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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 06.09.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-09-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189809062
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18980906
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18980906
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-09
- Tag 1898-09-06
-
Monat
1898-09
-
Jahr
1898
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die Augen denn aber i! Nun — sie meisten zu spielen, ist, diese« ?un. Wer beobachtet, kochen, vortrefflichen KiSlitsch zu bereiten, und führte in die Häus lichkeit seiner WirthSleute manche Annehmlichkeit ein. Um ein sorglosere» Vertrauen zu gewinnen, spielte er den Possenreißer, besonder» sah ihn Ibrahim gern Kosak tanzen. Dann nahm er ihm seine Fesseln ab, und Iwan mußte tanzen und immer neue Grimasse» dabei machen. Schließlich erlaubte man ihm, frei im Dorf umher zu gehen, und auch die Kinder freuten sich über seine Possen. Da er tatarisch verstand, lernte jingebende, >, er muß wranziehen e Zärtlich- Ansprüche t sind Be- 5S ist ein habe nur m Gegen- ennzcichen tlose Sich- esc» Kcnn- bt Eltern, zu lernen, n daheim i und wie ose Wort: und mich :n edleren Kinde»? c erfassen, Spielende» ntheil, e» in vielen er auch bald die Sprache der Eingeborenen. Der Graf wurde öfter» genöthigt, mit seinem Dentschik russische Lieder zu singen und sie mit der Guitarre zu begleiten. Er that die« au« Gefälligkeit und Zerstreuung und ahnte dabei nicht, daß die Guitarre dazu beitragen würde, ihm seine Freiheit wieder zu verschaffen. Die beiden Gefangenen machten unzählige Pläne, um diese heiß ersehnte Freiheit wieder zu erlangen. Doch alle Entwürfe blieben unausführbar, denn jede Nacht erschien noch ein Mann zur Verstärkung der Wache, so daß eine Flucht unmöglich erschien. Wenn nun auch die Wachsamkeit mit der Zeit nachließ, denn der Hilf»wächter blieb manche Nacht au», und da» Weib mit ihrem Knabe» schlief in einem Nebengemach, so daß nur der alte Ibrahim allein bei den Gefangenen war, so hatte dieser doch die Schlüssel zu den Fesseln in seiner Tasche und erwachte bei dem geringsten Geräusch. Aber die Härte nahm wieder zu, mit welcher der Gefangene behandelt wurde. Da aus seinen Bries keine Antwort erfolgte, kamen die Tschetschenzcn oft in seinen Raum, um ihn zu drohen und zu beleidigen. Seine Kost wurde geschmälert und eine» Tage» mußte er zusehen, wie man den kleinen Mamed grausam züchtigte, weil er ihm wieder heimlich einige Mispeln zugcsteckt hatte. 'tern und mge sind, ewußtsein, I machen, och nicht« ie Fragen itern sich indesrecht ein Frost lücke» be- n, sie ist hren soll, n, mögen was sic sselig und versagten, värmendc d welcher : Abarten ihm ein bc giebt, mkel und nder viel ein, aber rbenarm. Sonncn- cht groß, im Leben an der , die Er en nicht klarsten rschleiert. Wissen« . — E» aber c» ! LiebeS- von sich erlangen, nzeit be- übsichten Stroh- sich al» ilte ihm >n sofort wachung isegcldeS arischem i nahm it, man jlshaber neu rus- ese» et- it einer lenk be- ig Iah- -esichtS- ingencn oachung bestand : Kinde, e. Sie > ihre« rnd zu- in der ch seine rheiter- außen wigung gut zu Ein merkwürdiger Umstand bei der traurigen Lage des Grasen ArgutinSky war da» Vertrauen, welche» die Tschetschenzcn in scincn höheren Verstand setzten, und die Hochachtung, die er ihnen dementsprechend einflößte. Während sie ihn mit immer neuen Quälereien peinigten, fragten sie ihn häufig um Rath, und machten ihn sogar zu ihrem Schiedsrichter in den öfteren Streitigkeiten, die sie untereinander hatten. So hatte