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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 02.07.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-07-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189807025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18980702
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18980702
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-07
- Tag 1898-07-02
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Monat
1898-07
-
Jahr
1898
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Tag, und zwar auf nwrge», Donnerstag, scslzusctzen, obgleich da ran bei unseren jetzt au«geschifftcn Mannschaften überhaupt nicht zu denken ist? Wie da« KricgSdcpartemenl in Washington genau weiß, betragen heute die spanischen Streitkräfte in und vor der Stadt 40,000 Mann, gegen die unsere 15,000 ungeschulten Sol daten herzlich wenig anSrichten können. Diese haben sich denn auch trotz aller Meldungen von einem Vordringen in Wahrheit wieder unter den Schutz der Kriegsschiffe zurückgezogen, um Nach schub abzuwarten - wann aber mag der eintreffen? Ebenso vage erscheinen die offiziellen Berichte über die Entsendung eine« Ge schwader«, um die spanischen Häfen, die nach der Abfahrt de« Admiral« Eamara nach den Philippinen unbeschützt sein sollen, anzugreifen. Die Bestimmung der feindlichen Flotte scheint den KricgSleitern doch mehr Sorge zu machen, al« man ansang« wohl annahm und al« sie eingestchen wollen, und so wird von allen möglichen Schwierigkeiten berichtet, die sich der Wciterfahrt Eamara« entgegenstelleu sollen, und andererseits mit allen Einzel heiten die Verlegung de« Kriegsschauplätze« an Spanien« Küste besprochen. Da« ist natürlich lediglich darauf berechnet, die spa nische Regierung zu veranlassen, Eamara nach der Heimath zu- rückzurufen. Jedenfalls erscheint die Gefahr für unsere Westküste größer, wenn Admiral Eamara seine Fahrt, wie c« den Anschein hat, fortsetzt, als diejenige, welche der spanischen Küste von un serer Seite droht. Madrid, 30. Juni. Die Drohung Amerika«, die spanische Küste zu bombardircn, läßt hier kalt. Die Küstenplätzc sind hier besser vertheidigr, als die kubanischen, denen die Amerikaner bis her nichts anhabcn konnten. Hier würden den amerikanischen Schissen Kohlen und Operationsbasis fehlen, 2800 Meilen fern von ihrem Land. Außerdem wird binnen 14 Tagen hier ein drittes Geschwader fertig sein. Eamara wird ruhig nach den Philippinen weiterfahren. New-Jork, 30. Juni. Nach einem Telegramm au« King ston hat der dortige spanische Konsul ein Kabel-Telegramm au« Santiago erhalten, welche« meldet, daß der amerikanische Kreuzer „Brooklyn" von einem spanischen Geschosse getroffen und gesunken sein soll. Kommodore Schleh und 24 Mann sollen umgckommen sein. Des Weitern wird gemeldet, daß ein ausgedehnte« Minen netz bereit« gelegt sei, um die Amerikaner zu hindern, in den Hasen von Santiago einzudringen. Washington, 30. Juni. In amtlichen Kreisen wird der Meldung von dem Unglück, das der „Brooklyn" zugestoßen sein soll, kein Glaube beigemessen. Man nimmt an, daß Admiral Sampson eine Meldung erstattet haben würde, wenn ein solche« Unglück geschehen wäre. