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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 28.01.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-01-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189901289
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18990128
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18990128
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-01
- Tag 1899-01-28
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Monat
1899-01
-
Jahr
1899
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Anrempcln, höhnisches Ansinnen und Ausstößen gemeiner Reden beleidig! Halle, wurde in der Sitzung de« K. Schöffengericht» zu Eibenstock vom 30, Llovembcr >898 wegen össcnllicher Beleidig ung in vier Fällen zu 3 Monaten Gesängniß veruriheilt, auch wurde den Beleidigten Publikation«besugniß zugcsprochen. Diese« Unheil wurde aus eingelegte Berufung de« Angeklagten nur thcil- wcise ausgehoben und dahin erkannt, daß in einem Falle da« Ver fahren mangel« Strafantrag einzustellen, im klebrigen aber die Berufung unter Aufrechterhaltung der auSgeworfencn Strafe zu verwerfen sei. — Bautzen. Ein schwerer Fall von Schulkindcrmiß- handlung durch einen Lehrer wurde vor dem hiesigen Landge richte verhandelt. Der Kirchscknlllehrer und Kantor Suschke au« Klein-Bautzen war wegen schwerer Körperverletzung angeklagt. Durch 40 Zeugen wurde erwiesen, daß er jahrelang die ihm anvcrtrauten Schulkinder in unglaublich barbarischer Weise ge- mißhandelt hat. Er schlug die Kinder mit starken Stöcken aus Kopf und Rücken, so daß starke Striemen und Beulen entstanden. Ein Knabe bekam 20 starke Schläge hinter einander aus die Hand, die nach einer dadurch hervorgerufcncn Knochenhautent zündung dauernd verkrüppelte. Die Mädchen wurden vornehm lich auf die Waden geschlagen, bi« diese ganz mit Schwielen be deckt waren. Suschke hatte sich für seine Mißhandlungen förm liche Systeme zurecht gemacht. So mußten die Kinder zur Strafe stundenlang mit eng angezogcnen Beinen auf einer scharfen Pultkante sitzen. Ferner zog er unter den Rasen der Kinder Bindfaden von einer Wand de« Zimmer« zur andern, um ihnen da« »Stillsitzen bcizubringen". Ein ganze Reihe solcher Einzel fälle wurden festgcstellt; wegen mehrerer besonder« schwerer Ver gehen konnte aber keine Anklage erhoben werden, weil Verjährung vorlag. Suschke wurde zu sechs Monaten Gefängniß vcrurtheilt. — Mittweida, 25. Januar. Ein au« einer vermögenden tschechischen Familie stammender und hier beschäftigt gewesener Volontär stahl seinem Arbeitgeber einen Thcil eine« photogra phischen Apparate« im Wcrthc von 40 Mark und verschwand damit am 20. d. Bi. früh nach Chemnitz. In seiner Wohnung, die er heimlich verließ, ohne seine Schulden zu bezahlen, hinter ließ er einen Zettel mit den Worten: „Ich gebe meine Wohnung aus, ihr deutschen Hunde!" Da« freche Tschechenbürschchen wurde aber kurz nach seinem Verschwinden von hier in Chemnitz fest genommen, al« er im Begriff war, da« gestohlene Objektiv bei einem dortigen Photographen zu verkaufen. Außer wegen de« Diebstahl« wird sich der Tschechenjüngling auch wegen der be leidigenden, unerhört rohen Beschimpfung seiner WirthSlcutc zu verantworten haben. — Schwarzenberg. Am vorigen Montag sand Hierselbst der erste diesjährige Bezirkstag statt, an dem 33 Abgeordnete theilnahmcn. Herr AmtShauptmann Or. Krug von Nidda eröffnete die Versammlung mit Worten der Begrüßung und mit Wünschen für die Thätigkeit im Interesse de« Bezirk«. Hierauf gedachte der Herr AmtShauptmann de« durch den Tod abgerufcncn ver dienten Mitgliedes