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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 14.01.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-01-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189901147
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18990114
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18990114
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-01
- Tag 1899-01-14
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Monat
1899-01
-
Jahr
1899
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Weisung an die Laude-polizeibehörde. Wege» der Nebenstrafc sUebcrwcisung), die seine Unierbringung in eine Eorrektion-anstalt zur Folge Hai, Halle der Angeklagte da» Unheil mir dem RechtS- mittel der Berufung angefochten. Da« Berufungsgericht ließ c« jedoch bei dem erstinstanzlichen Unheil bewenden und verwarf sein Rechtsmittel. — Meerane, 11. Januar. Wie manchmal ein harmloser Scherz verhängnißvoll werden kann, zeigt folgender in einer Appreturanstalt gestern vorgekommcner Kall. «Line Arbeiterin schlug mit einem Stück Waare einem Arbeiter im Scher; nach dem Gesicht. Der Getroffene hatte nun zufällig eine Stecknadel im Munde, die er bei dem Schlage verschluckte. Der Mann mußte sich sofort in ärztliche Behandlung begeben, doch ist c« bi« jetzt noch nicht gelungen, die Nadel im Körper aufzufinden und zu entfernen. — OelSnitz i. B., 11. Januar. Die bekannte Vogts berger Tschcchenafsaire, die im August de« vergangenen Jahre« viel Staub aufwirbelte, hat gestern hier insofern ein ge richtliche« Nachspiel gehabt, al« der Bauunternehmer Beding in Auerbach, dem zusammen mit dem dortigen Bauunternehmer Fügncr die Ausführung de« Neubaue« der Königl. sächsischen Strafanstalt Vogtsbcrg übertragen war, dem verantwortlichen Redakteur de« „OelSnitzcr Tageblatt", Rudolf Zabel, wegen Be leidigung verklagt halte. Die sehr umfangreiche Beweisaufnahme bestätigte die volle Wahrheit der vom „OelSnitzcr Tageblatt" ge brachten Darstellung der Thatsachen. Den Ausführungen des Vertreters de« PrivatklägerS, Rechtsanwalt Schanz, gegenüber, der von einem deutschen Chauvinismus sprach, welcher in den betreffenden Artikeln enthalten sei, und Vcrurtheilung beantragte, betonte der Vertreter des Angeklagten, Rechtsanwalt Schuricht II, Plauen, daß einerseits die bcnachtheiligtcn deutschen Arbeiter beim „OelSnitzcr Tageblatt" Schutz gesucht und gefunden hätten, und daß fernerhin die deutschen Steuerzahler, von deren Gelbe doch schließlich die Sloatsbaulcn hcrgcslellt würden, auch ein Recht hätten zu verlangen, daß ihr deutsche« Geld auch wiederum dem deutschen Handwerk, dem deutschen Arbeiter zu gute komme; wenn sich die Presse dieser Anschauungen annehme, dann handle sic als Vertreterin ter Öffentlichkeit in Wahrung berechtigter Interessen. Cr beantrage, da der Wahrheitsbeweis erbracht sei, Freisprechung. Da« Gericht zog sich zur Berathung zurück, wonach sodann Ober amtsrichter Hager da« Urtheil verkündete. In der Ilrthcils-Be- gründung hieß e« zunächst, baß die Wahrheit der behaupteten Thatsachen erwiesen sei, daß dem Angeklagten nicht nachzuwciscn sei, daß derselbe in seiner Beurtheilung de« Falle« die Bauunter nehmer hätte persönlich beleidigen wollen, und daß diejenigen Stellen, aus die sich die Anklage stütze, sich entweder gar nicht auf die Bauunternehmer bezögen, oder aber nur eine Kritik ent hielten, die al« eine vom nationalen Standpunkt unter den ob waltenden Umständen berechtigte anzusehcn sei und deshalb Be leidigungen nicht enthalte. Infolgedessen wurde