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Amts- M Anzchebtlitt für den Abonnement viertelj. 1 M. 20 Pf. einfchliehl. de» »Jllustr. Unterhaltungsbl." u. der Humor. Beilage .Seifen blasen" in der Expedition, bei unfern Boten sowie bei allen Reichspostanftalten. Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. «rschetnt wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: die kleinspaltige Zeile 10 Pf. Im amtlichen Theile die gespaltene Zeile 2b Pf. SS. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. 4K. Jahrgang. Dienstag, dcn 21. Februar 18SS Acetylen vetr. Es wird wiederholt darauf aufmerksam gemacht, dah Acetylensabriken der aus drücklichen Genehmigung nach 8 16 der Reichs-Gewerbe-Ordnung bedürfen, während kleine Anlagen für den Privatgebrauch spätestens bei der Inbetriebsetzung der Ortspolizei behörde anzuzeige« sind, die die Anzeige sofort der Königlichen Amlshauptmannschaft einzureichen haben. Schwarzenberg, am 17. Februar 1899. Königliche Amtshau-tmannschast. Krug v. Nidda. Sch. Durch Verordnung des Königlichen Ministeriums des Innern vom 11. Febr. laufenden Jahres sind die für den Regierungsbezirk Zwickau eingesührten verschärften Maßregeln gegen Weiterverbreitung »er Maul- nnd Klauenseuche vom 28. November vorigen Jahres (Bekanntmachung der Amtshauptmannschaft vom 3. Dezember vorigen Jahres) wieder außer Wirksamkeit gesetzt worden. Schwarzenberg, am 16. Februar 1899. Königliche AmlshauMiunischast. Krug v. Nidda. W Aekir Jaure Al« vor vier Jahren Felix Faurc unerwartet zum Präsi denten der französischen Republik gewählt wurde, war dieser Mann für die breite Ocffentlichkeit, zumal im Auslande, noch eine un bekannte Größe, obwohl seine politische Laufbahn damals schon lb Jahre zurückreichte. In der Politik emporzukommen, daran hatte der ehemalige Gerberlehrling und spätere Reedereibesitzer in Havre bi» zu seinem Eintritt in die Kammer wohl kaum gedacht. Francois Felix Faurc hat sich au« den bescheidensten bürger lichen Verhältnissen zur höchsten Würde in der Republik empor geschwungen. 1841 zu Pari« al« Sohn eine« Tapezierer« ge boren, widmete er sich zunächst dem Geschäfte seine« Vater«, trat nach einem Besuch in England al» Lehrling in eine Lohgerberei in Amboise ein, errichtete in Havre ein Ledergeschäft, um später ein Reedereigeschäft ebendaselbst in« Leben zu rufen. Durch her vorragende geschäftliche Tüchtigkeit wußte er seine Unternehmungen zu hoher Blüthe zu bringen und sich bei seinen Mitbürgern in hohe« Ansehen zu setzen. Die erste Gelegenheit zu öffentlicher Wirksamkeit fand er al« Präsident der Handelskammer und al« Richter beim Handelsgericht zu Havre. 1870/71 zeichnete er sich al« Ches eine« Bataillons Mobilgarden au«, welches er in Eil märschen nach Paris führte, um an der Niederwerfung de« Kom- munarden-Aufstande« wirksam Theil zu nehmen. Da« erste Jahr zehnt nach Herstellung der dritten Republik widmete Faurc sich der Thätigkeit in seinem engeren Wirkungskreise. Eine neue Epoche seines Leben« begann mit der 1881 erfolgten Wahl zur Deputirtcnkammcr, in welcher er sich den Opportunisten anschloß. Seine geschäftliche Befähigung lenkte alsbald die Aufmerksamkeit der leitenden Persönlichkeiten auf ihn. Bereit« im Kabinet Gam- betta, welches vom November 1881 bis Januar 1882 sungirtc, wurde Faure da« Amt eine« Unterstaatssekretärs der Kolonien übertragen, welches er alsdann noch zwei Mal inne hatte. Seiner Vertrautheit mit kolonialen und seemännischen Angelegenheiten hatte er die Ernennung zum Marineminister am 30. Mai 1894 im Kabinet Dupuy zu danken. In die Zeit dieser seiner AmtS- ihätigkcit fiel die Ausrüstung der Expedition gegen MadagaScar. Da» Marineportefeuille verwaltete Faure bis zu dem am 14. Januar 1895 erfolgten Rücktritt de« Kabinet« Dupuy. Die dann so überraschend erfolgende Demission de» erst ein halbe« Jahr vorher gewählten Präsidenten Casimir-Pcrier öffnete