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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 27.08.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-08-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189808275
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18980827
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18980827
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-08
- Tag 1898-08-27
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Monat
1898-08
-
Jahr
1898
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offenbar! worben, die wohlerworbenen deutschen Interessen bei Seite zu schieben, Eine Verständigung zwischen Deutschland und Amerika wird sich ohne große Schwierigkeiten erzielen lassen. Schon au« diesem Grunde liegt vom deutschen Standpunkt kein Anlaß vor, eine Intervention in Erwägung zu ziehen. — Spanien und Amerika. Ueber die Schwierigkeiten, welche den Amerikanern von Seiten der Aufständischen aus den Philippinen entgegengesetzt wurden, liegt jetzt eine Meldung der New-Aorker „Sun" vor. Die Depesche der „Sun" meldet, daß mehrere hundert Mann Aufständische desertirt sind und in Manila einzudringen suchen. Aguinaldo hat die Wasserwerke be setzt und die Leitung nach Manila abgeschnitten. Unter keinen Umständen will er sie wieder sreigeben. Er hat die Forderung gestellt, seine Anhänger sollen gewisse Kloster bei Manila besetzt halten. General Merritt solle sich mit ihm wegen der Besetzung der Acmtcr bcrathen. Die Filipino sollten da« Recht haben, in den Fluß und Hasen einzufahren und mit Waffen in Manila einzu marschircn. General Merritt ließ mündlich eine Antwort cr- theilen. Aguinaldo aber war nicht zu tressen. Rach einer spä teren Depesche soll General Merritt erklärt haben, daß Aguinaldo sich den amerikanischen Bedingungen gefügt habe. Sehr fraglich ist e«, ob diese Unterwerfung von Dauer sein wird. Vielleicht ist sie durch die Unklarheit veranlaßt worden, die bezüglich der Absichten Amerika« hinsichtlich der Philippinen herrscht. — Wie wenig die Amerikaner auch die kubanischen Aufständischen in ihrer Gewalt haben, geht daraus hervor, daß diese sich den Anordnungen Amerikas, die Feindseligkeiten cinzustellen, immer noch nicht vollständig gefügt haben. E« wäre nicht auffällig, wenn sich die Washingtoner Drahtmeldung der Londoner „Mor- ning Post" bestätigen sollte, daß Generalgouverneur Blanco in Folge der unaufhörlichen Angriffe der kubanischen Rebellen aus spanische Truppen aus Madrid die Weisung empfangen habe, die Feindseligkeiten gegen die Insurgenten wieder zu eröffnen. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 26. August. Dem Brand de« sogen. „Wolfen gute«", von welchem nur ein massiver großer Wagenschuppcn ver schont geblieben war, ist am folgenden Morgen noch ein zweiter gefolgt, indem auch dieser Schuppen in Flammen ausgegangen ist. Bi« gegen .'> Uhr Morgens ist die Feuerwache beim Ablöschen des Feuer« thätig gewesen und hat man vor Berlassen des Platze« sich davon überzeugt, daß nicht die geringste Gefahr mehr im Berzuge sei. Während nun das Wasser de« Hydranten abgestellt war und die ermüdeten Mannschaften sich noch einen Kaffee im „Deutschen Hause" kochen lassen wollten, stieg mit einem Riale die Lohe au« dem mit reichlichen Futtervorräthen versehenen Boden de« Wagen-Schuppens empor. Daß sich in demselben kein Feuer verhalten haben konnte, behaupten Diejenigen, welche sich bis zur letzten Stunde am Brandplatze befunden haben und es bleibt daher nichts anderes übrig, als böswillige Brandlegung zu vcrmuthen. Durch die Vernichtung auch dieses