der Bczirksvertrctung, Herrn Kommerzienrath RostoSkh in Niederschlema, zu dessen Ehren sich sodann die Ver sammelten von den Plätzen erhoben. Die Bezirksversammlung besteht nunmehr au« 39 Abgeordneten. Der Haushaltplan für die Kaffe des Bezirksverbandes wurde einstimmig genehmigt. Derselbe weist als Bedarf 14,947 Mk. und als Deckungsmittel 12,447 Mk. auf, sodaß Heuer 2500 Mk. durch Bezirkssteuern (nach '/z Proz. der Einkommensteuer) aufzubringcn sind. Neu ist die Einstellung eine« Betrage« zur Begründung eine« Noth- standSsond« (bei Epidemien rc.) Eine längere Aussprache ruft die Frage der Gewährung von Beihilfen au« BezirkSmittcln zu Wegebauten hervor. Der Herr AmtShauptmann wollte einer späteren Versammlung Mittheilung darüber geben, ob und wie diese Angelegenheit in anderen Verwaltungsbezirken geregelt worden ist. Die Berichte über die Naturalverpflcgstationen in Schneeberg und Schwarzenberg lauteten günstig. Zu Mitgliedern des Be zirksausschusses wurden hierauf die Herren Kommerzienrath I)r. Geilncr in Schneeberg und Gemcindevorstand Haupt in Schön heide wieder- und die Herren Hammergutsbesitzer Brctschneider in WolsSgrün und Kommerzienrath Breitfeld in Erla neugewählt. Die Wahl eines Mitgliedes für den KreiSauSschuß fiel aus Hrn. Bürgermeister Hesse in Eibenstock. Herr Bürgermeister Speck in Neustädte! wurde durch Zuruf wieder zum stellvertretenden Vor sitzenden der BczirkSversammlung gewählt. Der Herr Vorsitzende nahm hierbei Gelegenheit, Herrn Bürgermeister Speck, der auf eine Wiederwahl für den Bezirksausschuß verzichtet hatte, für seine langjährige, so ersprießliche Thätigkeit in dieser Körperschaft zu danken. Den Schluß der Verhandlungen bildeten die Wahlen für verschiedene im Bezirke bestehende Kommissionen. — Lengenfeld, 25. Januar. Alle drei Söhne durch Selbstmord verloren haben die hiesigen hochbetagten und acht baren Eheleute U. Am Montag erhielten die Aermsten die er schütternde Nachricht, daß auch ihr letzter Sohn, der Baumeister A. U., durch Selbstmord geendet habe. Er hat den Tod im Schwanenteich zu Zwickau gesucht und gefunden. — Frankenberg. Der kürzlich in Dresden verstorbene Rentier Julius Schwartzc hat die Stadt Frankenbcrg zur Uni versa lcrbin seine« beträchtlichen Vermögen« eingesetzt. Von dem Schwartzeschcn Gesammtvermögen sind zunächst Vermächtnisse an Verwandle und sonstige ihm nahestehende Personen, sowie an einige hiesige gemeinnützige Anstalten abgezweigt worden. Nach weiteren Abzügen für die beträchtliche Erbschaftssteuer und die Beisetzungskosten rc. verbleibt von dem 282,000 M. betragenden Schwartzeschcn Gesammtvermögen für die Stadt Frankenbcrg eine Summe von 167,245 M., von welcher al« „Julius Schwartzc- Stiftungen" zwei Drittel al« Stammkapital angelegt werden sollen, au« dessen Erträgnissen allen würdigen und bedürftigen Einwohnern Frankenbcrg« ohne Rücksicht auf RcligionSbekcnntniß, - Stand und Geschlecht, Freistellen in dem von der Stadt Franken berg zu errichtenden Bürger-Hospital gewährt werden. Da« an dere Drittel soll zur weiteren Gründung einer Stiftung verwen det werden, au» welcher unverschuldet zurückgckommenen, aber sonst achtbaren, rechtlichen, bedürftigen Bewohnern Frankenbcrg« Unterstützungen gewährt werden. Ein höherer Betrag al« lOO Mark jährlich soll jedoch weder ein und derselben Familie, noch einer einzelnen Persönlichkeit zugetheilt werden. — Penig, 25. Januar. Einen „blinden" Passagier brachte Sonnabend Abend der Glauchauer Zug mit »ach hier. Derselbe hatte von genannter Station au» die Fahrt auf dem Dache mit gemacht, bis er hier entdeckt wurde und die Polizei