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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 16.02.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-02-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189902160
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18990216
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18990216
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-02
- Tag 1899-02-16
-
Monat
1899-02
-
Jahr
1899
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staate" in die Schuhe schiebt. Die sozialdemokratische Fraktion des Reichs tafle- bat im „Vorwärts" einen Aufruf an die Arbeiter Deutschlands ver öffentlicht, in dem sie die Arbeiterschaft, unter heftigen Angriffen diese- llrtheilS, auffordert, den Familien der Verurtheilten die Ernährer ,u ersetzen und nur die Härte des Urtheils hervorhebt, die Verschuldung der Arbeiter hingegen als ganz harmlos und unbedeutend hinzustellen sucht. Auch ein Theil der bürgerlichen Presse hat, durch die sozialdemokratischen Hetzartikel veranlaßt, zu dem Uriheile Stellung genommen. Die Angriffe der Sozial demokratie richten sich hauptsächlich gegen die Höhe des Strafmaßes und dagegen, daß während deS Verfahrens die Oeffentlichkeit ausgeschlossen wurde. Die Hauptverhandlung, der « Vertheidiger — darunter ein bekannter sozialdemokratischer Reichstagsabgeordneter und forensischer Redner aus Berlin — beiwohnten, nahm 3 Tage in Anspruch; sie ergab ein grauenhaftes Bild der Vergewaltigung der „Organisirten" gegen die „Nichtorganisirten". Der Thatbestand ist im wesentlichen folgender: Am 8. Juli 1898 hatte auf dem Grahl-Hempelschen Baue in Löbtau von früh 9 Uhr ad und nach Schluß der Arbeit um 8 Uhr für die dort beschäftigten Maurer, Zimmerleute und Bauarbeiter, ungefähr 35 dis 40 Mann, Hebeschmaus stattgefunden, dabei waren fünf Faß Münchner und Lager-Brer, ca. 150 Liter im Ganzen, aufgelegt worden. Gegen 8 Uhr Abends rief Jemand in die Baubude: „Die Zimmerleute alle rauskommen, bei Klemm arbeiten sie noch!" Sofort verließen Gedlich, Geißler, Hecht, Zwahr, Pfeifer, Leiber und an ihrer Spitze Moritz den Bauplatz und eilten in schnellem Schritte trotz Warnung ihres Arbeitgebers: „Macht keine Dummheiten" nach dem Ecke Süd und Herbertstraße gelegenen Neubau des Bauunternehmers Klemm, um die dort arbeitenden Zimmerleute von der Arbeit abzuhalten. In der Nähe des Neubaues lief Moritz voraus, betrat als erster den Platz, dessen Zugang äußerlich offen, aber durch das Plakat: „Unbefugten ist der Eintritt verboten" gesperrt war, und fragte, wie er selbst zugiebt, lediglich um einen Vorwand zu haben und den Platz befugt betreten zu können, den Polier Pollack nach Arbeit. Als Pollack ablehnend antwortete, wandte sich Moritz sofort an die dort noch arbeitenden 6 Zimmer leute mit den Worten: „^8 arbeitet Ihr noch , pfui, schämt Ihr Euch denn nicht?" Gleichzeitig betraten die anderen, die bisher vor dem Thore außer halb des Platzes gestanden hatten, den Bauplatz und machten den Arbeitern unter Schimpfworten Vorwürfe. Nun kam der Baugewerke Klemm jr., der mit seinem Vater vor dem Neubaue auf der Südstraße im Gespräch ge standen hatte, auf den Platz und forderte die sämmtlichen fremden Arbeiter, geeilt war, noch eine große Anzahl