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Kaiser Kranz Aosept) üver die Weltlage. Ja Len Blattern kann man noch immer nicht über eine Redewendung zur Ruhe kommen, die Kaiser Franz Joseph in seiner Ansprache bei Eröffnung der Delegationen gebraucht hat: »Meine Krieg-Verwaltung hat angesichts der unsicheren Lage und der rasch fortschreitenden Entwickelung der Wehrmacht aller Staaten die im Vorjahr angekündigtc und begonnene umfangreiche Beschaffung von Waffen und Kriegsmaterial in diesem Jahre fortgesetzt.' Derartige amtliche Reden sind wohl überlegt und ihr Text womöglich wörtlich vorher festgestellt. Auch herrscht all gemein die Sitte vor, die Lage eher günstiger, al» schlechter zu schildern, wie sie wirklich ist, und au» diesen Gründen verdienen die Worte de« Kaiser» wirklich eine erhöhte Beachtung. Au« dem ferneren Gedankengange de« kaiserlichen Redner« ergiebt sich, daß der Kaiser die »Unsicherheit der Lage' einzig und allein mit dem Ausbruche de« nordamerikanisch-spanischen Kriege« begründet. Er sagte, daß trotz der sreundschastlichen, von siimmtlichen europäischen Großmächten unterstützten Dazwischen kunft de« Papste« und trotz de« weitgehenden Entgegenkommen» der spanischen Regierung der Ausbruch de« Kriege» nicht auf gehalten werden konnte. In diesen Worten liegt unzweifelhaft der Ausdruck der Sympathie für da« Land, da« gegenwärtig von einer österreichischen Erzherzogin regiert wird. E« liegt aber darin auch ein gewisser Borwurf gegen Amerika; denn wird Spanien nachgerühmt, daß e« weitgehende» Entgegenkommen ge zeigt habe, so wird damit sicherlich die Anschauung erweckt, al« ob Amerika nicht da« gleiche Entgegenkommen bewiesen, also den Krieg muthwillig herausbcschworen habe. Unter diesen Umständen ist zu verstehen, daß die Thronrede Kaiser Franz Joseph« Ver wunderung hcrvorrief. Die Einmischung der europäischen Großmächte in den neuesten Krieg gilt bisher al» absolut auSgeschloffcn und auch Oesterreich- Ungarn hat seine strengste Neutralität erklärt. E« ist daher nicht recht cinzuschcn, weshalb durch den nordamerikanisch-spanischen Krieg die allgemeine Lage unsicher geworden sein sollte. Oester reich selber wird am wenigsten geneigt sein, für Spanien da« Schwert zu ziehen, etwa weil eine österreichische Prinzessin gegen wärtig Regentin diese« unglücklichen Lande« ist und sür diese Königin-Regentin müßte e« momentan nur Verlegenheiten be reiten, wenn man sie nicht in erster Linie al« Spanierin be trachten wollte, wa« sie doch durch ihre persönliche Wahl gewor den ist. Die kaiserlichen Ausführungen über die erfolglose Interven tion de« Papste« werden sogar im Vatikan nicht gerade angenehme Empfindungen hervorgerufen haben. Der Grci« auf dem päpst lichen Stuhl hat seine höchste Christenpflicht erfüllt, indem er die Völker zum Frieden mahnte. Und wenn die Warnungen von Rom au« in Amerika unbeachtet geblieben sind, so ist e« unver ständlich, warum da« al« eine Niederlage de« gesammten Europa dargestellt wird! Man weiß ja nur zu gut, daß die meisten Großmächte vor dem Kriege wie jetzt einer Intervention abhold waren und find. Wenn also au« jenem Kriege keine neuen Kriege entstehen, worin besteht dann die »Unsicherheit der Lage?" Kaiser Franz Joseph sagt ja selbst, daß die Beziehungen seiner Monarchie zu den übrigen Großmächten die »allerbesten' sind. Wenn aber diese Beziehungen die allerbesten sind, so sollte man meinen, könne die politische Lage nicht unsicher sein. Allein e« fällt dem unbefangenen Beobachter jedenfalls aus, daß Kaiser Franz Joseph hier