sich seiner annahm. Katarina von Wora. Zur 40». Wiederkehr ihres Geburtstages, geb. am Sä. Januar I4äS. Von vr. R. Feldern. KO. „Sie ahnen nicht, was diese Frau au« mir gemacht hat!" so sprach unser Altreichskanzler einst von seiner Gemahlin. Wenn dem so ist — und der Eiserne mußte La« doch wissen — welche Macht hat eine Frau! Der Allgewaltige, den nicht« beugte, der einen Riesenbau — wie da« deutsche Reich — fügen konnte mit dem Worte und der Feder, ihn lenkte, ihn besaß ein Weib! Welche Gewalt besitzt eine Frau! — Und e» gab vor über drei einhalb Jahrhunderten einen andern „Eisernen", der ebenfalls mit dem Wort und der Feder einen Riesenbau — die evangelische Kirche — fügte, da« war unser Luther, und auch er wurde zum guten Theil das, wa« er war, durch sein Weib, „seine liebe, treue Hausfrau, die ihn allzeit lieb, werth und schön ge halten." Und wenn e« gilt, daß ohne eine Johanna von Putt kammer Bismarck nicht Bismarck gewesen wäre, so gilt es auch, daß ohne eine Katharina von Bora Luther nicht Luther gewesen wäre. Ehret die Frauen! Sie fiechten und weben Himmlische Rosen in's irdische Leben! singt Schiller, und so wollen wir heute zur Ehre der Gemahlin Luther« ihre« 400. Geburtstage« in diesen Zeilen gedenken. Katharina von Bora stammte au« dem alten Geschlechte derer von Bora zu Klein-Lausig bei Bitterfeld in Meißen. Ihre Mutter Anna von Bora war au« dem Geschlechte derer von Haug- witz; den 'Namen de« Vater« hat uns die Geschichte nicht auf bewahrt. Au« der Jugendzeit Katharinens wissen wir nur, daß sic im lO. Lebensjahre in da« Cisterzienscrkloster Nimbschen un weit Grimma gebracht wurde und im Jahre 1515, im jugend lichen Alter von sechzehn Jahren, da« Gelübde ablegtc. Acht Jahre lang flehte sie, nachdem sic gar bald von der Unbesonnen heit ihre« Schritte« und der Verkchrthei! klösterlicher Abgeschlossen heit überzeugt war, vergeben« ihre Verwandten an, sie aus ihrer Lage zu befreien und flüchtete schließlich im Jahre >523 unter Luther« und Leonhard Koppe'«, de« Rathsherrn von Torgau, Mitwisscn au« dem Kloster. Am 7. April, dem dritten Ostcrtage kam sie nach Wittenberg und trat unter den Schutz Luther«. Dieser nahm sich ihrer an, veranstaltete zu ihrer einstweiligen Unter stützung eine Kollekte, schrieb an die Verwandten und al« diese die Aufnahme hartnäckig verweigerten, brachte er sie „bei ehr lichen Leuten" unter. Philipp Reichenbach, damals ehrsamer Stadtschrciber, nachheriger Bürgermeister von Wittenberg, nahm sie in seiner Familie auf und Katharina erwies sich al« nützliche Hilfe der Hausfrau und „verhielt sich wohl und stille." Luther gedachte dann, sie einem guten christlichen Manne in die Ehe zu geben; an eine Heirath mit ihr dachte er Anfangs noch garnicht. Ein Nürnberger Patrizier, Namen» Hieronhmu« von Baumgarten, näherte sich ihr, doch scheint seine Liebe zu ihr nicht von Dauer gewesen zu sein. Der Vikar von Orlamünde, 1)r. Caspar Glatz, trug ihr seine Hand an, doch lehnte sic ihn bescheiden ab. Auch noch zu Anfang de« Jahre« 1525 dachte Luther noch nicht an seine eigene Vermählung. Erst in einem Briese vom 4. Mai drückte er sich dahin au«, daß er Katharinen „dem Teufel zum Trotze" zur Frau nehmen wolle und kaum 6 Wochen später am 13. Juni wurde die Ehe im Hause Luthers geschlossen. Die Ceremonie der Trauung war sehr einfach. Bugenhagen vollzog dieselbe in der damals üblichen Form. Al« Zeugen de« Akte« fungirten Or. Iona«, der Rechtsgelehrte Or. Apel und der Maler Luca« Cranach mit seiner Frau. Am Morgen de« 14. Juni folgte ein Frühmahl im kleineren Kreise und erst am 27. Juni da« eigentliche