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Amts- M AiUWblatt für deu «donncment oiertelj. 1 M. 20 Pf. einschlietzl. des „Jllustr. Unterhaltungsbl." u. der Humor. Beilage «Seife»» blasen-' in der Expedition, bei unfern Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. s. Gewirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Hlrngebung. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. 4K. Zahrgaug. Dienstag, den 17. Januar «»scheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: die kleinspaltige Zeile 10 Pf. Im amtlichen Theile die gespaltene Zeile 25 Pf. 18SS Bekanntmachung. Seit dem 1. Januar dieses Jahres ist ein dritter Nachtrag zum statistische« Waaren- verzeichnissc und zum Verzeichnisse der Mastengüter in Kraft getreten, der bei jeder zu Zollabfertigungen befugten Amtsstellc in einem Exemplare zur Einsichtnahme feiten des Publikums ausgclegt ist oder bereitgehalten wird. Dresden, am 9. Januar 1899. Königliche Zoll- und Steuer-Direktion. wr. Löb«. L. Bekanntmachung, Schulgeld betreffend. Es wird hiermit an Bezahlung des auf die Zeit vom 1. Oktober bis 3t. Dezember vor. Js. in Rückstand gelassenen Schulgeldes der I. «nd II. Bürgerschule mit dem Bemerken erinnert, daß, wenn bis zum 24. Januar dss. Js. Zahlung an die hiesige Schul gelder - Einnahme nicht erfolgt, die Zwangsvollstreckung vorgcnommen werden wird. Eibenstock, am 13. Januar 1899. Der Rattz der Stadt. Hesse. Rbch. Anmeldung zur Osterausnahmc in die Volksschule. Zu Ostern sind der hiesigen Volksschule diejenigen Kinder zuzuführen, welche bis zum 10. April d. I. das sechste Lebensjahr erfüllt haben: auch dürfen, auf Wunsch der Eltern und Erzieher, solche Kinder ausgenommen werden, die bis zum 30. Juni d. I. das gleiche Alter erreichen. Die Anmeldung aller hiernach schulpflichtig werdenden Kinder ist Montag, den 23. Januar i vorn,. 18-12 Uhr und nachm. oder Dienstag, den 24. „ ! 2—4 Uhr im Bibliothekszimmer des neuen Schulhauseö (Eingang: untere Thür) zu bewirken. Für hier geborene Kinder ist nur der Impfschein, für auswärts geborene außerdem noch die standesamtliche Geburtsurkunde und das pfarramtliche Tanfzeugnis beizubringcn. Etwa vorhandene gerichtliche Verträge über die konfessionelle Erziehung der Kinder aus gemischten Ehen sind ebenfalls vorzulegen. Schönheide, den 9. Januar 1899. Die Schuldircktion. Grohmann. Nr. 88 des Verzeichnisses der unter das Schank- und Tanzstättenverbot gestellten Personen ist zu streichen. Stadtrath Eibenstock, den 16. Januar 1899. Hesse. Gnüchtel. Aus der Woche. Die fortgesetzten Demülhigungcn und Schlappen, die Frank reich von England empfängt und schweigend davonträgt, sind die deutlichen Anzeichen dafür, wie weit da« Ansehen der dritten Republik infolge ihrer blind deutschfeindlichen Politik und ihrer inneren Skandale gesunken und wie kraftlos die einst so groß prahlende „grünste Nation" geworden ist. Deutschland ist in seiner Haltung dem Franzosenvolke seit 1871 immer gleich geblie ben. Wir haben unser Sedan gefeiert und da« war unser gute« Recht, aber der Deutsche ist im Allgemeinen nicht chauvinistisch, da gegen die deutsche Politik immer loyal. Nachdem der Kaiser Wilhelm bald nach seinem Regierungsantritt fcierlichst erklärt hatte, Elsaß- Lothringen müsse deutsch bleiben und er lasse an dem Erbe feiner Väter nicht rütteln, nahm er verschiedene Male Anlaß, sich den Franzosen gegenüber höflich zu zeigen, so bei den, Tode Mac Mahon« und Jules Simons. Aber solche Höflichkeiten fanden kalten Dank und keine Erwiderung und wenn der Kaiser in der Nähe der französischen Grenze — entweder zu den Manöver» im Elsaß oder auf seinem