eine Wendung gebraucht, wie sie seit zwanzig Jahren in seinen Thronreden kaum vorgekommen ist. Sonst wurde gemeinhin in irgend einer Weise die Bedeutung de« Drei bunde« hervorgehoben; jedenfalls wurde der engen Beziehungen zwischen Deutschland und Italien gedacht. Die Diplomatie ist um Worte nicht verlegen, immer aus'« Neue anzudeutcn, daß ein fester Bund bestehe, der den europä ischen Frieden verbürgt. Jetzt aber werden alle Staaten in ihren Beziehungen zu Oesterreich gleich behandelt und insbesondere wird nur der Nachbarstaaten gedacht. Wer sind die Nachbarstaaten? Nur Deutschland und Italien? Mit Nichten, dazu gehört auch Rußland, von den kleinen orientalischen Staaten ganz abgesehen. E« bleibt sonach nur übrig, daß die Vorgänge im Lande de« dritten Verbündeten, Italien«, dem Kaiser die allgemeine Lage al« unsicher erscheinen lassen. Aber al« so fest auch der Dreibund bisher immer bezeichnet wurde, io sind doch die europäischen Be ziehungen seit seiner Gründung wesentlich zu Gunsten de« Frieden« geändert worden und auch nach dieser Richtung hin ist kein Symptom der Unsicherheit zu erblicken. Tagesgeschichte. — Deutschland. Prinz Heinrich von Preußen ist am Freitag in der chinesischen Hauptstadt Peking eingetroffen, um dem dortigen Kaiserhose seinen Besuch zu machen. Sr. König!. Hoheit wurde bei seiner mittel« Sonderzuge« erfolgten Ankunft ein glänzender offizieller Empfang bereitet. Eine ungeheure Men schenmenge war zusammengeströmt, um der Ankunft de« Prinzen beizuwohnen. Der Prinz begab sich vom Bahnhofe zunächst in die deutsche Gesandtschaft. — Privatmeldungen Bcrl. Blätter er gänzen diele Nachricht wie folgt: Prinz Heinrich wurde auf der ganzen Strecke von Taku bi« Peking in der großartigsten Weise empfangen. Der deutsche Gesandte Frhr. von Heyking meldete sich bei dem Prinzen aus der Rhede von Taku. Al« Vertreter der chinesischen Behörden hatte sich ein Mandarin eingesundcn, der dem Bruder de« Deutschen Kaiser« seine tiefste Ehrfurcht bezeugte. In den Takufort«, in Tanku und in Tientsin war zu Ehren de« Prinzen zahlreiche« Militär aufgestellt. Die Soldaten präsentirten da« Gewehr, während die Offiziere nieberknicten. In Taku wurde Prinz Heinrich von dem Vicekönig empfangen. Bei der Abfahrt de« Eisenbahnzuges nach Peking wurden dem Prinzen von der Volksmenge lebhafte Ovationen dargebracht. In Peking empfing der Bruder de» Kaiser« von China den hohen Gast am Bahnhofe, der von einer riesigen Menschenmasse um lagert war. Nach der feierlichen Begrüßung erfolgte der Einzug in die Stadt. In den Straßen bildete Militär Spalier. Be rittene Mandarinen befanden sich an der Spitze de« Zuge«, dann folgte ein Halbzug deutscher Seesoldaten. Prinz Heinrich wurde in einer prachtvollen Sänfte mit Tragstangen, von gelber Farbe, der Farbe de« Kaiser« von China getragen, hinter ihm kam fein Gefolge ebenfall« in Sänften. Die Straßen waren überall von dichtgedrängten Volksmassen angefüllt. — Italien. Betreff« der Lage in Italien läßt sich noch nicht mit Sicherheit erkennen, wie weit aus Fortdauer der ein getretenen Ruhe zu rechnen ist. Sowohl au« Mailand wie au« Como wird gemeldet, daß weitere Störungen in beiden Städten, wie auch in der Provinz Como nicht vorgekommcn sind. In Mailand wird mit der Auflösung revolutionärer Bereinigungen und Verhaftung verdäckniger Personen fortgefahren; auch der frühere republikanische Deputirte Zavattare ist verhaftet worden. — Spanten und Amerika. Die über die Beschießung San Juan« aus Portorico eingegangenen Nachrichten bieten an Widersprüchen