einer dieser Leute einem Nachbar, der nach einer anderen Ortschaft ritt, eine russische Kassenanweisung von fünf Silberrubeln mitgegeben, um sie dort abzuliefcrn. Unterweg« stürzte da» Pferd, blieb aus der Stelle todt, und der Mann glaubte, da» übergebene Geld für seinen Verlust be halten zu dürfen. Diese im Kaukasus übliche Rechtsanschauung gefiel aber dem ursprünglichen Eigenthümer des Geldes nicht, und e» entstand diescrhalb ein großer Streit im Dorf. Man nahm für und gegen die Beiden Partei und wahrscheinlich wäre au» der an sich gering fügigen Sache eine Blutthal entstanden, wenn nicht den Aelteslen der Gemeinde eingefallen wäre, dem Gefangenen die Entscheidung über den verwickelten Fall zu übertragen. Die ganze Einwohnerschaft de« Dorfes begab sich unter lautem Lärm zu diesem, um so schnell wie möglich da« Urtheil diese» schwierigen Prozesses zu hören. Der Graf wurde au» der Hütte geholt und aus deren Platt form geführt. Die Dorfhüttcn de» Kaukasus befinden sich zum größten Theil in der Erde und ragen nur etwa vier Fuß über den Boden empor. Die Dächer sind halb flach und mit einer Lage festge- stampsten Lehms bedeckt. Nach Sonnenuntergang sitzen die Weiber auf diesen Terrassen und bleiben im Sommer oft die halbe Nacht da. Als der Graf vor den lärmenden Einwohnern auf dem Dach erschien, trat sogleich ein tiefe» Stillschweigen ein. E« bot ein sonderbar cigenthümliche« Bild, die wüthenden, mit Pistolen und Dolchen bewaffneten Parteien ihre Sache einem Richter vortragen zu sehen, der in Ketten und geschwächt von Hunger und Elend war, und der dennoch in erster und letzter Instanz Recht sprechen, ja, dessen Entscheidung man ohne jede Weigerung annehmen sollte. Der Graf bedachte, daß wirkliche Rechtsgründe oder ver nünftige Vorstellungen den Angeklagten wenig belehren würden. Er ließ ihn also näher treten und richtete, um wenigstens die Lacher aus seiner Seite zu haben, folgende Fragen an ihn: „Wenn Dich nun Dein Nachbar, anstatt Dir die Fünfrubel- Kassenanwcisung zur Aushändigung an seinen Gläubiger zu über geben, nur gebeten hätte, demselben bloß „guten Tag" zu sagen, würde Dein Pferd etwa dann nicht gestorben sein?" „Vielleicht," gab jener zu, „da» will ich nicht in Abrede stellen." „Nun, wa» hättest Du in diesem Falle mit dem „guten Tag" gemacht? — wärst Du nicht gezwungen gewesen, ihn als Ersatz anzusehen, und damit zufrieden zu sein? — Deshalb be stimme ich, daß Du Deinem Nachbar die Fünfrubel-Kassenanwei- fung heraus giebst, und er zu Dir „guten Tag" sagt." Der Ausbruch eine» allgemeinen Gelächter« auf Kosten de» verblüfften Angeklagten bewies die Weisheit de« neuen Salomo. Der Verurtheilte wollte sich wohl noch sträuben, mußte sich aber der allgemeinen Beistimmung zu diesem klaren Urtheil fügen, und sagte, indem er zögernd die Kassenanweisung hcrauSgab: „Ich wußte c» vorher, daß ich verlieren würde, wenn sich dieser Christenhund in die Sache mischt." 4. Graf ArgutinSkh hatte in seiner Gefangenschaft bereit» drei Briefe geschrieben, ohne eine Antwort zu erhalten, und saft war ein ganze« Jahr entschwunden. Dem unglücklichen Gefangenen fehlten Wäsche, Kleidung und alle gewohnten Bequemlichkeiten de» Leben«; er sah seine Gesundheit dahin schwinden, u. überließ sich ganz der Verzweiflung. Auch Iwan war eine Zeit lang krank gewesen. Der sonst so strenge Ibrahim hatte ihm zur größten Verwunderung des Grasen die Fesseln abgenommcn, und ließ ihn auch nach seiner Genesung frei umhergehen. Eine« Tage» befragte der Graf feinen Diener um den Grund dieser Bevorzugung. „Gnädigster Herr," sagte Iwan, „ich glaube, e« wäre gut, wenn ich Mohammedaner würde." „Du bist toll," rief