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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 28.05.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-05-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189805281
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18980528
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18980528
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-05
- Tag 1898-05-28
-
Monat
1898-05
-
Jahr
1898
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Beilage zu Nr. 63 des „Amts- and Ameiaeblattes". Eibenstock, den 28. Mai 1898. Schuld und Süyne. Roman von A. K. Green. (IS. Fortsetzung.) Der Neger stieß sofort ein empörte» .Nein' au», und al« ich meinem Erstaunen darüber Ausdruck gab, erklärte er mir, e« wäre von ihnen keiner gut genug, um von Massa Urquart mit aus die Reise genommen zu werden. Massa Urquart wolle in New-Jork einige neue Leute miethen. Obgleich die Missu» krank wäre, ließ er nicht einmal ihr eigene» Mädchen bi« nach New-Jork mitkommen. Er habe gesagt, er wolle Alle» selbst Ihun — al« ob irgend ein Mann im Stande wäre, sür Missu« zu sorgen, wie Sallh e« gelhan habe, die um Missu« von ihrer Ge burt an gewesen wäre. .Und da« Gepäck?' fragte ich, mehr al« ich beschreiben kann durch diese Mittheilung um die Zukunft der jungen Frau besorgt gemacht. .Da» hat Massa Alle« voraus nach dem Schiff oder nach seinem Hause herumgeschickt. Sr hat noch gute Bücher und eine Menge anderer Sachen dazu zu packen. Da« meiste, wa« Missu« mitnimmt, ist schon vor acht Tagen in einer Schaluppe den Fluß hinuntergeschafft." .So, so! Und die Herrschasten werden zu Wagen fahren?" .Ja, Sir. Sie wollen noch da« Schiff erreichen, da« nach den Bermuda« segelt und darum sind sie in großer Eile, sagte Massa.« Jetzt hatten Urquart und seine junge Frau die HauSlhür erreicht. Sic war noch immer heiter und still; aber in ihren Augen glänzte eine Thräne, während man in den seinigcn nicht« Andere« sah, al« den Triumph, den man von einem Manne wohl erwarten konnte, welcher soeben die reichste Erbin von Al bany gehciratbet hatte. .Adieu — Adieu — Adieu!' kam e« in sanften Tönen über die Lippen der jungen Frau; und gerade trat sie über die Schwelle, al» plötzlich in der vor der Thür stehenden Menge eine alte Indianerin auftauchte, die so vom Alter gebeugt und voller Runzeln «ar, und dadurch einen so schrecklichen Anblick bot, daß wir Alle zurückpralltcn und Frau Urquart au» ihrem Bereich ziehen wollten, al« die Unbekannte ihre Stimme erhob und mit der einen knöchernen Hand in da« Gesicht der jungen Frau zeigend, au-ricf: »Hüte Dich vor eichenen Wänden, Du süße Taube! Hüte Dich vor eichenen Wänden! Sie sind Dir gefährlicher, al» Feuer und Wasser. Hüte Dich vor eichenen Wänden!« Ein Aufschrei unterbrach sie. Dieser kam jedoch nicht au» dem Munde der Braut, sondern au« dem Innern der nunmehr fast leeren Halle hinter un«. Sofort richtete sich die Alte zu einer noch drohenderen und abschreckenderen Stellung auf. „Und Ihr da,« ries sie, nunmehr aus die Gestalt hinter un« zeigend, welche sich in unaussprechlichem Entsetzen dicht an die Wand drückte — „Ihr dürft ihnen auch nicht trauen! In den eichenen Wänden lauert der Tod. Hütet Euch! Hütet Euch!