Felix Faure dcn Wcg zur höchstcn republikanischen Würde. Mit 430 gegen 361 Stimmen, welche auf Brisson fielen, wurde er am 17. Jan. 1895 im zweiten Wahlgange gewählt, nachdem Waldeck-Rousseau, der im ersten Wahlgange 184 Stimmen erhalten hatte, während 244 für Faure abgegeben waren, zu Gunsten de« Letzteren ver zichtet hatte. Faure trat sein hohe« Amt unter günstigen Vorbedingungen an. Casimir-Pcrier hatte da« Franzoscnvolk beleidigt, indem er ihm die PräsidentschaftSwürde sozusagen vor die Füße warf. Er wurde al« Deserteur betrachtet. Desto lebhafter wandte sich die BolkSgunst dem neugewählten Präsidenten zu. Daß er politisch eine Null war, kam diesem dabei zu statten; noch mehr seine Eigenschaft al« Selfmademan (al« ein Mann, der au« sich selbst etwa« geworden ist). Man kannte ihn al« vorwurfsfrei, energisch nnd einen Mann ernster Arbeit. Die gemäßigte Presse begrüßte den neuen Präsidenten wohlwollend, die radikale und sozialistische mit Mißachtung, die Parteigenossen de« Erwählten konnten sich zu keinem Vertrauen für die Zukunft ausschwingen. Sie trugen sich mit der ungerechtfertigten Sorge, daß der politische Unter grund, der einen Casimir-Perier nicht zu tragen vermochte, auch einem Faure keine Sicherheit biete. Im Volk aber erwarb sich Faurc unerwartet rasch allgemeine Sympathie und gleich Carnot, der auch nicht al« Leuchte in der Politik stand und doch die Präsidentschaft mit Erfolg geführt hatte, war er der „Mann de« Volke«", indem er, ohne wirklich stolz zu sein, sich doch mit einem hohen Nimbus zu umgeben verstand. Im Gegensätze zu seinem Vorgänger, dem mit einem zähen Wesen und starren Willen behafteten Casimir-Perier, suchte er sich von allen entscheidenden Einflüssen auf die Leitung der Re gierung möglichst fern zu halten, ohne dabei dem Schattendasein der Grevy und Carnot anheimzufallen. So übernahm er bald nach seinem Amtsantritt den Vorsitz im Obersten KriegSrath und suchte sich durch häufige Reisen über die Lage Le« Lande» zu orientieren. Die französische Politik blieb unter seiner Regierung in den alten Geleisen, wobei mit Anerkennung zu betonen ist, daß die äußere Politik sich durchweg in friedlichen Bahnen bewegte. Da» FreundschaftSverhältniß mit Rußland, der Traum aller französischen Patrioten, erhielt unter seiner Regierung feste For men, ohnc daß Frankreich sich veranlaßt fühlte, die Revanche-Idee, die e« zur Freundschaft mit den östlichen Nachbarn Deutschland» getrieben, zu schüren. Im Oktober 1896 stattete da« Zarenpaar, von unermeßlichem Jubel begrüßt, der französischen Hauptstadt seinen Besuch ab und ein Strahl der Sonne, die damals über ganz Frankreich leuchtete, fiel auch auf den glücklichen Felix Faure. Zu einem weiteren Triumph de« Präsidenten gestaltete sich seine 1897 unternommene Reise nach Petersburg, bei welcher Gelegen heit da« so lange verschleierte russisch-französische Bündniß öffent lich verkündigt wurde. De« Herrschen« ungemischte Freude ward allerdings auch Faure nicht zu Theil und gerade in den beiden letzten Jahren bewegte sich, gemeinsam mit der inneren und äußeren Politik Frankreich«, die Regierung de« Präsidenten in absteigender Linie. Al« Flammenzeichen ging durch sic die unselige „Affäre", die dem Frankreich unserer Jahrhundertwende die Signatur gicbt. Nicht verschwiegen sei, daß am 26. September 1898 unter dem Einfluß Brisson« gegen Faure« Wunsch die Revision de« Dreyfu« Pro zesse« beschlossen wurde. Ein Heer von Gegnern ist dem Präsidenten darau« entstan den und die Unkenrufe, die au« dem noch immer tobenden Kampf der beiden Gewalten einen Staatsstreich prophezeiten, sagten auch seiner Präsidentschaft eine Katastrophe zu. Ihr Hal ihn ein jäher Tod über Nacht enthoben. Felix Faure hinterläßt Frankreich in einer ernsten Situation: nach außen noch blutend an der schwer heilenden Wunde, die ihm sein seetüchtiger 'Nachbar kürzlich ge schlagen, im Innern zerrissen vom