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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 21.02.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-02-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189902219
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18990221
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18990221
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-02
- Tag 1899-02-21
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Monat
1899-02
-
Jahr
1899
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tor im nördlichen Jenisseisk untersteht, irgend eine Bestätigung erfahrt. Der Grubcninspcktor r. Wilken ist am 13. Februar nach dem Pittfluß abgereisl, um doch Nachforschungen anzustellen. Sobald Resultate von diesen Nachforschungen vorliegen, werden dieselben telegraphisch mitgetheilt werden. — Frankreich. Mil Felix Faure Hal die drille Re publik ihr siebenter Oberhaupt, ihren lcchslen Präsidenten verloren. Thier«, Mac Mahon, Grcvy, Carnot, Casimir-Perier und Faure waren die Präsidenten, von denen die ersten drei ihre Aemter niederlegten (sie sind inzwischen sämmtlich gestorben) Carnot wurde bekanntlich ermordet, Casimir-Perier trat vorzeitig (wie behauptet wird: wegen der Dreysu»-Affäre) zurück. Faure ist der erste Präsident, der im Clhsec starb. — Der Ministerrath beschloß ein nationales Leichenbegängniß für nächsten Donnerstag in Notrc-Dame und von dort die Ueberführung nach dem Friedhof Pirc-Lachaise. — Paris, 18. Februar. Nachdem Präsident Loubct im Ministerium de« Auswärtigen erschien, überreichte Ministerpräsident Dupuy die Demission des Kabinet«. Loubet bat Dupuy, im Amt zu bleiben. Der Ministcrrath wird am Dienstag zusammen treten. — Belgien. Brüssel, >8. Februar. Mit dem Zuge, welcher Morgens 5 Uhr 22 Minuten von Tournai abgeht und 8 Uhr 14 Minuten in Forest bei Brüssel cintrifst, wo er Auf enthalt ha«, fuhr ans dem dortigen Bahnhose der 6 Uhr 47 Minuten von Mons abgelassene und in voller Fahrgeschwindig keit einfahrendc Expreß zu g zusammen. Letzterer hatte infolge starken Nebel« die Haltesignale nicht bemerkt. Der Zusammen stoß war furchtbar; die Lokomotive des Expreßzuges schob sich auf die letzten Wagen des Zuges von Tournai, welcher stark be schädigt wurde. Mehrere Wagen wurden vollständig zertrümmert. Bisher wurden 21 Todtc au« den Trümmern hervorgczogen. Die Zahl sämmtlicher Umgekommencn beträgt etwa 3t), die Zahl der Berwundeten über IM. Der Betrieb aus dem Südbahnhof in Brüssel ist vollständig unterbrochen. — England. Im britischen KriegSministerium ist ein merkwürdiger Protest eingelaufcn. Eine Anzahl hoher Militär« ersucht nämlich den Oberbefehlshaber der Armee und den Staats sekretär für den Krieg, dafür zu sorgen, daß Richter hinfort nicht mehr gewisse Vergehen „unter der Bedingung, daß der Betreffende in da« Heer tritt", straflos lassen. Da« heißt, nach der Meinung der Petenten, die Armee zum Zufluchtsort von Verbrechern zu machen. Dem KriegSministerium wird sogar der Rath crtheilt, solche übel berufenen Rekruten zu entlassen. