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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 26.01.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-01-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189901260
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18990126
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18990126
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
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Jahr
1899
-
Monat
1899-01
- Tag 1899-01-26
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Monat
1899-01
-
Jahr
1899
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die aus « Aeußerstc bedriingle Pforte auch unter ungünstigen Be dingungen Frieden geschlossen, aber die in Wien gestellten Forde rungen waren der Art, daß man sie unmöglich annehmen konnte und zur Fortsetzung de« Kriege« gleichsam gezwungen wurde. Schon damal« tauchte am Hofe in Wien der, bi« in die Neuzeit gehegte Gedanke auf, ob e« nicht möglich wäre, die Türken gänz lich au« Europa zu verdrängen und ihre Herrschaft vollständig zu zertrümmern. So wurde der Krieg fortgesetzt und brachte, wie vorauSzu- sehen war, den Oesterreichern glänzende Erfolge. Ludwig v. Baden drang sogar in Serbien vor und eroberte im Oktober die Festung Widdin im Sturm. Da aber änderte sich die Lage wie mit einem Schlag! In der Türkei hatte Mustafa Köpröli, ein energischer, zielbewußtcr und mit rücksichtslosester Strenge austrctendcr Geist, die Würde eine« Großwcssir« erhallen und strikteste Disziplin cingeführt. Die Wirkungen seiner Thätigkeit gaben sich, wie im osmanischen Staatswesen, so auch bei der Armee, bald auch im Kriege, wie in der Politik kund. Als 1690 am 15. April Apafi in Sieben bürgen gestorben war und nun Carasfa sich alle Mühe gab, die Stände dahin zu bringen, daß, statt des schwachen, unmündigen Sohnes de« Verstorbenen, Kaiser Leopold zum Herrn von Sieben bürgen angenommen werde, ernannte der Großwessir da« Haupt der ungarisch-nationalen Partei Tökölh zum Fürsten von Sieben bürgen und unterstützte ihn mit HilsStruppen, al« der Gras seine Kriegszüge im Gebirgsland wieder ausnahm. Der Großwessir selbst drang an der Spitze von 80,000 diSziplinirtcn Streitern nach Serbien vor und eroberte im September 1690 Widdin zurück und schoß im Oktober desselben Jahres Belgrad in Trümmer und Flammen. Blasser Schrecken herrschte in Wien. Man sah die rache dürstenden OSmanen schon vor den Thoren und fürchtete eine Wiederholung der schrecklichen Septeinbertage. Im Frühjahr 1691 setzte der Großwessir Mustafa mit seinem Heere nach Semlin über und bedrohte Ungarn auf'« Neue mit einer Ungeheuern Invasion. Der Sultan Suleiman III. war gestorben und man hoffte, sein Nachfolger Achmed II. werde Köpröly abrufen, aber statt dessen mußte man erfahren, daß er den tüchtigen Führer in seiner Würde bestätigte. Dieser rückte auch ohne Weiteres gegen Pcterwardein vor und trat nach dessen Eroberung furchtlos den Vormarsch gegen Ludwig von Baden an, den er bei Szalankemen in voller Schlachtordnung stehen sand und sofort angriff. Der 19. August 1691 jedoch sollte ein neues Lorbeerblatt in den Kranz Ludwig'« und seine» Kaiser« fügen und Mustafa erlitt eine furchtbare Niederlage. Mit welcher Erbitterung von Seiten der Türken gestritten aber auch von Seiten der Kaiserlichen ge fochten wurde, kann man daraus ermessen, daß Köpröly mit 24,000 Türken auf dem Schlachtfelds blieb und der Rest de« osmanischen Heere« in alle Winde zerstob. Jetzt schlossen die Stände Siebenbürgens