« Ein Fluch, einige hastige Schritte, und Edwin Urquart hatte sich auf die alte Hexe gestürzt; aber er fiel auf da« Pflaster nieder, ohne sie zu fassen, denn kaum hatte sie da« letzte Wort gesprochen, al« sie vor unseren Augen unter der Menge verschwand, welche Neugierde und Sympathie vor dem Hause versammelt hatte, um da« junge Paar abreisen zu sehen. .Wer war jene» Geschöpf? Laß mich sic fassen! Haltet sie, sage ich Euch!« schrie der rasende junge Ehemann, indem er sich aufrichtete und wüthend um sich sah, während er sich durch die Menge zu drängen suchte. Aber nirgend« ertönte eine Antwort, während seine erschreckte Gattin einen so jammervollen Schrei ausstieß, daß er von seiner nutzlosen Verfolgung abließ, an Honora« Seite zurückkehrte und ihr in den Wagen steigen hals. Doch indem er die» that, konnte er nicht umhin, einen Blick hinter sich zu weisen, der mir — wenn auch keinem Anderen — verrieth, daß sein Zorn mehr den Worten galt, die gegen Marah gerichtet waren, al» denen, die zu dem zarten Wesen gesprochen worden, da« jetzt an seinem Arme hing. Und eine eifersüchtige Wuth erfaßte auch mich jetzt. Ich hätte in diesem Augenblick nicht bedauert, wenn ein Blitz ihn getödtet hätte. .Adieu — Adieu — Adieu!« tönte e» abermal» von den bleichen Lippen der jungen Frau; und diese» Mal fühlte ich, daß ihre Worte sür mich bestimmt waren; ich winkte die Antwort mit der Hand, denn sprechen konnte ich nicht. So fuhren sic fort, von den Klagen der Dienerschaft begleitet, denen die ver- hängnißvolle Warnung der alten Frau den letzten Rest von Selbst beherrschung genommen hatte. .Einen zweiten Wagen für Fräulein Leighton!« hörte ich Jemand wie einen Befehl rufen. Von dem Schmerz, der mir da» Herz zusammenpreßte, getrieben, eilte ich in da» Hau« zu rück, um meiner verlorenen Liebe noch ein Abschicd»wort zu sagen. Aber sie war nicht mehr da und konnte trotz allen Suchen» nirgend« gesunden werden. 1b. Die Katastrophe. Ich habe nur noch wenig zu sagen, aber in diesem Wenigen liegt da» Schicksal meine« Leben». Al« wir un« überzeugt hatten, daß Fräulein Leighton all dem Hause verschwunden war und nicht zur Stelle sein würde, um den Postwagen nach Schcnectady benutzen zu können, wurde die Aufregung, welche seit der Zeremonie in stetem Wachsen ge blieben, unaussprechlich. Ich war der erste, welcher da« Suchen nach der Verschwun denen begann. Von ihrem letzten Blicke erschreckt und von dem Entsetzen, welche« sich in ihrem Schrei bei den weissagenden Worten kundgab, erschüttert, wartete ich nicht darauf, daß die Besorgniß und Unruhe um ihretwillen allgemein wurde, sondern stürzte nach den oberen Zimmern hinauf. Obgleich ich jene Regionen noch nie betreten, führte mich mein guter oder böser Seniu» in ein Zimmer, da« ich sofort al« da» ihrige erkannte. Die vollgepacklen Schachteln und Kisten warteten daraus, hinuntergetragen zu werden, außerdem aber ver sicherten mir tausend Kleinlgkeitcn, welche an sich nicht«sagend, doch den Charakter ihrer Besitzer kennzeichnen, daß ich mich in dem Bemache Derjenigen befand, für welche länger al« sech« Monate mein Herz al« sür da» einzige Wesen geschlagen hatte, da« ich aus der Welt liebte. Aber daran wagte ich nicht zu denken, e« war kein« Zeit zu« Träumen; gewahrend, daß nur ihr Hut fehlte, die Handschuh« aber noch auf dem Tische lagen, stürzte ich wieder hinunter und zum Hause hinaus. Lin Jmpul«, sür den ich mir noch heute keine Rechenschaft