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stellen und fand den Verdacht bestätigt. Bei einer dort vorge- nomincnen Durchsuchung wurden eine große Anzahl Maaren, die au« den, Geschäfte Gautenberg'S herrührten, gefunden. Infolge dessen wurden die Ungetreuen verhaftet und an da« AmtSgerichtS- gcsängniß zu Schneeberg abgeliefert. Die Unredlichkeiten brachte ein früherer Aufseher von Gantenberg, der sich jetzt in dem neuen Geschäfte in Lucka befindet, au'S Tageslicht. Der Werth der ge stohlenen Maaren beziffert sich aus etliche 1000 Mark. — Aue. Die städtischen Kollegien haben eine Borlage, be treffend den Bau eine« provisorischen Stadthauses an genommen. ES soll, bi« die Frage der Errichtung eine« Ralh- hause« am Marktplatze in ein neue«, dem Siadtsäckel günstigeres Stadium getreten sein wird, auf städtischem Grund und Boden, und zwar auf dem vorderen Theil der Waltherwiese ein auf Jahre hinaus den öffentlichen Ansprüchen genügende« Stadthaus erbaut werden. Dasselbe erhält seinen Zugang in Berlängerung deS ThcilS der Schneebcrgerstraße vom „Blauen Engel" bi« zur Muldenbrückc, mit der Vorderfront vom Markt au« sichtbar, von dem die Entfernung etwa 200 in betragen wird. Die jetzt den Zugang zur Waltherwiesc versperrende Fischer'sche Lchankwirth- schäft, welche mit dem ganzen dazu gehörigen Grundstück bereit« Eigenthum der Stadt ist, wird im nächsten Frühjahr abgebrochen. Das neue Stadthaus soll in seiner baulichen Ausführung zwar einfach, immerhin aber repräsentabel gehalten werden. Auf spätere Verwendung als Privatgebäude wird von vornherein Bedacht genommen. Da« Gebäude enthält im Parterre ein Vestibül, rechts davon die Rathskellerlokalitäten, links Polizeiwache und Wachtmeisterwohnung. Die erste Etage enthält sämmtliche Raths lokalitäten. In der zweiten Etage auf dem linken Flügel befindet sich ein geräumiger, durch die ganze Tiefe des Gebäude« gehender, b u> hoher Stadtverordnetensitzungssaal. Im klebrigen enthält die zweite Etage, ebenso wie da« Dachgeschoß Räume für Bc- amtcnwohnungcn. Der Kostenaufwand ist auf 167,000 Mark veranschlagt. Welche imposanten Dimensionen das Stadthaus erhalten wird, geht daraus hervor, daß da« dreistöckige Gebäude (mit ausgcbautem Dachgeschoß) in zweimal gebrochener Front 66 tu lang und 14 in tief werden wird. Die in altdeutschem Stil (ähnlich wie da« Restaurant „Muldenthal") gehaltene Fa^adc wird mit feinem Mauerputz und Porphhrwcrkstücken ausgeführt. Die Erdarbeiten dürften, soweit möglich, schon in diesem Winter in Angriff genommen werden. Mit dem I. Oktober nächsten Jahres soll bereits die erste Etage, welche die Geschäftsräume enthält, in Gebrauch genommen werden. — Neustädte!, 3. Novbr. Gestern Abend in der elften Stunde entstand in dem zur Jungnickel'schen Dampfziegelei am Filztcich, OrtSflur Lindenau, gehörigen Wohnhausc Feuer, wodurch dieses und der angebaute Stall ein Raub der Flammen wurde». Die EntstehungSursachc ist unbekannt. Bewohnt wurde das Haus von dem zur Zeit des Brandes abwesenden Ziegel meister Arnhold und mehreren Arbeiterinnen und Arbeitern aus der Ziegelei. Die übrigen Gebäude der Dampfziegelei blieben, da die Windrichtung eine günstige war, vom Brande verschont. — Reichenbach i. V., 4. Novbr. Die leidige Wasser frage hat in den letzten Jahren der hiesigen Stadt nahezu 100,000 M. gekostet. Hiervon entfallen 50,000 M. auf die er folglosen Bohrungen an der Schützenburg, 10,000 M. an Bau rath Thicme-l'eipzig für Untersuchung des Bodens in der Um gegend auf Wasser und 40,000 M. für Erwerbung von Wiesen in den Fluren des benachbarten