Arbeiter zugesellt hatte, auf, den Platz zu verlassen. Sofort fielen nun die Verurtheilten über Klemm jr. her, (1. Angriff), drängten ihn hinter dem ersten Ziegelhaufen herum nach der Laterne, in deren Nähe Klemm zu Falle kam und schlugen fortgesetzt mit Fäusten auf ihn ein. Da eilten Pollack, dessen Bruder Emil, die auf dem Klemm'fchen Neubau beschäftigten Zimmerleute Wende und Petrich und Klemm senior zu Hilfe. Klemm jr. kam in die Höhe und lief sofort hinter das Laus in die dort befindliche Baubude. Dabei wurde er noch von einem Ziegelstück ins linke Auge getroffen. Während dessen wendeten sich die fremden Arbeiter gegen Klemms Leute, die ihm zu Hilfe gekommen waren. Klemm jr. kam inzwischen wieder hinter dem Hause vor bis in die Nähe des Sandhaufens und forderte von dort aus die fremden Arbeiter nochmals auf, den Platz zu verlassen. Da diese nicht sofort Folge leisteten, gab Klemm jr. aus einem mit der Mündung dem Boden zugekehrren Revolver und gestrecktem rechten Arma zwei Schreckschüsse ab. Sofort stürzten nun die Nächststchenden auf Klemm jr. los. Von der Straße her ertönte hierbei aus der stark angewachsenen Menge, die jedenfalls durch Zwahrs Ausruf: „ich bin geschossen", aufgestachelt worden war, der Ruf: „schlagt den Hund tobt", und der Haufen auf dem Platze schrie: „Wart Luder, du mußt sterben!" und insbesondere Wobst brüllte: „schlagt den Hund tobt!" Sie schlugen auf ihn ein (2. Angriff) und warfen ihn in der Nähe des ersten Ziegelhaufens zu Boden. Dort packten noch Moritz und Zwahr den Klemm jun. am Halse und würgten ihn mit den Worten: „Hund, ich erwürge Dich!" Klemm jun. wurde nun mit Fäusten geschlagen, mit Füßen getreten und mit Ziegel und Balkcnstücken beworfen. Inzwischen arbeitete sich Pollack von der La terne her zu Klemm jun. durch, erhielt dabei mehrere Fauftschläge auf den Kopf und ins Genick, hob aber Klemm jun. doch endlich auf und führte ihn, der in Folge der Mißhandlungen nur schwer gehen und kaum noch sprechen konnte, nach der hinter dem Hause gelegenen Bude und legte ihn dort auf eine Bank. Auf dem Wege hinter das Haus flogen Ziegelsteine u. Balken stücke hinter Klemm jun. her. Bei dieser Gelegenheit hat Pfeifer geständiger maßen '/§ Stück Ziegelstein nach Klemm jun. geworfen. Pollack verschloß die Baubube und begab sich nach der Straße zu, um die Bretterplanke, die Worten daran gehindert: ^,DaS ist keine Sache. Das darf nicht gelitten werden, daß hier länger gearbeitet wird. Es wird eben nicht zugemacht!" Da hörte er Klemm jun. um Hilfe rufen. Es waren nämlrch Zwahr mit den Worten, „er wolle nachgehen und den Hund todtschlagen" und Andere hinter Klemm jun. her nach der Bude gegangen, Zwahr batte die verschlossene Thüre erbrochen. Er betrat als Erster die Bude, erfaßte eine leere Sel terswasserfiasche am Halse und schlug mehrere Male mit ihr so stark auf Klemms Hinterkopf, daß die Flasche in Stücke zersprang, obwohl Klemm vor Schmerzen wimmernd gebeten hatte: „Schlagt mich doch nicht todt, ich habe auch Frau und Kinder." Während ves Schlages rief Zwahr aus: „Jetzt haben wir Dich Hund. Jetzt schlagen wir Dich todt. Du hast es nicht anders verdient." Hierauf ergriff Schmieder ein Balkenstück und schlug mit vielem wiederholt auf Klemms Hinterkopf. Bei diesen