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Amts- M AiiWÄatt für den Abonnement oiertelj. I M. 20 Pf. einschlicßl. des .Jllustr. Unterhaltungsbl." u. der Humor. Beilage .Seifen blasen-' in der Expedition, bei unfern Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. AM des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: die kleinspaliige Zeile 10 Pf. Im amtlichen Theilc die gespaltene Zeile 25 Pf. L8«8 Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. >45. Jahrgang. Sonnabend, den 14. Mai Konkttröversahrerr. Ueber das Vermögen der Delikatessenhändlcrin M verehel. geb. Bindrich in Eibenstock wird heute am 12. Mai 1898, Vormittags '/»9 Uhr das Konkursverfahren eröffnet. Der Ortsrichter Meichsner in Eibenstock wird zum Konkursverwalter ernannt. Konkursforderungen sind bis zum 18. Juni 1898 bei dem Gerichte anzumelden. Es wird zur Beschlußfassung über die Wahl eines anderen Verwalters, sowie über die Bestellung eines Gläubigerausschusses und eintretendcn Falles über die in 8 120 der Konkursordnung bezeichneten Gegenstände auf den 9. Juni 1898, Vormittags 11 Mr und zur Prüfung der angemeldeten Forderungen aus den 23. Juni 1898, Vormittags 11 Mr vor dem unterzeichneten Gerichte Termin anberaumt. Allen Personen, welche eine zur Konkursmasse gehörige Sache in Besitz haben oder zur Konkursmasse etwas schuldig sind, wird aufgegebcn, nichts an die Gemeinschuldnerin zu verabfolgen oder zu leisten, auch die Verpflichtung auferlegt, von dem Besitze der Sache und von den Forderungen, für welche sie aus der Sache abgesonderte Befriedigung in An spruch nehmen, dem Konkursverwalter bis zum 7. Juni 1898 Anzeige zu machen. Königliches Amtsgericht zu Eibenstock. Bekannt gemacht durch den Gerichtsschreiber: Aktuar brleelel^t». Bekanntmachung. Die Geschäftsräume der unterzeichneten Behörde bleiben wegen Reinigung Diens tag und Mittwoch, den 17. und 18. dieses Monats für nicht dringliche Angelegen heiten geschlossen. Eibenstock, am 12. Mai 1898. Königliches Hauptzollamt. LueiuS. Bekanntmachung. Am 15. Mai dss. Js. ist der 2. Termin der dies,ährigen städtischen An lagen fällig. Zu dessen Entrichtung ist eine 3 wöchige Frist nachgelassen. Es wird dies mit dem Bemerken bekannt gemacht, daß nach Ablauf dieser Frist ohne vorhergegangene persönliche Erinnerung das Zwangsvollstreckungsverfahren eingeleitet werden wird. Gleichzeitig wird an die Bezahlung des 1. Einkommensteuertermines und des Wassrrzinses auf das 1. Vierteljahr 1898 erinnert Eibenstock, den 11. Mai 1898. Der Rath der Stadt. Hesse. Bg. Bekanntmachung. Nachdem durch kaiserliche Verordnung vom 22. April dieses Jahres bestimmt worden ist, daß die Wahlen zum Reichstage am 1«. Juni 1898 vorzunehmen sind, liegen die zum Zwecke der Wahlen ausgestellten Wählerlisten vom 19. Vis mit 25. Wai dieses Jahres in hiesiger Rathsregistratur während der Expeditionszeit Vormittags von 8—12 und Nach mittags von 2—5 Uhr zu Jedermanns Einsicht aus. Einsprüche gegen dieselben sind in Gemäßheit von 8 8 des Wahlgesetzes vom 31. Mai 1869 innerhalb acht Tagen nach Beginn der Auslegung und spätestens bis zum 23. Mai dieses Jahres bei dem unterzeichneten Stadtrathe schriftlich zu erheben oder zu Protokoll zu geben, zugleich aber sind die Beweismittel für die bezüglichen Behauptungen, falls dieselben