den Staatsgrundvertrag ab, kraft dessen ein Fürst aus dem habsburgischen Hause in dem Berglande fortan regieren sollte. Mit der Niederlage bei Szalankemen war der Widerstand der OSmanen freilich noch nicht gebrochen. ES folgte ein wechsel voller Kampf, zumal durch die, am Rhein und in Oberitalicn nothwcndig gewordenen Feldzüge, die besten Führer, Ludwig und Prinz Eugen, nach dem westlichen Kriegsschauplätze hatten ab berufen werden müssen. Nach dem Tode Achmed« II. bestieg Sultan Mustafa den Thron und erklärte, wieder, wie einst Soli- man I., einen allgemeinen KriegSzug gegen die Ungläubigen ver anstalten zu wollen und es schien, als ob der osmanische Militär staat einer neuen Aera entgegen gehen sollte. Zunächst führte man einen günstigen Krieg mit der Flotte gegen die Benetianer und brandschatzte deren Häfen und Küstenstädte, dann setzte der Sultan selbst mit einem Heere von 100,000 Mann über die Donau und nahm aus'S Neue die Marschrichtung gegen Wien. Doch e« war das letzte Aufflackern einer verlöschenden Flamme. Bei Zenta stellte sich dem herannahenden Schwarme Eugen von Savoyen entgegen und schlug am N. Septeinber 1697 die be rühmteste Schlacht des siebenzehnten Jahrhunderts, in welcher 20,000 Türken und der Großwcssir getödtet, >0,000 Mann in die Donau gejagt und dort ertränkt wurden. Die Niederlage der OSmanen war eine so völlige, daß kaum 2000 Mann ent kommen sein sollen, um die Hiobspost den Ihrigen zu überbringen. Da« Lager mit dem Prachtzclte de« Sultan«, eine gefüllte KriegS- kasse, Ochsen, Pferde, Kamele, Wagen usw. fielen in die Hände der jubelnden Sieger und im Frieden zu Carlowitz, der am 26. Januar 1699 abgeschlossen wurde, wurde ganz Siebenbürgen sowie alles Land zwischen Donau und Theiß, der sogenannte Banat, dem Kaiser zugesprochen. Carlowitz bezeichnet das Sinken türkischer Macht im östlichen Europa und den ersten, verhängnißvollen Schritt de« osmanischen Reiche« auf der abschüssigen Bahn de« Verfalls. Der Halbmond sank und ist von der Zeit an bis auf den heutigen Tag nie wieder gestiegen. Zwischen zwei Welten. Roman von Louis« Cammer« r. <10. Fortsetzung.) Auch Ernst sah nicht ohne innere Unruhe der gewünschten Unterredung entgegen. Leise Bedenken, ob er auch recht gehandelt, sich mit dieser Angelegenheit zu befassen, regten sich in ihm, allein er wollte da« dem Freund gegebene Versprechen halten. »Ob sie dem Ausruf Folge leisten wird?" fragte Harry be klommen; er hatte diese Frage schon einige Mal gethan. »Sicher, die untergeordnete Stellung im Hause Davis' muß e« ihr mehr al« Wünschenswerth machen, sich sobald al« möglich frei zu wissen." Susanne, die mit zagendem Herzen den Weg angetreten, war nicht wenig erstaunt, in Ernst Burger einen jungen, liebens würdigen Mann zu finden. »Habe ich die Ehre, Mister Burger vor mir zu sehen?" fragte sie höflich. Ernst machte eine zustimmende Verbeugung. »Mein Name ist Susanne Leuthold — ich leistete einer öffent lichen Aufforderung in der » Staat« - Zeitung", dem »Herold" und so weiter Folge, al« ich hierher kam. Dürfte ich Sie bitten, Mister, mir gütigst Ausschluß zu ertheilen, welcher Art die Mit- theilungen sind, die Sie mir zu machen haben." Burger befand sich dem ruhigen, entschiedenen Mädchen gegenüber in Verlegenheit. - »Die Bekanntmachung im »Herald" diente mir nur als Vorwand, Sie bei mir zu sehen, Miß Leuthold," sagte er mit edler Offenherzigkeit, »lediglich die Theilnahme für einen lieben Freund veranlaßte mich, die Zeitungen in Anspruch zu nehmen, um jene Aufforderung, bei mir