scheußlichen Miß handlungen hatte Klemm jun. um Hilfe gerufen und war mit Aufbietung seiner letzten Kräfte noch bis an die Hintere Hausecke gelaufen, dicht gefolgt von Zwahr . dort aber brach er zusammen. Pollack nahm sich nun seiner an und sührte ihn stützend nach dem Eingänge zu. An der Bretterplanke riß aber Zwahr die beiden nieder und schlug mit Fäusten auf sie los. Da bei unterstützten ihn die fremden Arbeiter wieder, ermuntert durch den Zu ruf aus der Menge und durch Wobsts Mund: „Schlagt den Hund todt!" (3. Angriff.) Als nun Klemm hilflos am Boden lag, kniete Zwahr auf ihn. «4. Angriff.) Moritz versetzte ihm einen Fußtritt ins Gesäß, dessen er sich später auch noch gerühmt hat, endlich stieß ihn auch Wobst mit den Füßen und rief dabei: „Jetzt habe ich Dir den Gnadenstoß gegeben!" Während dessen hatte sich Pollack befreit und lief nach der Wilsdrufferstraße zu, um Polizei zu holen. Ihm begegnete der Steinmetz Schrader, den er bat, dies für ihn zu thun. Dann arbeitete er sich wieder zu Klemm jun. durch, wo bei er wieder mehrere Faustschläge auf den Kopf erhielt. Er brachte Klemm jun. in die Höhe und schleifte ihn, da dieser nicht mehr gehen konnte, die Südstraße entlang, nach der Wilsdrufferstraße zu. Noch ehe er diese erreichte, hatten ihn eine Anzahl fremder Arbeiter, darunter Zwahr, Schmieder und Gedlich, eingeholt. Sie rissen Klemm jun. von Neuem nieder (k. Angriff), würgten ihn am Halse mit dem Rufe: „Nun mußt Du sterben " In diesem Augenblicke kam Schrader herbei. Als dieser Klemm jun. aufheben wollte, versetzte Schmieder dem Klemm mit dem Stiefel einen Tritt ins Gesicht, daß Klemm den Kopf wie leblos fallen ließ. Von da schafften dann Pollack und Schrader den Schwerverletzten nach der Wache. Die versammelte Men schenmenge wurde auf 3—400 Leute geschätzt. Klemm jun. hat infolge dieser Mißhandlungen starke Schwellungen und Blutergüsse um und in das Auge, ausgedehnte Haut und Muskelverletzungen über den ganzen Körper und einen Bruch der Schädeldecke davongetragen. Die Kleider hingen in Fetzen von ihm. Er hat mehrere Tage Blut gespuckt und war einige Monate schwer krank. Stoch gegenwärtig behauptet er, Schwindel und Kopfdruck zu em pfinden. Sein Auftreten in der Verhandlung war das eines Menschen, der geistig wie körperlich sich von den erlittenen Mißhandlungen noch durchaus nicht völlig erholt hat. Angesichts dieser Thatsachen schreibt nun die „Stichs. Arbeiter-Ztg.", daß den Verurtheilten jedes Schuldbewußtem gefehlt habe und daß sie zu > ächst in durchaus unanfechtbarer Weise ihre Interessen gewahrt und unter dem Eindrücke der berechtigten Nothwehr gegen oen schießlustigen Bauunter nehmer gehandelt hätten. So beurtheilt die Sozialdemokratie die schlimmste Vergewaltigung eines Wehrlosen von Seiten ihrer Genoffen! Es läßt sich nun nicht verkennen, daß der Ausschluß der Oeffentlichkeit bei den Verhandlungen die sozialdemokratische Hetze wesentlich erleichtert bat. Die sozialdemokratische Fraktion des Reichstages hat im „Vorwärts" sogar erklärt, daß der Gerichtshof „nach ihrer Meinung" unter falscher und un zulässiger Anwendung der eimchlagenden Bestimmungen deS Gerichtsverfass ungsgesetzes über den Ausschluß der Oeffentlichkeit der Gerichtsverhandlungen, den Prozeß hinter