größere HochzcitSmahl, zu welchem Luther auch seine Eltern und auswärtigen Freunde sämmtlich geladen hatte. Mit den, in ziemlich schneller Folge nacheinander geborenen 6 Kinder» zog viel Freude aber auch viel Leib in da« Luthersche Hau« ein. Gleich der Erstling, Han« oder Johanne«, der am 7. Juni 1526 da» Licht der Welt erblickte, war und blieb ein Sorgenkind. Ihm folgte am 10. Dezember 1527 ein erste« Töchterchen, welches in der Taufe den Namen Elisabeth erhielt, aber schon am 3. August 1528 den Eltern durch den Tod ent rissen wurde. Die Tiesbetrübtcn wurden am 4. Mai 1529 durch die glückliche Geburt eine« zweiten Töchterchen«, dem unter dem Namen „Luther« Lehnchen" allen Kindern evangelischer Schulen noch heute belannten, lieben, frommen Wesen, Magdalena getröstet, ein Kind, da« sich herrlich entwickelte und an dem die Eltern eine wahrhaft heilige Freude erlebten. Dann folgte ein Büblcin, nach seinem Vater Martin genannt, am 7. November 1531, ein dritte« Knäblein, Paulus, am 28. Januar 1533, der begabteste von Luther« Söhnen, endlich am 17. Dezember 1534 da« sechste und letzte Kind Margaretha. Acht Jahre später am 20. Oktober 1542, nachdem Luther ein fast ungetrübte« glückliche» Familien leben mit Katharina gekostet hatte, verschied da« liebe, fromme „Lenchen" im knospenden Alter von kaum 14 Jahren in den Armen ihre« tiefbetrübtcn Vater». Katharina war durch dieses traurige Ereigniß ganz besonders schwer getroffen. Luther tröstete sie mit den herrlichen Worten, die, so einfach sie sind, doch aus dem Munde eine« Vaters so köstlich klingen: „Liebe Käthe, bedenke doch, wa sie hinkommt; sie kommt ja wohl!" 'Namenlos aber war Katharinen« Kummer al« ihr am 18. Februar >546 ihr Gatte selbst entrissen wurde. Der Wittwen- stand, der sieben Jahre währte, brachte für sie fast nichts al« Noch und heiße Thränen. Der Nachlaß Luthers, etwa 9000 Gulden, war zum allergrößtsten Theile in wenig ertragreichen Grundstücken angelegt. Schon im Jahre 1542 hatte Luther ihr am 6. Januar ein Leibgedinge in seinem Testamente ausgesetzt, doch machte da- für den Unterhalt der zahlreichen Familie nicht sonderlich viel aus. E« fehlte auch Anfang« nicht an Unterstütz ungen. So ließ der Kurfürst der Wittwe gleich 100 Gulden auszahlen und ordnete weitere 2000 Gulden für die Kinder an. Auch ließ ihr der Graf von Mansfeld eine gleiche Summe zu sichern, die freilich nicht ganz ausgezahlt, sondern einstweilen ver zinst wurde. Auch Christian III. von Dänemark setzte ihr ein Gnadengehalt von 50 Thalern aus. Aus diese Weise hätte Katha rina in ruhigen Zeiten ihr Auskommen wohl gehabt, aber der schmalkaldische Krieg, der, wenn auch kurz, doch für die Evange lischen vcrhängnißvoll war, störte sie aus aller Ruhe heraus. Nach Luther« Tode verweilte Katharina vorerst noch eine zeitlang in Wittenberg, bi« der unglückliche AuSgang de« Feld zuge« sie mit den Ihrigen und vielen anderen Familien in die Flucht trieb. Mit der Absicht, nach Kopenhagen zu eilen, gelangte sie jedoch nur bi« Gifhorn, von wo sic aus die Nachricht, e« sei allen Ausgewanderten freie Heimkehr gestattet, wieder nach Witten berg zurückzog. Dort aber erwartete sie der bitterste Mangel. Die Verhältnisse waren durch den Krieg andere geworden. Der Kurfürst, selbst mittellos, konnte sie nicht mehr unterstützen, da« Zehrgelt von Christian III. blieb auch au« und die kleinen liegen den Gründe wurden in Folge der hohen KriegSstcuer mit Ab gaben überlastet. So mußte sie aus die Grundstücke Geld auf nehmen, ihre wenigen Kleinodien verpfänden und nur die Ver- miethung ihre« Hause« an Kostgänger bewahrte sie