Oberreichenbach. Man hofft, hier Wasser, wenn auch nicht ausreichend für die hiesige Stadt, zu gewinnen. Ingenieur Hartung von der Königin-Marienhütte zu Cainsdorf bei Zwickau ist auch beauftragt worden, für die Stadt auf der sogenannten Hutleithe eine Untersuchung auf Wasser zu machen und ein Gutachten darüber abzugeben. Viel leicht wird hier das noch so äußerst nöthige Wasser für die Stadt gesunden. — Netzschkau. Am Donnerstag Abend ist die große vier stöckige mechanische Kannngarnweberei des Stadtraths Bernhard Floß bis aus die Umfassungsmauern niedcrgebrannt. Das Feuer ist in einem Dachsaal in der sogen. Vorbereitung ausgebrochen. In dieser Fabrik hatten der Besitzer Stadtrath Bernhard Floß von Netzschkau, sowie die Pächter Bär und Becker aus Ronneburg und Kurz u. Co. aus Elsterberg über 400 mechanische Webstühle ausgestellt. Gerettet konnte fast gar nicht« werden, doch sollen die Kalamitoscn versichert haben. Eine große Anzahl Arbeiter ist durch diesen Brand brotlos geworden, denen es bei dem jetzigen schlechten Geschäftsgang schwer fallen wird, wieder Arbeit zu finden. — Rochlitz, 3. Novbr. Ein vielversprechendes Früchtchen wurde in der Person des 13jährigcn Schuljungen D. in Haft ge nommen und dem Königl. Amtsgericht eingeliefert. Um sich an dem HauSwirth, der ihn wegen Diebstahls angezeigt hatte, zu rächen, versuchte er auf dem Oberbodcn des Hauses Brandstif tung. Glücklicherweise wurde das Feuer bald bemerkt u. gelöscht. — Freiberg. Der Arbeiter Greulich aus Somsdorf wurde wegen Brandstiftung zu 11 Jahr Zuchthaus, sein Anstifter, der Bau-Unternehmer und Häuserspckulant Kramer aus Tha randt, zu lebenslänglicher Zuchthausstrafe verurtheilt. Durch den der Anklage zu Grunde liegenden Brand waren zwei Menschen um« Leben gekommen. — Lichtenstein-Callnberg, 3. November. Die hiesigen Stadtverordneten beschlossen einstimmig, den Polizeiwachtmcister Hengst wegen fortgesetzter Ungebühr gegen seine vorgesetzte Be hörde sofort ohne Pension zu entlassen. — In der 'Nacht vom 13. zum 14. 'November wird unter sonst günstigen Verhältnissen ein reichlicher Stcrnschnuppenfall zu sehen sein. Da der Sternschnuppenschwarm, der sich regelmäßig vom 12. bis 14. November einstcllt, au» dem Stcrnbilde de« Löwen zu kommen scheint, so werden diese Meteore die Leonitcn genant. Ein überaus großartige« Schauspiel bieten sie gewöhnlich nach Verlauf von 33 Jahren; so wurden die prächtigen Er scheinungen zuerst 1709 wahrgenommen, dann 1832 und 1839, zuletzt 1866, al« Hunderttausende der feurigen Kugeln, und zwar immer 10 bi« 20 in einem Augenblicke, über den Himmel hinweg zogen. Man erwartet sonach ein ähnliche« Auftreten im nächsten Jahre und nimmt an, daß wieder in den erwähnten Tagen der Hauptschwarm der Erde nahe kommt und unzählige Meteore in unserer Atmosphäre zum Glühen gebracht werden, um daraus schnell zu zerstieben. Wie man meint, wird jedoch ein Vortrupp der Hauptschaar die« Jahr schon, indem er vom 13. zum 14. 'November die Erdbahn kreuzt, eine sehr bcachtcnswerthe Erschei nung bieten, klebrigen« wird dann auch noch einmal zwischen dem 27. und 29. 