Gebäude« ist der Besitzer Herr Becher in besondere Bedrängniß gerathen, als er jetzt gar nichts mehr besitzt, wo er seinem zahl reichen Viehbestände und der einzubringenden Ernte Unterstand gewähren könnte. Der genannte Calamitose und alle Miethsbc- wohner sowie der Oekonom Julius Wolf sind von dem Brande schwer betroffen worden, da sich das Feuer in Folge der vorher gegangenen Trockenheit unheimlich schnell verbreitet hat. Die Bewohner der oberen Etage haben meist nur das nackte Leben gerettet und man darf es als ein Glück bezeichnen, daß der Brand nicht in der Rächt zum Ausbruch kam, da sonst bei der äußerst winkligen Bauart des großen Wohnhauses Viele ihren Tod in den Flammen gesunden haben würden. Hier findet sich reichlich Gelegenheit zu Werken der christlichen Barmherzigkeit. — Eibenstock, 26. August. Das hiesige Lehrerkollegium ersucht uns um Veröffentlichung folgender Zeilen: „Wohl ist die Auslassung zu unseren Bemerkungen bezüglich des Artikel«: „Handeltreibende Lehrer" richtig, daß lt. HauShalt- plan vom l. Januar 1868 sämmtliche vcrheirathete Lehrer in den Gehaltsklassen von 1500—2400 M. stehen. Es ist aber da bei der wesentliche Punkt unerwähnt gelassen, daß diese das Alter von 26 Jahren weit überschritten haben, und eS ist Thatsache, daß selbst die jüngeren verheiratheten Lehrer im Alter von 26 Jahren noch ein Gehalt von 1200 M. incl. Wohnungsgeld be zogen haben. Auch jetzt noch ist es nach der hiesigen GehaltS- stassel normal, daß das Gehalt des ständigen Lehrer« bis zum vollendeten 26. Jahre 1200 M. einschließlich Wohnungsäquivalent beträgt, wobei noch der günstigste Umstand angenommen ist, daß er sofort nach dreijähriger Hilsslehrerzeit, also im Alter von 23 Jahren, die Ständigkcit erlangt habe. Daß unsre Stadt zur Zeil keinen verheiratheten Lehrer im Alter von 26 Jahren hat, ist doch nur ein Zufall." Wir schließen hiermit die Akten über diesen Gegenstand, in dem wir annehmen, daß die Meinungen über die GehaltSverhält- nisse unserer Lehrer nunmehr hinreichend geklärt sind. D. Red. — Plauen i. V., 23. August. Eine wackere Hand- werksburschenthat vollbrachten gestern drei wandernde Ge sellen auf der Strecke von der bayerischen Landesgrcnzc bis nach Plauen. Es waren der Goldschläger H. Binder aus Mühlberg, der Dreher Gust. Geißler aus Löbtau und der Schlosser Paul König aus Berlin, welche mitsammen in der 'Rächt zum 20. d. M. in Hof geblieben waren und dabei aus der Herberge von einem gestohlenen „Berliner", dem bekannten Rcisebündel, erfahren hatten. Al« sic andern Tags der Grenze zu und in sächsisches Gebiet cinrücktcn, wurden ihnen von einem vierten Wandcrgescllen Ge genstände zum Kaufe angeboten, von denen sie sich sagen mußten, daß diese dem gestohlenen „Berliner" entstammten. Sic hielten in richtiger Kombination den neuen Genossen für den Dieb, stell ten ihn, und so kam es, nicht ohne harten Kampf, da der Be treffende eine kräftige muskulöse Person war, zur Festnahme des selben. Man brachte ihn nach Bobcnncukirchen, und da man dort aus solche Gäste nicht eingerichtet war, in gefesseltem Zustande noch am selben Tage weiter bi« nach Plauen. Hier stellte e« sich heraus, daß man in dem Menschen thatsächlich den Dieb de« „Berliner«" vor sich hatte. Es war ein Schweizer Namen« Joh. Peter Fränkel, der wegen RücksallSbctrug« von der Staatsanwalt schaft Leipzig bereit« steckbrieflich verfolgt wird. Die drei Hand werksburschen zogen nach Ablieferung ihrer Beute in Plauen siegcsstolz ihre Straße weiter. — Oelsnitz. Wie der „Obcrvogtl. Anzeiger" meldet, haben in den letzten Tagen bei verschiedenen Bewohnern Erlbach« Haussuchungen