zu geben vermag, führte mich nach Edwin Urquart« Hau« oder vielmehr nach jenem Thcile de« Hause«, den er zu seiner Benutz ung gemiethet hatte, seit die Vorbereitungen zu seiner Hochzeit mit Fräulein Dudleigh betrieben wurden. Wa« mich dorthin trieb, kann ich nicht sagen, e» müßte denn Eifersucht gewesen sein, welche mir zuflüstcrte, daß sie nur hier im Stande war, ein Ab schiedswort mit ihm auszutauschen, während die junge Frau vor der Thür hielt, damit sein Gepäck ausgeladen werden konnte. Doch mag dem sein, wie ihm wolle, ich wandle mich weder zur Rechten, noch zur Linken, bi» ich da» Hau» erreicht hatte. Aber trotz meiner Eile fand ich, daß ich zu spät gekommen war, denn nicht eine Seele war in den leeren Räumen, während ich unten in der Straße, die nach der Brücke führt, den Wagen mit dem jungen Ehepaare verschwinden sah, welchem ein anderer mit Ge päck beladener voran war. .Sie war nicht hier,« dachte ich, »sonst hätte ich sie an treffen müssen, sie müßte denn —« mein Auge stahl sich mit einem gewissen zaudernden Entsetzen nach dem Flusse, welcher den Hinteren Theil de« Garten» umsäumte — „sie müßte denn —« Aber selbst meine Gedanken wagten sich nicht weiter. Ich wollte nicht, konnte nicht daran denken, ob e» wohl möglich sei, daß da» geschehen wäre, wa» jedem Hoffen, jedem Wünschen, jedem einzigen Empfinden meine» Leben« ein Ende bereitet hätte. Da» Hau« wiederum verlassend, wanderte ich ziello» durch die Straßen, jede« Gesicht, da« mir begegnete, studirend, ob ein Zug darin mir nicht bei meinen Nachforschungen zum Führer dienen könne. Wenn ich nicht schon irrsinnig war, so war ich wenigsten« nahe genug daran, um mir da» Andenken an jene Stunde noch heute entsetzlich zu machen; und al» endlich — er schöpft sowohl von der körperlichen, al» von der GemülhSbcwegung — ich zu einem Abendbissen nach meiner Wohnung zurückkchrte, da überwältigte mich die trostlose Leere, welche mich hier umfing, und der Verzweiflung darüber unterliegend, daß ich sie in dieser Welt niemal» Wiedersehen würde, sank ich auf den Fußboden nieder und blieb dort regungslos und fast ohne Besinnung bi» zum nächsten Morgen liegen. Furchtbare — verhängnißvolle Ruhe! Und dennoch weiß ich nicht, ob ich diesen Zustand mit Ruhe bezeichnen kann. Er entrückte mir nur für wenige Stunden da» volle Bewußtsein meine» Elend», da« mit aller Gewalt wider mich hcreinbrach, al« ich mich in meinen Räumen umsah. Da gewahrte ich unter einem Fenster, da« unverschlossen geblieben war, auf det Erde einen Zettel liegen, der folgende Worte enthielt: .Geehrter und — trotz Allem, wa» vorgefallcn — theurer Freund! Wenn Sie diese Zeilen lesen, wird Marah nicht mehr aus der Welt sein. Nach unserer unterbrochenen Hochzeit und nach der Abreise meiner Kousine ist mir da« Leben unerträglich gewor den; und in dem Glauben, daß Sic mich lieber todt al« unsäglich elend wissen würden, habe ich e« gewagt, diese Worte an Sie zu schreiben und Sic nun — wo ich von hinnen geschieden bin — um Verzeihung zu bitten. Ich liebte ihn; da« mag Ihnen Alle« erklären. Ihre verzweifelte Marah Leighton.