'November ein Auftreten von Sternschnuppen (da» der Andromebiden) Vorkommen. — Eger, 3. November. Sonntag Abend kam c« zwischen Soldaten der hier befindlichen Truppenkörper im „Löwenkeller" zu einer Rauferei, in deren Folge ein ZugSsührer der Infanterie einem Tambour desselben Regiment« da« Lokal verwies. Letzterer lauerte nun dem ZugSsührer auf und versetzte ihm, al« dieser da« Lokal verließ, einen Hieb mit dem Bajonette über den Kopf, sodaß die Schädcldccke in Trümmer ging. In den letzten Augen blicken der Besinnung riß der Führer nun sein Bajonet au« der Scheide und stach den Tambour derart in den Kopf, daß er zu sammenstürzte und bald darauf seinen Geist aufgab. Der Zugs führer dürfte ebenfalls seiner Verletzung erliegen. Ist da« Kameradschaftlichkeit? — Asch, 3. November. Die Bildung eine« Vereine« sächsischer Staatsangehöriger für Asch nnd Umgebung ist der „Ascher Zig." zu Folge von der k. k. Statthalterei in Prag untersagt worden. Wenn man in Betracht zieht, daß in den meisten größeren Städten des Deutschen Reiche« Vereine von Oesterrcichcrn bestehen und ohne die geringste Schwierigkeit be willigt werben, ja daß man sogar in manchen Städten tschechische Vereine duldet, so in Chemnitz den „Tscheche-slavischen Verein Wlastimil", so muß die Untersagung eine« Vereine« sächsischer Staatsangehöriger eigenthümlich berühren. Gedenktage zum LLjthrlgen Negitrungr-AuvllLui» «K-»ig Akverts von Sachse«. 8. November. 1877. Die Mutter König Alberts, die verwittwete Königin Amalie, verschied in Dresden. 9. November. 1873. Prinz Georg von Sachsen wird an Stelle seines erlauchten Bruders Kommandeur des 12. Armeekorps. xo. Nach den überstandenen Kriegsleiden, die unser Vater land in die Reihe derjenigen Staaten zurückgestoßen haben, deren Stimme im europäischen Völkerconcert, sowohl politisch, wie wirth- schaftlich jeden Anspruch auf Anhörung von vornherein aufzu geben hat, wird das abgehetzte, vor wenigen Jahrhunderten noch so stolze Spanien von zwei neuen, grausigen Gespenstern heim gesucht: Hunger und Empörung. Die Ernte ist als eine vollkommen ungenügende zu bezeich nen. Eine ungeheure Dürre herrscht. Die Flüße Guadalquivir, Guadjana und Tajo sind fast ohne Wasser, die Mühlen und Fabriken an ihren Ufern stehen still. Die Felder sind ausgcborrt und versengt. Gelbes, zusaminengcschrumpftes Kraut, das bei der kleinsten Berührung wie Zunder auseinanderbröckclt, bedeckt die endlosen Savannen der kastilianischen Hochebene und die Sonne des Südens prallt grell und brennend auf die kahlen Fclsblöcke der Sierra 'Nevada und der baskischen Berge. In den wellabgelegenen, von spärlichen Eisenbahnlinien durchzogenen Distrikten dieser baskischen Berge und des galizi schen Hochlandes wächst ein neuer, gewaltiger und furchtbarer Feind groß, der weniger der Gesammtheit des spanischen Volkes, als dem regierenden Aönigshause gilt. Die Bewegung der Kar- listcn ist dieser Feind, von dem die großen Tageszeitungen un aufhaltsam berichten. In der Schweiz hält sich zur Zeit das fürstliche Haupt dieser Verschwörer auf, ständig auf den Tag lauernd, der ihm erlaubt, aus seiner Unthätigkeit herausgehen zu können und offen um die Krone Spaniens zu ringen. — Kirche und Anarchismus verrichten auf anderer Seite unaus gesetzt ihre stille Maulwurfsarbcit, die einen im Geheimen, die anderen minder offen. Niemand hindert sic an ihrem Zcrstör- ungswerk, denn die behördlichen Organe sind machtlos und durch den aufreibenden Krieg geschwächt und ihrer Autorität unter graben . . . In Anbetracht aller Lieser Dinge, der häßlichen Szenen in den Kreisen des Senats und der Volksvertretung, umschlicken vom grauen Gespenst des Hungers, angehaucht von dem Gift revolutionaler Geister, Mordbuben und kühner Abenteurer, in frischer Erinnerung an das traurige Schicksal eines unglückseligen Kriege« mit unzähligen Menschenopfern, Entbehrungen und Ent täuschungen, — sollte cs da noch Wunder nehmen, wenn ein Volk den Glauben an sich und an seine Zukunft verliert? . . . Soweit das äußere Leben! Im inneren Leben Madrids