slattgesunden, bei denen in den Kellern große Mengen völlig unreifer Preißelbcercn gefunden wurden, die der Beschlagnahme verfielen. Rian kann ein derartige« straffe» Vorgehen gegen die gewissenlosen Waldplünderer nur mit Freuden begrüßen. In den Kellern gereiste Beeren sind naturgemäß sehr minderwerthig. — Ann «berg, 23. August. Eine von etwa 30 Personen besuchte Bürgervcriammlung beschloß gestern, der Errichtung eine« BiSmarck-Denkmal« näherzutreten, da» Augenmerk aber auf ein Standbild (nicht Büste) zu richten und mit Dresdner Künstlern wegen Entwürfen in- Vernehmen zu treten. Die Kosten sollen durch freiwillige Beiträge gedeckt werden. — Annabcrg. Zu welchen Hoffnungen im oberen Erz gebirge die diesjährige Ernte berechtigt, zeigen fast alle wogenden Aehrcnmeere. Finden sich doch darin Kornhalme von 2 Meter Länge und darüber mit.Aehren von 60 bi« 70 Körnern, ja bei einzelnen wurden sogar 84 gezählt. Etwa« weniger tragen Weizen und Gerste, die bei einer Halmhöhe von 50 bi« 80 Een- timetcr 30 bi« 40 bez. 18 bi« 30 Körner ausweisen. 'Rur der Hafer will sein grüne» Röcklein nicht ablegen und zeigt bei kräf tigem Wuchs von durchschnittlich 50 Eentimeter Höhe eine Rispe mit 24 bi» 44 Korn. Eine wahre Freude empfindet man bei dem prächtigen Stande de« Flachses, welcher aber leider immer weniger angcbaut wird und sich meist nur noch in den höheren Gebirgslagen vorsindet. Auch die schon vielfach probirten Kar toffeln lassen dies Jahr recht reiche Erträge erwarten. — Geyer, 23. August. Die am Sonnabend von hier zu ihren Verwandten nach Gablenz zum Kirchweihfeste gereiste, im 18. Lebensjahre stehende Minna Restler ist plötzlich gestorben. Frisch und munler verließ das junge Mädchen mit dem 4 Uhr- Zuge Rachmittag ihre Heimathstadt. Am andern Tage lag sic todt »eben ihrer Freundin in Gablenz im Bett. Sie ließ wohl während der 'Rächt verlauten, daß c« ihr nicht wohl sei, aber Niemand hatte eine Ahnung, daß das Unwohlsein zum Tode führen würde. — Schneeberg, 24. August. DaS neue stattliche Post- gebäudc hiersclbst, dessen Bau die Stadtgemeinde ausführen ließ, soll am I. September der Benutzung übergeben werden. — In dieser Woche ist mit den Vorarbeiten zur Ausführung eine« großen Erweiterungsbaues beim hiesigen Kgl. Seminare begonnen worden. Die Bauleitung wurde Herrn Königl. Regier- nngsbaumeister Gaitzsch in Zwickau und die Ausführung der Erb lind Maurerarbeiten Herrn Baumeister Puschmann in Johann georgenstadt übertragen. Die Bauthätigkeit war Heuer hier über haupt eine rege. Bis jetzt sind 15 Neubauten, meist Wohnhäuser, hergestellt worden. — Kirchberg. In der gemeinschaftlichen Sitzung des Raths- und Stadtvcrordneten-Aollegium« am 23. August ist Herr RathSasscssor l>r. jur. Johanne« Reich ardt in Dresden zum Bürgermeister hiesiger Stabt gewählt worden.' Derselbe hat die Wahl angenommen. — Meerane, 24. August. Eine romantische Ein siedelei entdeckte am Sonnabend ein Spaziergänger im nahen Kirchenholz, nämlich eine ganz komfortabel eingerichtete Hütte. Dieselbe befindet sich mitten im Dickicht und sind zur Errichtung derselben vier Bäume benutzt worden, die im Rechteck gewachsen sind. Um letztere hat man die Leinwand eines GartcnzelteS ge nagelt und zur Ucbcrdachung der Hütte ebenfalls solche Leinwand benutzt. Im Innern dieser „Sommerwohnung", die eine un gefähre Länge von 2 Nietern, eine Höhe von ca. 1 Meter 60 Eentimeter und eine Breite von 1'/, Meter hat, ist in der Mitte ein primitiver Tisch errichtet worden, um den sich drei Sitze gruppircn. Aus dem Tische liegt ein Spiel Karten, außerdem befinden sich in dem Raume noch