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ÜJL 1W H.A. Winkler; Salomo und die Karina. <4-.Heft.,< Veröffentlichungen des orientalischen Seminars der Universität Tübingen^ Stuttgart 1931. S. 12. Anm. 1) Die Reihenfolge der Körperteile ist zu beachten. Vom Innersten wird das Übel durch alle Schichten zum Äußersten herausgeführt. Diese pedantische Aufzählung ist für den Zauberer charakteri stisch. Es genügt ihm nicht zu sagen, dass das Übel aus je mandes Körper herausgetrieben wird, sondern er vergegenwärtigt sich genau den weg, um das Übel, das er beschwören will, nicht aus den Augen zu verlieren. In einer syrischen Beschwörung wird ein Dämon aus einem Menschen: aus den Knochen, Sehnen, Fleisch, Haut, Haar heraus in die Erde, aus der Erde in das Eisen, aus dÄ^Eisen in den Stein und aus dem Stein in das Gebirge ge bannt. H. Gollancz, The Book of Protection (London 1912) Cod. A § 12. Mensch und Welt stehen sich hier symmetrisch gegenüber. Der Kern des Menschen sind die Knochen, der Kern der Erde die Berge, aus dem Innersten des Menschen wird das Übel in das Innerste der Erde transportiert. Bemerkenswert ist die Wert schätzung des Harten als des wesentlichen und die harten Din ge, in die das Übel übertragen werden soll. K.Th. Freuss macht in seinem Büchlein: Die geistige Kultur der Naturvölker (Leipzig und Berlin 1914) 25 auf diesen Punkt aufmerksam: "Am primitivsten kommt milTbei den leblosen magischen Objek ten die zauberische Bewertung von allem Harten vor". Freuss beschäftigt sich mit den Naturvölkern . Die Mentalität der Zauberer unserer Texte ist der der Naturvölker äußerst ähn lich, wenn nicht mir ihr identisch. Auch unserem Zauberer ist das Harte der ausgangs- und Endpunkt seiner Vorstellun gen, es hat auch ihm Eindruck gemacht. - Die Aufzählung der Körperschichten von innen nach aussen findet sich auch in den deutschen ZauberSprüchen, so in einem gegen unreine Säfte: Unreine, Geh aus dem Mark in das Bein, Aus dem Bein in das Fleisch, Aus dem Fleisch in die Haut, Aus der Haut in den Stein, aus dem Stein in den Rhein, Dann werden alle meine Säfte rein. ) mgJ N. Hocker, Deutscher Volksglaube in Sang und Klang (Göttingen 1853) 219. In einem schwäbischen Zauberspruch wird das Übel über folgende anatomische Stationen aus dem Körper entfernt: Mark, Bein, Nerven, Flaksen, Flesch, Bluot, Gädern, Hgtut, Haar. A. Birlinger, aus Schwaben (Wiesbaden 1874) 450. Apo- kalypter gehen häufig dieselben Gedankengänge wie die Zaube rer. Am Auferstehungstage wird es heissen: Sprich zu den Kno chen: Knochen an Knochen zu Gliedern! Muskel, Nerven, Fleisch und Haut und Haare darauf! Offenbarung des Petrus. (E. Hennec ke , Neutestamentliche Apokryphen^ (Tübingen 1924) 32Ü 7 . Die gewissenhafte Vergegenwärtigung und namhafte Nennung des Weges, auf dem das Übel sich entfernen soll, /finden wir in anderer Weise in pars&hen Bannsprüchen: aus diesem Haus, aus diesem Dorf, aus diesem Gau, aus diesem Land. A. Bertholet und E. Lehmann, Lehrbuch der Religionsgeschiohte4 (Tübingen 1925) 2. 241.