Feststellung einer neuen Bunde«.Verfassung. Nachdem der alte deutsche Bund, dessen Zerfall heutzutage wohl nur Wenige noch betrauern werden, zum zweiten Male gestorben ist, so gilt e«, in dem norddeutschen Bunde einen neuen Einigungspunkt zu schaffen, an welchen sich auch später die süddeutschen Stämme anschließen können und der zur dauerhaften Grundlage wird für da« Recht, die Freiheit und die Wohlfahrt de« deutschen Volke«. Die Bevollmächtigten der deutschen Fürsten und Regierungen find gegenwärtig in Berlin versammelt, um die Grund» züge der Verfassung de« neuen Bunde« zu berochen und festzustellen. Dieselben sollen in nächster Zeit einem Reichstage zur Genehmigung vorgelegt werden. Da dieser Reichstag schon zu Anfang dd« Februar zu sammentreten soll, so werden die Wahlen der Abgeord nete» in der allernächsten Zeit vorgenommen werden müssen. Die Vorbereitungen dazu find bekanntlich auch bei uns schon getroffen worden. Die Wahlen find un mittelbar, d. h. ein jeder Wähler bat den Abgeord neten selbst zu bezeichnen, dem er seine Stimme geben, will. Diese Unmittelbarkeit der Wahlen würde eine un fruchtbare , bedauerliche Zersplitterung der Stimmen Hervorrufen, wenn nicht vorher Schritte gethan würden, die Stimmen eine« Wahlbezirk« zu einigen und die Aufmerksamkeit der Wähler auf eine geeignete, würdige Persönlichkeit im Vorau« hinzulenken. ES ist Pflicht der Wähler, sich an der Wahl nicht allein zu betheiligen, son dern bei derselben auch nicht blo« seinem Kopse zu folgen; der einzelne Wähler muß vielmehr lernen, Partei zu ergreifen. Er muß nach vorgängiger Prüfung sich dem Vorschläge der einen Partei und ihren Grundsätzen unterordnen, damit nicht seine Stimme vereinzelt dastehe und einflußlos bleibe. ES haben sich bereit« verschiedene Wahlausschüsse gebildet und find mit der Verkündigung ihrer Parieigrundsätze und mit Vorschlägen einzelner Abgeordneten vorgegangen. Diese« Verfahren ist ver dienstlich, ja nothwendig. E« liegen die Aufrufe und Bekanntmachungen verschiedener Wahlausschüsse vor un«; die darin niedergelegten Anschauungen über die zukünftige Gestaltung de« norddeutschen Bunde» gehen nicht allzu- Swekundzwanzigster Jahrgang. weit auseinander und wir unsererseits würden demjenigen Abgeordneten unsere Stimm» geben, der sich in der Hauptsache zu folgenden Grundsätzen bekennt: Grün dung eine« festen Bundesstaat«, keine« lockern Staaten bunde«. Die BpndeS-Regierung hat die gesetzgeberische, richterliche und vollziehende Gewalt in allen Zweigen, in denen die Macht de« vinzelstaate« nicht auSreicht und die einheitliche Verwaltung au« inner» oder äußern Gründen nothwendigeS Erforderniß ist, namentlich steht ihr also die ausschließliche Verfügung und Verwaltung über da« Bunde-Heer, die BundeSflotte, alle VekehrS- anstalten un» d-S Gesandtschaftswesen zu; im klebrigen bleibt die Selbstständigkeit der einzelnen Fürsten und Staaten aufrecht erhalten. Ein verantwortliche- Bunde»- Ministerium. Ein Reichstag mit beschließender Stimme, welchem das Recht der Steuerbewilligung, der Gesetz zustimmung, und der Verwaltung«-Control« zusteht. Zweikammer - System: VolkShau« und Staatenhau» nach Maßgabe der Reichs - Verfassung von» Jahre 1849. Einrichtung eines Bundesgerichtshofs, welcher über Verfassungs-Verletzungen rc. sowohl im Bunde al« in den Einzelstaaten an letzter Stelle zu entscheiden hat un» dem diejenigen Rechte zustehen, welche schon die Reich-Verfassung von 1849 dem Reichsgericht- zu schreibt. Endlich, worauf da« Hauptgewicht zu legen ist, unbedingt Aufrechterhaltung der deutschen Grund rechte. Da« ist e«, was wir verlangen, wa« wir nach unserer Ansicht für da« Beste halten und wofür unsere Abgeordneten wirken und stimmen sollen. Unsere Auf- gäbe aber wird eS nun sein, Männer für den norddeutschen Reichstag zu suchen und zu wählen, die mit Einficht und Entschiedenheit für die Verwirklichung »essen ein stehen, wa» wir oben al« Grundzüge aufzuftellen un gestatteten und von dem wir überzeugt find, daß e« eine feste Grundlage abgeben werde für den Ruhm, di« Ehre, die Macht, da» Glück und da« Gedeihen unsere« deutschen Vaterlandes. Sachsen. Bischofswerda, 7. Jan. Seit gestern hat Vie Kälte nicht nur sehr zugenommen, sondern cs weht dabei ein fast orcanähnlicher Sturm, der vorzüglich in