« Mit lautem Wehgeschrei stürzte ich au» dem Hause. Marah sterbend! Marah todt! Ich mußte wissen, ob e« noch Rettung gab. Da« Geländer am Flusse entlang laufend, blieb ich plötz lich stehen. Jemand neigte sich über dasselbe. E« war Cäsar, und der erste Blick aus sein Gesicht lehrte mich, daß c« zu spät sei — daß Alle« vorüber war und daß die ganze Stadt e« wußte. ,O, Massa, ich wollte in» Wasser gehen, aber ich sürchtete mich. Ich habe hier eine ganze Stunde gewartet. Al« die Leute mir erzählten, daß sic einen Hut aus dem Flusse schwimmend ge funden hatten, da wußte ich, wie Ihnen um« Herz sein würde, und da kam ich hierher und —« Ich vermochte doch, mich zu der Frage auszuraffen: „Wann wurde die« gefunden und wo?« »Heute Morgen, Herr, bei Tagesanbruch. Der Hut war mit einem Bande da unten hängen geblieben hinter« — er stockte — »hinter Massa Urquart« Hau«.' Ich wußte genug; und ich hatte nach der Richtung hinge blickt, al« vielleicht gerade ihr schöner Kopf im Wasser versank. Mit einem verzweifelten Aufschrei hob ich die Arme zum Himmel und taumelte nach meinem Hause zurück. .So weiß Jeder — daß Fräulein Marah den Massa liebte?' »Ja, Herr, da» fürchte ich. E« war ja auch nicht ander» möglich, Herr. Mehr al« einer sah sie die Straße herunter und in Massa« Hau« hineinlauscn, ehe der Wagen vor der Thür hielt, und sic ist nicht wieder herau«gekommen. Alle Menschen bedauern sie, Herr —' Ich gebot ihm mit einem Blicke Schweigen. »Wer ist Herrn und Frau Urquart nachgeschickt, um ihnen mitzutheilen, wa« ge schehen ist?« „Noch Niemand, Herr; aber Mafia Hatton —« »Herr Hatton ist ein alter Mann; zu diesem Auftrag bedarf e» eine« jüngeren. Geh, sattle mir da« schnellste Pferd in Eurem Stalle. Ich werde ihnen nachreiten und sie cinholen, bevor sie noch Poughkeepsie erreicht haben. Er soll wissen —« Ein Blick au« de« Neger« Auge mahnte mich zur Vorsicht. Ich zügelte meine Ungeduld und zeigte nur den Ernst, mit dem mich diese Sache bewegte. »Frau Urquart muß von dem Tode ihrer Kousine erfahren,' sagte ich.' Fortsetzung folgt). Amtlich« Mittheilungen aus der 5. öffentlichen Sitzung des Stadtverordnete«-K<>llegi««s vom 17. Mai 1898, Abend« 8 Uhr im Rathhaussaale. Vorsitzender: Herr Vorsteher Hannebohn. Anwesend: 21 Mitglieder. Der Rath ist vertreten durch Herrn Bürgermeister Hesse. 1) Mit der Uebertragung des Laternenwärterdienstes auf die Gasanstalt-« arbeiter ist man einverstanden und verwilligt den dadurch entstehenden Mehraufwand von KO Mk. jährlich. Die Gesammtvergütung, welche von der Stadtgemeinde fernerhin zu decken ist, beträgt somit pro Jahr 1K0 Mk. Der durch Reueintheilung der GaSlaternen rc. entstehende Mehrauf« wand von 320 Mk. wird verwilligt und zwar soll dieser Betrag auf den nächstjährigen Etat übernommen werden. 2) Mit dem Ankauf von 6 Stück GaSanstaltSaktien von dem Buchhändler Pfefferkorn in Leipziy zum Gesammtbetrage von K44 Mk. KO Pf. erklärt sich da» Collegium einverstanden, ebenso 8) mit der vom SparkassenauSschuß vorgeschlagenen Verwendung de» Spar« kaffenreinaewinneS vom Jahre 1887 an 30,760 Mk. 42 Pf. und zwar sollen K293 Mk. 46 Pf. dem Sparkaffenreservefond», 1058 Mk. 70 Pf. dein Verlustreservefonds, 1O0OO « — » zur Verwendung bei der Stadtkasse, 14408 , 26 « dem städtischen Dispositionsfonds für unvorher» gesehene Falle überwiesen werden. 4) Die durch die Legung der Wasserleitung in die Kochschule entstandenen Koste» an 85 Mk. 37 Pf. sollen aus der Stadtkasse bezahlt werden. 