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Amts- M Anzeigeblutt für den Abonnement viertelst 1 M. 20 Pf. einschließl. Les »Jllustr. Unterhaltungsbl." u. der Humor. Beilage »Seifen blasen" in der Expedition, bei unfern Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. SA. Gchrk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. 46. Jahrgang. -n, Donnerstag, den 23. Februar «»scheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: die kleinspaltige Zeile 18 Pf. Im amtlichen Theilc die gespaltene Zeile 25 Pf. 18SS Nach einer Mittheilung des Königlichen Landstallamtes zu Moritzburg soll die dies jährige Stutenmusterung und Fohtenscha« für das Zuchtgebiet Wildenfels am 1. Mai 1899, Vormittags 9 Uhr mit Prämiirung, Annaberg am 2. Mai 1899, Vormittags 9 Uhr mit Prämiirung und Oberlosa bei Plauen am 29. April 1899, Vormittags 10 Uhr mit Prämiirung in den vorgenannten Orten stattfinden. Die Herren Bürgermeister, Gemeindevorstände und Gutsvorsteher des hiesigen Ver waltungsbezirkes werden veranlaht, die Pferdebesitzer hiervon in ortsüblicher Weise in Kennt- niß zu setzen. Für alle nicht im Zuchtregister eingetragenen Stuten, sowie für eingetragene Stuten, sobald ihre nachzuweisenden Produkte im ersten oder zweiten Jahre bei den Fohlenschauen nicht vorgestellt werden, ist ein um 3 M. erhöhtes Deckgeld zu zahlen. Diejenigen Züchter also, deren Stuten nicht im Zuchtregister ausgenommen sind, die sich aber fcrnerweit das bisherige niedrigere Deckgeld von 6 M. sichern wollen, müssen ihre Stuten bei der nächsten Stutenmusterung zur Eintragung in's Zuchtregister vorstellen und ihre Produkte seiner Zeit im ersten oder zweiten Jahre zur Fohlenschau bringen. Jedes als konkurrenzfähig zu erachtende Fohlen ist nach einem bei jeder Beschälstation zu entnehmenden Formulare bis zum 1. April 1899 bei dem Königlichen Landstallamte anzumelden. Schwarzenberg, am 16. Februar 1899. Königliche AmtshlUl-tmamlschast. Krug v. Nidva. K. Die in Gemäßheit von Art. II 8 6 der Allerhöchsten Verordnung vom 21. Juni 1887 — R. G. Bl. S. 245 flg. — nach dem Durchschnitte der höchsten Tagespreise des Haupt marttortes Zwickau im Monat Januar d. I. festgesetzte und um Fünf vom Hundert er höhte Vergütung für die von den Gemeinden resp. Quartierwirthen im Monat Februar d. I. an Militärpserde zur Verabreichung gelangende Marschfouragc beträgt für LV Irg Hafer « M. 14 Pf., für 5« ir« He« 3 M. »4 Pf. und für 5« k« Stroh 2 M. 88 Pf. Schwarzenberg, am 20. Februar 1899. Königliche Amtshnuptmannschait. Krug v. Nidva. P Holz-Versteigerung. Staatssorstrevier Johanngeorgenstadt. Im „Rathskeller" zu Aue sollen Sonnabend, dem 25. Februar 1899, von Vorm. ' .,9 Uhr an 54 weiche Stämme von 10—16 em Mittenstärke, 25669 . Klötzer „ 7—15 „ Oberstärke, 4830 „ „ „ 16-22 „ „ z 584 „ „ „ 23-36 „ „ 1 1038 „ Icrbstaugen , 8u.9 „ Unterstärke, 398 „ „ 10-12 „ 31 „ „ , 13-15 „ 2 im weiche Mutzkniippel, und im Hotel „äs Laxe" zu Johanngeorgenstadt Montag, den 27. Februar 1899, von Vorm. '^lO Uhr an 210 Stück weiche Ileisstange» von 4—6 em Unterstärke, 590 „ „ ' „ „ 7 „ 23 rm welche Areuuscheite, > 8 im weiche Zacken. > 239 „ „ Arennknüppek, s 451 „ „ Urelmaste und! 180 rm weiches Arennreisig in den Abth. 7 und 14, unter den vor Beginn der Auktion bekannt zu machenden Bedingungen versteigert werden. König!. Forstrevierverwaltung Johanngeorgenstadt und Köntgl. Forftrentamt Keich. Eibenstock, am 18. Februar 1899. Herkach. 