der Graf au». „Sagen Sie da« nicht," vertheidigte sich Iwan, — ,c» ist da« einzige Mittel, wodurch ich Ihnen nützlich werden kann. Der türkische Priester sagt, wenn ich Mohammedaner würde, dürfen sie mich nicht länger in Fesseln halten, und — der Gott der Russen ist groß, — wir werden ja sehen." „Wenn Du Gott »erlassen willst," meinte der kirchlich ge sinnte Graf, „so wird er Dich auch verlassen." Im Grunde genommen kam ihm der Einfall seine« Diener lächerlich vor, und er untersagte ihm die Autsührung desselben in strengem Ton. Doch Iwan machte eine traurige Grimasse. .E» ist zu spät, gnädigster Herr," ich will e« nicht länger verhehlen, e« ist bereit geschehen. Seit dem Tage bin ich schon Mohammedaner, wo Sie mich für krank hielten, und man mir die Ketten -bnahm. Ich heiße jetzt Hussein, und wa« ist Böse« dabei? Wenn wir frei find, kann ich ja wieder Christ werden. Schon trage ich keine Ketten mehr, und bei der ersten günstigen Gelegenheit kann ich auch die Ihrigen zerbrechen." Da» war nun richtig. Der türkische Priester hatte ihm die Abnahme der Fesseln verschafft, aber die Tschetschenzen-Günstlinge trauten dem neuen Muselmanen doch nicht. Die längere Zeit, welche er unter ihnen verlebt hatte, und die Kenntniß ihrer Sprache setzten ihn in den Stand, alle ihre Namen zu kennen und den Russen ihr Signalement geben zu kön nen, wenn er zu ihnen zurück käme. Sie mißbilligten daher den Bekehrungseifer ihre» Priester» und beobachteten den neuen Glaubensgenossen sehr mißtrauisch. Wenn dieser dann öfter« au« Gewohnheit oder Ungeschicklich keit da» Zeichen de« Kreuzes schlug, sobald er sich beim Gebet nach der Gegend von Mekka hin verneigte, ja sogar auch wohl dem heiligen Mekka dabei den Rücken wandte, so wurde ihnen die Aufrichtigkeit seiner Bekehrung höchst verdächtig. Darum bemerkte auch Iwan, oder vielmehr jetzt Hussein, einige Zeit nach seinem heuchlerischen Religionswechsel eine aus fallende Veränderung, beinahe von Widerwillen gegen sich bei der Bevölkerung de« Orte«. Die jungen Männer machten ihm den Vorschlag, sie auf einem Beutezug zu begleiten, den sie gegen eine russische Karawane ausführen wollten. Sie beabsichtigten über den Terek zu gehen und den nach MoSduk ziehenden russischen Kaufleuten den Weg abzuschncidcn. Iwan-Hussein nahm den Vorschlag bereitwilligst an, da er sich schon längst wieder »ach Waffen sehnte. Außerdem dachte er dadurch da« Zutrauen der so mißtrauischen Tschetschenzen von Neuem zu befestigen. Als er dem Grafen seinen Plan mittheilte, mißbilligte ihn dieser entschieden, und Iwan sprach nicht weiter davon, bis eines Tages seine Matte, auf welcher er schlief, aufgerollt an der Wand hing; er war mit ausgezogen. In der Nacht war man über den Terek gegangen und hatte die russischen Kaufleute angegriffen. Der ehrliche Iwan hatte sich von dem scheinbaren Vertrauen der verschlagenen Bergbewohner täuschen lassen, c» war nicht gut denkbar, daß diese durch die täglichen Gefahren mißtrauisch und hinterlistig gemachten Menschen einen Russen, ihren Gefangenen, an einem Beutezug gegen seine bisherigen Landsleute würden theilnchmen lassen, wenn sie nicht einen Hintergedanken dabei ge habt hätten. Erst später erfuhr Iwan, daß e« die Absicht seiner Begleiter gewesen, ihn unterwegs umzubringen, um sich ein lästige« Mit glied vom Halse zu schaffen, gegen dessen aufrichtige Bekehrung sie starke Zweifel hegten. Aber ein günstige« Schicksal vereitelte diesen unehrlichen Plan, ehe die fanatischen und für ihre eigene Sicherheit besorgten Räuber zu dessen Ausführung kamen. Eben al« sie die russische Karawane angegriffen, überfiel sie selbst ein Kosakenregiment, und