da« denkbar Möglichste. Während nach den Schilderungen au« amerikanischer Quelle von der ganzen Stadt nicht viel mehr al« ein Trümmerhaufen übrig geblieben sei, meldet der Generalgouverneur von Portorico nach Madrid, die Beschädig ungen, die die feindlichen Geschosse angerichtet hätten, seien sehr leichte; in der Stadt herrsche große Begeisterung. Daß die ersten Berichte von amerikanischer Seile stark übertrieben waren, beweist die unten mitgetheilte Depesche de« Admiral« Sampson an da« Marinedepartement in Washington und die Thatsache, daß sich der Admiral mit seinen Schiffen nach der Beschießung zurück gezogen hat. Auf der andern Seite wird aber wohl auch die Depesche de» spanischen Gouverneur« nicht von jeder Beschönigung frei sein. Die letzten Meldungen vom atlantischen Kriegsschauplätze dürften den Siege«taumel der Amerikaner doch einigermaßen ge dämpft haben. Die an den verschiedensten Stellen Cuba« unter nommenen angeblichen Landung-versuche, welche jede« Mal von den Spaniern mit Muth und Schneidigkeit zurückgewtesen wurden, die Entpuppung der Sieges-Nachricht von dem Kampfe bei Car- dena« al« einer dreisten Unwahrheit, die gänzlich ergebnißlose Aktion gegen San Juan, da« plötzliche Auftauchen spanischer Schiffe im östlichen Theile der westindischen Gewässer und deren eben so rasche« Verschwinden, da» unerwartete Erscheinen spani scher Kriegsfahrzeuge in der Nähe der Ostküste der Nordstaaten alle diese Momente zusammengenommen, müssen den Amerikanern die Empfindung beibringen, daß der Krieg um Cuba noch manche bittere Erfahrung bringen kann. Weiter steht die Thatsache fest, daß in die amerikanische KriegSleitung durch die räthselhaften Bewegungen der spanischen Seeslreilkräfte eine gewisse Unsicher heit und Besorgniß wegen möglicher Überraschungen hineingc- kommen ist. Da« Ablassen von jeder größeren Operation gegen Puerto Rico, der Befehl an da« für Cuba bestimmte Freiwilligen korps, den Hafen nicht zu verlassen, wie vorher angeordnel war und die Absendung de« unter Admiral Schley stehenden nord atlantischen Geschwaders von Hampton Road«, da« Alle» sind Thatsachen, die dafür sprechen, daß im Augenblick nicht mehr die Amerikaner einen klaren Operation-plan verfolgen. Sie sehen sich genölhigt, sich auf Vorsichtsmaßregeln zu beschränken, um nicht an irgend einer Stelle durch die Spanier überrascht zu werden. Jetzt hängt Alle« davon ab, ob die Spanier bei ihren Operationen einen bestimmten Plan vor Augen haben und ob insbesondere sie über solche Streitkräfte auf dem Ozean verfügen, daß sie den getheiltcn Kräften der Amerikaner mit Aussicht auf Erfolg ent- gegentreten können. Weder die eine, noch die andere Frage läßt sich im Augenblick entscheiden. Schlechterdings unmöglich ist c«, die maritimen Streitkräfte der Spanier in den amerikanischen Gewässern richtig abzuschätzen. Da die besten spanischen Kriegs schiffe, darunter „Pelayo", »Carlo« V" und »Alfonso XIII", nach übereinstimmendem Bericht noch in Cadiz ankern, so würden den Spaniern im Karaibischen Meere allenfalls die Panzerkreuzer »Vizcaya", »Almirante Ouendo" und „Jnsama Maria Theresa" sowie drei Torpedobootszerstörer zur Verfügung stehen. Diese neuen und vorzüglichen Schiffe könnten e« jedoch mit dem Ge schwader Sampson« nicht aufnehmen, weiche« vermuthlich au» den vier Schlachtschiffen »Iowa", »Indiana", »Massachusetts" und „Texas", dem Panzerkreuzer „New-Jork", dem Monitor „Puritan", den beiden Kreuzern I. Klaffe „Minneapolis" und „Columbia" sowie dem Aviso „Mayflower" besieht. Gegen diese« Geschwader könnte