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. '' ' - ' - 8S0 Augenblicke frisch und rege — Immer mehr ab und gestatteten ihm nickt einmal, am 12. December 1860 seinen 80. Geburtstag in unserer Mitte zu feiern, er ist auch seitdem nicht mehr unter uns erschienen, bis ihn am 21. Juli 1862 der To» der Gesellschaft^ an der er vom Anfang bis zu Enve mit ganzem Herzen hing, ent riß. Und wenn ich nun die lange Reihe der anderen ehren Berthen GesellschafrSmitgiieder überblicke, welche uns seit der Gründung bis in die »euere Z it durch den unerbittliche» Tod entrissen wurden, so finde ich Namen braver und ehrenwerther Mitglieder, welche noch heute ost im Kreise der Svcietät mit Liebe und Verehrung ge nannt werden und ich fürchte nicht anzustoßen, wenn ich darunter bloS die Namen: Carl Liegismund Leuthold, Carl Gottlieb Kunze, Christian Traugott Richter, Friedrich Benjamin Kubig, Friedrich Gottlob Herrmann, Christian Gottlob Großmann, Friedrich August Scheumann, Carl Ehrigsohn, Johann Samuel Hellner, Friedrich Gustav Franke nenne!'— Möge ihr Andenken auch bei unseren Nachfolgern nicht erlöschen! Mit eben so trüben Erinnerungen begleiten wir ferner die Collifionen, welche von Zeit zu Zeit im Schooße der Ges.llschast sich zeigten. Mehrere Male drohte derselben der Untergang, aber allemal — und da? erfüllt unS mit leb hafter Freude — ist fie demselben siegreich entgangen. Den» kaum 11 Monate hatte sic bestanden, als auch schon, im Monat November 1815, die Hälfte der ursprünglichen Gründer austrat, von denen jedoch wieder die Hälfte, 5 an der Zahl, nach und nach wieder in den Schooß der Gesellschaft zarückkehrten und wie die von den Ausgetretenen gegiünvete neue Gesellschaft nur ein kurzes Dasein fristet, so haben auch svätere in unserer Co- eietät aufgetauchieKrisen, welche auffälliger Weise, wie sckon die obenerwähnte erste, fast allemal die Frage des GesellschaftSlocalS zum Grunde halten, so namentlich in den Jahren 1854 und 1863 und 1864 unsere Svcietät zu vernichten nicht vermocht. Dieser Umstand ist in der That im höchsten Grace geeignet, in unS das Gefühl der Freude zu erwecken, der Freuce über den Geist der Freundschaft, Eintracht und des anständigen Frohsinns, welcher der Gesellschaft einen guten Ruf erworben und bewahrt hat, denn wahrlich glückliche frohe- Manchem ihrer Mitglieder unvergeßliche Stunden hat fie tbeils bei größeren Vergnügungen, theils aber auch im engeren Kreise erlebt und dieses Gefühl erhebt unS über das der Trauer, welches uns im Anfänge beschlich, wenn wir der Heimgegangenen Freunde und »er Conflicke in der Gesellschaft gedachten. Ich erinnere Sie hier nur an die frohen Siunden, welche die Gesellschaft auf dem sächsischen Reiter, auf dem goldnen Löwen, in rem Berger'schen pnd Schröder'schen Locale und namentlich in dem Huste'schen Garten genossen hat und welche Allen, die sie erlebt, eine bleibende Erinnerung sein werden Endlich aber belebt und stärkt der Umstand, daß die Gesellschaft, aus den überstandenen Krisen siegreich hervorgegangen, namentlich in der letzten Zeit wieder sich fester, inniger und enger an einander geschloffen hat, und so muihig und vertrauensvoll dem heutigen Festtage entgegengegangen ist, unsere Hoffnung, daß sie noch weitere 50 Jahre, ja noch länger hinaus, als ein alle ihre Mitglieder in Freundschaft, Liebe und Eintracht umschlingendes Band fortbestehen, daß namentlich der heutige Tag dazu beitragen werde, die Liebe zu ihr zu bestärken und zu befestigen, die schlummernde oder entschwundene Liebe wieder zu erwecken und ihr neue Freunde, neue