sicht c« womöglich noch trauriger aus. Der lokale Theil der Zeitungen besteht aus einer einzigen langen Skandal- und Mord chronik, aus denen das unheimliche Gespenst des Verfalls und der unaufhaltsamen Degeneration des uralten Culturvolkes her vorglotzt. Ich will nur ein paar Beispiele für diese Behauptung aus deu Lokalnachrichten der letzten Tage anführen: In der Calle del Laurcl unweit der Ponte de Toledo lebt seit Jahren eine Beamtenwittwe Inez Nomarcz mit ihrer sieb zehnjährigen Tochter, die seit zwei Jahren mit einem jungen Eiscnbahnbeamtcn der Madrid - Zaragorra Linie verlobt war. Infolge Les spanisch-amerikanischen Krieges war nun der junge, vierundzwanzigjährigc Mann zu den Waffen gerufen worden. Der Abschied war natürlich ein herzzerreißender. Zuerst flogen die Briefe nur so hin und her, als aber die Postverbindung zwischen dem Hcimathlandc und der Festung Santiago de Cuba infolge der amerikanischen Blokade immer schwieriger wurde, blieben die beiden Verlobten bald ohne jede Nachricht von ein ander. Die Folge davon war, da keiner den veränderten Ver hältnissen Rechnung trug, daß sich jeder der beiden Liebesleute verrathcn und verkauft wähnte, so daß die Helle Eifersucht ihr Schlangcnhaupt in die sehnsuchtsbangcn Herzen bohrte. Doch das Unglück ging noch weiter. Eines schönen Morgens fand die junge Nomarez den 'Namen ihres Geliebten in der Morgen zeitung an derjenigen Stelle, wo über die auf dem Schlachtfeld gebliebenen Krieger Liste geführt wurde. Ihr Schmerz war ein grenzenloser. In Wirklichkeit aber hatte ein amerikanisches Spreng geschoß dem jungen VaterlanbSvertheidigcr das linke Bein und den linken Arm abgerissen, so daß er besinnungslos auf den Wällen liegen geblieben war und für todt gehalten wurde. Der nächste Krankentransport in die Heimath sollte auch ihn wieder nach dem theurcn Vaterlandc und der geliebten Braut bringen. Sein erster Gang, nach dem Entlassen aus dem Militairlazareth, war nach der Calle del Laurcl, wo man ihm auf sein stürmisches Aupochcn entsetzt öffnete, da man den Geist eines Todtgeglaubten vor sich zu haben meinte. Bald war aber Alles wieder in Rich tigkeit gebracht; im Lause des Gesprächs erfuhr er auch, daß die Wittwe Nomarcz ihr Vorderzinuner an einen jungen französischen Studenten vermicthet habe, für de» Isa, die Tochter, bei jeder sich bietenden Gelegenheit in ihrer eigenen Weise zu schwärmen begann. Der junge Mann, im Bewußtsein seiner Krüppelhaftig keit von einer namenlosen Eifersucht gepackt, entfernte sich zum Erstaunen der beiden Frauen sehr rasch und förmlich, mit dem Versprechen, am Abend noch einmal wiederznkommcn. Sie sollten auch nicht vergebens aus den versprochenen Besuch lauern, denn punkt sieben Uhr stellte sich der Erwartete mit frischem Obst und einigen Flaschen Wein beladen, in anscheinender Freudigkeit ein. Während des Tischgesprächs aber, an dem sich auch der Chambre garnist bctheiligtc, der zur rechten Seite der umschwärmten Isa Nomarez Platz genommen hatte, ereiferte sich der junge Beamte derartig, daß er in blinder Wuth seinen Dolch zog und denselben allen drei anwesenden Personen mit Blitzesschnelle in den Hal« stieß, um nach geschehener Thal da« Mordinstrument sich selbst in die Brust zu stoßen. Die beiden 'Nomarez blieben auf der Stelle todt, während der Mörder erst nach zwei Tagen verschied. Der junge Franzose dagegen kam mit einer unbedeutenden Hautver letzung davon, und durfte bei dem gerichtlichen 'Nachspiel al« der einzige llcberlebende u. Zeuge der grauenvollen Tragödie dienen... Ein zweiter Fall hat den 'Norden