nicht ohne Weiteres feststehcn, beizubringen. Wähler für den Reichstag des Deutschen Reiches ist jeder Deutsche, welcher das fünf- undzwanzigste Lebensjahr zurückgcleat hat, in dem Bundesstaate, ivo er seinen Wohnsitz hat. Von der Berechtigung zum Wählen sind ausgeschlossen: 1) Personen, welche unter Vormundschaft oder Curatel stehen; 2) Personen, über deren Vermögen Konkurs- oder Fallitzustand gerichtlich eröffnet worden ist, und zwar während der Dauer dieses Konkurs- oder Jallitverfahrens; 3) Personen, welche eine Armenunterstützung aus öffentlichen oder Gemeindemitteln beziehen, oder im letzten der Wahl vorhergegangenen Jahre bezogen haben; 4) Personen, denen in Folge rechtskräftigen Erkenntnisses der Vollgenuß der staats bürgerlichen Rechte entzogen ist, für die Zeit der Entziehung, sofern sie nicht in diese Rechte wieder eingesetzt sind. Solches wird hierdurch mit dem Bemerken bekannt gemacht, datz nur diejenigen zur Theilnahme an der Wahl berechtigt sind, welche in die Liften ausgenom men find. Eibenstock, den 12. Mai 1898. Der Rath der Stadt. Hefte. Gnüchtel. Die hierorts angesertigten Wahllisten zur bevorstehenden Reichstagswahl liegen vom 16. Mai 1898 ab acht Tag« lang im hiesigen Gemeindeamt,: — Zimmer Nr. 2 — zu Jedermanns Einsicht aus, was mit dem Bemerken andurch öffentlich bekannt gemacht ivird, daß Einsprüche gegen diese Listen innerhalb der Auslegezeit dem unterzeichneten Gemeinde vorstand anzuzeigen oder bei diesem zu Protokoll zu geben, zugleich aber auch die Beweis mittel für die bezüglichen Behauptungen, falls dieselben nicht aus Notorietät beruhen, bei- zubrinacn sind. Schönheide, am 10. Mai 1898. Der Gcmcindcvorstand. Die Annchen in Italien dauern immer noch an, wenn auch am Mittwoch aus Rom mit gelheil! werden konnte, daß an diesem Tage von keinem Orte her Meutereien gemeldet wurden. Man hat zwei streng geschiedene Richtungen der Rebellion zu unterscheiden. Nur im Norden de« Lande«, besonder» in der ehemaligen Lombardei, sind die Arbeiter organifirt und der vor einigen Tagen in Mailand vorgckommcne Putsch, bei dem 1000 Personen ihr Leben eingebüßt haben sollen, war zweifellos ein planmäßig vorbereitete« Werk, an dem gewissen lose Agitatoren die Hauptschuld tragen. Aber von Mailand und Umgegend abgesehen, hat die unheimliche Bewegung im Volke keinen politischen Charakter. Die allgemeine Loosung lautet dafür: »billigere« Brot und Arbeit!" Die staatlichen und städtischen Behörden Ihun ihr Möglichste», um die in dieser Loosung sich «»«drückende angebliche Ursache der Unruhen zu beseitigen; trotzdem haben wir e« während der ver gangenen Tage wiederholt gesehen, daß Ausschreitungen sogar da begangen wurden, wo die Gemeindeverwaltungen bereit» auf Sofien de« städtischen Budget« die Bäcker zu einer Herabsetzung de« Brotpreise« veranlaßt oder sonstwie für augenblickliche Linderung der Roth Sorge getragen hatten; die Regierung Hal die Trans portkosten für Lebensmittel um die Hälfte vermindert, hat die Zölle für Getreide und verwandte Maaren bi« Ende Juni völlig ausgehoben, sie hat au« den Militärmagazinen Sornvorräthe abgegeben und hat die schleunige Inangriffnahme aller derjenigen öffentlichen Arbeiten angeordnet, die überhaupt begonnen werden können, um unbeschäftigten Arbeitern Verdienst zu verschaffen, und trotzdem