verichloffenen Thüren geführt habe. Selbstverständlich kann von einer unzulässigen Anwendung dieser Bestimmungen gar nicht die Rede sein. Abgesehen davon, daß der Gerichtsbeschluß lauter: „Die Beamten der gerichtlichen und Verwaltungs-Behörden, nicht ausgelooste Geschworene, Rechtsanwälte und Referendare bei Rechtsanwälten haben ungehindert Zu tritt", kann höchstens die Frage aufgeworfen werfen, ob diese Maßregel auch nothwendig war. Diese Frage ist aber unbedingt zu bejahen. Denn leider macht sich heute der TerroriSmuS der Sozialdemokratie dis in den Gericht saal und vor die Augen deS Richter- bemerkbar. Die Genossen der An geklagten und der Zeugen wissen sich diesen bemerkbar zu machen und ihre Angaben zu beeinflussen, so daß e- dem Richter unmöglich ist, in der Haupt Verhandlung ein klare- Bild von den Vorgängen zu bekommen, wenn auch nach den Ergebnissen der Voruntersuchung bereit- jeder Zweifel beseitigt er schien. Durch die Oeffentlichkeit wird in einem solchen Prozesse, wie dem vorliegenden, wo politische Momente die Triebfeder des Hanteln- bildeten, der AuSgang vollkommen in Zweifel gestellt. Dabei muß in Erwägung ge zogen werden, daß auch Ausichreilungcn im Zuschauerraume zu befürchten sind, welche die Würde des Gericht- beeinträchtigen und nur zu neuen, die Allgemeinheit beunruhigenden Strafverhandlungen führen würden. Mit Rücksicht darauf, sowie auf die jetzige Zeit der Klassenkämpfe, wo planmäßig Haß und Zwietracht zwischen Unternehmern und Arbeitern gesät wird, ist in der Oeffentlichkeit der Verhandlung in der That eine Gefährdung der öffentlichen Ordnung zu erblicken. Der Beschluß auf Ausschließung der Oeffentlichkeit ist daher nur zu billigen, denn er wählte von zwei Nebeln da- geringere. Was schließlich die Höhe des Strafmaße- anlangt, so ist das Höchst maß für den Todtschlagsversuch 14 Jahre 11 Monate Zuchthaus, für schwe ren Landsriedensdruch 10 Jahre Zuchthaus u. für einfachen Landfriedensbruch und gefährliche Körperverletzung je 5 Jahre Gefängniß. ES ist daher in keinem Falle auf da- Höchstmaß der Strafe, sondern vielmehr, abgesehen von den beiden Fällen des einfachen Landfriedensbruchs, nur um etwas über die Lälfte der zulässigen Höhe hinausgegangen worden. Wenn man nun bei Abmessung der Strafen auch zu Gunsten der Verurtheilten berücksichtigt, daß sie sich — bis auf Wobst — in einer durch den Genuß geistiger Ge tränke, durch aufreizende Zurufe und später durch das Schießen des Bau- gewerken Klemm jun. verursachten erregten Stimmung befanden, so muß da gegen zu ihren Ungunsten in Betracht kommen, daß es sich um eine sehr schwere Auflehnung und Störung des öffentlichen Friedens handelt, daß sich außer den Verurtheilten mit deren Wissen noch eine große Anzahl Personen daran betheiligte, daß eine Mehrzahl von Personen in roher Weise gemiß handelt und der Baugewerke Klemm jun. geradezu gemartert wurde, daß die Angeklagten friedliche Arbeiter überfielen und daß sie — bis auf Wobst — vorher durch ihren Arbeitgeber, den Bauunternehmer Hempel, vor Aus schreitungen gewarnt worden waren. Zudem mußte erschwerend ins Gewicht fallen, daß Zwahr wegen Körperverletzung, Pfeifer wegen groben Unfugs, Leiber wegen schweren Diebstahls, Bettelns, Widerstands gegen die Staats gewalt und schweren