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock. Die Juninummer des „Glückauf" enthält einen längeren Aussatz über Eibenstock und dessen nächste Umgebung, welchen wir demnächst in unserem Blatte, jedoch ohne Illustrationen, zum Abdruck bringe» werden. Diesem Artikel sind im „Glückauf" 17 Abbildungen beigcgeben. Durch den Erz- gcbirgS-Zweigvcrcin Eibenstock wurde ein Sonderabdruck dieses Aufsatzes veranstaltet. In den hiesigen Buchbindereien und Galantcriewaarenhandlungen ist die kleine Broschüre zum Preise von 10 Pf. käuflich. Wer auswärts wohnenden Verwandten und Freunden ein Andenken an unseren schönen hcimathlichcn GebirgS- theil zugehen lassen will, sei hiermit freundlichst auf da« Büchlein aufmerksam gemacht. Möchten viele diese neue Gelegenheit be nutzen, unsere Stadt mit ihrer schönen Umgebung nach außen hin recht bekannt zu machen. — Eine weitere Schilderung mit denselben Abbildungen erscheint Ende dieser Woche in der weit verbreiteten „Reise und Badczeitung" und am 15. Juli in dem in Berlin erscheinenden, vielgelesenen Blatte „Der Tourist". — Vor Kurzem wurde auch eine neue Auflage des „Führers durch das Vogtland und angrenzende Erzgebirge" mit 8 Bildern aus unserer Gegend hcrauSgcgeben. Schließlich theilen wir noch mit, daß die zweite, wesentlich verbesserte und vermehrte Auflage des „Panorama« vom Aucrsbcrgc" mit Wanderkarte und Illustration sertiggestellt und dasselbe zuni Preise von 30 Pf. erhältlich ist. — Dresden, 30. Juni. Se. Maj. der König nahm heute Vormittag aus dem Alaun-Platze die Parade über das Pionier- Bataillon Nr. 12 ab, welche« heute das Fest seines 200jäh rigen Bestehens feiert. — Dresden, 30. Juni. Die Eröffnung der Deut schen LandwirthschaftsauSstcllung fand heute Mittag 12 Uhr in Gegenwart Sr. Maj. de« Königs und de« Prinzen Frie drich August statt. Zugegen waren außerdem der preußische Land- wirthschaftSminister Freiherr von Hammcrstein, sowie Vertreter des sächsischen Ministerium« und der Stadt Dresden. Heute Abend st'/? Uhr findet bei dem Prinzen Friedrich August Tafel start, an welcher die Minister Frhr. v. Hammerslein und von Metzsch, da« Direktorium und der Vorstand der Deutschen Land- wirthschastSgesellschaft theilnehmen werden. — Chemnitz. Ein Mordversuch wurde Donnerstag früh in der 4. Stunde in dem Hause Zimmerstraße 6 vollführt. Eine daselbst im dritten Stockwerk wohnende, 45 Jahre alte Wittwe K. kam kurz vor 4 Uhr blutübcrströmmt und hilferufend zu dem im ersten Stockwerk wohnenden Vizewirth und gab an, sie sei von ihrem früheren LogiSmann, dem 47 Jahre alten Hand arbeiter nnd Fedcrviehhändlcr Perthel gestochen worden; derselbe sei noch in ihrer Wohnung. Die Frau hatte eine erhebliche Schnittwunde an der rechten Seite de« Halse«, einen Stich im Rücken, einen in der linken Schulter und einen in der Innen fläche der linken Hand. Ein benachrichtigter Wächter postirte sich vor der betreffenden Wohnung, welche von innen verriegelt war, während ein zweiter Wächter auf die Polizeihauptwache lief. Der Wachtmeister dieser Wache und ein Schutzmann mußten, am Thatorte angekommen, die WohungSthür gewaltsam öffnen und fanden bei ihrem Eintritt in die Stube den Perthel blutüberströmt auf dem Sopha liegen. Er hatte sich, nachdem er die Thür ver riegelt hatte, den linken Unterarm zur Hälfte durchschnitten u. elf Stiche in die linke Brustseitc bcigebracht. Beide schwer verwun deten Personen wurden, nachdem sie von einem Arzt verbunden worden waren, in da« Krankenhau« gebracht. 