sie hatten genug zu thun, wieder sicher über den Fluß zurück zu kommen. Die Nähe der Gefahr ließ sie ihre böse Absicht gegen Iwan, der natürlich ihren Rückzug mitmachen mußte, nicht ausführen. Dieser hatte vielmehr da« Glück, einem jungen Tschetschenzen, dessen Pferd in einen Strudel gerathen war, da» Leben zu retten und mit großer Mühe an da« jenseitige Ufer zu bringen. Diese That verschaffte ihm wohl den Ruhm, einem der Räuber da« Leben gerettet, und sich dem Zuge nützlich erwiesen zu haben, ebenso die treue Freundschaft des Geretteten, welcher ihn zu seinem Konak, seinem geheiligten Gastfrcunde, erklärte, aber — die Häupt linge de» Stammes hatten durch diese kühne That gesehen, daß Iwan-Hussein kein bloßer Possenreißer war, und mißtrauisch, wie sie waren, argwöhnten sic, daß er aus irgend eine Weise ihren geplanten Beutezug den so plötzlich erschienenen russischen Kosaken verrathen haben müsse. So undenkbar diese Vermuthung auch war, blieb sie ihnen Grund genug, den Beargwöhnten um so strenger zu überwachen. Selbst der alte Ibrahim fürchtete jetzt einen geheimen Plan zur Befreiung de« Gefangenen und verhinderte den treuen Diener aus die roheste Weise, ferner mit seinem Herrn zu sprechen. Nur wenn der Graf zur Unterhaltung des Alten ein russi sche« Lied vertragen durfte und dazu auf seiner Guitarre spielte, durfte ihn Iwan dabei begleiten, und dann flochten die beiden Gefangenen Frage und Antwort in da« dem Tschetschenzen un verständliche Lied geschickt ein. tgortletzung folgt). Vermischte Vachrichten. — Stadtilm. Das altgothischc Bauwerk, die Stadtkirche, wird uns nun doch erhalten bleiben. Die drei Geld-Lotterien von je 80,000 Loosen, ü M. 3pw, welche die Fürstlich Schwarz- burgische Regierung sür Rcstaurirung der Kirche genehmigt hat, sind von weiteren siebzehn deutschen Bundesstaaten zum Vertrieb zugelassen. Die Instandsetzung de« kirchlichen Baudenkmal» ist gewährleistet, nachdem da« bekannte Bankhaus Carl Heintze die drei Geld-Lotterien übernommen hat, von denen die zweite Zieh ung erster Lotterie bereit« am 14. September d. I. in Gotha stattfindet. — Die verschwundene Donau. Wo entspringt die Donau? Wohin ergießt sie sich? Sonderbare Fragen! Bringen Briegach und Breg die Donau zuwege und ist die stolz ummauerte Quelle beim Fürstenbergischcm Schlosse zu Donaueschingen wirk lich die Donauquclle, wie Volksmund und Lehrbücher behaup ten, dann ergießt sich die Donau zur Zeit nicht in da« Schwarze Meer. Ist aber der Strom, der an Ulm, Passau und Wien vorbeiströmt und sich schließlich in da« schwarze Meer ergießt, die Donau, dann ist die Angabe seine» Ursprünge« unrichtig. Verfolgt man die Donau von Donaueschingen bi« in die Gegend bei dem badischen Dorfe Möhringen und der württcmbergischen Stadt Tuttlingen, dann ist auf einmal die vorher nicht wasser arme Donau — verschwunden. Heute liegt da« Donaubett bei Tuttlingen wieder trocken, ein großer Uebclstand für die dortige Industrie. Und wo ist die Donau? Oberhalb Tuttlingen befin den sich im Strombett Kalksteinklüfte, durch welche bei hohem Wasserstande da« meiste, bei niederem Wasserstande alle« Wasser versickert, um nach mehrstündigem unterirdischem Laufe in dem starken Quelltopse der Hegauer Aach wieder zu Tage zu treten und al« wasserreiche« Flüßchen dem Bodensee zuzueilen und da mit dem Rheine. Man kann also mit vollem Rechte sagen, bei niederem Wasserstand entsteht die Donau allerdings da oben um Donaueschingen herum, ergießt sich aber in den Rhein, beziehung»- weise in die Nordsee. Da« gcwcrbrciche Tuttlingen und sonstige industrielle Anlagen unterhalb Tuttlingen werden durch diese« merkwürdige Naturereigniß