Hausfriedensbruches vorbestraft sind, daß Zwahr, Schmieder. Moritz. Gedlich und Wobst sich bei den init großer Gefühllosig keit gegen den hülflosen Klemm jun. verübten Mißhandlungen besonders her vor gethan haben, Zwahr mit einer starken Glasflasche, Schmieder mit einem schweren Holzklotz gegen den Kopf Klemms jun. geschlagen. Wobst ihn mit den Füßen gestoßen, daß Schmieder, Moritz, Wobst, sich ihrer unmenschlichen Handlungsweise auch noch gerühmt haben, endlich daß Zwahr und Moritz die Zusammenrottung zu Wege gebracht, die Menschenmenge angeleitet und angefeuert haben. Sämmtliche Verurtheilte haben sich alsbald nach der Hauptverhandlung vorführen lassen und freiwillig die Erklärung abgegeben, daß sie sich dem Urrheile unterwerfen. An diesem Straffalle sieht man wieder die furchtbaren Früchte der sozialdemokratischen Irrlehren. Verblendet von der eingeimpften unbedingten „Solidarität" der Arbeiter u. beherrscht von der anstandvlosen, mit schroffstem Zwange durchzuführenden Unterordnung unter die von den „Organisirten" im Frieden mit ihrem Arbeitgeber leben wollten. Der von der Sozial demokratie planmäßig geschürte Klassenhaß, die sozialdemokratische Verachtung gegen Gesetz und Reckst steigerten diese Angriffe zu einem Verbrechen. Die demokratischen Lehren den Keim des Verbrechens in sich tragen. Sie erfahren dadurch, wie leicht sie schweres Unglück auf sich und ihre Familie herauf beschwören können, wenn sie sich von diesen Lehren bethören lassen. Sie werden einsehen, daß es ein dringendes Erforderniß zur Aufrecksterhaltung der öffentlichen Ordnung im Staate ist, daß vem Gesetz Achtung verschafft werde, das Zusammenrottungen zum Zwecke der Störung Arbeitswilliger verbietet. Sie werden nun wissen, wo sie ihre schlimmsten Feinde zu suchen haben und in den Hetzartikeln über angebliche Klaffenjustiz die durchsichtige Absicht der Sozialdemokratie erkennen, die schwere Schuld an dem beklagens- werthen aber verdienten Loose jener bethörtcn Arbeiter von den Verführern Tagesgeschichte. — Deutschland. Zn der Budgctkommission des Reichs tages sind am Dienstag wichtige Abstimmungen zu den Militär vorlagen mit günstigem Ergebniß erfolgt. Die Novelle zum Militärgesetz vom 2. Mat 1874, betreffs Neuorganisation der Armeekorps, wurde mit 20 gegen 8 Stimmen und die in der Borlage über die Friedenspräsenzstärke geforderten 625 Bataillone Infanterie wurden mit >5 gegen 10 Stimmen angenommen. — Der Seniorenkonvem des Reichstags beschloß am Montag, die Osterferien mit Rücksicht auf den vor den Palm sonntag fallenden katholischen Feiertag schon am 22. März be ginnen zu lassen. — Oesterreich-Ungarn. Prag, >3. Februar. Die Bczirkshauptmannschaften haben den tschechischen Gemeinde vertretungen mitgethcilt, baß der von ihnen gefaßte Beschluß, die Annahme von deutschen Zuschriften der Militär- u. Staats behörden zu verweigern, gesetzwidrig sei, da die Dienstsprache des Militär« und der Gendarmerie deutsch sei. Wenn die Gemeinde vertreter deutsche Zuschriften nicht verständen, so seien sic ver pflichtet, sich dieselben bei den Bczirkshauptmannschaften übersetzen zu lassen. — Eger, 12. Februar. Heute Bormiltag sammelten sich einige hundert Leute in den Straßen, sangen beim Josephdenkmal nationale Lieder und zogen