'Nach ärztlichem AuSspruchc sollen die Verwundungen beider lebensgefährlich sein; die K. war zwar heute Vormittag vernehmungsfähig und konnte noch Auskunft über den Vorfall geben, Perthel jedoch konnte nicht vernommen werden. In dem Zustand beider hatte sich bis zum Abende nichts geändert. Der Verbrecher, welcher au« Netzschkau i. V. stammen soll, ist verheirathet, seine Frau ist je doch zur Zeit, wie erzählt wird, in einer Irrenanstalt unterge bracht. Er hat bi« vor fünf Wochen bei der K. gewohnt. Da zwischen beiden bestandene Verhältniß wurde auf Drängen der K. in der zweiten Hälfte de« Mai gelöst und Perthel mußte infolgedessen um jene Zeit die Wohnung räunien. In den letzten Tagen nun lauerte Perthel der K., wenn sic von der Arbeit kam, auf der Straße auf und bat sic um Wiederherstellung des früheren Verhältnisses. Sic widerstand jedoch allem Drängen, bis sie leider gestern Abend der Bitte um eine Auseinandersetzung nach gab und dem Perthel Einlaß in ihr Zimmer gewährte. — Mittweida. Weil er seinen Vater, der seit über 30 Jahren der hiesigen freiwilligen Feuerwehr al» Signalist ange hört, „gern einmal blasen hören wellte", wurde am Sonnabend Nachmittag der noch nicht 0 Jahre alte Schulknabe Beck zum Brandstifter, indem er in einer unweit vom Schwanenteiche stehenden Scheune Feuer anlegtc, wodurch diese sowie eine zweite vollständig niederbrannte. — Schneeberg, 2i). Juni. Die heute in den Räumen des Casino tagende Diöccsanversammlung begann in der üblichen Weise Vorm. 10 Uhr mit gemeinsamem Gesänge und einem Gebete des Herrn Vorsitzenden. In der daraus folgenden Ansprache ging derselbe von dem Worte der Bergpredigt au» - „Ihr seid da» Salz der Erde," um zunächst im Hinweis aus die Geschichte das Ehrislenthum al« die lebenerhaltcnde und „fördernde Macht im WclthauShaltc Gotte» nachzuweisen." Gerade die Gegenwart mit ihrer Unterschätzung de« Christenthum« und der Kirche braucht die Lebensmacht de« Christenthum« aufs Noth- wendigste. Vor Allem sind die Duellen wahrer Volkswohlfahrt, d. h. Hau« und Familie sowie die Jugend unsres Volk« mit solcher Salzkraft zu durchdringen, und zu dieser Arbeit sind neben dem geistlichen Amte und der Schule die Kirchenvorsteher al« die Gehilfen de« geistlichen Amte« in erster Linie berufen, wollen sie anders ihre Ausgabe im rechten Sinne erfassen und durchführen. Mit einem warmen Appell an die Kirchenvorsteher, durch die Macht christlichen Charakter« und geheiligter Persönlichkeit ihren gottgewollten Beruf zu erfüllen und sich lelbst und die Gemeinde vor dem unseligen Geschick der Verwerfung zu bewahren, schloß der Herr Superintendent seine im besten Sinne scclsorgerlichc Ansprache. In dem nun folgenden geschäftlichen Thcilc wurde Herr Stadtrath Dörfscl in Eibenstock zum stellvertretenden Vor sitzenden gewählt und die Präsenzliste verlesen, die 100 Theil- nehmer aufwic«. Hieraus erhielt Herr I>r. v. Woydl da« Wort zu seinem Vortrage über: „Die reichsgesetzliche Kranken-, Unfall-, Invalidität«- und Altersversicherung der bei Kirchen und Kirchen gemeinden bediensteten und zeitweilig beschäftigten Personen." Einen Auszug aus diesem juristisch scharf durchgearbeiteten, mit seinem reichen Materiale an die Aufmerksamkeit der Hörer hohe Anforderungen stellenden Referate zu geben, müssen wir unS leider versagen. Jedenfalls bewies die einstimmige Annahme des vom Vortragenden gestellten Antrags, sich der Forderung der Pirnaer und Chemnitzer Diöccsanversammlung auf Anbahnung gemeinsamer Hastpflichtversicherung der sächsischen Kirchcngemcindcn für ihre Kirchendiener anzuschließen, das man dem Herrn Referenten dank bar zustimmte, zumal mitgetheilte Erfahrungen eine widersprechende Behandlung der einschlägigen Fragen von Seiten der zuständigen Stellen klarlegtcn. Nach einem eingehenden Berichte des Herrn I'. Hartenstein in