dauerten die Angriffe de« Pöbels auf öffentliche Aemter, auf Sicherheitsbehörden und Truppen, auf Bäckerläden, Mühlen und Getreidespeicher fort. Nach diesen Erfahrungen kann man nicht mehr von der augenblicklichen Noth al« einziger Quelle der beklagenSwerthen Ruhestörungen reden, auch eine planmäßige Vorbereitung der Rebellion durch die Umsturzparteien (Mailand «»«genommen) icheint au«geschlossen zu sein. Die Gründe für diese krankhaften Zuckungen de« öffentlichen Leben« liegen tiefer. Die ,Söln. Ztg." erhält darüber eine römische Zuschrift, die den tieferen Sinn der logen. .Brotunruhen" richtig ersaßt. Die oppositionelle Presse lucht sie, und da« ist sehr begreiflich, in der gesummten Po litik der gegenwärtigen Regierung, und besonder« sind e» die Anhänger de« letzten CrKpischen Regiment«, die dem Ministerium Rudini den Vorwurf machen, durch eine kleinliche Sparsamkeit»- vvlitik die idealen Regungen der Nation erstickt, durch plötzliche Einschränkung der öffentlichen Arbeiten Tausende den Arbeitern brotlo« gemacht und durch die Unterstützung de» Feldzuge« gegen die Korruption in der Verwaltung da« Vertrauen de« Volke» auf seine Regierung untergraben zu haben. (At« ob da« unter Crispi beliebte Vertuschungssystem eine Heilung der öffentlichen Schäden hätte hcrbeisührcn können!) Ihnen halten die Freunde de» jetzigen Ministerium« ent gegen, daß gerade da« Ministerium Crispi durch gewaltsame Unterdrückung den Groll de» Proletariat« und der extremen Par teien genährt, ihre Widerstandskraft verdoppelt, durch unmoralische Wirthschaft da« Gut de« Steuerzahler« vergeudet, durch die Steuervermehrungen der Jahre 1894/95 die Bevölkerung zum Aeußerstcn getrieben und dem Götzen de« Gleichgewicht« im Staat«hau«halt den Wohlstand der Nation geopfert zu haben. In diesem Ballspiel der Verantwortlichkeiten läuft Wahre» und Falsche« durcheinander. In Wahrheit aber trägt nach dem zu treffenden Urtheil de« erwähnten Korrespondenten nicht eine ein zelne Regierung die Schuld an der letzten Empörung und ihren zahlreichen Vorläufern, sondern da» Regierungssystem an sich, wie e« sich in Italien herau-gebildet hat. Seit Jahren keucht da» italienische Volk unter einem harten und ungerechten Steuersystem, dessen gesunde Reform durch den Eigennutz der im Parlament herrschenden Klassen verhindert wird. Die Parlament-regierung hat e« dahin gebracht, daß jede« Ministerium zunächst nur an die Erhaltung seiner Macht und an die Befriedigung seiner parlamentarischen Söldnerhaufen denkt, nicht an die Interessen der Nation überhaupt ; diese selbst und die politischen Kreise sind zu zwei getrennten Welten geworden, die nicht« mehr miteinander gemein haben; da« Volk fühlt da schon lange und hat jede« Vertrauen und jede Achtung vor der Regierung al« solcher verloren, die um der Berus«pvlitiker willen, nicht um der Nation willen da zu sein scheint. Während man in Turin da« fünfzigste Jubiläum de« parlamentarischen Regie- rungSsystem« feiert, protestirt die Masse de« gedrückten Volke« mit offener Gewalt gegen da«, wa« im Laufe eine« halben Jahr hundert« zum Schaden der Nation daraus geworden ist. Tagesgeschichte. — Deutschland. Die Mittheilung verschiedener Blätter, daß in diesem Jahre die Hebungen de» Beurlaubtenftan- de« auf die Zeit der ReichitagSwahlen anberaumt