hierauf unter lebhaften Pfuirufen bei der BezirkShauptmannschast vorüber an« Stadthaus, wo sich unter Absingung der „Wacht am Rhein" der Zug auflöste. Die De monstration richtete sich gegen da« Verbot der Aufstellung des Bismarckvenkmals. — Amerika. New-Aork, 13. Febr. Die letzte große Kälte ostwärts von den Rocky Mountains erreichte am Sonn abend Abend ihren Höhepunkt in einem schrecklichen Hagel- und Schneesturm in den atlantischen Staaten, der jetzt noch anhält. Der Verkehr erleidet große Stockungen. Die Philadelphia- and Reading-Eisenbahn hat den ganzen Dienst eingestellt. Andere Züge verkehren unregelmäßig und befördern nur Personen. — Keiner der am Sonnabend und Sonntag in New-Aork fälligen Dampfer ist eingetroffen. Die Frostlinie dehnt sich bi» nach Florida au«. Einige Schneewehen in Washington sind 10 Fuß tief. Nur 60 Mitglieder des Repräsentantenhauses konnten in da« ParlamentSgebäude gelangen, lehnten e« aber ab, sich zu vertagen. — Von anderer Seite wird noch gemeldet: Die Eisen bahnverbindung zwischen Washington und New-Aork ist unter brochen. - In New-Aork ist die Kälte sehr groß. Große Schnee massen liegen in den Straßen. Mehrere Stadtviertel sind ohne Wasser und müssen Schnee schmelzen, um solche« zu bekommen. Biele Personen sind infolge der Kälte umgckommen. Die Polizei fand Leichen unter dem Schnee. Dieselben können nicht begraben werden, weil die Zugänge zu den Kirchhöfen völlig verweht sind. BemerkcnSwerth ist noch, daß die Hängebrücke, welche New-Aork mit Brooklyn verbindet, sich um 14 Fuß zusammengezogen hat. — Washington, 14. Februar. General Oti« meldete telegraphisch, daß Jlo-Jlo von den amerikanischen Truppen be setzt gehalten wird. Den Aufständischen war bi« zum Abend de ll. Februar Frist gegeben worden, sich zu ergeben; da sic aber ihrerseits angriffsweisc vorgingen, kam e« schon am Morgen diese« Tage« zum Kampfe. — Manila, 14. Februar. Die Amerikaner nahmen am Sonnabend Jlo-Jlo nach einer Beschießung durch die Flotte. Die Aufständischen setzten die Stadt in Brand, bevor sic sie räumten; aber die amerikanischen Truppen löschten die Feuer. Die Amerikaner haben keine, die Aufständischen dagegen wahr scheinlich schwere Verluste erlitten. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 15. Februar. Wie wir erfahren, ist heute die amtliche Bestätigung der Ernennung de« Hrn. ?. Gebauer in Erdmannsdorf zum Pfarrer von Eibenstock bei dem hiesigen Kirchenvorstande eingegangen. — Eibenstock, 14. Februar. Mitten in einer Zeit, wo ein Vergnügen da« andere jagt, hat auch der Gabelsberger Stenographen-Berein ein solche« am vergangenen Sonn tag im Saale de» Schützenhause« in Gestalt einer Abendunter haltung veranstaltet, das sich eine« zahlreichen Besuche« zu er freuen gehabt hat. Der Anlaß dieser Abendunterhaltung ist in dem am 9. Februar wiedergekehrten Geburt«iagc de« Altmeister« Gabel«bergcr zu suchen, der überall da, wo sich Gabclsberger Stenographen zu einer Bereinigung zusämmengefunden, durch Eommerse oder sonstige Festlichkeiten gefeiert zu werden pflegt. Da« Programm dieser Abcnduntcrhaltung wie« abwechselnd je einen Vortrag auf Clavier, einer Dichtung: Nachklang zu Ga bclsberger« Geburtstag, eine» Volksliedes „Liebesscherz" sowie gemeinsame Gesänge von Liedern