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock. Die bei der Firma C. G. Dörfsel Söhne hier seit den Jahren 1852, 1855, 1864 und 1868 un unterbrochen beschäftigt gewesenen Stickerinnen Hulda Funk, Franziska verehel. Unger, Friederike verw. Baumgärtcl und Hausmann Carl Louis Unger sind durch Allerhöchste Verleihung der „Medaille für Treue in der Arbeit" ausgezeichnet worden. Die Ueberrcichung der verliehenen Auszeichnungen hat am 18. Februar in Gegenwart der beiden Chef«, de« Bcamtenpersonal« und eines Theiles der Mitarbeiter durch Herrn Bürgermeister Hesse im GeschästSlokalc der Firma in feierlicher Weise statt gefunden. — Eibenstock, 2V. Februar. Der heurige Winter hat sich als solcher wenig streng und hart gezeigt, denn er brachte uns bisher nur geringen Schnee und Frost, dagegen verhältniß- mäßig viele schöne, warme Witterung. Die sonnigen Tage der letzten Wochen habe» aber nicht nur Bäume und Sträucher be reit« in der Entwickelung de« Erwachens gezeigt, sondern auch die Vogelwelt wird wieder lebendig und die Reptilien verlassen ihre winterlichen Schlupfwinkel. So wurde heute auf hiesiger RathSexpedition die erste Kreuzotter äbgeliesert, um die Fang prämie dafür in Empfang zu nehmen. — Eibenstock, 2t). Februar. Wie wir erfahren, ist gestern früh 4 Uhr beim Tischler Anton Eibisch in Sosa Feuer au«- gekommen und dessen HauS nicdcrgebrannt. — Eibenstock. Sonnabend früh explodirte in der Günther L Richterschen Papierfabrik bei Bockau aus noch un bekannten Ursachen ein Dampfkessel, wobei der bedienende Feuermann tödtlich verunglückte. — Neuheide. Am Mittwoch früh in der 4. Stunde brannten hier Wohnhaus und Scheune, den Herren Victor Oschatz in München und Richard Lenk in Schönheide gehörig, vollständig nieder. Das Feuer war in der Scheune entstanden und verbreitete sich so schnell aus La« «»gebaute Wohnhaus, daß e« den im Hause wohnende» sünf Miethsparteicn nur verhältniß- mäßig wenig zu reiten gelang. Die Calamitoscn haben leider nicht versichert. Böswillige Brandstiftung wird vermuthct. — Neu hei de. Kaum hat sich die Aufregung über da« zu Fastnacht stattgesundene Schadenfeuer gelegt, so ertönte Sonntag früh in der zweiten Morgenstunde abermals da« Feuersignal. E« brannte da« in gutem Zustande befindliche, einstöckige Wohn haus de« Bürstenhändlers F. Röder nieder. Die Bewohner konnten nur da« nackte Leben retten, und fast die ganze Habe ist ein Raub der Flammen geworden, darunter 2M M. bares Geld. Der Calamitose hat nur wenig versichert. — Dresden, 16. Februar. Ein Umbau der Auguftus- brücke ist schon in einigen Jahren zu erwarten. Die Stadt be absichtigt nur, erst die Maricnbrücke vollständig für den modernen Verkehr herzurichtcn, ehe sic den Neubau der AugustuSbrücke und zwar an derselben Stelle, wo sie jetzt steht, in Angriff nimmt. Mit Ende de« Jahre« 1901 sollen die neuen Bahnhofsbauten und damit auch die Eisenbahnbrückc fertig sein. Dann kann die Stadt die Marienbrücke vom Fiskus übernehmen, um sie sofort umzubauen und nach Beendigung diese« Umbaue« die AugustuS brücke abzubrcchen. Bis dahin muß allerdings gewartet werden, damit dem stet» wachsenden Verkehr in der Zwischenzeit ausreichen der Verkehrsraum geboten werden kann, was auf der Marien brücke in ihrem gegenwärtigen Zustande mit ihrem schmalen Trottoir und der für den starken Lastwagenverkehr ebenfalls viel zu schmalen Fahrbahn jetzt noch nicht der Fall ist. — Plauen i. V., 17. Febr. Der „Bogtl. Anz." meldet: „In dem Personenzugc der Linie Leipzig-Rcichenbach-Plauen-Hof, der Nachmittags 4 Uhr 3!) Min. hier cintrifst, befand sich gestern ein bayerischer Wachtmeister mit einem Gefangenen, den er von der Plaffenburg bei Kulmbach nach Berlin und von dort wieder zurück nach genannter Strafanstalt zu transportiren hatte. Als der Zug die Flur des Vorwerke« Heidcnreich durchfuhr, also schon Stadtgebiet berührt hatte, begab sich der Gefangene mit Erlaubniß de» Wachtmeister« angeblich nach dem Abort, sprang aber, während der Zug noch in vollem Gange war, zum Abort fenster hinaus und entkam. Man zog zwar sofort die