schwer geschädigt. Um festzusteven, wo da« Wasser bleibe, hat man Farbstoffe, Salz, Spreu usw. in dem Strombett mit dem Wasser verschwinden lassen und ge funden, daß e« im Hegau wieder zu Tage trat. Ein Müller soll sogar einmal eine Ente in die Spalten gestopft haben u. diese sei nach mehrstündiger unterirdischer Fahrt in der Hegauer Aach zu Tage gekommen. Wohl haben die Donauufcrbcwohner in dortiger Gegend durch Einwersen von Cement dem Uebelstand ab- zuhelfen gesucht, aber nicht mit dauerndem Erfolge. Zudem nahmen die vielen Gewerbetreibenden am Hegauer Aachflüßchen hiergegen Stellung, und da der staatsrechtliche Weg sehr lang unv zweifelhaft ist, suchte man da« Ziel aus gemeinrechtlichem Boden zu erlangen. Heimliche Versuche, die bösen Löcher zu stopfen, sollen auch öfter unternommen worden sein. So erzählt man sich, daß den Arbeitern eine« Eisenwerk« die böse Aussicht gemacht wurde, ohne Arbeit zu sein, wenn da« Wasser immer noch mehr verschwinde. Da soll denn 'Nacht» bei Möhringen ein unheim liche» Treiben stattgcfunden haben, ein gcheimnißvolle« Hantiren mit Säcken voll Cement usw. Am nächsten Tage hatte da« Werk wieder Wasser, und die Leute wieder Arbeit. Gegenwärtig liegt die Wasserkraft bei Tuttlingen brach und viele Fische ver schmachten, weil ihnen ihr Lebenselement entzogen ward. Vorerst ergieß« sich also die Donau in die Nordsee. — „Ertrinken giebt'S nicht mehr!" Unter dieser viel verheißenden Parole hatte am Donnerstag Nachmittag ein ehe maliger Seemann mit dem nicht ungewöhnlichen Namen Albert Schulze nach dem Restaurant „Kaiserbad" in Treptow bei Berlin zu einer Besichtigung der von ihm erfundenen Schwimm- und RettungSapparatc eingeladcn. Zu der interessanten Vorführung hatte der Staatssekretär Tirpitz den Korvettenkapitän Westphal mit seiner Vertretung betraut. Außerdem wohnten Mitglieder LeS ReichSvcrsicherungs-AmtS und Vertreter de» Norddeutschen Llohd« den Uebungen bei. Drei Herren unterzogen sich der we nig dankbaren Ausgabe, von der Boot-LandungSstclle au« in die offene Spree zu springen und etwa eine halbe Stunde lang in dem feuchten Elemente zu verweilen. Die Rettungs-Apparate er wiesen an allen drei Versuchs-Objekten ihre absolute Tragfähig keit. Die Herren konnten, nachdem sie die mit Luft gefüllten Gummibeutel einen vorn auf der Brust, den andern auf dem Rücken angelegt hatten, ohne jede Bewegung im Wasser stehen, regungslos ans dem Rücken und aus der Brust liegen, sie konn ten sich gegenseitig untertauchen — immer wurden sie über Was ser gehalten. Der Erfinder führte zwei Apparate vor, einen klei neren für Binnen- und Küstengewässer, also hauptsächlich sür Ruderer, Segler, Fischer, Angler und Badende, und einen größ eren Apparat für Hochsee, der also wesentlich Seeleuten, Schiffs reisenden in weiterer Entfernung vom Lande seine Dienste leisten soll. Von letzterem Apparat bestellte Korvettenkapitän Westphal, der sich sehr anerkennend über die Erfindung aussprach, ein Probe exemplar für die Kaiserliche Werft. — Eine uralte Uhr befindet sich in dem Schlafzimmer König Wilhelm« IV. von England im Palast Hampton Court. Sie geht zwölf Monate lang, ohne daß sie aufgezogen zu werden braucht. Da« Kunstwerk ist 1660 von Don Dan Quarc gefer tigt und ein so vorzüglicher Zeitmesser, daß c» monatlich keine Sekunde variirt. Die Uhr zeigt nicht allein Stunven an, sondern auch Sekunden, Minuten, Tage und Monate, auch die Zeit de« Sonnenaus- und -Unterganges. Ein Uhrmacher hatte jetzt den Auftrag, sie zu reinigen, und erklärte, daß sich der Mechanismus in so vorzüglicher Verfassung befindet, daß die alte Uhr sicher noch weiter zweihundert Jahre gut gehen