Redakteur Zabel freigesprochen. — Falkenstein, 10. Januar. Am Sonntag Abend mußte der II Uhr ll Min. au« Zwickau hier cintrefsende Personcnzug auf freier Strecke einen unfreiwilligen Aufenthalt nehmen, da er auf den mit Ei« überzogenen Schienen nicht mehr weiter konnte. Erst nach Verlauf von 10 Minuten konnte der vollbesetzte Zug unter Volldampf seine Fahrt fortsetzcn. — Ueber Ursache und Wirkung der am ersten Weihnachts feiertag im Gasthof „Zum Wendelstein" in Grünbach erfolgten Explosion der Acetylengasanlage wird von Hrn. Brand- VersichcrungS-JnspcctionS-Assistent Kaldrack in Auerbach geschrie ben: „In dem genannten Gasthofe befindet sich eine noch nicht lange erst eingelegte Acetylengasanlage der Firma „Walther L Klahrc" in Zwickau. Dieselbe explodirte am genannten Tage und richtete arge Verwüstungen und großen Schaden an, und nur dem Umstand ist es zu verdanken, Laß Menschenleben nicht zu Grunde gegangen sind, daß der Besitzer sich vorerst beeilt hatte, im dichtbesetzten Saal der eintrelenden Dunkelheit infolge Le« Zurückgehens der Gasflammen durch Anbrcnnen von Petro leumlampen schleunigst Abhilfe zu schaffen. Mittlerweile erfolgte jedoch schon die überaus heftige Detonation und bald darauf stieg eine Helle mächtige Flammensäule über da« auf der gegenüber liegenden Seite de« Gehöftes liegende Seitengebäude empor. Daß nun unter den anwesenden Personen und den zumeist mit Kindern gefüllten Saal eine heillose Verwirrung herrschte, bedarf wohl keiner Erwähnung weiter. Die Wirkung der Explosion war eine furchtbare. Zeugt doch davon, daß nicht nur La« gesammte, au« einem Stein starkem Ziegelmauerwerk hergestelltc und mit leichtem Dach versehene Gasbchältergcbäude vollständig zerstört und sozusagen von der Erde wegrasir« ist, sondern auch die 1'/, Stein starke Umfassung de« anstoßenden Seitengebäude« bis zum Dach hinaus aus eine Strecke von über 3 Meter vollständig weg gerissen, und da« anstoßende Mauerwerk dem Einsturz nahe ist. Natürlich sind sämmtliche Fensterscheiben in der Umgebung ge sprungen und die Dächer arg beschädigt, sodaß dem Besitzer, der bei der LandeS-Brandversicherung nicht gegen Explosion versichert hatte, ein ganz beträchtlicher Materialschaden entstanden ist. Nach eingehenden Erörterungen und Vernehmungen an Ort u. Stelle habe ich nun Folgende« über die Ursache festgcstellt: Die be treffende Anlage bestand aus einem Gasentwicklcr, zwei Gas behältern und der Leitung. Durch die an diesem Tage herrschende Kälte nun war die leider in Krümmungen gelegte Verbindungs leitung zwischen dem Entwickler und den Gasbehältern zugcfrorcn, sodaß kein Gas weiter in die Hauptleitung gelangen konnte und da« in den Behältern befindliche bald verbraucht war. Inzwischen war die Entwickelung des Gase« weiter vor sich gegangen und hatte in Folge de« starken Drucke« den Automat zerstört, sodaß sich da« ganze Wasser aus einmal auf da« noch in reicher Menge vorhanden gewesene Calciumcarbid ergoß, und so plötzlich eine solche enorme Menge Gas entwickelte, daß der Apparat vollständig zerstöri, die starke Füllthür herausgcschleudcrt wurde, die beim Anprallen gegen andere Eisentheilc einen Funken erregte, der zur Entzündung de« explosiven Gases führte. — Au« Anlaß der neuerdings wiederholt erhobenen Klagen, daß manche Fleischer künstliche Mittel anwcndcn, um Würsten sowie gehacktem und geschabtem Fleische ein frische« Aussehen zu geben, da« sie im natürlichen Zustande nicht mehr haben würden, hat da« RcichSgesundhcilSamt eine Denk schrift über diese Frage verfaßt, au» der weite Kreise dc» Publi