vor dem äußersten Elend. Dennoch sank Katharinen« Gottvcrtrauen nie und sie erfüllte ihre Muttcrpflichten mit derselben Sorgfalt und Hingebung wie früher. Erst auf Bugenhagen'S und Melanch- thon« Verwenden erhielt sic wieder eine Unterstützung von Christian III., die sie aber leider nicht mehr lange genießen sollte. Im Jahre >552 brach nämlich in Wittenberg eine pestähn liche Seuche au«, die die Bewohner schaarenweise befiel und dahinwürgte. Katharina verließ die Stadt und wandte sich nach Torgau. Auf »em Wege dorthin wurden jedoch die Pferde scheu und gingen durch. Katharina, um die Kinder besorgt, sprang au« dem Wagen, um den rasenden Thieren in die Zügel zu fallen. Sie kam unter die Hufe der Rosse und wurde iu den Graben geschleudert. Der Schreck, die heftige Erkältung und die Gehirn erschütterung zogen ihr eine innere Krankheit zu, welche bald in galoppirendc Schwindsucht au«artete, der sie am 20. Dezbr. 1552 in ihrem Häuschen in Torgau erlag. Herzzerreißend war der Abschied von ihren Kindern. Als der TodcSkampf begann, betete sie noch mit lauter Stimme für die Ihrigen und für die luther ische Kirche und verschied mit langem, tiefen Seufzer. Unter der Theilnahme der Universität wurde sie am folgenden Tage, den 21. Dezember in der Stadtkirche beigesetzt. Katharina Luther war eine einfache, christliche Hausfrau. Besonders hervorragende Gaben des Geiste« besaß sie nicht. Ihr ganze« Wesen aber zeigte Festigkeit, Entschlossenheit und Selbstgefühl. Die Verwaltung Le« Hause« überließ Luther ihr ganz. Er konnte ihr auch mit Vertrauen Alle« überlassen, denn sie war genügsam und verständig und hatte die, bei guten Haus frauen unschätzbare Eigenschaft, mit Wenigem auSzukommen und doch immer noch übrig zu haben. Ihren Kindern war sie eine treue Mutter bi« in den Tod, den sie sich in der Sorge um ihre Kinder zugezogen. Eigentlich schön war Katharina nicht zu nennen, die zahlreichen Schmähungen und Verleumdungen ihre« Charakter« hat Luther selbst in seinem Testamente widerlegt, in welchem er von ihr sagt, daß sie ihn „als ein fromm, treu, ehr lich Gemahl allzeit lieb, werth und schön gehalten." Sie ist ihm ein „treues Weib gewesen, auf welche« sich de« Manne« Her; verlassen kann". „Sie hat", sagt er weiter von ihr, „wie ein fromm Weib nicht allein meiner treulich gepflegt, sondern mir auch gleichen einer Magd gedienet." Sie war ihm „willfährig, gehorsam, gefällig" und darum achtete er sie auch höher „als da« Königreich Frankreich oder der Venediger Herrschaft." Zwischen zwei Welten. <11. Fortsetzung.) Dafür begünstigte die GoSpodina andere Annäherungen. Ernö Aprany durfte dem jungen Mädchen ungehindert seine Huldigungen ausdringcn. Frau von Török selbst bot ihm Ge legenheit Lazu. Sobald der Offizier angeritten kam, wurde Irma in das Zimmer der Herrin befohlen und auf irgend welche Weise dorr festgehalten. Anfangs fand Irma darin nicht« Auffällige«. Erst al« Frau von Török sich immer aus längere Zeit aus dem Gemach zurückzog, um sie der Gesellschaft eine« Aprany Preiszugeben, wurde sie ängstlich. Der Ruf, der dem gefürchteten Lebemann voranging, mahnte sie zur Vorsicht. Die Bestätigung ihrer Be fürchtung sollte nicht lange auf sich warten lasse». Sobald Aprany Frau von Török außer seinem Gesichtskreis wußte, verfolgte er Irma mit seinen schmeichelnden Zudringlichkeiten. In gebührender Weise wie« Irma ihn zurecht: „Ich bitte Sie recht sehr, mit derartigen, mir äußerst verhaßten Huldigungen mich zu verschonen, weder verdiene ich solche, noch liegt es in meinem Charakter, dergleichen zu erstreben." Aprany strich wohlgefällig den