Schönheide über die Thätigkeit des bisherigen Direktoriums de« Kreisverein« für Innere Mission wurde dasselbe durch Zuruf wiedcrgcwählt. Im Anschlüsse daran bat Herr Ge- hcimrath AmIShauptmann Frhr. v. Wirsing die Kirchenvorstände, engere Fühlung mit dem Direktorium zu suchen u. mehr al« bisher pekuniäre Unterstützung diesem Werke zu Theil werden zu lassen. Mit gemeinsamen! Gesang und Gebet schloß die diesjährige Diö ccsanversammlung kurz nach 1 Uhr. — Niederplanitz, 28. Juni. Gestern wurde auch der Fleischer Meinhold von hier, von dem da« trichinöse Fleisch herrührt, gefänglich eingezogen. Wie man weiter vernimmt, soll sowohl der bereit« inhaftirte Trichincnschaucr Gerber, als auch Mcinhold gemeinsame Sache gemach» haben, indem Meinhold heimlich nicht versteuerte Schweine geschlachtet nnd Gerber von dem Thun und Treiben gewußt haben soll. — OelSnitz. Ein mit einem 10,000 Mark-Gewinne (bespannte Equipage) herauSgekommenes Loo« der Berliner Pferde lotterie hat bisher nicht aufgesuuden und infolgedessen auch der Gewinn nicht rcklamirt werden können. Wie man erzählt, war der „glückliche" Besitzer ein hiesiger Kaufmann, das betr. Loos (Nr. 23,183) ist jedoch von Kindern verschleppt worden und dürste schwerlich wieder zum Vorschein kommen. — Adorf, 29. Juni. Nachdem der OelSnitzer BezirkS- thierarzt sestgcstcllt hat, daß ein am Montag hier gctödteler Hund in hohem Maßc von der Tollwuth befallen gewesen ist, steigt auch die Gefahr, da der getödtete Hund nicht nur zahlreiche an dere Hunde, sondern auch einen siebenjährigen Knaben gebissen hat. Der letztere wird auf den Rath de« Königl. Bezirksarzte« 1>i . Perchen dem Pastcurschcn Institut in Wien übergeben und daselbst geimpft werden. — Klingenthal. Eine große Freude wurde am vergan genen Dienstag den Selektenklassen der hiesigen Bürgerschule, welche auf ihren diesjährigen Schul-Ausflug begriffen waren, in FranzenSbad zutheil; kaum hatten die Ausflügler erfahren, daß Se. Majestät König Albert daselbst sich aufhalte — das bctreffende Hotel prangte im Schmucke sächsischer Flaggen — als sie vor das Hotel zogen, Sr. Majestät ein kräftige« Hoch aus freudigem Herzen darbrachten und darauf die Sachsen hymne sangen. Als seine Majestät der König erfahren, daß die Sänger au« Klingenthal seien, kam er herab, dankte für die er wiesene Huldigung und unterhielt sich in leutseligster Weise mit Herrn Schuldirektor Herold, umgeben von den Schülern und deren Angehörigen. Kurgäste umstanden die Gruppe und sprachen ihre Freude au« über das innige Verhältniß zwischen Sachsens König und seinen Untcrthanen. Mit der Versicherung daß sich Se. Majestät über die ihm im AuSlandc von treuen Sachsen dargebrachte Huldigung herzlich gefreut habe, wurde der Führer des Ausfluges entlassen. Unter den Hochrufen der Versammelten entfernte sich der allverehrte Landesvater. Die schönen Augen blicke, al« der greise Herrscher inmitten der Ausflügler weilte und sein mildes, freundliche« Auge auf der jugendlichen Schaar, die ihn umringt hatte, ruhen ließ, werden Allen unvergeßlich bleiben. — Mühltroff, 29. Juni. Die Wittwe Mctzncr ist nach eingehendem Verhör sofort wieder auf freien Fuß gesetzt worden. 