Kampf zweier Parteien, die zum Acußersten entschlossen sind, dabei im Hintergrund die sozia listische und bonapartistischc Gcsahr! Sein -Nachfolger wird keine angenehine Stellung haben! Bei der am 18. d. zu Versailles in der französischen National- Versammlung stattgehabten Präsidentenwahl ist Emile Loubet mit 483 Stimmen als Nachfolger Faure« zum Präsidenten der französischen Republik gewählt worden; Meline erhielt 279 Stimmen. Loubet wurde in Marsanne, einem kleinen Ort im Departement Dreine am 31. Dezember 1838 geboren, steht also im 61. Lebensjahre. Präsident Faurc hatte in den letzten Tagen, da nicht« seinen nahen Tod voraussehen ließ, in keiner Weise seine täglichen Ge wohnheiten geändert. Er arbeitete und machte seinen Spazierritt wie gewöhnlich, er schlief nnd aß regelmäßig. Mehrere Male hatte er aber zu seinem Sekretär Le Gall gesagt: „Wie meine Beine schwankend werden, ich kann mich kaum aufrechthalten." Mittwoch verließ er sein Arbeitszimmer zur gewöhnlichen Zeit, nämlich gegen 7 Uhr. Er hatte seinem Piqueur Montjarrct sagen lassen, daß er gegen 7 Uhr Morgen« auSrciten würde. Später zog er sich in seine Privatgemächer zurück und dinirte mit seiner Familie. Er ging wie gewöhnlich gegen 10 Uhr zu Bett. Donnerstag Morgen stand er um 6 Uhr auf uud ließ sagen, daß er keinen Spazierritt machen werde. Sekretär Le Gall wurde gerufen und diesem theilte Faurc dann mit, daß er sich zwar nicht unwohl fühle, aber von jeder ermüdenden Leibesübung doch lieber abschen wolle. Faurc begab sich nach seinem Arbeitszimmer, nahm Kenntniß von den Nacht« eingctrofsenen Depeschen, dcn Blättern der „Agencc HavaS" und den Morgcnzeitungen, um wie gewöhnlich den Vorsitz im Ministerrath zu sichren. Der Ministerrach trat um 9 Uhr zusammen. Faurc führte mit un getrübter GeisteSklarhcit den Vorsitz. Kein Minister hatte eine Ahnung davon, daß er Faurc zum letzten Male die Hand reichte. Faure frühstückte gegen l2 llhr und begab sich um 2 Uhr nach dem Arbeitszimmer Le Galls, wo er dcn ganzen Nachmittag vor dem Kamin sitzend und sich mit Le Gall unterhaltend, verbrachte. Gegen 5 Uhr bat ihn Le Gall um Erlaubniß, sich auf eine Stunde entfernen zu dürfen und verließ ihn. Faurc befand sich noch immer ganz wohl. Um 6 Uhr kehrte Le Gall zurück und traf den Präsidenten dabei an, wie er gerade Dekrete unterzeichnete, welche ihm General Baillaud unterbreitete, so wie er da» jeden Abend zu thun pflegte. Nachdem die Schriftstücke unterzeichnet waren, zog sich der General zurück. Einige Minuten darauf öffnete Faure die Thür seine« Arbeitszimmer«, weiche nach dem Arbeitszimmer Le Gall« führte, und ries diesem zu: „Le Gall, kommen Sic schnell, ich fühle mich unwohl!" Le Gall eilte sofort aus den Präsidenten, der sich noch sehr gut ausrecht hielt, zu und geleitete ihn, indem er ihn am Arme stützte, zu dem kleinen Sopha in den, Arbeits zimmer de» Präsidenten Faure. Faure griff sich mit der Hand nach dem Kopse und wiederholte, indem er sich die Stirne rieb: Mir ist schlecht! Auf die Frage Le Gall«, wa» er am Sitze de« Uebel« empfinde, erwiderte der Präsident, der bei vollem Bewußt sein geblieben war: E» ist eine allgemeine Schwäche, mir wird schwindlig. Le Gall ließ sofort den Chef de« Militärstaats, Ge neral Baillaud, sowie den KabinetS-Untervircktor hcrbcirufcn und bat dcn letzteren, rasch einen Arzt holen zu lassen. Gleichzeitig hörte er, daß sich zufällig Ur. Humbert bei seinem Bruder, dem Major Humbert, im Elysee befand. Dieser richtete die ersten Fragen an den Präsidenten, gab ihm Schwefeläther zu athmen und machte dem Präsidenten, dessen Zustand anfänglich nicht be sonder« ernst schien, eine Koffein-Einspritzung. Der Präsident erholte sich jedoch nicht, sondern sagte wiederholt: Mit mir geht« zu Ende; ich bin verloren, sicher verloren. Er sprach dcn Wunsch au«, seine Frau und seine Kinder zu sehen. Da sich sein Zustand von Minute zu Minute