5) Herr Müller übernimmt die Rechnungen über die -Wasserwerkskasse und Wasserleitungsanleihe und Herr Männel die über die Schulkasse auf das Jahr 1897 zur Nachprüfung, sobald sie mit den ihnen bereits überwie« senen Rechnungen fertig sind. 6) Bau der Industrieschule. Der Herr Vorsitzende gab zunächst bekannt, daß bereits wegen Ver« aebung der Oberleitung des Baues eine Sitzung des Raths in Gemein schaft mit dem Jndustrielchulausschuß stattgefunden habe, wozu von Seiten des Collegiums Herr Keßler deputirt worden sei und zwar mittelst Patent. Auf Vorschlag des Herrn Hannebohn beschließt man, gleich heute ein Mitglied deS Collegiums zu dein obengenannten Ausschüsse ständig zuzuwählen. Da Herr Keßler sowohl als auch mehrere andere Herren die An« nähme der Wahl im Voraus ablehnen, so wird dieselbe mittelst Stimm» zettel vorgenommen. Gemäß dem Vorschläge des Herrn Löscher sollen zwei Herren vom Collegium in den Ausschuß gewählt werden. Als Wahlgehilfen fungiren die Herren Fritzsche und Tittel. Eingegangen sind 20 Stimmzettel. Es erhalten: Herr Diersch 14 Stimmen, Herr Rudolph 8 Stimmen, Herr Hirschberg 4 Stimmen, Herr Müller 4 Stimmen, Herr Keßler 2 Stimmen, Herr Löscher 2 Stimmen, Herr Schlegel 2 Stimmen, Herr Männel 1 Stimme, Herr Meichsner 1 Stimme, Herr Tittel I Stimme. 1 Zettel ist unbeschrieben. Als gewählt gelten somit die Herren Diersch und Rudolph, welche die Wahl annehmen. Herr Müller spricht hierbei den Wunsch aus, daß sich die Herren in der Sache so informiren möchten, daß sie von Zeit zu Zeit dem Collegium Auskunft ertheilen können. Außerdem fand in der Sache eine weitere Aussprache statt, an der sich die Herren Hannebohn, Fritzsche, Hirschberg, Meichsner, Schlegel, Löscher, Rudolph und Diersch betheiligten. Die Beantwortung der ge stellten Fragen beziehentlich die Aufklärung über verschiedene Interpella tionen erfolgte durch Herrn Bürgermeister Hesse. Sodann beschließt man, 1) die bisher in der Sache geschehenen Schritte und den Beginn des Baues zu genehmigen, 2) in dem Gebäude Niederdruckdampfheizung cinzurichten und zwar zu Punkt 2 gegen 7 Stimmen. 7) Ein Mitglied des Collegiums stellt den Antrag, angesichts der hohen Brotpreise die Backwaaren von Polizeiwegen öfters zu revidiren und das Gewicht bekannt zu geben. Herr Bürgermeister erwidert hierauf, daß er bereits mit dem Innungs- Obermeister verhandelt habe. Andererseits wird noch angeregt, zunächst bei den Nachbargemeinden Anfrage über die dortigen Brotpreise zu halten, woraus Herr Bürger meister mittheilt, daß er Fühlung mit einigen nehmen und hierüber später noch berichten werde. 8) Herr Hirschberg regt eine öftere Reinigung der Schleußen, sowie des DorsbacheS an. Hierauf geheime Sitzung. Das Celluloid und der Accumulatoren Betrieb. Bei dem von Tag zu Tag größere Ausdehnung annchmen- den Ausbau von elektrischen Bahnen, unter denen wiederum die Bahnen mit Accumulatoren-Betrieb die größte Beachtung verdienen, ist selbstverständlich Alle«, war mit der Betriebs sicherheit, rejp. Unsicherheit zusammenhängt, für da« Publikum von Interesse. So hat u. A. kürzlich der Brand de« Ribbe'schen Accumulatorenwagen» in der Kaiserallce zu Friedenau bei Berlin nicht geringe« Aufsehen gemacht. Durch die Heftigkeit de» Feuer«, welche« in kurzer Zeit sämmtliche Holzlheile de« Wagen» in Asche legte, war da« Publikum mit Recht beunruhigt, e» fürchtet, daß gelegentlich bei solchem Brande den Insassen de« Wagen« der AuSgang abgcschnitten