'Nach ihren Aussagen ist sie an dem Brandunglück schuld los. E» ist auch nicht glaubhaft, daß die Wittwe da« Feuer böswillig angestiftct hat, da ja der Frau Alles mit verbrannt ist und sic nicht einmal versichert hatte. Dagegen ist nicht ausgeschlossen, daß da« Feuer durch Leichtsinn, wie man glaubt, durch Wegschüttcn noch glühender Asche, verursacht worden ist. — Für die nächsten Tage erwartet Falb um den 3. Juli sehr zahlreiche und auSgcbrcitete Gewitter mit stellenweise recht ergiebigen 'Niederschlägen. Infolgedessen geht die Temperatur zurück. Der 3. Juli ist ein kritischer Tag erster Ordnung, ver stärkt durch eine Mondfinsterniß. Ihr Zusammenfallen mit der Erdnähe de« 'Monde« läßt Woltcnbrüche, Hochwasser und Ueber- schwcmnnmgen befürchten. Um den 8. Juli sind zahlreiche Ge witter, um den 11. Juli stürmische Winde zu erwarten. Zwischen dem 13. und 16. Juli geht die Temperatur empfindlich zurück, in den Gebirgen tritt Schneefall ein. Gedenktage »»« rsjttzrl,«« »e,I«r»«„-AnSllS»» Altert» »»« K«4ke». 2. Juli. 1867. Feierliche Einweihung de- Sachsendenkmal- bei Gitschin. 3. Juli. 1866. Schlacht bei Königgrätz. Verlust der Sachsen 39 Offiziere, 1489 Mann, 53 Fuhrwerke und I Geschütz. 4. Juli. 1883. In der Georgi schen Fabrik zu Mylau wird Kreishauptmann Hübel von Zwickau an der Seite König Albert- durch ein herabstürzende- Fahrstuhlgewicht getödtet. Schuld und Sühne. Roman von A. K. Green. («7. Fortsetzung.) „Sie glaubten, ich kenne sie nicht," brach e« nun im über quellenden Zorne und maßloser Empörung über meine Lippen. „Sic meinten, weil ich nie Ihr Angesicht gesehen, könnten Sie hierher zurückkehren, Ihre unschuldige Tochter mitbringen und sich selbst in die Atmosphäre ihre« Verbrechens zurück versetzen, ohne den Argwohn jener Frau zu erwecken, deren Hau« Sie für so viele Jahre zum Grabgewölbe gemacht. Aber da« Verbrechen stand zu deutlich aus ihrer Stirn geschrieben. Der Geist Honora Urquarts, der die Fesseln diese« Raumes gesprengt, schritt stet« an Ihrer Seite, und ich kannte Sie von dem ersten 'Momente an, als Sie in diesem Korridor umherirrten." Abgebrochene Laute, unverständliche- Murmeln war Alle«, was ich al« Antwort erhielt. „Sic sind gestraft," fuhr ich fort, „in dem Elend Ihrer Tochter. Die Nemesis hat Sie erreicht. Da« Blut Honora Urquarts hat laut von diesen Mauern geruscn — und nicht nur Sie selbst, sondern auch da« viel elendere Wesen, dessen Namen Sie fälschlich getheilt, müssen vor Gott und den Menschen da« Leben verantworten, da« so herzlos hingeopfcrt wurde, und die Rechte, die Sie sich so schmählich anmaßten." „Gnade," keuchte jetzt da« zusammengekauertc Häuschen Menschheit, da« zu meinen Füßen lag. Aber ich war unerbittlich. Honora UrquartS süße- Gesicht stand vor meinen Augen und in diesem Moment konnte ich an nicht« Anderes denken. So fuhr ich fort: „Sie haben Jahre des Triumphe« genossen. Sie haben den 'Namen Ihre« Opfer«, ja sogar die Kleidung Ihre« Opfer» getragen und mit Ihres Opfers Geld sich alle Genüsse des Leben« »erschafft. Und er — Ihr Gatte — hat da« gesehen und dazu gelächelt. Tag für Tag, Woche für Woche, Jahr für Jahr sind Sie unbehelligt und im Gefühle größter Sicherheit einhergcgangen; aber Gotte« Rache — wenn sie auch zögert — trifft sicher, lieber Land und über Meer haben die Erinnerungen an diesen Raum Sie hierher zu rückgezwungen, und damit nicht zufrieden, Verdacht zu erwecken, mußten Sie auch noch den Verdacht bestätigen, indem Sie die Feder in Bewegung setzten, die mir sogar unbekannt ist, und in dem Sie diesen Ort betraten, au« dem die Uebcrreste Ihre« Opfer«, Marah Lcighton, erst kaum vor zwei Monaten entfernt wurden. Von dem Namen, mit welchem ich sie angcredet, erschüttert, stand sic auf. Bebend und ächzend vor innerer Qual, aber wieder voller Entschlossenheit sah ich ihre Gestalt vor mir. Da