verschlimmerte, wurde» telephonisch die Doktoren Lannelongue und Chculot herbeigerufen. Diese, zu denen bald auch Ur. Bergeron stieß, erkannten bald, obgleich der Präsident bauernd bei Bewußtsein blieb, baß die Lage äußerst ernst war. Erst gegen 8 Uhr Abend« wurden die Frau sowie die beiden Töchter de« Präsidenten durch die Aerzte von dem verzweifelten Zustanv Faure« benachrichtigt. Sic erschienen so gleich bei dem Präsidenten, der auf seinem in ein Feldbett ver wandelten Kanapc ausgestreckt blieb. Wenige Minuten nach ihrem Eintreffen kam Ur. Lannelongue, der Le Gall vertraulich von seiner Auffassung unterrichtete. Inzwischen nahm Präsident Faure, der zu erkennen gab, daß er sich über den Ausgang diese« Anfalls keiner Täuschung hingebe, herzlich Abschied von seiner Frau, der er für ihre beständige Liebe und Hingebung dankte, sowie von seinen Kindern. Dann verabschiedete er sich von Le Gall, dem er für seine innige, treue Mitarbeit dankte, und von seinem HauS- hosmcister, dcn er zu vergessen bat, daß er manchmal rauh mit ihm gewesen, und schließlich von seinem Kammerdiener Bridier. Um 9 Uhr sank Präsident Faure zusammen und verlor das Be wußtsein; vergeben« wurde» Blutegel angelegt. Zugegen waren die Aerzte Potain, Bergeron und Cheulot. Ministerpräsident Dupuy ivar gleichfalls, nachdem alle Hoffnung aufgegeben war, herbeigecill. Trotz aller angewandten Mittel verschied Präsident Faure genau um lO Uhr, ohne da« Bewußtsein wieder erlangt zu haben, am Gehirnschlag. Einige Augenblicke vorher war auf wiederholte« dringende» Bitten der Gemahlin und der Familie de« Präsidenten nach einem Priester gesandt worden. Major- Moreau traf einen Abbe auf der Straße, bat ihn, nach dem Elysee mitzukommen und dieser ertheilte dem Präsidenten der Republik die Sterbesakramente. — Mehreren Blättern zufolge soll der Gehirnschlag auf eine Verkalkung der Arterien zurückzu führen sein. Tagesgeschichte. — Deutschland. Kaiser Wilhelm Hai der Wittwe Faure« telegraphisch sein Beileid auSgcdrückt. In seinem Auf trage sprach auch bereit» am Freitag der deutsche Botschafter Graf Münster der französischen Regierung die kaiserliche Thcil- nahmc au« und legte am Sarge Faure» einen prachtvollen Kranz nieder. Der Kaiser wird sich bei der Bestattung Faure« durch den Generaladjutanten Fürsten Radziwill vertreten lassen. — WilhelmShafen, 18. Februar. Der Kaiser trifft Anfang März zur Vereidigung der Rekruten und Besichtigung der nach Kiautschou gehenden Ablösung hier ein. — Oesterreich-Ungarn. Die Minsterkrisi« in Un garn, welche seit Wochen in der Luft lag, ist nunmehr zum Au«brnch gekommen. In der am Freitag stattgehabtcn Konferenz der liberalen Partei erklärte der Ministerpräsident Baron Bansfy, die Kompromißverhandlungen seien gescheitert, die Opposition habe in ihrer heutigen Mittheilung erklärt, daß sie die Obstruktion nur gegenüber einer neuen Regierung cinstcllen und nur dieser Indemnität bewilligen werde. E« wäre unter normalen Verhält nissen nur natürlich, sagte Bansfy, diesem TerroriSmu« der Ob struktion dcn äußersten Widerstand entgegenzusetzen, allein die Regierung sei, wenngleich im Widerspruch mit den Regeln de» Parlament«, zu einem anderen Entschlüsse gelangt: da« Kabinet habe sich entschlossen, seine Demission zu geben; der Rücktritt sei bereit« mündlich Sr. Majestät angczeigt und werde am Sonn abend auch formell unterbreitet werden; die Regierung werde Provisorisch bi« zur Entscheidung de« König« die Geschäfte weiter führen. — In der Sonnabend-Sitzung de« Abgcordnetenhause» hat Ministerpräsident Baron Bansfy sodann seinen Rücktritt in aller Form angezeigt. — Rußland. Der russische Minister de« Aeußeren erhielt von dem Polizciinspektor de« Norddistrikt« de« Bezirk« Jenisseisk ein vom 16. Februar dalirte« Telegramm, nach dem die Mit theilung über die Expedition Andree» weder im Bezirk Jenissei»k selbst, noch in dem Distrikt, welcher dem Grubeninspek-