sorgfältig gepflegten Schnurr bart. „Der Zorn kleidet Sie ganz allerliebst, er hebt Ihre Schönheit, Seelchen; Sic werben mein, so wahr ich Ernö Aprany heiße. Warum wollten Sie auch nicht! — Kommen Sic fort au« dieser erbärmlichen Stellung — Aprany ist kein Knauser und wird e« Ihnen an nicht« fehlen lassen." Gewaltsam suchte er sie an sich zu ziehen, doch in zorniger Erregung stieß ihn Irma so heftig von sich, daß er zurücktaumelnd mit dem Kopf an einen Haken streifte. Da« schwach herabrieselnde Blut mit einem Taschentuch zu stillen suchend, grinste er mit vor Wuth bis zur Unkenntlichkeit entstellten Zügen auf da« cha raktervolle, entschiedene Mädchen. „Da« sollst Du mir büßen!" sagte er mit drohend erhobener Hand, „nicht ungestraft beleidigt man einen Aprany. Mein wirst Du, ob mit oder gegen Deinen Willen. Ich werde Mittel finden, Dich zu zähmen, kleine Hyäne. Mein wirst Du — und sollte c« mein Leben kosten!" „Lieber in die Arme de« Tode«!" ries sie in flammender Empörung. Mit einem furchtbaren Drohblick stürmte er davon. Nur mühsam und mit Aufbietung aller Kräfte hielt sich Irma aufrecht. Nein, diese erbärmlichen Menschen sollten nicht die Genugthuung haben, sie in völliger Verzweiflung zu sehen — diese feigen Seelen sollten sie nicht schwach und muthlo« finden; endlich einmal mußte doch ein klärender Lichtstrahl in da« Dunkel ihre« Sein« fallen — ob sie aber diese Qual noch so lange ertrug? Frau von Török rauschte über die Schwelle. Sie trug ein dunkclviolctte« Sammelkleid, Rubinen schmückten Hal« und Arme. Da« Feuer der Steine wetteiferte mit dem Feuer ihrer dunkeln, wildlobernden Augen. An einen bösen, von bösen Geistern ab gesandten Dämon erinnerte ihr Anblick. „Sic scheinen meinem Freund Aprany übel mitgespielt zu haben," sagte sie sichtlich empört, „es ist nicht Sitte hier, die Gäste meine« Hause« zu beleidigen, und von. meiner Dienerschaft will ich die« gar nicht hören!" Er ist auch ebensowenig Sitte in guten Häusern, daß man die leichtsinnigen Liebesabenteuer der Kavaliere unterstützt und ihnen Gelegenheit giebt, ein ehrbare« Mädchen, da« man zum Zweck der Kindcrerziehung au« weiter Ferne hergelockt, mit so wenig ehrenvollen Anträgen verfolgen zu können." Frau von Török lachte. E« war ein böse«, unheilvolle« Lachen. Sie nehmen die oberflächlichen Galanterien de« jungen Offizier» allzu ernst," höhnte sie. „Aprany huldigt jedem hüb schen Gesicht." „Um so größer die Schmach für die Dame, die er mit seiner ernsten Gunst beehrt," erwiderte Irma zornglühend, „in meiner deutschen Heimath ehrt man die Sittenreinheit und hütet die jungen, unbcschützten Mädchen, statt sie mit einem gewissenlosen, leichtlebigen Menschen allein zu lassen." „Sic erlauben sich eine Sprache, die Ihnen nicht ziemt, Sie scheinen zu vergessen, wem Sie gegenüberstehcn!" „Ihre Macht hat ein Ende, sobald e« sich um Einmischung in meine Privatangelegenheiten handelt," sagte Irma kalt; „wo ich nicht achten kann, fällt mir da« Gehorchen schwer! Auch in der Kindererziehung wird mir allzuviel entgegengearbeitet, e« ist, al« ob ich Wasser mit Sieben schöpfe, ich bitte mich am Ersten kommenden Monat» jeder weiteren Verpflichtung zu entheben!" „Wie e« Ihnen beliebt!" Frau von Török« Stimme war heiser, ihr Antlitz aschfahl geworden, sie trat so nahe an Irma heran, daß diese sich von ihrem heißen Athmen umweht fühlte. „Sie erlaubten sich eine Sprache mir gegenüber, wie noch keine meiner Untergebenen zu vor, und verdienen eine Züchtigung, die Ihnen nicht erspart bleiben soll." Sic hob die Hand zum Schlage.
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