sich einfinden zu wollen, an Sie ergehen zu lassen." Susanne erhob sich von dem Stuhl, aus den sic sich nieder gelassen. »Wollen Sie die Güte haben, mir eine Erklärung Ihrer höchst seltsamen Handlungsweise zu geben, Mister Burger?" fragte sie sehr ernst »Gewiß, mein Fräulein, um so mehr, al« sie ein Recht zu dieser Forderung haben. Sie sehen mick in einer peinlichen Lage Ihnen gegenüber. Ich habe meinem Freund, der Sie sehr liebt und verehrt, da« Wort gegeben, eine Aussprache mit Ihnen hcrbeizusühren — und soweit meine Zusage gelöst, nun mag er sein eigener Anwalt sein." Er machte ihr eine tiefe Verbeugung und schritt in« Neben zimmer, während Harry rasch eintrat. „Mister Brown!" Susanne rief e« heftig, ihr schöne« Ant litz hatte alle Farbe verloren. »Ich wüßte wahrlich nicht, wa« mir der Verlobte von Miß Davis zu sagen hätte?" »Ihre Verzeihung erbitten, Susanne, Sie meiner ewigen, unwandelbaren Liebe zu versichern, Sie zu bitten, mein geliebte», theure« Weib zu werden!" „Ersparen Sie sich den Hohn, Sie vergessen, daß Miß Da vis Ihr Wort hat und sich schwerlich dazu verstehen wird, ihren Verlobten an die Dienerin abzutrcten, Mister," sagte sie mit stolzer Würde; »genug de« falschen Spiel«! Es ist eine« Gentle man« unwürdig. Reichthum gehört zu Reichthum. Der arme Clerk, der mich einst vor Schimpf und Schande bewahrte, hat nichts gemeinsam mit dem stolzen Mister Brown, dem Verlobten Miß Ellinor Davis'." „Sie haben mich nie geliebt, sonst würden Sie mir ver trauen," sagte er enttäuscht. »Nur Wunsch und Wille meine« Vater« bindet mich an Miß Davis!" »Mein Glaube ist geschwunden und mit ihm da« Vertrauen," erwiderte sie im schmerzlichen Ton, beenden wir eine Unterredung, die mir zur Qual wird. Wohl habe ich Sie geliebt, Harry, und diese Liebe war ein Glückstraum, her mich Mutter, Geschwister, Heimath vergessen ließ. Doch die Erkenntniß Ihrer Falschheit vernichtete das GlllckSgcfühl, wie giftiger Mehltau edle Blüthen ertödtet. Auch dieser Traum ist vorbei, möge ihr fernere« Leben keine Erinnerung an mich trüben, Mister Harry!" »Susanne, Du vermagst die Verhältnisse nicht zu beurtheilen, die trennend zwischen un« traten," sagte er aufwallend; „als ich um Dich warb, war ich thatsächlich der arme Clerk, für den ich mich ausgab, erst meiner Mutter Tod machte mich frei und un abhängig. Wa« ist Miß Davis meinem Herzen? Binnen Kurzem mache ich mich von den Fesseln los — und gehe nach Deutsch land. Verzeihe mir, glaube an meine Liebe — sonst müßte ich den Tod suchen!" Mit abgewendetem Antlitz lauschte sie seinem heißen Flehen, sie widerstrebte nicht länger, als er sie sanft, aber mit der un widerstehlichen Macht innigster Zuneigung an sein Herz zog. „Ueber, über Nacht kommt still da« Glück, und bist Du er wacht, o selig Geschick!" sagte sie unter Thränen lächelnd. „Möge der Sonnenschein der Liebe nimmer von unserem Leben weichen!" Mit wehmüthiger Freude gratulirte Ernst dem glücklichen Brautpaar. „Schon morgen trete ich meine Reise nach Cincin nati an, doch mein Herz treibt mich mit unwiderstehlicher Sehn sucht der Heimath zu." Zu derselben Zeit, al« der Zug abbrauste, der Ernst in da« Innere de« Lande« trug, landete der Dampfer, welcher den Kom- merzienrath Günther in Begleitung Valeska« und Frau Burger« an Land beförderte. Schloß Török wurde ein Tummelplatz für die verächtlichsten menschlichen Leidenschaften. Marinka, das Kammermädchen, konnte nicht genug erzählen von den schlechten Launen der Gospodina (Herrin) und welche Mißhandlungen sie von dieser zu