Nothlcine, doch dauerte e« immer eine Weile, bi» der Zug zum Stehen kam. Der Beamte, ein älterer Mann, der schon 35 Jahre im Dienst ist und in der Nähe befindliche Arbeiter traten sofort die Verfolgung de» Flüchtling» an, doch war e« bi» heute Mittag noch nicht gelungen, de» Menschen wieder einzufangen, dem wahr scheinlich der nahe Wald zu statten gekommen ist. Der Ent sprungene ist der am 12. April 1863 in Netzschkau geborene Bruno Lindner. Er ist I,:< in groß, von schlankem Körperbau, Hal dunkelblondes Haar, eine hohe Stirn, blonde Augenbrauen, blaue Augen und spitze Nase; da« Gesicht ist oval. Der Flücht ling trägt graue wollene Sträflingskleidung. Lindner hat die Kaufmannschaft erlernt, ist aber ein sog. HeirathSschwindler. Er verbüßte seit einem halben Jahre auf der Festung Plaffenburg bei Kulmbach eine ihm wegen Betrug« zuerkannte achtjährige Zuchthausstrafe. In Berlin wurde jetzt gegen ihn wegen Dieb stahl« auf eine Zusatzstrafc von drei Jahren Zuchthaus erkannt. Au« diesen beiden Strafen ist eine Gesammtstrafe zu bilden, deren Höhe etwa zehn Jahre Zuchthau» betragen dürste. Lindner stellte sich auf der Rückfahrt von Berlin nach Kulmbach dem ihm begleitenden Wachtmeister Lotte« gegenüber krank und ver langte öfter« nach dem Abort. Beim Gehen hinkte er absichtlich, um seinen Transporteur zu täuschen. Al« er da« letzte Mal auf dem Abort war und der Wachtmeister nach ihm sich umsah, bemerkte Lottes gerade noch die Beine des Verbrechers, war aber nicht im Stande, sie zu fassen, so schnell war der Mensch zum Fenster hinaus. Ein Schaffner, der mit in dem nämlichen Wagen- abtheil saß, zog die Nothlcine, der Zug kam aber erst beim zweiten Nothsignal zum Stehen. Lindner floh nach Reißig zu. Er wurde im Walde von Streckenarbeitern getroffen; diesen log er frech vor, er sei Zicgeleiarbciter in der in der Nähe befindlichen Ziege lei; man ließ ihn leider laufen." — Falkenstein, 17. Februar. Trotzdem die Baulhätigkeit in hiesiger Stadt von Jahr zu Jahr zunimmt und inan haupt sächlich mit der Errichtung von Wohngebäuden beschäfiigt ist, macht sich der bereit« seit längerer Zeit herrschende Wohnungs mangel noch arg fühlbar. Namentlich fehlt es an mittleren und kleineren Wohnungen. Aus diesem Grunde zieht e« mancher Minderbemittelte, der die hohen Miethpreise nicht erschwingen kann, vor, auf da« Land zu ziehen. — Li mb ach, 16. Februar. Jetzt erst ist es gelungen, sest- zustellen, daß vor einigen Wochen ein hiesiger Fleischer das Fleisch eines Rinde« hier eingcführt und verarbeitet hat, welches die Fleischbeschau zu scheuen hatte. Von welcher Güte das Fleisch war, geht daraus hervor, daß die ganze Kuh X) Mk. gekostet hat. — Bei der anhaltenden trockenen Witterung treten wieder die Waldbrände in den Vordergrund. Am vorvergangenen Sonn tag Nachmittag verursachten mehrere noch schulpflichtige Knaben aus Bockau durch leichtsinnigen Umgang mit Glühzündhölzern auf dem Lauterer Staatssorstreviere oberhalb des Bockau-Auer CommunicationSwege« und unweit de« oberen Tunnelausganges einen nicht unbeträchtlichen Waldbrand. Dieser verbreitete sich über ein Gebiet von mehreren Ackern und vernichtete zum Theil einen 36-40 jährigen Bestand. Waldarbeitern gelang es nach vieler Mühe den Brand zu dämpfen. Einer der Knaben, welcher den Brand im Entstehen noch unterdrücken wollte, trug verschiedene Wunden im Gesicht und an den Händen davon. — Die umfangreichen Arbeiten bei Verlegung der Bahn linie Zwickau-Schwarzenberg zwischen den Stationen Aue und Stein-Hartenstein schreiten rüstig vorwärts. Es ist neuer dings da« Gewölbe der 