Schloß in Nrville bei Metz — weilte, wurde er nicht einmal von den Nachbarn begrüßt, wie da« der internationalen Sitte entspricht. Um so wohlthuendcr hat e« überrascht, daß sich bei der letzten Erkrankung de« Kaisers an Grippe der französische Botschafter Marquis de Noailles nach Potsdam begab, um sich im Auftrage de« Präsidenten Faure nach dem Befinden de« Kaiser« zu erkundigen. Daß Faure solchen Auftrag geben konnte, ohne den Unwillen de« von ihm repräsen- tirtcn Franzosenvolkes befürchten zu müssen, giebt den Maßstab für den gewaltigen Stimmungsumschlag in Frankreich. Bald nach seiner Wiederherstellung hat der Kaiser den Besuch beim Botschafter erwidert und blieb dreivicrtel Stunden dort. Das hat in Frankreich Aussehen gemacht und Hoffnungen wachgeruscn. „Figaro' sicht schon die deutschen Truppen Schulter an Schulter mit den französischen gegen die Engländer kämpfen! Nun, „so geschwind' schießen die Preußen nicht!" sagt ein in diesem Falle zutreffende« Sprichwort. - Der Reichstag hat in zweitägiger Redeschlacht die Flcischnoth abgelcugnct. Die Vegetarier finden sogar, daß noch viel zu viel Fleisch gegessen wird! — Ob in die sem Jahrhundert noch die österreichischen und ungarischen Wirren zum Ausgleich kommen, läßt sich schwer sagen. Da« oberste Ge richt in Wien hat den Satz ausgesprochen, daß Deutsch und Tschechisch vor den Gerichten in Böhmen gleichberechtigt seien; d. h. ins Praktische übersetzt, daß in Zukunst alle Richterstellen in Böhmen mit Tschechen besetzt werden sollen, denn diese ver stehen alle deutsch, während c« nur wenige Deutsche giebt, die da« Tschechische beherrschen. Der unfreundliche Zirkular-Erlaß de« Grasen Thun an die Grcnzbehördcn, verbunden mit der Auf forderung um Bericht, wenn bei Ausweisungen kranker Oester reicher au« Deutschland „vertragswidrig" verfahren würde, hat die Verstimmung im Deutschen Reiche gegen den Grasen von Neuem wachgerufen. Darüber hilft auch der Depcschenwcchsel nicht hinweg, den Kaiser Wilhelm und Kaiser Franz Joseph au« Anlaß de« 50jährigen Jubiläum« de« österreichischen Kaiser« al« Ehes de« Kaiser Franz Garde-Grenadicr-Regiment« in Berlin gepflogen haben und der recht herzige Worte enthielt. — Die Friedens-Konferenz soll Ende kommenden Monat« wirklich zu sammentreten. Der Beifall, der ihr allgemein gezollt wird, hat nicht verhindern können, daß überall wacker fortgcrüstet wird und nicht zum wenigsten in Rußland selbst. Krupp hat so viele Be stellungen, wie kaum je zuvor und fürchtet sich vor den Folgen der Friedens-Konferenz nicht im mindesten. — Trotz aller Be fürchtungen bleibt Spanien ruhig, ja nicht einmal die schon lange angckündigtc Ministcrkrise ist eingetrcten. Die Verzögerung der Entscheidung darüher wurde durch Sagasta« Krankheit entschul digt und schließlich mußte auch noch Rcgenwetter, da« den Minister präsidenten an der Fahrt nach dem königlichen Palai« verhindert hatte, al« offiziöser Verzögerung«grund herhalten. Aber auch von Don Karlo« ist nicht viel zu befürchten. Sein Kredit ist „nicht weit her", wenngleich er bisher immer in Geldsachen weit mehr Verwegenheit gezeigt hat, al« auf den Schlachtfeldern. ES heißt sogar, daß Unterhandlungen zwischen ihm und der spanischen Königsfamilie angcbahnt seien, die daraus abziclcn, zwischen Christino« und Karlistcn einen endgültigen Frieden zu schließen. Dafür müßte ihm allerdings eine anständige Geldcntschädigung geboten werden, und Geld ist ein Artikel, den man in den Staats kassen des einstmals reichsten Landes der Welt nur noch dem Namen nach kennt. Tagesgeschichte. — Deutschland. Die erste Berathung der Militär vorlage ist am Freitag