kum« folgende« interessiren wird. Da« RcichSgcsundhcitSamt saßt nämlich seine Ermittelungen in folgende Sätze zusammen: I. Bei Verwendung geeigneten sarbstoffrcichen Fleische« und unter Beobachtung der handwerk-gerechten Sorgfalt und Reinlichkeit läßt sich eine gleichmäßig roth gefärbte Dauerwurst ohne Be nutzung künstlicher Färbemittel Herstellen; 2. der Zusatz von Farbstoff ermöglicht e«, einer au« minder geeignetem Material oder mit nicht genügender Sorgfalt hergestelltcn Wurst den An schein einer besseren Beschaffenheit zu verleihen, mithin die Käufer über die wahre Beschaffenheit der Wurst zu täuschen; 3. im Ein klang mit den von dem Reichsgericht ausgestellten RechtSgrund- sätzen nimmt die Mehrzahl der bisher mit der Frage befaßten Gerichte an, daß die in manchen Gegenden eingeführtc Färbung von Wurst vom Standpunkte dc« NahrungsmittelgcsetzeS al« ein berechtigter Gcschäft-gcbrauch nicht anzuerkennen ist; 4. bei Ver wendung giftiger Farbstoffe vermag der Genuß damit gefärbter Wurst die menschliche Gesundheit zu schädigen; b. au« frisch geschlachtetem Fleisch läßt sich ohne Anwendung von chemischen KonservirungSmitteln unt. Beobachtung handwerksgercchter Sauber keit Hackfleisch Herstellen, da« bei Aufbewahrung in niedriger Temperatur seine natürliche Farbe länger al« 12 Stunden behält ; 6. der Zusatz von schwefligsauren Salzen und solche Salze ent haltenden KonservirungSmitteln ist geeignet, die natürliche Färbung de« Fleische« — aber nicht da« Fleisch selbst zu verbessern und länger haltbar zu machen; dem Hackfleisch kann mithin hierdurch der Anschein besserer Beschaffenheit verliehen werden; 7. der regelmäßige Genuß von Hackfleisch, welche« mit schwefligsaurcn Salzen versetzt ist, vermag die menschliche Gesundheit, namentlich von kranken und schwächlichen Personen, zu schädigen. Hiernach wird da« Publikum selbst in der Lage sein, sich in vielen Fällen vor Täuschungen zu schützen. Uebrigen« weist da« ReichSgesund- heitSamt auch noch auf die Strafen hin, die für da« Färben von Wurst und Fleisch Anwendung finden und die theilweife empfind lich hoch sind. — Da« letzte Vierteljahr der Schulzeit hat für viele Knaben und Mädchen begonnen; kaum ein Dutzend Wochen noch, dann wird der Schultornister zum letzten Male abgeschnallt, und mit der „schönsten Zeit dc« Leben«" ist« vorbei. Von traurigen Abschiedsgedanken wollen aber die Konfirmanden und Kon firmandinnen nicht« wissen; sic freuen sich jetzt vielleicht, dem Schulzwange bald entwachsen zu sein, ja, sie glauben vielleicht gar, da« Lernen jetzt nicht mehr recht nöthig zu haben, weil e« ja doch bald „vorbei" wäre. Doch eine Lässigkeit im letzten Viertel de« Schuljahre« rächt sich gar zu oft. Die AbgangS- Ccnsur au« der Schule wird im späteren Leben noch häufig ver langt werden, und gar mancher junge Bursche hat sich diese schon durch muthwilligc Streiche am Schlüsse der Schulzeit ver dorben. Die Reue nach Ostern koinmt in der Regel zu spät; cs dürste daher da« Mahnwort an die Konfirmanden nicht un angebracht sein, gerade jetzt noch alle Kräfte zusammcnzunchmen, um die in der Schule erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten zu bereichern und zu befestigen. Gute Schulkenntnisse sind unbezahl bar, zuviel kann man davon nicht bekommen. 2. Ziehung 1. Klasse 135. Königl. Sachs. Landes-Lotterie, gezogen am 10. Januar 1800. 5000 Mark aus Nr. 43851. 3000 Mark auf Nr. 408SI 48302 88287 82301. 100« Mark aus Nr. 2885 8840 12288 24328 24840 42558 85782. 500 Mark aus Nr. 3428 24057 27818 38470 42082 42155 42458 47887 48385 80757 88140. 