der Stadt, den Paseo de la Castelana, zum Schauplatz: Es handelt sich hier um den Ruin eines Bankhauses Vachote L Co., da« sich bisher selbst in den eingeweihtesten Kreisen de« besten Rufe« erfreute. Auch hier hat der Krieg ein Opfer gefordert, da« sich nicht auf einen Einzelnen und seine Familie beschränkt, sondern seine Kreise weit in die tiefsten Schichten der Madrider Gesellschaft gezogen hat. ES handelt sich hier nämlich um die einzigen Ersparnisse jener tausenden von kleinen Existenzen, denen dieses Wenige den Ver lust eines ganzen schweren und arbeitreichen Lebens bedeutet. Angesichts der traurigen spanischen Verhältnisse haben von den Betroffenen nur Wenige, sehr Wenige den gewaltigen Muth, noch einmal von vorn anzufangen. Für die Meisten bedeutet dieser Schlag da« Ende nnd den Abschied von Allem, was sie bisher als schön, gut und ersircbenswerth erachteten. Sie haben mit dem Leben abgeschlossen und die TagcSblätter wissen unter Polizeinachrichten nicht genügend von den Selbstmorden zu be richten, die mit dem Ruin des Bankhauses Vachote L Co. zu- sammenhingcn. Wie verlautet, ist der eine Ches der Firma bei Nacht und Nebel außer Landes gegangen, während die beiden anderen ihrem Leben und ihrer befleckten Kaufmannsehre durch zwei wohlgezielte Schüsse ein Ende gemacht haben. — Die Lage des allgemeinen Madrider Lebens und der augen blicklichen Verhältnisse zu schildern, dürste der gewandtesten Feder ein Ding der Unmöglichkeit sein. Theater und Concerte haben völlig ihren Reiz verloren. Täglich sehen sich eine ganze Anzahl Hosterien- und Cafvbesitzcr gcnöthigt, ihre Lokalitäten zu schließen. — Au« dem Innern des großen staatlichen Gebäude« schreit die Stimme der Empörung, und vor den Thoren der Stadt geben ihr Verschwörung, Haß und Rachsucht die heisere und unheim liche Antwort . . . lieber den 'Mauern Madrids aber brütet jene sengende und auSdörrcnde Sonne des unbarmherzigen Süden«, die jede Hoff nung auf Ernte und Wohlstand zu Nichte gemacht hat und zu den bisherigen, drohenden Gespenster» noch zwei andere, weit gefährlichere in kürzester Zeit gesellen wird: Hunger u. Roth! ... Der Himmel möge dem einstigen Sonncnrciche gnädig sein! Die Kerrin von Wokfenshagen. (S. Fortsetzung.) Von Ferne erscholl Hundegebell und Pferbegetrappel. Ein vornehmes Gefährt mit prachtvollem Gespann lenkte in den breiten Thorweg ein und hielt vor der Auffahrt. Es war das Finkenstcinsche Gespann. Ritla trat vom Fenster zurück. Eine Frcudenwelle schlug über ihr schönes Antlitz, die kleinen Hände legren sich wie be schwichtigend auf das hochklopfcude Herz. Nun mußte er kommen, den sic liebte seit der Kindheit Tagen, wenn auch nur aus Wort und Bild! Nun wurde die heiße Sehnsucht gestillt! Wie würde er staunen, in ihr das Mädchen von dort oben zu finden. Die stolze, gerechte, ernste Herrin von WolfenShagen, die den Oberbefehl über drei Besitzungen führte, war im Augenblick der Erwartung nur ein zärtlich liebendes, ängstlich harrendes Mädchen! 'Nun ertönten Schritte auf dem Vorsaal, doch es waren Schritte eines Einzelnen! Der Onkel kam allein. Sein altes, gutes Antlitz mit den treuen Augen sah blaß, verfallen aus, als er sich zu ihr nieder beugend sagte: „Rilta, liebes Kind, Du ließest den alten Onkel lange allein, fandest Du keinen Willkommensgruß ?" Sic hob die langen, seidenen Wimpern und erwiderte sanft: „Ich wollte die erste Wiedersehenssreuoc nicht stören, Onkel, den lieben hcimgekchrtcn Zugvogel nicht verscheuchen!" Ein Seufzer hob seine Brust, dann sagte er ablenkend, wie um schwere Gedanken zu verdrängen: „Du