zwei kleine Petroleumkocher, ein Porzellan-Theelöfsel, eine Porzellanschalc mit Eigarretkcn, ein Messer mit neusilbernem Griff, dessen Klinge stark verrostet ist, eine Büchse Thee, im Hinteren Winkel in Sägcspäne eingesteckt, mehrere leere Weinflaschen, außerdem noch verschiedene andere Gegenstände. An der Hinteren Zelt-Wand hängt eine sogen. AuS- putzsäge und ein eiserner Hammer, sowie ein Schränkchen mit mehrere» Büchsen und einer blechernen Sparbüchse mit 3 Pfg. Inhalt. Vor der Hütte liegt eine Laterne, eine Weinflasche, zwei Flaschen mit Maggi's Bouillon-Extrakt usw. Diese Hütte ist jedenfalls von größeren Schulknaben schon seit längerer Zeit er richtet worden und haben dieselben, nach den verschiedenen Gegen ständen zu urtheilen, auch Abends darin kampirt und ein ordent liches Einsiedlerleben geführt. Die WirthschaftSgcgenslände ent stammen jedenfalls keinem gewöhnlichen Hause und sind aller Wahrscheinlichkeit nach einer besseren Wirthschaft entnommen worden, woran« sich schließen läßt, daß die „Höhlcn-Bewohner" Knaben aus besser situirten Familien gewesen sind. — Waldheim, 23. Aug. Durch mehrere Transporteure ist am vergangenen Sonnabend der wegen des in der Nacht vom 4. zum 5. Scptbr. v. I«. verübten Karlsbader Pretiosendiebstahl« zu acht Jahren Zuchthaus verurtheiltc Agent Krautze in das hiesige Zuchthaus cingeliefert worden. Vor seiner Einlieferung hatte Kraußc noch angegeben, daß die Schmucksachen von ihm in der Nähe von Karlsbad, und zwar an der nach Johanngeorgen stadt führenden Straße vergraben worden seien. Die angcstcUten Nachforschungen sind jedoch resultatloS verlaufen. Der Schatz wurde nicht gesunden. Jedenfalls hat der geriebene Gauner ge hofft, man werde ihn zu der von ihin bezeichneten Stelle führen und bei dieser Gelegenheit einen Fluchtversuch in Scene setzen wollen; diese Hoffnung ist nun vereitelt worden. — In Bezug aus das Bestellgeld, welche« von den Zeitung« - Postabonnenten neben dem AbonnementSbetrage zu zahlen ist, wenn diese die betreffenden Zeitungen durch die Briefträger sich mit überbringen lassen, hat jetzt da« Reichs- Postamt eine anerkcnncnSwerthe Verbesserung eingesührt. Bis her mußte beim Bestellen von Zeitungen das Bestellgeld stet« für denselben ganzen Zeitraum, für welchen der Abonnementspreis für die Zeitungen entrichtet werden muß, auch dann voll gezahlt werden, wenn die Postbcstcllung nicht gleich mit Beginn der nach dem Postzeitungskatalog bestimmten Bezugszeit der einzelnen Zei tungen, sondern erst später, also vielleicht um die Mitte des Monats-, Quartals- oder Jahresabonnement«, erfolgt war. Diese Einrichtung ist nun vom Reich-Postamt vor Kurzem dahin abge ändert worden, daß, fall« die Bestellung auf eine Zeitung oder Zeitschrift „erst im Laufe einer Bezugszeit" geschieht, da« ZeitungS- bcstellgeld dann von der Postanstalt „nach Verhältniß" nur für den Zeitraum erhoben werden soll, in welchem die betreffende Zeitung noch thaisächlich von der Post zu bestellen ist. — So ost schon in öffentlichen Blättern vor leichtsinniger Auswanderung nach Südamerika und insbesondere nach Brasilien gewarnt worden ist, verstummen doch nicht die Klagen derer, die aus Unerfahrenheit den Lockungen gewissenloser Agenten Gehör schenkten und nun, bitter enttäuscht, in der Fremde dem Mangel erliegen oder bcstensfallS mit Aufbietung der letzten Mittel in die Hcimath zurückkehrcn, um hier das Leben von neuem zu beginnen. In jüngster Zeit suchen namentlich die Firmen A. Fiorita u. Eomp. in Rio de Janeiro, Santos und Sao Paulo, sowie Jose Antunes do« Santo« in Lissabon, denen ein gewisser Marius Bonard in