ertragen hätte. Auch JanoS, der früher so sehr beliebte Reitknecht wußte von schmerzenden Peitschenhieben zu berichten. Etelka verstand es, sich Gehorsam zu erzwingen, und wenn schon früher das LooS ihrer Dienstleute kein bencidenSwerthe« war, so wurde es jetzt bei ihr geradezu unerträglich. Karoly Gervay erschien nur selten auf Török. Er brachte die meiste Zeit auf seinen Besitzungen zu. Die Ernte erforderte seine Gegenwart und al» fleißiger, tüchtiger Landwirth nahm er die Leitung selbst in die Hände. Die ganze Umgegend war seines Lobe« voll. Bauern und Dicnstleute wären für GoSpodin Gervay Lurchs Feuer gegangen, stet« sand er den rechten UmgangSIon für sie, immer war er bereit, ihnen mit Rath und Thal beizu stehen und seine folgerichtigen Anweisungen, seine warmen, herz lichen Worte bewirkten oft mehr, als Geld und GeldeSwerth es gethan. Wo e« jedoch nöthig erschien, hatte er ein offene« Herz und auch eine offene Hand. Kam er jedoch nach Török, zeigte er sich verstimmt und unzugänglich. Etelka verschwendete ver gebens die feurigsten Blicke und zärtlichste« Lächeln. Eine innere Stimme warnte ihn vor dem Sirenenzauber. Wenn er dennoch hin und wieder herüberkam, um ihr bei der Führung der Wirth- schaft behiflich zu sein, oder ihr Rathschläge zu ertheilen, geschah e« mehr au« Rücksicht für vergangene Zeiten. Die Leidenschaft für da« berückend schöne Weib war erloschen, seit er einen Ein blick in ihr Seelenleben gethan. Irma wurde bei seinen Besuchen nie sichtbar; fügte e« der Zufall, daß sie während seiner Anwesenheit mit den Kindern in Etelka» Gemächer kam, wußte diese sie unter irgend einem Vor wand rasch zu entfernen. Da« junge Mädchen befand sich in der traurigsten GemüthS- stimmung. Sie hatte beabsichtigt, den Kontrakt, der sie noch für längere Zeit an da« Töröksche Hau« fesselte, zu lösen, als die Briefe von Mutter und Freundin eintrafen und sie vor einem übereilten Schritte warnten. Zu dem Kummer über da« unge wisse Schicksal de« Bruder« gesellte sich die Angst um das Er gehen der lieben Mutter. Wie vermochte diese durch die harten Schicksalsschläge zaghaft gewordene, leidende Frau die Gefahren der Reise zu überstehen? Und welchen Erfolg würde sie in der Fremde für ihre Aufopferung finden? Vor diesen bangen Fragen trat alle« Andere in den Hintergrund. Etelka zeigte sich zeitweise freundlicher und hatte sie theil- nehmend um ihr bleiche« Aussehen befragt. Auch die Kinder warm im Beisein der Mutter artiger, sobald sie sich aber au« deren Bereich wußten, verfielen sie in die alten Unarten und quälten Irma durch die tückischsten Streiche. Die Erntezeit brachte täglich neue Gäste. Fest reihte sich an Fest. Etelka war bei diesm Festen die lustigste und übermüthigste der Gesellschaft. Ihr Helle» Lachen klang durch alle Räume, doch wollte e» manchmal scheinen, al« ob da« Lachen erkünstelt, die Heiterkeit gemacht sei. Ein blitzartige« Leuchten der dämo nischen Augen, ein diabolische« Lächeln de» üppigen Mundes ver- ricthen, daß die glatte Oberfläche nur geschickte Täuschung, die unheimliche Ruhe vor dem hcreinbrechenden Sturm bedeute. Die Erzieherin war seit jenem ersten Abend nickt wieder zu den Gesellschaften zugezogen worden. Etelka versicherte ihr einige Wochen später, daß sic nach einer musikalischen Abend unterhaltung immer an entsetzlichen Kopfschmerzen leide und ihr dieser Vortrag auf lange Zeit genüge. »Ueberdie« finde ich die Lobhudeleien, welche man bei solchen Anlässen schon ganz mittel mäßigen Leistungen zollt, unerträglich," fuhr sie spöttisch