die spanische glottte im direkten Kampfe so gut wie nicht« ausrichten. E» liegt deshalb die Annahme nahe, daß die Spanier einem Zusammenstöße ausweichen und den Ver such machen werden, unter Umgehung der amerikanischen Flotte nach Cuba zu dampfen, wa» ihnen vermöge ihrer großen Geschwindig keit vielleicht auch gelingen wird. Sollte die Annahme richtig sein, so ließe sich in dem bisherigen Verhalten Spanien« der Plan erkennen, den ganzen Kampf zunächst aus Cuba zu konzen- triren. Es hat sich ja schon bi» jetzt gezeigt, daß die Eroberung Cuba» den Vereinigten Staaten die härteste Aufgabe stellt. In zwischen könnte Spanien au« den in Cadiz noch vorhandenen Schiffen ein neue« Geschwader formtreu und Lurch diese« den Kampf der Insel indirekt unterstützen, indem e« einen großen Theil der mcritimen Streitmacht Amerika« von Cuba fernhält. Auf die Ausrüstung eine« solchen Geschwaders in Cadiz sind vielleicht auch die Gerüchte zurückzuführen, wonach Spanien eine große Expedition nach den Philippinen vorbereite. Diese Gerüchte erscheinen wenig glaubhaft, da eine derartige Expedition volle zwei Monate brauchen würde, um bi« an ihren Bestimmungsort zu gelangen. Nachstehend die darauf bezüglichen telegraphischen Nachrichten: Madrid, 13. Mai. Eine amtliche Depesche Le« General gouverneur« von Portorico meldet über die Beschießung von San Juan: Nach 9 Uhr Vormittag« zog sich da« feindliche Geschwader zurück; drei Stunden hindurch hatte dasselbe ein lebhafte« Geschütz feuer unterhalten, da« von den Batterien kräftig erwidert wurde. Den feindlichen Schiffen wurden ziemlich schwere Havarien zu gefügt, namentlich einem großen Schiffe, da« sich in« Schlepptau nehmen ließ. Unsere Batterien und Militärgebäudc erlitten sehr leichte Beschädigungen; einige Zivilpersonen wurden verwundet, zwei Soldaten sind todt und drei verwundet. In der Stadt herrscht großer Enthusia»mu«; ich bin sehr zufrieden mit der Haltung aller. Washington, 13. Mai. Da» Marinedepartement erhielt folgende Depesche de« Admiral« Sampson von St. Thoma« vor, gestern: Ein Theil de« unter meinem Befehle stehenden Ge schwader« traf heute bei Tagesanbruch vor San Juan de Portorico ein. Im Hafen wurden keine in Dienst gestellten feindlichen Schiffe angetroffen. Sobald e« genügend hell geworden war, begann ich den Angriff auf die die Stadt vertheidigenden Batterien. Der Angriff war drei Stunden im Gange und richtete bei den Batterien und auch in dem den Batterien benachbarten Theile der Stadt vielen Schaden an. Die Batterien erwiderten unser Feuer, jedoch ohne wesentliche Wirkung. An Bord der „New- Uork" wurde ein Mann getödtet und auf dem gelammten Ge schwader sieben Mann leicht verwundet. Kein Schiff ist ernstlich beschädigt. Sampson. Key-West, 13. Mai. Den letzten hier eingegangenen Nach richten zufolge sind die in den Fort» von San Juan verursachten Schäden weniger bedeutend, al« man annahm, da die spanischen Batterien noch feuerten, al« da« amerikanische Geschwader abging. Die „Iowa" und „New-Jork" wurden mehrmal« getroffen, erlitten jedoch keine ernstlichen Beschädigungen. Key West, 13. Mai. Ueber da» Gefecht bei Cabana« wird nunmehr gemeldet: Al« die »Gusstc" vor Cabana« eintraf, fand sie dort nicht Aufständische, wie sie erwartet hatte, sondern Spanier, welche auf die amerikanischen Truppen feuerten. Den Letzteren gelang e«, unter dem Schutze de« Feuer« de« Kanonen boote» »Waip" zu landen; sie wurden jedoch von den Spaniern, welche energisch zum Angriff vergingen, gezwungen, sich zurückzu ziehen. Der Zweck der Operation, mit