Anhänger, neue Mitglieder zu erwerben. Meine Worte glaube ich aber nicht besser schließen zu können, als wenn ich den Wunsch, den unser Gründerund Stifter heute vor 50 Jahren ausgesprochen und in dem Album ausgezeichnet hat und der bis heute so glücklich in Erfüllung gegangen ist, wiederhole — den Wunsch: „möge die Gesellschaft unter Festhaltung der angenommenen Grundsätze auch für eine, lange, lange Zukunft hinaus, weiter grünen und blühen!" Kurz nach Beendigung dieser Rede und während die Harmonie das Neujahrslied von Mendelssohn vortrug, lies ein beglückwünschendes Telegramm des vorstehend genannten Ehrenmitgliedes, des Herrn Appellations-Raths Klengel ein, welches vom Herrn Advocat Roch vorgetratzen und sofort kurz beant wortet wurde. Mit einem Finale des Stadtmusikchors schloß die einfache aber würdige Feier, worauf die Versammlung zu geselliger Vereinigung noch mehrere Stunden beisammen blieb. — Der zweite Festtag, der 26. d. M-, wurde Abends 6 Uhr durch ein von 127 Personen besuchtes Festmahl in dem neuen, herrlichen, und sinnig decorirten Saale des Gasthauses „zur goldnen Sonne" eröffnet. Die Reihe der Trinksprüche begann der oben genannte erste Vorsteher mit nachstehendem Toaste: Meine hochgeehrtesten Herren und Damen! Heute vor 14 Tagen, am 12. d. M-, Abends war das gewöhnliche Gesellschaftslocal, wie bereits seit 10 Jahren festlich erleuchtet. ES galt, auf eine zwar bescheidene, aber desto wohlgemeintere Weise den Tag zu feiern, an dem vor 63 Jahren unser erhabener und gerechter König das Licht der Welt erblickte! Und wahrlich, wenn auch schon seit Anfang seiner Regierungszeit die Feier seines Wiegenfestes gerechtfertigt war, so ist deren Fortsetzung in allen folgenden Jahren zur unausweichlichen Pflicht geworden. Denn ganz anders, wie die übrigen Thronfolger, welche vor Ankitt ihrer Regierung Hoffnungen erregen, die sie dann, auf den Thron gelangt, in der Regel nicht erfüllen, hat er, den man bis zu seinem Regierungsantritte blos als rechtS- gelehrten und kunstliebenden Prinzen kannte, alle Erwartungen, die man von ihm hegte, nicht blos erfüllt!, sondern «eit übertroffen! Sic erlauben mir, heute nur einer seiner hervorragenden Eigenschaften zu gedenken, der eines wahrhaft deut schen Fürsten! - Sie werden sich erinnern, daß er bei Gelegenheit des vorjährigen allgemeinen deutschen Turnfestes in Leipzig seinen Staatsminister, den hochverehrten Freiherrn von Beust, dahin schickte, um sich durch ihn vertreten zu lassen und daß er bei dieser Gelegenheit befahl, sein Palais nur mit den deutschen Farben: schwarz-roth-golden zu schmücken. Und als kurze Zeit darauf der Ruf von Wien ausging zu dem Fürstencongrcffe in Frankfurt, um die allgemein nicht mehr für zeitgemäß erachtete Bundesverfassung zu reformiren, so war Er einer der Ersten, welcher diese Idee begierig erfaßte und für deren Zustandekommen thätig wirkte, so daß er von allen deutschen Fürsten als der Weiseste erwählt wurde, den jener Idee ab holden König von Preußen in Baden-Baden dazu zu bekehren. Wenn diese seine Bemühungen auch ohne Erfolg erblieben, seine Schuld ist dies gewiß nicht gewesen. Als nun endlich am 15. November v. I. König Friedrich VII. von Dänemark durch einen jähen Tod vom irdischen Schauplatze abgerufen wurde, als mit einem Schlage das ganze deutsche Volk zu sammenstand in Begeisterung für Schleswig-Holstein, sein gutes Recht und seinen legitimen Fürsten, da war Er eS, der als einer der ersten deutschen Fürsten in dieser Sache zum deutschen Wolke stand, ein Standpunkt, den er unverrückt bis heute