wendete sie da« Gesicht nach dem Zimmer, welche« sie vorher verlassen, sie erhob die Hand und ihre Stellung war die einer Lauschenden. „Horch!" rief sie. Es war ein Klopfen, ein leises, schüchterne« Klopfen, da« wir hörten; dann da« Wort: „Mama!" Ein konvulsivische« Zucken ging über das Gesicht der Er bärmlichen. „O Gott, meine Tochter — meine Tochter!" ries sie; und vor mir niederfallend, flehte sie in herzzerreißendem Tone: „Wollen Sie da« unschuldige Kind tödten? Sie weiß nicht«, sie ahnt nicht«. Ihr ganze« Leben war vor jedem unreinen Hauch be hütet. Sie ist eine Blume. Ich liebe sie — liebe sie, obgleich sie wie jene Frau aussieht, die ich haßte und tödtete. Sie trägt deren 'Namen — weshalb, da« weiß ich selbst nicht; ich hätte sie nicht ander« neunen können. Sie ist mir vom ersten Athem- zuge an ein lebendiger Vorwurf gewesen und dennoch liebe ich sie. Begreifen Sie nicht, daß ich nur um ihretwillen über da« Meer kam? Für Sie mußte ich diese« Grab durchforschen, um zu wissen, ob unser Geheimniß entdeckt worden war, oder ob noch Hoffnung blieb, daß sic trotz Allem glücklich gemacht werden könne. Ach, Frau, Frau, Sie sind ein fühlende« Wesen, kein Dämon; Sie werden die unschuldige Seele nicht zu Schande und Elen» verurtheilen. Selbst wenn ich sterben muß — und ich schwöre Ihnen, daß ich sterben will, wenn Sie e« verlangen — so lassen Sie meinem Kinde die Hoffnung aus da« Glück, halten Sie meine Sünde geheim und nehmen Sie den Segen de« elendesten Geschöpfe« der Erde al« Labsal für Ihre alten Tage. Erhören Sie — erhören Sie da« verzweifelte Flehen einer Mutter —" „E« ist zu spät," fiel ich ein. „Selbst wenn ich schweigen würde, so sind Andere auf Ihrer Spur. Vielleicht weiß Ihr Gatte schon, daß die Tage feine« Glückes ihr Ende erreicht." Ein leiser Ausschrei und sie wankte nach ihrem Zimmer und warf sich aus ihr Bett. Ich folgte ihr und zog die Vorhänge de« Bette« zusammen; dann schloß ich die Thür, welche da« Eichcnzimmer mit dem geheimen Zimmer verband und ging end lich zu der Thür, an welcher wir der Tochter sanfte Stimme rufen hörten, um da« unschuldige, unglückliche Wesen einzulasscn. „O Mama," begann sie, „ich konnte mein Wort nicht halten —" Aber ich winkte ihr mit der Hand Schweigen und zog sie sanft fort. Ich sagte ihr, daß ihre Mutter gerade jetzt der Ruhe bedürfe und daß e« da» beste wäre, wenn sie mich auf kurze Zeit in mein Zimmer begleitete. Sie willigte ein, zu thun, wa» ich ihr sagte, aber durch die halb offene Thür warf sie noch einen sehnsüchtigen Blick nach dem großen Bett zurück, da« mir in diesem Augenblicke wie ein Grab vorkam und auch ein Grab war, in welchem Hoffnung, Freude und Friede auf ewig versanken! Ich trat gerade auf die Schwelle, al« ein leise« Rascheln mich zurückhielt. Mich umblickend, sah ich eine Hand durch die Vorhänge strecken — nur eine Hand, aber wie beredt sie warl Mademoiselle daraus aufmerksam machend, sagte ich: „Ihre Mutter möchte Ihnen die Hand reichen. Küssen Sie sie, Mademoiselle, aber nehmen Sie die Vorhänge nicht auseinander." Sie lächelte und ging nach dem Bette. Niederknieend küßte sie die Hand, welche sich einen Moment später aus ihren Kops legte. Dann aber wurde diese Hand langsam zurückgezogen und mit erschrecktem Blicke erhob sich die Tochter und kam wieder an meine Seite. Al« ich die Thür schloß, dachte ich an die Worte: „Die Sünden der Väter sollen heimgesucht werden an den Kindern bi» ins dritte und vierte Glied."
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