den Aufständischen in Verbindung zu treten, wurde nicht erreicht. Auf Seite der Ameri kaner sind 2 Mann todt, 7 verwundet. Die »Gusste" kreuzt an der Küste und sucht eine günstige Gelegenheit, den Landung»ver- such zu erneuern. Habana, 13. Mai. Drei amerikanische Schiffe machten gestern bei Jicotea einen Landung-Versuch, wurven jedoch voll ständig zurückgeschlagen. — Wie weiter gemeldet wird, beschaffen die Amerikaner gestern Bahia Honda; die spanischen Truppen trieben jedoch die Angreifer zurück. Washington, 13. Mai. Der Marinesekretär Lang be stätig«, daß da« spanische Geschwader westlich von Martinique gesichtet worden ist. New-Jork, 13. Mai. Infolge de« Erscheinen« verdächtiger Schiffe aus der Höhe der Küste von Neu-England sind die unter seeischen Vertheidigung«vorrichtungen im New Iorker Hasen ver vollständigt worden. Die Ingenieure legten gestern Abend in dem Hauptkanal, der von der offenen See nach dem inneren Hafen führt, eine Reihe von Kontakt-Minen, die täglich bei Tagesanbruch fortgenommen und Abend« wieder gelegt werden sollen. — (Daß die Besorgnisse der Amerikaner nicht unbegründet sind, geht au« einer New-Iorker Depesche der „Fr. Z." hervor, nach welcher der in Halifax angekommene deutsche Dampfer „Sophie Rickmer«" von einem spanischen Torpedoboot nahe Neufundland verfolgt wor den ist, da« drei Schüsse aus den deutschen Dampfer abgegeben Hal.) Washington, 13. Mai. Der Befehl, daß die Freiwilligen zu Schiff die Reise nach Tampa antreten sollen, ist au« Besorgniß vor dem spanischen Geschwader widerrufen worden. Washington, 14. Mai. In Folge der Nachrichten über die Bewegung der spanischen Flotte und dem Gerüchte von einem für die Amerikaner ungünstigen Zusammenstoß mit der spanischen Flotte herrscht hier große Bestürzung. In New-Jork ist eine Panik ausgebrochen, weil man stündlich ein Bombardement seilen der Spanier erwartet. Im Marineamt eingelroffene Depeschen besagen, daß die spanische Flotte in Port Dcviance auf Martinique von zwei mit Kohlen beladenen großen TranSportdampsern der spanischen transatlantischen Dampferlinie erwartet und mit neuen Kohlenvorräthen genügend auSgestattel wird. Außerdem erhielt der spanische Admiral dortselbst Depeschen, welche ihn vollständig über die Position der amerikanischen Flotte unterrichteten, wäh rend andererseits die Depeschen de« amerikanischen Konsul« 12 Stunden zurückgehalten wurden. Mac Kinley wird dieserhalb an die französische Regierung eine scharfe Protestnote richten. Madrid, 14. Mai. Eine Depesche de« General« Blanco au« Habana meldet, daß fünf amerikanische Kriegsschiffe gestern und heute an verschiedenen Punkten der Küste Landung-Versuche machten. Dieselben wurden überall von den Truppen, die den Bewegungen der Schiffe folgten, zurückgewiesen. Dabei seien zwei Amerikaner gefangen genommen, ein spanischer Offizier ge- lödtet und einige Soldaten verwundet worden. Die Haltung der Truppen in dem Kampfe gegen den Feind, der schwere Geschütze besitzt, verdiene da» höchste Lob. New-Jork, 14. Mai. Wie der „New-Iorker Herald" au« San Pierre meldet, sei e« positiv bekannt, daß ein Theil der spanischen Flotte in der Nähe von Martinique kreuze. Torpedo boote liefen den ganzen gestrigen Tag in Port au Prince ein und au«. London, 14. Mai. Nach einer Meldung au» New-Jork wurde Nachts au» Blockisland ein starke» Geichützfeuer berichtet. Aufgeregte Massen durchstreiften die ganze Nacht die Straßen New-Jork», einen Angriff der Spanier befürchtend. Weitere spanische Schiffe sind bei Neusoundland gesehen woroen. — Japan. Jokohama, 