33 Meter weit gespannten Flußöfsnung der großen Muldenbrücke oberhalb der Prinzenhöhle geschlossen worden. Da« Einwölben der 5 seitlichen Brückenbogen hat seinen Anfang genommen. Mächtige Gerüste sind dazu errichtet worden. Die Gleisanlagen des nördlichen Theil« de« künftigen neuen Bahnhofe« zu Niederschlcma sind für den Wagenladung-Verkehr schon in Betrieb genommen worden. Zwischen Aue und Niedcr- schlema wird ein mächtiger, zweigleisiger Tunnel von 340 Meter Länge, 9 Meter Prosilweite, 6 Meter Höhe hergcstellt. Von den 39 Tunneln Sachsens ist dies der fünftgrößtc Tunnel. Zur Vermehrung des Rauhfutters. Wir yaven schon wiederholt darauf hingewiesen, daß wir in der Düngung der Wiesen mit TbomaSmehl und Kalisalzen ein untrügliche« Mittel besitzen, den Ertrag derselben an Heu nicht nur der Masse nach, sondern auch der Güte, dem Futterwerthe nach bedeutend zu erhöhen. Da nun die reichliche Ernährung unserer Thiere mit den genannten Futtermitteln den wirksamsten Hebel bildet, um unsere Viehzucht vorwärts zu bringen und solcherweise unser? Wirthschast einträglicher zu gestalten, so kommt e« einer beispiellosen Selbstschädigung gleich, wenn wir nicht in ausgedehntem Maße von der Verwendung dc« Thomasmehle« und der Kalisalze Gebrauch machen. Im Folgenden führen wir den noch immer zaudernden Landwirthen, welche trotz aller Er mahnungen sich noch nicht zu einer intensiven Düngung ihrer Wiesen haben verstehen können, einige Ergebnisse neuerer DüngungS- versuchc an, welche deutlich zeigen, welche Vorthcile der Landwirth sich durch die unterlassene Düngung entgehen läßt. Herr Hofbesitzer Norden zu Dauelsen in Hannover düngte eine anmoorige feuchte Wiese mit 3 Ttr. Thomasmehl IM- 3 Ttr. Lainil und erreichte dadurch, daß der Ertrag, welcher auf der ungedüngten Fläche 19 Ctr. Heu pro Morgen betrug, aus 31,« Ctr. Heu gesteigert wurde. Der Mrhrerlrag von 18,« Ttr. -kN bat einen Werth von Mk. 31.— und erübrigt nach Abzug der Düngungskosten einen Krillgkwillll von Mk. 81.— pro Morgen. Herr Gutsbesitzer Frock zu Hahnstätten in Hessen-Nassau verwandte zur Wiesendüngung pro Morgen 3 Ttr. Thomasmehl NN- 3 Ttr. Lainit, ließ jedoch einen Theil der Wiesen ungcdüngk. Letzterer brachte 35 Ctr. Heu pro Morgen, während die gedüngte Fläche einen Ertrag von 52'/, Ctr. Heu pro Morgen gab. Der durch die Düngung erzielte Mehrertrag repräsentirt einen Werth von Mk. 40.-. Zieht man hiervon die Kosten der Düngung in Höhe von Mk. 10.— ab, so verbleibt rin Knngtwinil von Mk. 3ü — pro Morgen. Herr Hofbesitzer Braun zu Breidscheibt bei Adenau erzielte auf einer humosen Wiese durch eine Düngung mit 3 Ttr. Tho masmehl NN- 4 Ttr. Laillit 3l,» Centner Heu, während eine daneben liegende, in gleichem Kulturzustande befindliche Wiese, welche mit Kompost gedüngt wurde, nur 24,» Centner Heu pro Morgen brachte. Die Karolinen. Von !>r. H. v. Oft«». Ll). Die Inselgruppe der Karolinen im Stillen Ozcan liegt zwischen den Philippinen und der Ralikgruppe. Dieser große Archipel zählt zwischen 3 und 400 Inseln, von denen Ulitsi die nördlichste, Wapia die südlichste, Todt die westlichste und Lusai die östlichste ist. Im Jahre 1525 entdeckte der Spanier Alvaro de Saavevra die Ulitstinsel, im Jahre 1579 granci» Drake die Palaugruppc und 1686 der spanische Admiral FranzeSco Lazeano die Faraulep- gruppe, die er zu Ehren seine» König« Carolina nannte, welcher Name später auf den ganzen Archipel übertragen wurde und den Namen .Neu-Philippinen" ganz verdrängte. Die Karolinen haben nicht wie die Antillen und Philippinen große, bedeutende Städte wie Manila und