300 Mark aus Nr. 251 800 2780 5881 8728 I5I42 18353 18054 20718 22884 23088 23372 33443 38341 47843 51735 52800 53887 58383 58528 84287 84483 87585 74573 78748 77524 8I88I 83047 85500 85784 80832 81858 84023 85478 87848 88378. Der Sonnenschein. Mit welcher Freude begrüßen wir nach trüben, regnerischen Tagen den so schmerzlich vermißten Sonnenschein; wenn beim Erwachen das leuchtende Himmelsgestirn mit seinen segenspcndcn- Len Strahlen zum Fenster hincinschaut und alle Dinge, auch die kleinsten, mit seinem verklärenden Licht bescheint, dann wird es auch in unserem Gemüth Heller und leuchtender und wir gehen noch einmal so leicht und fröhlich an unser Tagewerk. — „Die güldene Lonne voll Freud' und Wonne bringt mit ihrem Glänzen ein herzerquickende« liebliche« Licht." — Doch nicht nur die goldige Himmelssonnc allein ist c«, welche uns beglückt und er freut, welche uns in trüben und dunklen Tagen de« oft so harten Lebens auf dieser schönen, aber schmerzerfüllten Erde tröstet und erhebt — es ist der Sonnenschein im eigenen Hause, und wohl der Häuslichkeit, wo ein immerwährender warmer Sonnenstrahl die Räume angenehm beleuchtet. „Sie ist oder war unser Son nenschein." Das ist ein kurzer Nachruf, aber cr sagt mehr al« viele Worte. Wem eine Sonne in seinem Innern, in seinem Hause leuchtet, die niemals untergeht, kann sich glücklich schätzen. Die Sonne ist die Heiterkeit und Liebenswürdigkeit der Seele, der stille Frohsinn dc« Herzens bei einem in Gott gefestigten, harmonischen Gemüth, Las die liebende Sorge für Andere zu seiner vornehmsten Lebensaufgabe gemacht hat. Diese Liebens würdigkeit ist eine der schönsten Tugenden, sic erfüllt da« Haus, in dem sic wohnt, mit der balsamischen Luft eine« schönen Som- mertagcS und gießt einen freundlichen Schimmer selbst über eine Ärmliche Umgebung au«. Liebenswürdig in der buchstäblichen und wahren Bedeutung des Worte« ist da«, was der Liebe würdig ist, und dc.« wird nur der Mensch sein, dessen Herz voll Liebe für die Mitmenschen erfüllt ist. Liebe, Sanftmuth, Freundlichkeit und Demuth sind wohl die Grundbestandtheile dieser Tugend, bei der da« Schönste eben da« Unbewußte ist, die angeborene Liebenswürdigkeit des Herzens. Wer die angeborene Liebens würdigkeit nicht besitzt, muß sich bemühen sie zu erlangen. Da« Streben, uns selbst zu vervollkommnen, ist sehr wichtig, aber viele Erwachsene vernachlässigen da« Werk der Selbsterziehung in irriger Meinung, Laß sic nichts zu thun brauchten, weil sie nur wenig erreichen würden, daß sic eben so genommen werden müßten, wie sie sind. Da« ist eine sehr leichtfertige Entschuldigung, denn wir haben in jedem Lebensalter die Pflicht, an uns zu arbeiten zu Nutz und Frommen unserer Umgebung. — Ja, was aus den Augen liebenswürdiger Menschen leuchtet, da« ist nicht nur äußere Heiterkeit und irdische Glückseligkeit, nein, da« hat seinen Urquell lies in der Brust, da« ist der Wiederschein der Sonne der Liebe, die im Herzen unvergänglich erstrahlt, und der Hauch ewiger Jugend, der über dem Antlitz liegt, ob auch der Schnee dc« Alter« da« Haupt bedeckt, c« ist der Abglanz de« Frieden», der in einer reinen Seele wohnt. Freudenspender sind solche Menschen, und da« kann ein Jeder werden, ein Jeder, der e» lernt, sein eigene« Leid zu vergessen über dem der Anderen, Jeder, der darauf ausgeht, Anderen Freude und Glück zu bereiten, auch wo e« ihm Ueberwindung kostet. — Die Erhaltung dieser Tugend, selbst unter ungünstigen Umständen, zeugt von einem genügsamen, anspruchslosen Gemüth, e» ist überhaupt ein schöner, erfreulicher