4,° lang, zum 3,i ,, „ s Theil gerückt in den -Abth. I, 3, 9, 12, I, i28, 31, 34, 35, 47, i 54—57, Die Vorgänge in Irankreich nehmen mit Recht noch immer die breite Aufmerksamkeit in An spruch, denn das Land ist durch die schnelle Wahl eines neuen Präsidenten überrascht und vor eine vollendete Thatsachc gestellt woroen. Und das war gut, denn dadurch wurde allen bonapar- tistischen und orleanistischen Zeltelungen der Boden entzogen und das Land vor einer Erschütterung bewahrt. Aber die innere Ruhe ist in Frankreich, besonders in Paris, noch nicht zurückgekehrt; vielmehr haben die Nationalisten einen wüthcnden Kampf gegen den neuen Präsidenten Loubet eröffnet, dem sie den Vorwurf machen, ein „Panamist" zu sein. Am Sonn tag hielten die Bonapartisten eine allerdings nur von 700 Per sonen besuchte Versammlung in Pari« ab, in welcher die Redner gegen die Wahl Loubets Protest einlegten und eine Wahl des Präsidenten durch das Volk verlangten. Auch die neue Liga „DaS französische Vaterland" will in einem Manifest gegen die Wahl Loubets protestiren, und in den Straßen der französischen Hauptstadt sanden während der letzten Abende mehrfache Kund gebungen gegen Loubet statt, die bei der Menge aber keinen Wiederhall fanden und deshalb einfach verpufften. Besonder« vor den Gebäuden der ZcitungSredaktionen kam es häufig zu Reibungen, ja zu Schlägereien. In seiner Antwort aus die Ansprache de« Ministerpräsidenten Dupuy, der Loubet nacb der Wahl beglückwünschte, sagte Loubet: „Nichts in meiner Vergangenheit hat mich zu träumen berechtigt, daß ich eine» TageS Präsident der Republik sein werde. Ich bin ein alter Republikaner und werde es immer bleiben. Ich will, daß da« Elhsee ein republikanische« Hau« sei. Seine Thüren werden allen Republikanern immer weit offen stehen. Der Prä sident steht über den Parteien und verachtet den Rath Niemandes. Ich werde unermüdlich arbeiten, um mit der Regierung und mit meinen Freunden im Senat den leider so schwer gefährdeten inneren Frieden im Lande wieder hcrzustellen. Das ist die ge bieterischste Pflicht und meine erste neue Aufgabe. Wir werden aber auch keinen unserer Grundsätze aufgeben, welche die Ehre der Republik ausmachen und Frankreich« sichern." — Der Groß kanzler der Ehrenlegion General Davoust begab sich noch am Abend de» Wahltage« in das Palai« Luxembourg und überreichte dem neuen Präsidenten Loubet den Großkordon der Ehrenlegion und setzte ihn in sein Amt al» Großmeister de» Orden» ein. Selbstredend ist die Stellung de« Präsidenten durch die DrehfuSsrage sehr schwierig. Loubet äußerte darüber vorsichtig, er stehe dazu, wie alle guten Franzosen, denen Wahrheit und Gerechtigkeit am Herzen liege und er lasse sich nicht al« Drey- susard einschachteln. Sich so oder ähnlich zu äußern hatte Faurc keine Veranlassung; Loubet« Aeußcrung aber unterliegt der schärf sten Kritik. Sie ist beiden Parteien nicht entschieden und deut lich genug. Bezeichnend ist aber, daß er da« Ministerium Dupuh im Amte behält und daß die Nationalisten bestimmt wissen wollen, die Antrittsbotschaft werde eine scharfe Verurtheilung der Taktik der DreyfusardS enthalten. Bi» nach erfolgter Beisetzung Faure« wird e» zu keinem entschiedenen und entscheidenden Auftritt kommen. Zur Theil- nahme an den Beisetzung»feierlichkeitcn sind vom Deutschen Kaiser befohlen der Oberstallmeister Graf v. Wedel, der General ü in Et«! v. Schell, der Kommandeur