zu Ende geführt worden. Da« Ergeb- niß der zweitägigen Debatte kann dahin festgestellt werden, daß die Vorlage, wie die« übrigens von vornherein mit ziemlicher Be stimmtheit angenommen werden konnte, mit einigen Modifikationen in den Einzelheiten zu Stande kommen wird. Ein so erfreuliche« Re sultat gleich zu Beginn der Berathungcn ist bei einer Militär vorlage, solange das deutsche Reich besteht, noch niemals zu ver zeichnen gewesen. — Nachdem am Donnerstag die Wortführer der beiden konservativen Parteien ihre grundsätzliche Zustimmung ausgesprochen hatten, haben am Freitag die Redner de« Zentrum«, der Nationalliberalen, der Reformpartci und der freisinnigen Ver einigung ähnliche Erklärungen abgegeben, wobei sie sich natürlich ebenfalls hinsichtlich ihrer Widersprüche gegen Einzelheiten eine Verständigung in den späteren Stadien der Berathung vorbehielten. Was da« Zentrum betrifft, so lassen sich au« der recht wortreichen Rede des Freiherrn v. Hertling, der hei dieser Gelegenheit statt de« sonst unvermeidlichen Herrn Lieber die Führung der Partei in der Hand hatte, zwei Sätze als Kern herausschälen. Der eine Satz lautet: Meine Freunde stehen den Einzelheiten der Vorlage mit verschieden abgestustem Wohlwollen gegenüber. Und der andere besagt: Ich bin mit Herrn v. Levetzow der Ansicht, daß wir da« bewilligen müssen, wa« für die Sicherheit de« Reiche« nothwendig ist. Damit ist jedenfalls die Zustimmung für die Vorlage im Prinzip ausgedrückt. Unumwundener sind die 'Nationalliberalen für die Vorlage eingetrcten, indem ihr Ver treter dem Wunsch nach einer möglichst unveränderten Annahme Worte lieh. Auch die freisinnige Vereinigung ließ die Hoffnung auf eine Verständigung in der Kommission aussprechen, allerdings mit dem Bemerken, daß der Kriegsminister noch sehr viel werde auSgcfragt werden müssen, — ein Vorbehalt, der bei Herrn Rickert gewiß nicht Wunder nehmen kann. Endlich hat sich auch noch die Reformpartei mit den Grundsätzen der Vorlage einver standen erklärt. ES bleiben demnach al« grundsätzlich negirende Gruppen nur zwei Parteien übrig: die freisinnige Volkspartei und die Sozialdemokraten. Dar wird sicherlich nirgend» eine Ueber- raschung Hervorrufen. Da« starre non possumus, da« Herr Richter am Donnerstag den vorgeschlagenen Neuerungen entgegen gesetzt hat, war ebenso vorauszusehen, wie die schroff verneinende Haltung de« Herrn Bebel, der übrigen« mit seiner langgedehnten Rede wenig Glück hatte. Schon bei der Besprechung Le« Fric- densmaniseste« de« Zaren gab er sich die Blöße, heute eine an dere Auffassung an den Tag zu legen, al« er jelhst und seine Freunde e« bisher aethan hatten; seine eigenen bekannten Dar legungen über da« Milizsystcm u. die militärische Jugenderziehung gaben ihn der Heiterkeit de« Hause» prei« und auch der Gedanke, die Armee zu demokratisiren, brachte ihm wenig Erfolg, denn der Kriegsminister leuchtete ihm mit großer Entschiedenheit heim, indem er betonte: Wa« von unserer Seite geschehen kann, diesen Gedanken zu vereiteln, da« wird geschehen. Der Minister hat auch im klebrigen die vielen Schwächen der überaus matten Rede de« sozialdemokratischen Führer« so vortresfllich blo«gelegt, daß Herr Bebel nicht einmal zu einer Entgegnung in Form einer persönlichen Bemerkung die Sprache gefunden hat. Und da« war schließlich noch da« Beste, wa« ihm passiren konnte. — Die dem Bunde«rath vorliegende Novelle zum Post gesetz nimmt für das Briefporto von lo Pfg. eine Erhöhung de« Höchstgewichts bis 20 Gramm in Aussicht. Dabei soll be stimmt werden, daß die OrtStaxc auch auf den 'Nachbarortsverkehr ausgedehnt werden kann. Die Zeitungsgebühr