Sinn, der die Einigkeit mit seinem Geschicke, so weit al» es mög lich ist, erhält, die Freuden heraushebt, die Jedem bleiben, und sie zu sammeln, zu genießen versteht. ES bewährt sich auch hier, daß da» moralisch Schönste und Edelste auch da« am meisten Glückbringende ist und am besten da» Gemüth in ruhiger und besonnener Thätigkeit erhält. Zwischen zwei Welten. Roman von Louise Cammerer. (5. Fortsetzung.) Stürmische« Beifallklatschen lohne Irma« Vortrag und rief sie in die Wirklichkeit zurück. Die begeisterten Gäste umringten sie mit BcisallSbczcugungen. Auch Karoly Gcrvay, der erst spät gekommen war und an einem Pfeiler lehnend dem Vortrag gelauscht, dankte ihr mit glückstrahlendem Lächeln. Frau von Török sah, wie er, alle Rücksicht, alle Bedenken vergessend, Irma« Hand an die Lippen zog. Etelka« Haß kannte keine Grenzen mehr. „Luft, Luft, ich ersticke," murmelte sie. „Aprany, wollen Sie mich für einen Augenblick in ein Liebenzimmer geleiten?" fragte sie mit vor Erregung heiserer Stimme den neben ihr stehenden Magnaten. „Und wie gern! Mit leisem Spottlächeln bot er ihr den Arm; „Karoly Gervay scheint seine Pflichten zu vergessen, der Anblick Ihrer schönen, talentvollen HauSgcnossin hat ihn ganz bezaubert." Ein finsterer Blick streifte ihn. „Ersparen Sie sich den Spott, Aprany, auch ich habe Augen zu sehen; Karoly Gervay ist nicht der einzige, der jenen Fallstricken erliegt. Etelka Török ist zu stolz, um mit einer Gouvernante in die Schranken zu treten." „So schaffen Sie sich die lästige Rivalin vom Halse, ich biete Ihnen meine Hand dazu, Etelka. Lassen Sie mir freie Bahn und der Erfolg wird sicher sein." „Und der Preis, Aprany, — was fordern Sie für Ihren Beistand?" „Davon später! Vorerst will ich da« Mädchen an mich zu fesseln suchen. Mein Empfinden verlangt Unterhaltung, Abwechs lung. — Später mag sie in ihre Hcimath zurückkehrcn." „Gut, ich schaffe Ihnen freien Spielraum, Aprany, nur bitte ich den Gegenstand Ihrer Wünsche bald au« meiner Umgebung zu entfernen, sonst" — ihr Auge flammte unheimlich auf — „stehe ich für nicht«!" „Von Morgen ab werde ich ein häufiger Gast aus Török sein," ein häßliche« Lächeln theilte seine Lippen, „gewähren Sie mir Gelegenheit, mit dem Mädchen ungestört zu plaudern, und ich will Sie von Ihrer Sorge zu befreien suchen, schöne Frau; Ernö Aprany ist nicht der Mann, vor dem Tugendstolz einer Erzieherin zurückzuschrccken." Im vollsten Einverständniß kehrten die Verbündeten zur Ge sellschaft zurück. Auf Frau von Török« Wunsch spielte Irma noch eine weitere Komposition und diesmal war Etelka die erste, welche sich mit liebenswürdigen Worten für den seltenen Kunstgenuß bedankte. Auch Karoly Gcrvay wurde ohne ein Wort de« Vorwurf» für sein lange« Ausbleiben mit den zärtlichsten Blicken begrüßt, allein ihre Wünsche scheiterten an seiner kühlen Gleichgültigkeit. Irma wurde von Aprany sehr in Anspruch genommen, — er sagte ihr tausend Schmeicheleien, bi« sie sich in nicht mißzuver- stehender Weise seinen aufdringlichen Belästigungen entzog. Karoly verabschiedete sich, nachdem er mit Irma noch einige freundlich ermunternde Worte gewechselt, sehr früh, und auch Irma bat um die Erlaubniß, sich bald zurückziehen zu dürfen, was ihr mit gütigem Lächeln gewährt wurde. Kaum in ihrem Zimmer angekommen, begab sic sich zur Ruhe und verfiel bald in einen tiefen, gesunden Schlaf. An- muthige, liebliche Traumbilder zogen an ihrer Seele vorüber — sie ahnte nicht, daß am heutigen Abend zwei ränkevolle Menschen ihr Verderben beschlossen. Nur ungern und mit schwerem Herzen hatte