auf, die begeisterte Ausnahme fanden. Den Glanzpunkt bildete eine von Herrn Handelsschul direktor Pfeifer gehaltene Ansprache, in der die Ahnen der Schrift in recht verständlicher Weise veranschaulicht wurden und die zum Schluß in einem Hoch aus die Stenographie, die Tochter der Schrift, ihren AuSklang fand. Ein von 5 Personen (3 Da men und 2 Herrens vorgctragener Schwank „Manschetten" brachte die Anwesenden in die heiterste Stimmung, sodaß am Schluffe desselben allgemeine Freude über den Berlauf des Abend« zu er- kennen war. Möchte diese Abendunlerhaltung, die mit einem gemüthlichcn Tänzchen, endete, ihren Theil dazu beitragen, daß die Stenographie in unserer Stadt mehr an Bode» gewinne und dem rührigen Vereine neue Mitglieder zugeführt werden. — Johanngeorgenstadt, 14. Februar. Seit gestern früh weht in dem neucrbauten Flußbette de« Schwarzwasscr« oberhalb de« Bahnhofs eine Flagge. Da« wichtigste Stück de» BahnhosSumbaue», die Flußverlcgung, ist beendet. Da« Wasser rauscht nunmehr vor dem Bahnhof vorbei. In wenigen Stun den war am gestrigen Tage die Ueberleitung trotz de» hohen Wasserstanke« in ebenso entschlossener, wie überlegender Weise durchgesührl worden. Während im oberen Thcilc de« neuen Flußbettes das Wasser über vier Wehre stürzt und herrliche Cas- cadellen bildet, haben die Wogen im unteren Thcilc einen ruhigen, kaum hörbaren Laus. Da nun das linke Ufer am unteren Ende durch eine starke, solidgebaute Mauer eingefaßt ist, so sind die etwaigen Befürchtungen, raß dort die Wassermassen bei starkem Hochwasser sich Durchbruch verschaffen könnten, namentlich an der Eurve, vollständig als unbegründet zu betrachten, da gerade an dieser Stelle ein äußerst ruhiger Lauf zu konstatiren ist. Die technische wie praktische Leitung des Baues verdient daher die vollste Anerkennung, insonderheit auch au» dem Grunde, daß der überaus schwierige Bau der Flußverlegung ohne jeden Unglücks fall zu Ende geführt worden ist. Die Ausführung de« Baue«, welche in die bewährten Hände de« Herr» Bauunternehmers H. Trommcr au« Schönheide gelegt worden ist, legt beredte« Zeugniß davon ab, daß an der rechten Stelle auch der rechte Mann steht. — Johanngeorgenstadt, 14. Februar. Bezüglich der Schlägerei in Oberjugel, welche sür einen Bcthciligten, den vor maligen erst 24 Jahre alten Waldarbeiter Ichlott, tödtlich ver lief, ist noch zu bemerken, daß der Genannte ein zanksüchtiger Mensch gewesen sein soll, wenn er sich im angetrunkenen Zu stande, wie die« auch bei der Schlägerei der Fall war, befand. Der Bruder de« Gctödteten, sowie der Bruder seine« Schwagers, welche hier verhaftet sind, sind ebenfalls in angetrunkenem Zu stande gewesen. Die gerichtliche Sektion hat eine Verletzung des Hinterkopfe« ergeben. Die Verhafteten hatten sich, nachdem sic den Verstorbenen zur Thür hinausgeworfen hatten, in die Gast stube vcS „ErbgerichtS" zurückbegeben und waren nicht wenig er schrocken, al« nach einiger Zeit die Mithin mit der Bemerkung in« Zimmer trat, daß der HinauSgeworfene regunglo» im Hause liege. - — Dresden. Am Montag vor. Woche erschien in einer Lotteriekollektion ein junger Mann, um ein Zehntel sür die 2. Klasse der Kgl. Sächs. LandeSlotteric zu kaufe». Eben hatte er eine -Nummer gezogen und wollte sortgehen, als