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Vermischte«. — AuS Frankfurt a. M. schreibt man vom 20. Oct.: Wohl noch in keinem Jahre haben unsere benachbarten Spielhöllen (trotzdem daß di« Homburger Spielsaison kein« gute zu nennen war) so viel Opfer gekostet wie in diesem, und man hätte manche Woche zwei, dreimal, berichten müssen, hätte man alle die verschiedenartigen Selbstmorde regtstriren wollen, welche die grünen Tische ver ursacht haben. Wenn je eine Einrichtung den Fluch der allgemeinen Verachtung, des allgemeinen Haffe- verdient bat, so find eS die Spielbanken, denn nicht nur blutige Zeugen der Opfer dieser Banken giebt es, auch die GüichlSbänke hier, in Mainz, Wiesbaden und noch weiter hin gaben in diesem Sommer hinreichendes Zeugaiß von der verderben bringenden Saat, welche durch diese Epirldäder auSgeftreut wird. Und welches Elend richtet daS Spiel in Familien an, welches gar nicht zur öffentlichen Aenntniß komm«; welche Verdcrbniß unter den Arbeitern und Arbeiterinnen, die Sonn tags in Massen nach WilhelmSbad und Homburg strömen, um dort ihre in der Woche sauer verdien ten Gulden in wenigen Minuten vor der Harke deS Croupier verschwinden zu sehen. Ihr Corre- spondent hat sich eine Liste der durch daS Spiel in diesem Jahre dem Selbstmord Verfallenen ange fertigt und giebt diese hiermit: Es waren in Wiesbaden 7, in Naubcim 3, in Homburg 13 und in WilhelmSbad 2. Solcher Opfer, welche einem bestimmten Badeorte nicht zugeschrieben werden konnten, die mir aber bekannt wurden, zählte ich 9- Demnach in Summa 34! Und wie viele giebt eS noch, die gar nicht zur öffentlichen Kenniniß gelangen, sondern von den Gehilfen der Banken nach Kräften vertuscht werben. — Ein Erirablatt der „Kemptncr Zig." berich tet über einen furchtbaren Brand, der die würtem- bergische Stadt JSny in der Frühe deS 24. Oct. heimgesucht hat. Nicht weniger als 81 Häuser, also der vierte Theil der Stadt, ist abgebrannt. Um 14 Uhr NachlS ertönte der Feuerlärm und schon um 6 Uhr waren 39 Wohn- und 42 Neben gebäude ein Raub der Flammen geworden. Um die Oertlichkeit näher zu bezeichnen, ist zu erwähnen, daß das ganze Viertel, welches zwischen der vom Kempwerthor rechts ansteigenden Kanzleistraße und der Wasserthorstraße liegt, abgebrannt ist; außerdem sind in der Wofferthor- und Kemptner« ihorstraße selbst ganze Häuserreihen niedergebrännt. — Ein fürchterliches Unglück hat sich am 20. Oktober auf dem königl. Steinkohlenwerke Reden bei Neunkirchen im Saarbrückner Kreise (preußische Rheinprovinz) ereignet. Es fand nämlich eine Er» plosron schlagender Wetter statt, bei welcher leiser eine große Zahl von Bergleuten auf die schrecklichste Weise um'S Leben kamen. Nach amtlichen Ermitte lungen find 22 Mann sofort gelobtet und 19 Mann verwundet worden. Von letzteren sind noch 7 M, nachträglich gestorben, während noch 6 andere le bensgefährlich darnieder liegen. Die Leute sind schauderhaft verbrannt, alle ohne Ausnahme vom Pulver schwarz gefärbt, manche so entstellt, daß stp von ihren Angehörigen nicht mehr erkannt wurden. — Die Welt wird immer süßer. Die AuSbeutb an Rübenzucker in Europa wird von Herrn Licht in Magdeburg auf 490,000 Ton- (Tonne ü 20 Ctr.) geschätzt, im vorigen Jahr auf 390,000. — Am 20. Oktober d. I. fanden, wie au» Trier berichtet wird, unterhalb Kirsch bei Perl zehn junge Männer und zwei Frauen in der Mosel ihren Tod, während sie zur Traubenlese übersetzen woll ten. Ueberladung deS Nachens bei starkem Winde soll die Ursache dieses Unglücks gewesen sein. — In dem Fremdenbuche auf dem Rigi in der Schweiz, wird die diesjährige Sommersaison von einem Besucher durch folgende Strophen verherrlicht;. Ach schon vierzehn Tage lieg i Eingeregnet auf dem Rigi, Eine Aussicht hab' ich täglich: Meine Rechnung wächst unsäglich! — (Die Petroleumquellen.) AuS den Berichten über die Petroleumquellen PennsylvanienS geht her vor, baß die Ergiebigkeit der Oelgegenden eine fast unermeßliche ist. Einem New Aorker Blatte zufolge sind viele Morgen Landes mit Fässern voll Oel be deckt, welche nur der Wagen fwartcn, die sie fort« bringen sollen. Züge um Züge werden mit den Fässern belgden, ohne daß man eine Abnahme wahr nimmt. Die Atlantic- und Great Western-Bahn hat ein besondere- GeleiS, welches zu dem Gebiete der Oelquellen führt, und auf dem täglich im Durchschnitte 2500 Fässer forttranSportirt werden, eine Anzahl, welche verdoppelt werden könnte, wenn die Bahn nur Lastwagen genug zur Verfügung hätte. Der Transport deS Petroleums nach den atlantischen Ausfuhrhäfen wird an sich selbst schon in wenig Jahren die Kosten der Erbauung der Zweigbahn decken und die Gesellschaft hat bereit- Dividenden verttzeilen können, wie sie keine der, europäischen Staaten aufzmpeisen vermag. Die. letzte halbjährige Dividende, betrug 25 Proc, — Bei Köln erplodirte am 22, d. M. Mittag- 1 Uhr nahe der eisernen Rheinbrücke der vordere Kessel deS mit einem Zuge von sechs Schiffen auf, einer Bergfahrt begriffenen Schleppdampfers „Mühl- heim." Fünf Personen wurden dabei schwer ver letzt; darunter der Maschinenführer, dec bereits sei nen Wunden erlegen;, auch der Heizer ist derart verbrannt, daß man an seinem Auskommen zweifelt. Der Hintere Theil des Schiffes hat sich gesenkt, der' mittlere ist schrecklich verwüstet. — Ueber die Erplosion deS Dampfschiffe- „Washoe" auf dem Sacramentofluß in Californien entnehmen wir der „S. F. Abendpost" vom 8. Sep tember Folgendes: Der „Washoe" verließ das Wharf in San Francisco am Montag Nachmittag um 4 Uhr mit ungefähr 200 Passagieren und 40 biS 50 Tonnen Fracht. Die Erplosion fand gerade statt, al- wir wendeten, um in die „Slough" ein- zufahren. Wir vcrmutheten, daß wir zur Zeit nur 115, Pfund Dampf hatten, obgleich wir zu 140 Pfund Erlaubntß hatten. Die Erplosion war