und Gefahr für Leib und Leben cintrelen könnte, wenn eine derartige rapide Flammenentwickelung möglich sei. Indem man nun den Gründen für die außergewöhnlich große Feuergefährlichkeit nachging, fand man, daß für die Accu- mulatorcn-Gefäßc in vorliegendem Falle Celluloid zur Anwendung gekommen war, während man sonst Holz zu verwert den pflegt, die Große Berliner Straßenbahngesellschft sogar Hart gummi verwendet, also einen Stoff, der noch viel schwerer al» Holz brennt. Nach neuesten Nachrichten sucht man aber die be sondere Feuergefährlichkeit de« Celluloid zu leugnen und scheint keineswegs die Verwendung diese« Stoffe» bei Accumulatoren ausschließen zu wollen; umsomehr erscheint c« Pflicht, diese große Feuergefährlichkeit de« Stoffe« zu prüfen und festzustellen, damit nicht eine« Tage« ein große« Unglück erst den Beweis liefert für die Berechtigung vorausgegangener Warnungen. — Da« Cellu loid ist eine amerikanische Erfindung au« dem Jahre 1869 und wird hergestellt, indem man zunächst in kleine Fetzen zerrissene« Seidenpapier mit Salpeter und Schwefelsäure ganz wie zur Be reitung von Schießbaumwolle behandelt. Diese Schießbaumwolle wird mit 0" 50"/„ Kamphcr, einem bekanntlich leicht brennenden Körper, nach einem besonderen Verfahren völlig durchtränkt und unter hohem Druck in Platten oder sonstigen Formen ausgewalzt. Da« Celluloid wäre nun wegen seiner Leichtigkeit zur Herstellung von Accumulatorenkästen sehr geeignet, wenn e» nicht so leicht entzündlich wäre; hiervon kann man sich durch einen Versuch im Kleinen leicht überzeugen, indem man ein kleine« Accumulatoren- gefäß von etwa bl) Gramm Gewicht, aus einer Eisenplattc mit einem Streichholz anzündet; e« entsteht eine meterhohe, zischende, starke Hitze au«strahlende Flamme und der Kasten brennt in we niger al« einer halben Minute völlig nieder. Bei der Verwend ung von Celluloidkästcn sür Accumulatoren beruft man sich jetzt auf die Post, welche etwa 1100 Eisenbahnpostwagen au« Accumu latoren in Celluloidkästen elektrisch beleuchtet. Allein hier liegen einerseit« die Verhältnisse viel günstiger, al« bei Straßenbahn betrieb, denn die Stromstärken sind hier relativ klein und bei der verwendeten Spannung von 0" 30 Volt bildet sich überhaupt niemal« ein regelrechter Lichtbogen, andererseits stehen ein oder zwei in letzter Zeit vorgekommene Brände in solchen Postwagen vielleicht doch mit den Celluloidkästen der Accumulatoren in Ver bindung. In Straßenbahnwagen mit ihren hohen Strömen von ost mehr al« 100 Ampöre und Spannungen von mehreren 100 Bolt, wird aber jeder gelegentlich auftretcnde Kurzschluß oder Lichtbogen da« Celluloid entzünden u. welche Flammen entstehen, wenn auch nur die sämmttichen über die Säure cmporragcnden Lelluloidtheile der ziemlich starkwandigcn Gesäße gleichzeitig ab brennen, kann sich Jeder selbst au«malen. Bei Holz und nament lich Hartgummi ist dagegen selbst bei Kurzschlüssen oder Lichtbögen eine Gesahr sür da« Publikum überhaupt nicht vorhanden, denn da« stet« inwendig von Säuredämpfen feuchte Holz raucht und schwelt erst lange, bi« e« sich entzündet und angezündeter Hart gummi brennt überhaupt kaum weiter. Unter diesen Umständen erschein! wohl die Anwendung von Celluloidgesäßen sür Straßen bahn-Accumulatoren in Zukunft ausgeschlossen.
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