Frau Burger ihre Tochter nach Ungarn ziehen lassen. Irma hatte, nachdem sie ihr Hauptexamcn glänzend bestanden, anfangs in der Heimath eine Stellung angenommen, allein der Vater ihres Zögling« war an eine Universität nach Japan berufen worden und so war sie gezwungen, anderwärts nach einem LcbenSerwerb sich nmzusehen. Durch ein angesehene« VermittelungSburcau, das deutsche Lehr kräfte für da« Ausland suchte, erhielt sie den Platz hier in Ungarn nachgewiesen/ Frau Burger und auch der Kommerzienrath Günther halten sich Irma« Abreise wicdersetzt; ValcSka bat sie herzlich, doch in ihrem Hause zu leben, allein Irma war zu stolz gewesen, die« Anerbieten anzunehmen, um somchr, al« e« bekannt war, daß Valeskas Vater in letzter Zeit bedeutende Verluste erlitten, die seinen Reichthum stark vermindert hatten. Durch seine Betheilig ung an einem großartigen amerikanischen Unternehmen, da« außerordentlichen Gewinn versprochen und nun al« Gründungs schwindel sich herauSgestell», standen ihm außerdem noch weitere Verluste in Aussicht. Valeska lebte sorgenlos in den Tag hinein, sic war ein Kind der Freude, des Frohsinn« und kümmerte sich wenig um Gewinn oder Verlust im Geschäft ihre« Vater«; als dieser jedoch immer bleicher und niedergedrückter nach Hause kam und sein verfallene« Gesicht von schlaflos verbrachten Nächten zeugte, wurde sie ängstlich. Die beständigen Aufregungen wirkten nachtheilig aus Günther« Gesundheit. Der einst so blühende Mann verfiel sichtlich, er wurde reizbar und nervös. Auch im Verkehr zeigte cr sich heftig und verdrossen und unter dieser verdüsterten Stimmung hatte selbst sein einziges Kind zu leiden. Valeska zitterte, sobald eine Nachricht au« Amerika einlief. „Laß Dir doch die Sache nicht so angelegen sein, lieber Papa," bat sie schmeichelnd, al« er wieder eine geschäftliche Hiobspost von drüben erhalten, „für un« Beide langt e« gewiß und aus unfern letzten Gang können wir den Mammon doch nicht mit nehmen. Christus, unser Herr, sagt schon, c» sei leichter, daß ein Kameel durch ein Nadelöhr gehe, als daß ein Reicher in da« Reich Gottes komme." „Kindskopf, Du kennst den Werth dc« Geldes nicht!" brauste er auf. Sein Blick streifte die kostbare Einrichtung; die reich vergol deten Konsol« mit den geschliffenen Venetianerspiegeln, die herr lichen Gemälde und werthvollen Statuen, Vasen und Nippe« und so weiter zählten zu den Annehmlichkeiten dc« Reichthum«. „Meinst Du, es sei so leicht, die Früchte eine« arbeit-vollen Leben« abenteuerlichen Glücksrittern al« Beute hinzuwcrfen. Nein, tausendmal nein! Dagegen wehre ich mich bi« zum letzten Athemzug. — Und was willst Du beginnen, wenn ich Dich allein, mittellos mit großen Ansprüchen zurücklasse?" Ihr feine» Antlitz crröthcte bis zu den dunkeln Haarwurzeln. „Arbeiten — einen Platz im Leben ausfüllen. Irma muß sich ja auch versuchen." Er lachte spöttisch. „Irma ist in Noth und Entbehrung groß geworden, dazu ist sie begabt und hat tüchtig gelernt. Deine Kenntnisse sind nur mittelmäßig ausgebildet. Du hast e» zu wenig ernst genommen mit dem Lernen und würdest außerdem schon darum nicht leicht eine Stellung finden, weil Du mit der Verwöhnung de« Reichthum« erzogen wurdest. In der Weise hat der Reichthum auch seine Schattenseiten, Kind." Er lachte bitter auf. „Aber, Papa, so ganz arm sind wir ja noch nicht," sagte sie sanft tröstend, haben wir nicht unsere schöne Besitzung?" Sie öffnete da« Fenster. Park und Garten lagen in lichtem Sonnenglan; vor ihr. lieber der Blüthenpracht der Bäume
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