siehst angegriffen aus, mein Kind, hast Du Dich überarbeitet?" „Sorgen belasten mich, lieber Onkel, Sorgen, die ich bald verscheuchen werde, dazu kommen trübe Erfahrungen unter meinen Leuten. Der Förster Steiner ließ, ohne meine Genehmigung abzuwarten, im Wolfenshagener Forst eine Menge Holz schlagen. Du weißt, wie stark er schon gelichtet hat, es braucht vieler, vieler Jahre, bis das Jungholz etwa« wird. Die Kunzin mußte ich entlassen u. auch Verwalter Vogt suchte mich zu Übervortheilen!" Der alte Herr fuhr entrüstet auf. „Da« hast Du für Deine Güte, Ritta, ich hätte Deinen Willen nicht erfüllen, Dich nicht so selbständig handeln lassen sollen. Du hast zwar Kennt nisse und Entschlossenheit wie ein Mann, aber man sieht doch immer das sanfte, nachgiebige Weib in Dir. Auch verzeihst Du immer zu rasch!" „Da« Wolfenshagcnsche Blut bricht stets zur Unzeit durch, Onkel," ein heiteres Lächeln verklärte ihre Züge, „Deine Lehren fallen auf schlechten Boden, wer selbst keine Strenge übt, kann keine lehren!" Er strich sanft über ihre schweren Flechten und seufzte tief auf. „Jeder Blutstropfen empört sich in mir, wenn ich auf solche Unredlichkeit unter meinen Leuten stoße," fuhr sie heftig fort, „das Neidecker Schulhaus wird baufällig, ich versprach, es auf meine Kosten hcrzustellen, cs ist da« letzte, was ich für sie thun kann, bevor ich an Dehnhardt übergebe ; sie sind so schwer belastet, ich schulde Ihnen Dank für ihre Ergebenheit und Treue. Lindenfels braucht manches und die Wolfenshagener Kirche und Pfarrhaus gänzliche Erneuerung. Der Geistliche hat schon einige Mal schriftlich darum nachgcsucht, seine Bitten müssen berücksichtigt werden." Sie hatte sich wieder völlig in Gcschäftssorgen hineingelebt und sagte plötzlich abbrechend, leise fragend: „Ich erwartete Dich nicht allein, lieber Onkel, wollte Oswald mich nicht sehen?" Der alte Herr von Finkenstcin seufzte nochmals tief auf und schwieg dann wieder. Die Worte wollten gar nicht über seine Lippen kommen. „Oswald war mein Gast, bevor er zu Dir kam, lieber Onkel," erzählte Ritta in unschuldsvoller Freude. „Oben im Dorswirthshau«, wo ich bei Annies Kindchen Pathin war, führte uns der Zufall zusammen. Ich gefiel ihm, seine Augen sagten'« mir, die mir überall folgten. Ich schilderte ihm die Heimath so anziehend, erinnerte ihn leise, ganz leise an seine Pflichten. Doch wer ich bin, weiß er nickt, ich sagte ihm scherzend, mein Heim sei die Pfarre." Sie schmiegte den kleinen Kopf an seine Wangen und schaute mit holdem Erröthen zu ihm auf! Ein glückliches Lächeln um stahl ihren Mund bei dem Gedanken an die zukünftige llebcr- raschung. Der alte Herr sand noch keine Erwiderung. Nur seine Lippe, sich er fel wehe dient," und g beginn sie diö Liebst» Wurzel Boden gebrack werde» inuthix Lebens ich Di wesenh mir de Brief Auscrk meine E er c« , Mädch, reden, seltsam E, des Klt tröste ! von nu für De N fam na volle B freute Sucht : er dra: Stunde ich reick mir nie unfern gesucht, W war me meine s ihn gro worden, deutlich, Si sagte sie heit, Or schied vo Du wci meinem er frei, wir dac Verschlic Liebe zu De: Liebling, drinnen nickt ga: „Ui Stimme, hinüber An Erst bei zuführen. Seelenkä wenigste» Darum: am Wirt weiter gn zogen wü Stu der Frost ES war Gemächer dort am Sie aufgeschai Leben beg Licht vers Wei: knorrige 1 Drei stein mit biet gerat an einen den Kopf „Ver klagend, fi mein Lebe Geliebten, allein! all Von Wolfcnshe eine ande Bald gab' Hau« war behauptete und gesclls Graf eifrigster 7 sic auf die Nachbarn. 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