der Depeschen bote dem Kollekteur ein Telegramm brachte. Dieser überflog es und »heilte dem noch anwesenden Looskäuser mit, daß seine soeben gezogene Nummer mit 1000 Mark heraus sei! Der Glückspilz hatte nicht« Eiligere« zu thun, als auf der Stelle noch ein zwei te» Loo« zu nehmen, und am Dienstag früh, am 2. Ziehungstage bcschcerte ihm Fortuna denselben Gewinn zum zweiten Male, denn auch auf da« zweite Loos fiel ein Gewinn von 1000 M. — Chemnitz. Die Altcnvorser VergiftungSaffäre wird immer räthselhafter. Die Sektion des verstorbenen Schmie des Martin Merz hat keinen Anhalt dafür ergeben, auf welche Ursache der Tod zurückzuführen ist. Nichtsdestoweniger wird die Untersuchung auf verschiedene Gifte wcitergeführt, da e« bekannt lich mehrere Gifte giebt, die wenig oder gar keine Spuren zu- rücklassen. Als feststehend ist zu betrachten, daß ebensowenig der Genuß von Bier, als äußere Einflüsse — giftige Gase einer be nachbarten Gießerei oder die Ausdünstung de« srischgetünchtcn Zimmer« — die ernsten Folgen nach sich zogen. Da« mysteriöse Dunkel, welches über dieser Angelegenheit schwebt, hat die Ge- müther begreiflicherweise in ungewöhnliche Aufregung versetzt. — Annaberg, 13. Februar. In einem kleinen, zur sog. „Bäuerin" gehörigen Bergschachtgcbäude in Frohnau, da« zu Wohn zwecken umgebaut worden, ist in vergangener Nacht Feuer aus gekommen, bei dem vier Menschen, und zwar der etwa 40 Jahre alte Fabrikarbeiter Meyer, dessen 38 Jahre alte Frau, deren 3'/, Jahre alter Knabe Wilhelm und da« noch nicht ein jährige Mädchen Elly mit verbrannt sind. Die verkohlten Leichname wurden, vollständig unkenntlich, unter dem Schutt her vorgezogen. Am Leben befinden sich noch 6 Kinder im Alter von 16 bi« herab zu 2 Jahren. — Annaberg, 14. Februar. Tödtlich verunglückt ist ge stern Nachmittag der Schieferdeckermcister Wolf hier. Er fiel vom Dache eine» hohen Hause« in der Klosterstraße und gab nach wenigen Augenblicken seinen Geist auf. — Schwarzenberg, 14. Februar. Ein bedauerlicher Un- glückrfall trug sich vor. Sonnabend Abend in der hiesigen Brettschneidemühle zu. Al« der 35 Jahre alte Brettschneider Krauß in der Radstube der Mühle irgend etwa« nachsehen wollte, kam er hierbei zu Fall und gerieth mit dem Kopse zwischen da« noch im Gange befindliche Stirnrad und den Drehling, wobei ihm der Kopf vollständig zermalmt wurde. Der Verunglückte hinterläßt eine Frau, die bereit« schon seit Jahr schwer krank darniedcrliegt, und 6 unerzogene Sinder. — Falkcnstein, 13. Februar. Gestern hat sich der 15- jährigc Realschüler Oswald Hänel in seiner elterlichen Wohnung hier durch einen Schuß in den Kops selbst getödtet. Die Ur sache diese« bedauerlichen Schritte« ist unbekannt. — Falkenstein, 10. Februar. Die Geschäst«lagc in unserer industriercichen Stadt ist jetzt erfreulicherweise eine recht günstige zu nennen. In der Schiffchenstickerei sind alle Maschi nen voll beschäftigt und e« liegen genügend Bestellungen vor. Leider seblt e« noch immer an genügenden Hilfskräften (Fädler, Aufpaffer), sodaß deshalb mancher Arbeitgeber seine Maschinen still stehen lassen muß. In den englischen Gardinenfabriken wird in vollen Schichten gearbeitet; man sieht in diesem Jahre hoff-
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