würde. — Der Kaiser und der Schmied. In ungarischen Blättern wird erzählt: Ein ungarischer Schmiedcmeistcr, welcher schöne landwirthschaftlichc Maschinen verfertigte, hatte eine Audi enz beim Kaiser Franz Joseph, um sich für die Verleihung einer Auszeichnung zu bedanken. Bei der Audienz zog der Meister eine Photographie de« Kaisers au« der Tasche und sagte: „Maje stät, ich hätte noch etwas vorzubringen, eine Bitte. Wollen Ew. Majestät auf diese« Porträt den wcrlhcn 'Namen schreiben?" Der Kaiser lächelte und fragte nach dem Grund. „Weil ich, wenn ich sterbe, da» Verdienstkreuz zurückgeben muß. Ich möchte aber meiner Familie ein Andenken hinterlassen, daß ich bei dem Kai ser gewesen bin!" „Ich habe aber nicht» bei der Hand, womit ich schreiben könnte", erwiderte der Kaiser. „Ich habe einen Bleistift bei mir", entgegnete darauf der Meister und reichte dem Kaiser einen gespitzten Bleistift. Als der Kaiser seinen Namen geschrieben und der Meister da« Bild eingesteckt hatte, hüstelte er verlegen. „Wünschen Sie noch etwa«?" fragte der Kaiser. „Ja, Majestät, meinen Bleistift!" Landwirthschaftliches. — Der schwarze Kornwurm ist neben dem Weißen Korn wurm wohl der schlimmste Feind des aus den Böden und in Scheunen aufgespeichertcn Getreide». Ilm ihn loszuwerden, muß man womöglich alle Fugen und Ritzen, in denen er sich verstecken könnte, verstreichen und die Wände mit einem mit etwa« Karbol säure vermischten Kalküberzuge bedecken. Da« aufgespeicherte Ge treide ist öfters umzuschaufcln und zu werfen, besonders im Früh ling und Anfang August, weil in dieser Zeit hauptsächlich die Vermehrung ftattfindct. Wenn man neues Getreide in die Scheunen bringt, lasse man niemals altes liegen; man kehre den Boden erst ganz rein, sodaß auch nicht da« Geringste in den Ecken liegen bleibt. — Praktische Futterraufen sür Kälber und Schafe. Man schneidet aus einem großen Fasse zwei Drittel der Dauben so au«, daß Löcher entstehen, durch welche die Thierc da» Futter erreichen können. Für Kälber werden die Löcher ein wenig grö ßer gemacht wie sür die Schafe. Die Thiere verwüsten kein Futter und die stärkeren können die schwächeren nicht so leicht verdrän gen, wie von der gewöhnlichen Krippe. Lämmer und Kälber sind geneigt, sich wegen de« Futter« zu streiten, und c« mag nothwen- dig sein, daß etwa 30 cm vom Faß den ganzen Dauben gegen über Pfähle eingeschlagen werden, die« verhindert da« Vertreiben der schwächeren gänzlich. Die Raufe wird leicht gefüllt und da« Heu und Stroh kann durchaus ohne Verlust verfüttert werden. Die Raufe empfiehlt sich für Jungvieh, Laufställe, Laufvieh und Weiden. — Da« Naßsüttern der Pferde. Da« Naßsüttern der Pferde, wie e» in vielen Gegenden gebräuchlich ist, muß un ter allen Umständen verworfen werden. Allerdings brauchen die Pferde weniger Zeit, um nasse Nahrung zu sich zu nehmen, al« sie zu einer trockenen gebrauchen. Darin liegt aber gerade der Hauptnachtheil de« Naßsüttern». Wird da« Futter trocken gereicht, so muß c« langsam gekaut und ost im Maul umgewendet werden, um e« mit Speichel gehörig zu befeuchten. Ist da« Futter aber angeseuchtct, so gelangt dasselbe, ohne mit Speichel vermischt zu sein, in den Magen. Au» diesem Grunde ist c« aber nur in ge ringerem Grade verdaulich und ein großer Theil de» Futter» geht deshalb unverdaut mit dem Mist ab. Durch vielfache Ver suche ist sestgcstcllt worden, daß die Pferde von trockenem Futter sechs- bi« achtmal mehr verdauen, al» von nassem Futter. Die Pferde, wclckc naß gefüttert werden, sehen meist recht wohlgenährt au«, aber sie sind nur durch die übermäßige Wasserausnahme
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