de» Alexander-Regiment» Oberst v. Moltke und der Major im l. Garde-Regiment v. PlueSkow. Diese vier Herren zählen zu den größten Offizieren der deutschen Armee. — Die Wittwe Faures hat dem Kaiser telegraphisch nach Hubertusstock in bewegten Worten ihren Dank ausgesprochen für dessen herzliche Theilnahme an dem Verlust ihre« Gatten. Bei der Leichenfeier für den Präsidenten Felix Faure wird Rußland durch den General Bilderling an der Spitze einer militärischen Deputation vertreten sein. Bilderling wird -Namens de» Kaiser» einen Kranz aus den Sarg Faure« legen. Der König von Italien wird bei der Leichenfeier Faure« vertreten sein durch eine Mission, welche besteht au« dem Botschafter Grasen Tor- nielli, dem General Pclloux, dem Generaladjutanten Avogadro, dem Flügeladjutanten Oberst Raimondi und dem Zeremonien meister Marquis Santasilia. Der neue Präsident der französischen Republik Emile Loubet ist, wie bereits erwähnt, am 31. Dezember 1838 zu Marsannc im Departement Drüme geboren, hat also das sechzigste Aller«- jahr überschritten. Er studirte die Rechte und wurde 1876 in die Kammer gewählt. Im Jahre 1885 trat er in den Senat über und wurde im Dezember 1887 in das Ministerium Tirard ausgenommen, in welchem er den öffentlichen Arbeiten Vorstand. Das Kabinet Tirard dauerte aber nur drei Monate. Als am 19. Februar 1892 da« Ministerium Freycinct zurücktrat, erhielt Loubet, der ein intimer Freund de« Präsidenten der Republik Sadi Carnot war, den Auftrag, ein Kabinet zu bilden. Er brachte ein solche« am 29. Februar zu Stande und übernahm darin neben dem Vorsitz da« Ministerium des Innern. Er hatte in dieser Stellung ein mühevoller Jahr durchzumachen; denn es fand damals der große ArbeitcrauSstand in Carmaux statt, der zu allerlei Wechselfällen führte u. der Negierung große Schwierig keiten bereitete. Daß Loubet, der zum Schiedsrichter ernannt wurde, für die streikenden Arbeiter ein sehr günstiges Unheil fällte und dann als Ministerpräsident die wegen Ruhestörung verurtheiltcn Arbeiter alsbald begnadigte, hat ihm die Sym- pathien der Sozialisten und Radikalen erworben, die nun auch mit Begeisterung für ihn stimmten. Unter seinem Ministerium brach aber auch der Panamaskandal au« und im Bestreben, diese Angelegenheit zu vertuschen, brach im Dezember 1892 sein Mini sterium zusammen. Es kam da« Ministerium Ribot, in welchem Loubet wieder da« Ministerium de« Innern übernahm, allein schon am 10. Januar 1893 trat er au« der Regierung zurück. Im Senate behielt er jedoch sein Ansehen und wurde deshalb nach dem Tode Challemel-Lacours am 16. Januar 1896 zum Präsidenten dieses Hauses gewählt. Als solcher leitete er am Sonnabend auch den Kongreß in Versailles. Al« Politiker ist Loubet in der letzten Zeit wenig hervorgetretcn, er gilt indessen als tüchtiger Jurist und gewiegter Staatsmann. Im Uebrigcn schildert eine ihm wohl gesinnte Feder seine Persönlichkeit wie folgt: Der neue Präsident ist ein lieben»würdiger Mann, von sehr einfachem bescheidenen Wesen. Er liebt nicht da« Uebermaß de korativer Ausfchmückung seiner hohen Stellung. Er läßt den Provinz-Advokaten nicht vergessen, wie e» scheint, mit einer ge wissen Absichtlichkeit. Seine Erscheinung ist sympathisch, hat aber wenig Imposante«. Er ist von mittlerer Statur, eher klein. Sein ziemlich großer Kopf ist mit ergrauenden Haaren bedeckt, und auch in seinem kurzen Vollbart mußten die blonden Haare dem Eindringen