fort, „jeder Gast glaubt die Verpflichtung zu haben, durch Beifall sich dankbar beweisen zu müssen. E» wird dadurch in ganz alltäglichen, einfachen Talenten die Einbildung und damit der Dünkel hervor gerufen, sich schon für hervorragende Größen zu halten. Derartige Geschmacksverirrungen waren mir stet« ein Greuel!" Dieser mit lächelndem Munde versetzte Stich wurde gefühlt und entsprechend abgelenkt. „Aufdringlichkeit liegt meinem Charakter fern und nur der persönliche Wunsch meiner Gebieterin konnte mich bewegen, mit meinen einfachen Leistungen hervorzutretcn. Ich würde auch die« nicht einmal gewagi haben, wenn nicht die musikalisch gebildete Welt meiner Heimathstadt bei größeren Musikaufführungen stet« um meine Mitwirkung nachgesucht." „Nur nicht tragisch werden, liebe« Fräulein," sagte Etelka mit dem heitersten Antlitz, »mein Ausspruch war durchaus nicht für Sie bestimmt. Die Lobeshymne, die man Ihnen geweiht, war sicher wohlverdient. Vielleicht habe ich später einmal da« Glück, Sie al» gefeierte Künstlerin rühmen zu hören und Ihren Namen längstbekannten Größen zugereiht zu sehen." Irma schwieg. Eine Antwort hätte ihr höchstens eine er neute Beleidigung zugezogen. Etelka sah in ihr die bezahlte Gouvernante, die man sogar zu Zosendicnsten in Anspruch neh men durfte. Auch diese spöttische Erniedrigung hatte Irma ruhig über sich ergehen lassen, trotzdem ihr Stolz sich dagegen erhob. Allein vorerst blieb ihr nichts übrig, als sich zu fügen. Karoly Gervay hatte sein gegebene« Versprechen, sich ihrer anzunehmcn, gewiß bereut, oder fand keine Gelegenheit, etwa« für sie zu thun. Daß Etelka alle« ansbot, ein Zusammentreffen mit dem GoSpodin zu vereiteln, davon ahnte da« Mädchen nicht«. Allein die Rücksicht, Irmas Lage zu verschlimmern, hatte Gervay bi« jetzt verhindert, offen für sie cinzutreten. Längst hätte er seine Besuche auf Török eingestellt, da Etelka, ohne ihren Rus zu beachten, Gäste von sehr zweifelhaftem Rus bei sich sah. Wo Männer wie Ernö Aprany verkehrten, wurde c« für einen Karoly Gervay Pflicht, sich zurückzuziehen. Doch Irma preiSgeben — Irma, zu der er mit innigster Verehrung aufschaute, das vermochte er nicht. Doch fand er keinen bestimmten Aus druck für die räthselhafte Macht, welche ihn unwiderstehlich zu ihr hinzog; Freundschaft, Mitgefühl nannte er seine Theilnahme. Als jedoch Tage und Wochen verflossen und er keinen Blick, kein Wort mehr mit ihr austauschen konnte, schwand die Selbst täuschung. An der verzehrenden Ungeduld, mit der er sich nack ihrem Anblick sehnte, erkannte er die Tiefe und Größe seines Gefühls. Seine freundschaftlichen Empfindungen hatten sich in reine selbstlose Liebe verwandelt. Wenn er den völligen Bruch mit Frau von Török hinauS- zog, geschah eS aus dem Grunde, Irma nicht nutzlos deren Rache preiszugeben. Etelka, einmal gereizt, kannte keine Grenzen in in ihrer Leidenschaft und würde zu dem Acußersten geschallten sein, dieses wußte er nur zu bestimmt. Karoly Gervay hatte verschiedene Annäherungsversuche an Irma gemacht, seine Bemüh ungen scheiterten an Etelka« finsterem, späherischen Argwohn. Höchst selten und nur in Gegenwart Marinka« durfte Irma mit den Kindern in die Gärten gehen, meist wurde sie im Schlosse fcstgehalten. (Forts, folgt.) Vermischte Nachrichten. — Kronach, 23. Januar. Der „Hofer Anzeiger" berichtet: »Gestern Abend zwischen 7—8 Uhr wurde hier ein junger Mann ausgefunden, dem die Zunge vollständig auSgerissen war. Derselbe ist au« Neubau bei Mitwitz gebürtig. Von Mitgliedern der hiesigen