seien, ist, wie die .Schles. Ztg." erfährt, unzutreffend. Vielmehr ist in Folge einer generellen Anordnung Vorsorge getroffen worden, daß am Tage der Reich«tag«wahl nach Möglichkeit Mannschaften de« Beurlaubtenstande« nicht zu militärischen Hebungen eingezogen sind. — Berlin, 11. Mai. Der »ReichSanzetger" veröffentlicht folgende Erklärung: .In einem Theile der Presse wird die Nach richt verbreitet, e« sei ein Gesetzentwurf, betreffend die Abänder ung de« verfassungsmäßigen Reich«tag»wahlrechl«, in Vor bereitung begriffen oder gar schon ausgearbeitet. Wir sind zu der Erklärung ermächtigt, daß innerhalb der Regierung keinerlei Erwägungen stattgefunden haben, welche auch nur den entfern testen Anhalt zu dieser Nachricht bieten könnten; dieselbe beruht somit in ihrem ganzen Umfange auf Erfindung." — Italien. Ueberdie Revolte in Mailand wird der .Franks. Ztg." au» Lugano, 10. Mai, telegraphirt: Gestern Abend ist in Mailand nur der »Corriere della Sera" und zwar in halbem Format erschienen. Sonntag Vormittag trafen Studenten von Pavia mit Revolvern bewaffnet ein. Der Kampf der Be völkerung mit den Truppen wülhete in den Quartieren Ticinese, Genova und Garibaldi, wo auch Kanonen angewendet wurden. Die Zahl der Opfer fcstzustellen ist unmöglich. Im Laufe de« Tage» wurden 160 Gefangene cingcbracht. Gestern Vormittag begann ein heftige« Gewehrfeucr an der Porta Bittoria. Um 12 Uhr wurde Kanonendonner vernommen. Mit Gewehren ver sehene Aufrührer, anscheinend theil« Landleutc, versuchten in die Stadt zu dringen; sic hielten da« Kloster der Kapuziner besetzt und ergaben sich, nachdem die Kanonen Bresche geschossen hatten. Bi» 4 Uhr waren circa 300 Gefangene eingebracht. Verhaftet wurden Frau l)r. Kouli«ciaw, eine russische Sozialistin, die so zialistischen Deputaten Turati, Bissolati und Costa. Ein Gerücht wollte wissen, auch ein Priester, Don Albertario, Direktor de« klerikalen .Osservatore Cattolico", sei verhaftet. Der Seneral- kommandant vekrctirtc die Wiedereröffnung der Fabriken für heute früh. Die Truppen wurden auf 16,000 Mann gebracht. Alle sozialistischen und republikanischen Vereine wurden aufgelöst. Der Redakteur der .Italia del Popolo", inbegriffen die Deputaten Deandrei« und die Redakteure de« .Secolo", wurden gefesselt zu Fuß durch die Straßen unter starker Eskorte von dem Polizei- gefängniß in da« Zellengesängniß geführt. Seit Mittwoch ist anscheinend eine Beruhigung der Lage ein getreten. Immerhin ist die Besorgniß, daß e« zu neuen Au»- brüchcn kommen könnte, noch nicht ganz gewichen. Zu den be denklichsten Erscheinungen während der Mailänder Revolte gehört der Au-stand de« Eisenbahnpersonal«. Seit dem l885 in Mai land abgehaltenen Kongreß de« sozialdemokratischen internationalen Eisenbahnarbeitervcrbande» hat die Verhetzung der Arbeiter durch beruf«mäßige Hetzer nicht ausgehört. Der italienischen Regierung ist jetzt die Gefahr zum Bewußlseiiz gekommen, welche mit der Duldung solcher Agitationen verbunden ist. Sie hat daher, wie bereit« mitgetheili, die Einberufung der im Eisenbahndienft au«gebildeten Reservisten aller neunzehn Jahrelklaffen verfügt. Mit Hilfe Liese« Personal« und zur Leitung de» Eisenbahn betriebe« beorderter Offiziere soll jeder Störung de« Betrie be« durch Pflichlwidrigkeiten der Angestellten vorgebeugt werden.