Havana Da« kommt wohl daher, daß der Haupthanbel der Karolinen nicht in Tabak, Kaffee und Zucker besteht, sondern in Trepang, Schildkröten und Seefischen. So konzentrirt sich der Handel nicht im Innern der Insel, vielmehr an dessen Küsten, wo dann auch in der Thal ein großartige» Leben und Treiben herrscht. Man sieht alle Raffen und Na tionalitäten, am wenigsten aber Spanier. Deutsche sind sehr zahlreich vertreten. Waren e« doch bekanntlich die Karolinen, be treff» derer dem Papste im Jahre 1885 vom großen deutschen Kanzler da« Schiedsgericht angeboten wurde, al« im genannten Jahre da» deutsche Kanonenboot Iltis an der Insel Aap landete und seine Mannschaft Besitz von derselben nahm, und die Spa nier darod große« Geschrei erhoben. Spanien erhielt nach dem Schiedsspruch de« Papste« die Souveränctät über die Karolinen zugesprochen, und Deutschland mußte sich mit einer Schiff«- und Kohlenstatton begnügen, auf die c« aber auch im nächsten Jahre schon verzichtete. Der Handel blüht nach wie zuvor. Deutsche und Chinesen theilen sich i» den schwunghaften und lohnenden Handel mit Trepang. Diesen Namen giebt man nämlich mehreren Arten von Sternwürmecn oder Holothuricn, welche im Stillen u. Indischen Ozean massenhaft Vorkommen und entweder bei der Ebbe trocknen Fuße» gesammelt oder aber von Tauchern au« der Tiefe hervor geholt werden. Diese Holothuricn oder Sternwürmer kommen getrocknet nach China, wo sic für eine kostbare und köstliche Speise gelten. Die Karolinen allein führen jährlich für annähernd vier Millionen Mark Trepang in China ein. Der Handel mit Schildkröten ruht fast allein in europäischen Händen. Vor allen kommt hier die Riesenschildkrcte in Betracht, die wegen ihre» blaßgrünen Rückenschilde« und de« schmackhaften, grünen Fette«, auch grüne Schildkröte genannt wird. Sv eine ausgewachsene Riescnschildkröte mißt von der Schnauze bi« zur Schwanzspitze 2,- Meter und wiegt an die 400 Kilo. Da« Rücken schild ist so Hari, daß e» selbst unter den Rädern schwerer Last wagen nicht zerbricht. Da« Fleisch, da« man frisch und gesalzen genießt, ist wie die Schildkröteneier sehr wohlschmeckend, nahrhaft und gesund. Ungeheure Mengen dieses Schildkrötenfleisches gehen frisch jährlich nach England, wo die turtlesoui' bekanntlich eine sehr große Rolle spielt. Man tran«pvriirt die R.csenschildkröten lebend, indem man sie auf den Rücken legt, wodurch sie hilflos werden. Damit sie nicht verdursten, bindet man ihnen Seegras vor da» Maul, welche- man häufig mit Scewasser anfcuchtet. Da« Oel der Schildkröleneier ist ziemlich hoch im Preise und wird wie beste« Olivenöl geschätzt und verbraucht. Tausende von Krügen werden jährlich versandt. Hundert Krüge bringen durchschnittlich tausend Mark ein. Land und Klima ähneln demjenigen der Philippinen. Da» Innere der größeren Inseln, die 15 bi» 20 Quadratmeilen Um fang haben, ist lediglich von den Indio«, den sogenannten Ur einwohnern, bewohnt, die zur malayischcn Rasse gehören. Doch geht man wohl nicht fehl, wenn man annimmt, daß diese Raff nicht vom Anfang an auf den Inseln war, baß sie in frühesten Zeiten dort eingewanvcrr ist, wie sie e« auch auf den Philippinen, den Moluken und anderen Inselgruppen gemacht hat. Die Malayen sind von Hause au« eine wilde, treulose, diebische und verrätherische Rasse. Deshalb hat man sie wohl auch in da« Innere verdrängt, wo sie unter Häuptlingen ein träge«, ruhige« Leben verbringen, wenn nicht die einzelnen Stämme Krieg unter sich sühren. Die Malayen aus den Karolinen bilden eine ruhige und sanftere Art der ursprünglichen Rasse. Mußten