14. Mai. Ein furchtbarer Sturm suchte am 11. d«. Mt». die Präfektur Swalc (Nordostküste) heim. Mehr al« 200 Fischerboote mit 1500 Personen werden vermißt. Locale und sächsische Nachrichten. — Dresden, 13. Mai. Die große Erbschaft, welche der Stadt Dresden als sogenannte „Bcsset-Müller'schc Erbschaft" zugcfallen ist, beträgt, nachdem die Abschlüsse mit der Stadt Bern erfolgt sind, 100,000 Mk. weniger, al» ursprünglich angenommen wurde. Da» aufgestellte Güterverzeichniß ergiebt, daß ein reine« Vermögen von 1,505^44 Mk. vorhanven ist. Der Rath zu Dresden trat, nachdem jeder Zweifel an der Güte der Erbschaft ausgeschlossen ist, diese heute an. — Dresden. Am 21. Mai werden e« fünfzig Jahre, seitdem der außerordentliche Landtag de« Jahre« 1848 durch König Friedrich August im Saale der Zweiten Kammer de« Ständehauje« zu Dresden eröffnet wurde. Der Landtag war schon am 18. Mai zu König« Geburt«tag zusammengetreten. Er tagte bi« zum 17. November desselben Jahre« und schuf eine Reihe wichtiger Gesetze, so da« Gesetz über die Preßfreiheit, da« Verein»- und Versammlungsrecht, die Entschädigung der im Dienste verletzten Kommunalgardisten, da« öffentliche Strafverfahren mit Geschworenen, die Recht-verhältnisse der Deutsch-Katholiken, die Erfüllung der Militärpflicht ohne Stellvertretung ic. und dann vor allem da« neue provisorische Wahlgesetz. Einen der schönsten Momente feierte dieser Landtag am 3. Juli, wo Staatsminister Braun dem Präsidenten der Zweiten Kammer (Rewitzer au« Chemnitz) und Staatsminister von der Pfordten dem Präsidenten der Ersten Kammer da« Königl. Dekret vorlegten, welche« die Anerkennung der von der Frankfurter Nationalversammlung be schlossenen Einführung einer deutschen Centralgewalt, sowie der Wahl de« Erzherzog» Johann zum deutschen Reichsverweser ver kündete. Der Minister wie- hierbei aus die Frankfurter Vorgänge hin und erklärte, e« sei damit der erste Grundstein zur Einigung Deutschland« gelegt, zur Verwirklichung der großen Idee, welche bi« vor Kurzem noch al« wie ein Traum einem Jeden erschien, wenn auch al« ein Traum, von den Besten der Nation geträumt. »Sachsen« edler Fürst", fuhr der Sprecher dann fort, »zaudert nicht, dem Beschlüsse der Nationalversammlung seine Anerkennung zu ertheilen, da er treu dem gegebenen Worte bereit ist, Rechte der Krone zu opfern, wo e« gilt, die Einheit de« großen deutschen Vaterland«« zu erzielen." Beide Sammern genehmigten da« Dekret mit begeisterten Zurufen. Sm Nachmittag fuhren sämmt- liche Landtag-abgeordnete mit den Ministern nach Pillnitz, um dem König sür die sofortige Anerkennung de« Beschlüsse« und der Wahl der Nationalversammlung persönlich ihren Dank abzu statten. Bei dem Empfang der Mitglieder beider Kammern er widerte der König auf die gehörten Danke-worte, daß er dem Interesse de« Sesammtvaterlande« selbsteigene Rechte gern zum Opfer bringe, daß sein Herz stet» warm für Deutschland« Größe und Eintracht geschlagen und daß er eine hohe Freude darin finde, diese wiederholt »»«gesprochenen Gesinnungen zu bethätigen. — Leipzig, 12. Mai. Sc. Maj. der König hat da« Protektorat über da« Anfang Juli hier abzuhaltende XVII. Mitteldeutsche Bundetschießen übernommen u. in Auisicht gestellt, daß er am 3. Juli der Feier beiwohnen werde. — Leipzig. Der preuß. Eisenbahnfirku« erwarb hier vom Rath vorbehaltlich der Genehmigung der Stadtverordneten Areal im Werthe von über 4 Millionen Mark. Damit dürfte die Frage der so nothwendigen Errichtung eine« Zentralbahnhvf« sür Leipzig ein beschleunigtere« Tempo annehmen.