freiwilligen Sanitätskolonne wurde er in da« Kranken haus geschafft; dort gab er schließlich zu Protokoll, daß er von vier Mann angesallen wurde und eine Maß Bier zahlen sollte, worauf, weil er sich weigerte, sie ihm die Zunge auSrissen und ihm gleichzeitig auch den Mund weit auseinander rissen. Bier Gendarmen verfolgten die Jache näher. — Mit dem Sarge Christoph Columbus an Bord ist der Aviso „Giralda" in Sevilla eingetroffen. Da« Schiff wechselte Begrüßungssalven mit den Batterien am Lande. Die Behörden empfingen den Sarg feierlich. In der Kathedrale, welche den Sarg bi« zur Erbauung de» Denkmals aufnehmen wird, wurde ein Trauergottesdienst abgehalten. Die Betheilig- ung seitens der Bevölkerung war außerordentlich groß. Der „Globus" erinnert daran, daß die Gebeine des Columbus jetzt zum fünften Mal eine neue Grabstätte erhalten. Columbu« starb, ein müder Greis, am 6. Mai 1506 zu Valladolid und wurde daselbst zum ersten Male im Franziskanerkloster bcigesetzt. Schon 1509 überführte man seine Asche nach dem Karthäuserkloster Las CuevaS bei Sevilla, wo Ferdinand der Katholische ihm die In schrift: Oustilla v n I.eon nuevo munao imliü Ooian" ge ¬ setzt haben soll. Aber auch hier fanden sie keine Ruhe ; sein Wunsch war, in der von ihm entdeckten Neuen Welt zu ruhen, und so brachte man den Sarg im Jahre 1536 nach San Domingo auf Haiti, wo er zu Seilen de« Hochaltar« in der Kathedrale seine dritte Ruhestätte fand. Al» dann 1795 im Baseler Frie den der östliche Theil der Insel an Frankreich fiel, wollten die Spanier die Gebeine des großen Entdeckers nicht missen. Nach zweiundeinhalbhunderijähriger Rast wurden sie nun unter großem weltlichen und geistlichen Prunke nach der Kathedrale von Havana gebracht, wo sie, in ihrem vierten Grabe, ein Jahrhundert lang blieben, um nun nach der Alten Welt zurückzukehrcn. In dem ganzen Vorgänge liegt ein tief tragische« Moment. Da» stolzeste Volk Europa«, mit glänzender und großer Geschichte bringt als Einziges, wa« ihm von dem gewaltigen Kolonialreich in der Neuen Welt verblieben, die Asche de« Manne« zurück, der dieses Reich begründete. Nicht unerwähnt darf bleiben, daß die Mu latten von San Domingo, durch verschiedene Gründe unterstützt, behaupten, sie besäßen noch die echten Gebeine de» großen Ent decker«; der 1795 nach Habana übergcführte Sarg habe nur die Leiche seine« Sohne« Diego enthalten. — Die älteste Stadt Deutschland«. Im „Archiv de« Historischen Verein« für Untersrankcn" veröffentlicht der Professor Schmitt eine Studie über da« Alter von Würzburg. Auf Grund seiner Untersuchungen kommt er zu dem Ergebniß, daß Würzburg eine der ältesten deutschen Städte ist. Schon vor dem Jahre 100 v. Chr. sei eine Niederlassung an seiner heu tigen Stelle gewesen, so daß da« Alter Würzburg« aus mindesten« 2000 Jahre zu schätzen sei. — Die Abkürzungen bei Anzeigen in den Zeitungen könne» oft zu recht sonderbaren Verwechslungen führen. Ein Gärtner an der Hoheluft-Chaussee in Hamburg wollte, wie da« „Hbg. Frdbl." berichtet, einen jungen Menschen für leichte Gar tenarbeit suche» und ließ annonciren: ,E. j. M. sür leichte Gartenarbeit gesucht bei hohem Lohn." Zur Verwunderung de« Suchenden erschienen weil mehr Mädchen al« Burschen. Gegen Nachmittag erschienen noch drei Reflektantinnen, die sich eigentlich nicht mehr zu den jungen Mädchen rechnen konnten. Al» ihnen gesagt wurde, daß »E. j. M." ein junger Mann heißen sollte, wurden sie über den vergeblichen Weg, den sie den Wilhelmsburg
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