doch die Europäer im Stillen und Indischen Ozean zu ihrem Schutze da« Gesetz erlassen, daß kein europäischer Schiffskapitän einen Malayen als Matrosen annehme. Waren doch Fälle von einer unbeschreib lichen Wuth vorgekommen, in welcher die Malayen wie sinnlos mit ihren Dolchen über die anderen Matrosen herficlen und viele von ihnen lödtetcn. Der häufige Gebrauch von Opium soll vor züglich zu ihrer an Wuth grenzenden Heftigkeit beitragen. ES ist schade um diese« Volk, denn e« ist stark von Körper und kühn an Muth. Sie sind verwegene und erfahrene Seefahrer. Ihre Hautfarbe ist hell- di« dunkelbraun; sie haben lange«, glänzend schwarze« Haar, eine große, platte Nase und große, dunkle, feurig glänzende Augen. Die Malayen aus den Karolinen sind dazu noch gesellig, gutmüthig und zeichnen sich durch schöne, regel mäßige Formen ihre« Körper« au«. Die auserzwungene Ruhe hat im Laufe der Jahrhunderte wohlthätig auf sie eingewirkt. Da« Klima der Karolinen ist gesunder al» da« der Philippinen; weil die Hitze nicht so groß ist, die durch hinreichende Feuchtig keit, durch da» richtige Seeklima, gemildert wird. Die Thicrwelt ist ärmer al« auf den Philippinen, aber immerhin im Verein mit der üppigen Vegetation auf den größeren Inseln imstande, die Ur-Einwohner ohne große Anstrengung zu ernähren. Die Karolinen haben viele kleine Inseln, die un bewohnt und unfruchtbar sind. Die fruchtbarsten sind die größten Inseln, und die größeren Inseln sind auch die höchsten, die alle ohne Ausnahme vulkanischen Ursprünge« find. Die kleinen Inseln find auch die niedrigsten; sie sind nicht vulkanischen Ursprung«, sondern gebildet worden au« dem massenhaften Absterbcn der Zoophytcn, wodurch seit Jahrtausenden der sogenannte Madre- porenstein entsteht, dessen Bildung heute noch immer fortgeht. Diese« ist La« Gestein, au« welchem auch die zahlreichen Riffen zusammengesetzt sind, die sich saft überall im tropischen Theil de« Stillen Ozean« finden. Diese« Gestein bildet vielfach auf Erhöhungen im Meeresboden rundliche oder ovale Ränder um tiefe Seebeckcn, und so entstanden die Lagunen. Diese« Gestein umgicbt auch al« Barrierriffc die höheren Inseln und werden häufig von Kanälen durchschnitten, welche in die ost gute Häfen bildenden MeercSräumc zwischen den Inseln und den Riffen führen. Der Madrcporenstein bildet auch die bekannten Lagunen inseln, diese charakteristische Jnselsorm im Stillen Ozean, die sich ganz besonder« bei den Marschall-, Gilbert- u. Karolineninseln zeigt. Zwischen zwei Wetten. Roman von Louise Sommerer. (IS. Fortsetzung.) Mister Brown schwieg noch eine Weile; ernst, gedankenvoll hielt er Einkehr in sich selbst. War er seinem Sohne je ein Vater, ein berathcnder Freund gewesen? Nie! Fremd standen sie sich zu allen Zeiten gegenüber. Nun war endlich die Stunde gekommen, wo sie einander näher treten konnten, und er wollte um dc« schnöden Mammon« willen, von dem er ja ohnehin mehr al« genug besaß, diese Gelegenheit wieder ungenützt vorüberziehen lassen? Nein, und abermals nein! Er reichte dem Sohne herz lich die Hand: „Ich will mich zu überwinden suchen, bringe mir das Mädchen Deiner Liebe bald und wenn sic mein Herz gewinnt, soll Eurem Bund der Vatersegen nicht fehlen." Harry zog in stürmischer Freude den Vater herzlich an seine Brust. „Du sollst es nie zu bereuen haben," sagte er mit inniger Dankbarkeit, „nun, da der letzte Schatten, der mein Glück ver düstert, entwichen ist, will ich e« auch nicht länger missen, schon morgen will ich Dir meine Braut zuführcn."
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