soll betragen lo Pfg. für jede Bezugszeit ohne Rücksicht auf deren Dauer; ferner 15 Pfg. jährlich für da« wöchentliche einmalige oder sel tenere Erscheinen, sowie 15 Pfg. jährlich mehr für jede weitere Ausgabe in der Woche; und schließlich 10 Pfg. jährlich für jedes Kilogramm de« JahreSgewicht«, mindesten« jedoch 40 Pfg. jähr lich für jede Zeitung. — Hamburg, 11. Januar. E« hat sich in letzter Zeit abermal« die Nothwendigkcit einer Erweiterung der Frei- hafcnanlagen, die dem Verkehr nicht mehr genügen, gezeigt und die Vertretung der Stadt hat auf den Antrag de« Senate« hin sofort die dafür erforderliche Summe von 20 Mill. Mark bewilligt. Nackdem die Hamburger Hafenanlagen seinerzeit mit einem Aufwand von außerordentlichen Mitteln, die weit über 100 Mill. Mark betrugen, gebaut wurden und seit der Zeit ihrer Eröffnung ! 1888) wiederholt erweitert worden sind, bildet diese abermalige Bewilligung von Geldmitteln sür Hafenbauten einen prägnanten Beweis sür das erfreuliche Fortschreilen de« deutschen Handels- und Schifffahrts-Verkehrs. Aus Magdeburg wurde berichtet, daß die dortselbs! der Polizei al« Anarchisten bekannten Personen auf da« Poli zeipräsidium zitirt worden sind, wo sie eine genaue Angabe ihrer Personalien machen inußten. Nicht nur in allen preußischen, sondern in allen deutschen Orlen, in denen der Polizei als Anarchisten bekannte Personen wohnen, ist ähnlich verfahren worden. — England. Au« London, 14. Januar, wird gemeldet: Wie verlautet, hat die Admiralität den Bau von vier erstklassigen Kreuzern, anstatt wie ursprünglich geplant war, von zweien, sowie den Bau von vier Schlachtschiffen vergeben. — Amerika. Der spanisch-amerikanische FriedcnSver- trag dürste, wie der „New-L)ork World" au« Washington ge meldet wird, entweder wesentlich abgcändcrt oder verworfen werden. Achtunddreißig Senatoren hatten sich anheischig gemacht, für einen Zusatz zu stimmen, der die Ver. Staaten verpflichten soll, sich au« den Philippinen zurückzuzichen, gerade so, wie sic verpflichtet seien, sich au« Cuba zurückzuzichen. — E» scheint sich zu bestätigen, daß die siegenden Ameri kaner Neigung bezeigen, in ihrer Bedrängniß die Hilfe der geschlagenen Spanier anzurufcn. Madrider Blätter berich ten, daß die Amerikaner die Spanier ersucht hätten, ihre Truppen noch nicht von der Insel Mindanao zurückzuzichen, um zu ver hindern, daß vor der Ankunst der Amerikaner ein Aufstand auf dieser Insel ausbricht. — Die deutsche Regierung hat sicherem Vernehmen nach vor einiger Zeit bereit« in Washington amtlich erklären lassen, baß in Bezug auf die Phillip in en sic aus jeden Wunsch verzichte und nicht einmal eine Kohlenstation sür sich in Anspruch nehme. Locale und sächsische Nachrichten. — Dresden, 13. Jan. Gestern Nachmittag gegen 4 Uhr ist ein Unbekannter, welcher im hiesigen „Europäischen Hose" unter dem Namen C. Willink, Kaufmann au« Boston, abgestiegen war, in einem hiesigen Juwelicrgeschäfte erschienen, hak sich Schmucksachen vorlegen lassen, einen Brillantschmuck im Werthe von 10,000 M., bestehend au» Collier, Armband und zwei Paar Ohrringen, au«gewähll und sich diese sofort in da« bezeichnete Hotel bringen lassen, um ihn dort angeblich einer Dame vorlegen zu können. Dort hat er dem Ueberbringer den Schmuck in dem von ihm ermietheten Zimmer abgcnommcn und ist unter Zurück lassung der Etui« in da« Nebenzimmer gegangen, wo er an scheinend mit einer Dame ein Zwiegespräch geführt hat. Al der Fremde nach einiger Zeit in da« erste Zimmer nicht zurück gekehrt war, mußte sich der Beauftragte de« Juwelier« beim Betreten de» Nebenzimmer« davon üherzcugcn, daß der Schwindler