der Altersfarbe weichen. Ein Paar lebhaft blickende Augen von sehr gutmüthigem Au»druck beleben da runde, volle Gesicht. Loubets Vater war ein wohlhabender Bäuer in Marsannc, vier Kilometer von Montelimarb, und wurde OrtS- schulze. Seinen Söhnen, obschon sie am liebsten gleichfalls Land leute geworden wären, gab er eine höhere Erziehung und ließ den einen, den jetzigen Präsidenten, Rechtsanwalt, den andern Arzt werden. Er starb vor einigen Jahren. Seine Wittwe, die Mutier des Präsidenten, lebt, aber sie ist sechsundachtzig Jahre alt, doch gesund und frisch und steht noch ihrem Bauerngut vor, da« sie mit zehn Knechten und Mägden bewirthschaftet. Tagesaeschichte. — Deutschland. Die Vorlage, betreffs Ersetzung des Vor ei de« durch den Nachcid und Bestrafung unbeeidigter Aussagen wurde am Montag im Reichstag berathen und einer Kommission überwiesen. Staatssekretär Ur. -Niederding machte für sic außer den Gründen, die für den Nacheid sachlich in« Ge wicht fallen, geltend, daß sie einer Forderung de« Reichstag« entgegenkommt und gegenüber der Militär-GerichtSordnung die Einheitlichkeit der EidcSabnahme herstellc. Widerstreben begegnete der Entwurf nur bei den Nationalliberalen, die, wie aus den Ausführungen de« Abg. Bassermann hcrvorging, den Druck zu Gunsten der Einführung der Berufung zu vermindern fürchten, wenn vereinzelte allgemein anerkannte Reformbedürfnisse ihre ge sonderte Befriedigung finden. Dieser Besorgniß trat der Staats sekretär mit der Bemerkung entgegen, daß die Aenderung der Form der Eidesabnahmc doch eine Maßregel von verhältnißmäßig zu geringem Gewicht sei, al« daß die Regierung sich gegenüber der Forderung fundamentaler Reformen darauf berufen sollte. Auf anderen Seiten wurde diesem taktischen Gesichtspunkte auch besondere Bedeutung nicht beigelegt; nur der ZentrumSabgeord- netc Kirsch näherte sich dem Standpunkte des nationalliberalen Redner«, doch im Uebrigcn erkannte selbst der sozialdemokratische Redner I)r. Herzfeld trotz prinzipieller Gegnerschaft gegen die religiöse Eidesform die erheblichen Vorzüge der nachträglichen Beeidigung gegenüber der vorgängigen unumwunden an, und der sreisinnige Abg. Müller-Schaumburg bekundete der Vorlage, wie wohl er noch weiterreichende Wünsche, wie die Beseitigung de« ZeugnißzwangeS der Presse, bei dieser Gelegenheit erfüllt sehen möchte, seine volle Sympathie. Die Redner von der Rechten, Graf Bernstorff und v. Salisch, sprachen sich unbedingt zustim mend zur Vorlage aus, die schließlich an eine Kommission ge wiesen wurde. — Oesterreich-Ungarn. Der Kaiser dcsignirte Koloman Szell zum Ministerpräsidenten und betraute denselben mit der KabinetSbildung. Szell nahm die Mission an und hat sich am Dienstag früh von Wien nach Pest begeben, um die vorerst sistirten Kompromißverhandlungen mit der Opposition wieder auszunehmen. — Die Wiener „Neue Freie Presse" meldet, Koloman Szell habe den Auftrag zur Bildung de» neuen Kabi net» unter der Voraussetzung angenommen, daß c« ihm gelingen werde, da« Kompromiß mit der Opposition zu Stande zu bringen. Erst wenn die« geschehen sei, werde die Ernennung Szell« zum Ministerpräsidenten auch formell vollzogen werden. Sollte da« Kompromiß nicht gelingen, dann werde Szell den Auftrag in die Hände de« Kaiser» zurücklegen Nach den au» Pest ein getroffenen Meldungen sei jedoch die Opposition entschlossen, die Mission Szell» zu fördern und die KabinetSbildung in kürzester