Belfort, ru« äs I'tintrepot I I, al» Unter agent zu dienen scheint, zur Erfüllung ihrer mit der Regierung de« brasilianischen Staate« Sao Paulo abgeschlossenen Verträge zahlreiche Personen al» landwirthschaftlichc Arbeiter nach diesem Staate zu locken, indem sie Prospekte und ähnliche Papiere vor legen, die theilwci« falsche Angaben enthalten und jedenfalls bei Schilderung der dem Einwanderer sich eröffnenden Aussichten stark übertreiben. So geschieht es denn nicht selten, daß deutsche Familien, aller Mittel entblöß« und der Landessprache unkundig. ohne Obdach in der Stadt Sao Paulo umherirren, bi« die Mild- thätigkeit ihrer LanbSIeute ihnen zu Hilfe kommt. Möchten diese Zeilen dazu dienen, den immer aus- neue hervortretenden Hang zum unbedachten Verlassen der Heimath einigermaßen einzuschränken. — Greiz, 24. August. Während beim Tode de« Fürsten B iSmarck, wie unbestritten gemeldet worden ist, weder der Fürst von Reuß ä. L. noch seine Regierung etwa« von sich haben hören lassen, hielt am Dienstag in der Stadtverordnetenversammlung der Vorsitzende Stadtrath Bauch eine warme Gedenkrede auf den Altreichskanzler, der auch Ehrenbürger von Greiz gewesen ist. Alle Mitglieder, auch ein Sozialdemokrat, erhoben sich zur Ehr ung de- Verstorbenen von ihren Sitzen. Gedenktage LSjtSrlge» Negierungs-Aultktn« K«»lg Kliert» »«« K«chle». 27. August. 1888. Kaiser Wilhelm II. überreicht bei seinem Besuch in Dresden dem 28. August. 1878. König Albert besichtigt in Leipzig die 4. Jnfanteriebrigade Nr. 48. 29. August. Die Dame mit dem tzodtentiopf. Historischer Roman von E. H. v. Ded enrot h. (20. Fortsetzung.) Wir müssen zur Erklärung de« Folgenden noch mittheilen, daß der Fürst Wittgenstein unmittelbar nach der Unterredung mit Georg, die wir oben gemildert, dem Rath v. Tschoppe Auf trag crrhcilt hatte, mit möglichster Rücksicht auf die Person der Gräfin T. gegen den Sekretär derselben die Untersuchung ein zuleiten, und sobald c« gerechtfertigt erscheine, MurSkosf zu ver haften. Tschoppe hatte Sperber mit der Ausführung diese« Be fehl« beauftragt, hatte demselben mitgetheilt, baß der Fürst ihm erklärt, Herr v. Trota besitze sein volle« Vertrauen, Georg sei e« wahrscheinlich, der sich die Gunst de« Fürsten durch Verdäch tigung Murskoff« erworben. Sperber hatte klüger sein wollen, als der Fürst. In seinem Hasse gegen Trota und in dem Wahne, derselbe opfere Murskoff, um die Gräfin von jedem Verdacht der Mitschuld zu befreien, strebte er mehr danach, etwa« zu entdecken, wa« auch Trota kompromittire, als sich der Person de« Sekretär« zu versichern. Von dem Letzteren glaubte er Überbein, daß dieser sich völlig sicher fühle, nicht an Flucht denke, und als er bemerkte, daß Murskoff am Abend desselben Tage« das Hotel verließ und den Weg nach der Wohnung Georg « cinschlug, folgte er demselben und postirte sich vor dem Hause, in dem Georg wohnte, um da» Weitere zu beobachten. Er schöpfte keinen Argwohn, als Murskoff da« Hau«, ohne von Georg begleitet zu werden, verließ, er bildete sich ein, Georg werde dem Sekretär der Gräfin sehr bald folgen, und erst als geraume Zeit vergangen war, ohne daß die» geschah, entfernte er sich, um seinem Auftrage gemäß zu beobachten, wer Murskoff im Hotel aufsuche. Aber auch hier entdeckte er nichts Verdächtiges; die Thüre zum Seitenflügel blieb geschlossen, da« Seltsamste aber war, daß auch im Zimmer de« Sekretär« kein Licht angesteckt wurde. Sperber begab sich in s Hotel, der Wirth eröffnete ihm auf sein Befragen, daß der Sekretär nicht mehr den Schlüssel zum Seitenflügel habe, daß MurSkosf ausgegangcn und noch nicht zurückgekehrt sei. Jetzt wurde Sperber unruhig, er ließ sich da» Zimmer de« Sekretär« öffnen und man sah aus den ersten Blick, daß hier Ungewöhnliches vorgegangen. Im Ofen waren Papiere verbrannt worden, die Kassette der Gräfin stand offen und war ohne Baarschaft, die Sachen des Sekretär« lagen in Unordnung zerstreut, als habe Jemand darin gewühlt, Uebcrflüssige« zurück gelassen, Anderes mitgenommen. Sperber eilte auf'« Polizciburean, dort die Verfolgung des Flüchtigen zu veranlassen, da berichtete man ihm, der Diener de« Herrn v. Trota habe, al« er von einem AuSgange zurückgekehrt, seinen Herrn ini Blute schwimmend gesunden. So war denn Herr Sperber am andern Tage in der Lage, seinem Vorgesetzten melden zu müssen, wie ihm Derjenige entgangen, den im Auge zu behalten seine Pflicht gewesen, und daß wahrscheinlich Murs koff der Mörder de» Herrn v. Trota sei. Man hatte MurSkosf bi« dahin noch nicht entdeckt, er war spurlos verschwunden. Fürst Wittgenstein hatte alle Ursache, mit der Polizei höchst unzufrieden zu sein. Infolge von Andeutungen, welche Wanda gemacht, hatte der Fürst auch da« Palai« Ravzi- will beobachten lassen. So wenig wahrscheinlich e« war, erschien cs doch nicht ganz unmöglich, daß Murskoff, welcher Briefschaften in das Palai» Radziwill spedirt, dort auch Hilfe zur Flucht gefunden oder aus seinem Versteck den Versuch machte, sich solche zu verschaffen. Man entdeckte jedoch nicht« Verdächtige« und der Fürst Wittgenstein entschloß sich daher, perjönlich Recherchen einzuziehen, um sich zu vergewissern, ob er gezwungen sei, bei der Untersuch ung Angehörige eine« so hochgestellten Hause« zu belästigen. Der Prinz Anton hatte erklärt, daß er Versuche, ihn in Verschwörungen zu verwickeln, stet« zurückgewicscn habe, daß er aber auch nicht glaube, daß die Gesellschafterin seiner Tochter die Rücksichten gegen sein Hau« so sehr vergessen würde, um ihr Asyl zu kompromittiren; er wisse dagegen, daß sie ihr Vaterland liebe, und wenn sie im Interesse Polen« auf erlaubte Weise agitirt, werde er ihr weder zürnen noch dulden, daß man sie belästige. Der Prinz hatte hiermit eine etwa« schroff ablehnende Hal tung dem Polizeiminister gegenüber gezeigt; der Fürst Wittgen stein konnte daraus entnehmen, daß sein Argwohn nicht auf falsche Fährte geleitet sei. War der Prinz Anton zu stolz gewesen, durch eine Frage Unruhe zu vcrrathen oder sich davor zu schützen, daß man ihn der Mitschuld verdächtige, wenn eine Angestellte seine« Hause« sich etwa kompromittirt habe, schien er e« Olga überlasten zu wollen, da« zu rechtfertigen oder zu verantworten, wa» sie gcthan, so konnte der Fürst Wittgenstein nicht ahnen, daß e« mehr da« Erröthen weiblicher Scham al« da« Gefühl einer Schuld war, wa« Olga so verwirrt und ängstlich erscheinen ließ. Olga hatte der Polizei gegenüber ein reine« Gewissen. Rur Diejenigen, welche ihr ein Asyl gegeben, konnten ihr eine» Vor wurf daraus machen, wenn sie Korrespondenzen vermittelt, die Polizei konnte sic deshalb nicht zur Rechenschaft ziehen. Sic fühlte, daß sic e« der Familie Radziwill schuldig war, den Fürsten Michael nicht zu kompromittiren und jede Frage mit der Erklär ung zurückzuwcisen, daß sie über ihre Dienstleistungen im fürst lichen Hause nur ihrer Herrschaft Rede zu stehen habe — der Muth zu solchem Auftreten war ihr aber gebrochen, feit ihre weibliche Ehre in'« Spiel gezogen worden, seit man ihr den Vorwurf gemacht, daß sic heimlich ein zärtliche» Verhältniß mit dem Manne unterhalte, dessen Korrespondenzen sic bi«her dem Fürsten Michael übermittelt hatte.
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