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Wochenblatt für . . Bischofswerda, Stolpen und Umgegend. Amteblatt des Königlichen Verichtoamtes und des Stadtrathes zn Dischofswerda. Diese Zeitschrift erscheint wSchenttich zwei Mal, Mittwoch- und Sonnabend-, und kostet vierteljährlich 12j Ngr. Inserate werden nur bis Dienstag und Freitag früh 8 Uhr angenommen. ^F82.1 Sonnabend, den RS Oktober. >1864. Die französisch-italienische Convention. D«r amtliche Tert der zwischen Frankreich und Italien am 15. September abgeschlossenen Übereinkunft ist nunmehr erschienen, u»v daS Unheil der Zeitungen, daß diese Uebereinkunft der weltlichen Gewalt re» Papstes daS ToveSurtheil sprecht, wird immer einmüthiger und entschiedener. Und allerdings stellt sich die Sache für den Papst immer bedenklicher. Er soll zwar nach Art. 2 der Uebereinkunft eine päpstliche Armee von 12,000 Mann zum Schutze seiner Macht in Rom bil den dürfen; aber selbst wenn er eine solche Armee aut allen möglichen katholischen Ländern, aut Spanien, Belgien, Frankreich, Irland rc rc. für schweres Geld anzuwerben im Stande ist, was bei der Ebbe im päpst lichen Staatsschatz und bei der zweifelhaften Bereit willigkeit, päpstliche Dienste zu nehmen, immer nicht ganz sicher erscheint, so haben wir schon bei Castel Fi- dardo erlebt, daß solch« zusammengewürfelte Mirthlinge, wenn« zum Ernst kommt, nicht viel leisten, selbst wenn sie von einem so ausgezeichneten Führer, wie General Lamoriciere war, befehligt werden. Zudem ist welt bekannt, daß ohne fremden Schutz die päpstliche Re gierung nicht einen Tag bestehen kann. Nach Art. 1 der Uebereinkunft darf, sobald die Franzosen abgezogen find, eine andere Macht nicht Rom besetzen) ziehen aber heute die Franzosen wirklich ab, so ist mit Sicherheit darauf zu rechnen, daß morgen in Rom selbst ein Auf stand gegen die weltliche Macht deS PapsteS loSbrich«, ja, rin solcher Ausstand steht mit einer ununterbrochenen Reihe von Fortsetzungen erst recht in Aussicht, wenn der Papst eine aus aller Herren Ländern geworbene Armee zusammenbringt — und waS würde dann dir Folge sein? Victor Emanuel würde zum Schutze de» PapsteS in Rom einrücken jmüffen und wäre dann da, wohin er sich längst gewünscht hat, ihn aber wieder herauSzubringen, dürfte unendlich schwer, wo nicht gar unmöglich sein. Wollte aber Oesterreich in Rom ein rücken, so wäre dies selbstverständlich der Krieg mit Frankreich. Spanien ha» das Zeug nicht, rem Papste zu helfen. Den Papst au» Rom vertreiben zu wollen, daran denken wer» die Italiener, noch fällt die» dem Franzosenkaiser ein. Ihn »rängen, daß die weltliche Neunzehnter.Jahrgang. Macht desselben au,hör«, aber nicht verdrängen, da dürfte der Plan sein. Die kirchliche Unabhängigkeit de< Papste» wird Louis Napoleon eben so wenig an tasten lassen, al» zugeben, daß der Papst seinen Sitz in einem andern Lande, al- Italien und Rom, e» wäre denn Avignon in Frankreich, aufschlage. Er soll in Gottes Namen in Rom und daS geistliche Oberhaupt der gläubigen römischen Katholiken bleiben, nur mit Italien sich vertragen und seine wirkliche Regierung aufgeben. Die Räumung Rom'« halten wir doch für ernstlich beabsichtigt, wenn gleich innerhalb zweier Jahre viel geschehen kann und viele Zeitungen wegen der Wichtigkeit dieser Stellung für die Franzosen, die Räumung nicht ernstlich gemeint halten. Diese aber bedenken nicht, daß die Franzosen, wie wir schon einmal erwähnten, die furchtbar befestigte Hafenstadt Civita Vecchia besetzt behalten und von dieser au» Rom jeden Augenblick wieder besetzen können. Die hohe Geistlich keit au» allen katholischen Ländern reist schaarenweise nach Rom, um dort mit de« Papste gemeinsam zu be- rathen, waS unter diesen mißlichen Umständen zu thun sei. Der Papst selbst, hat Bußtage, öffentliche Gebete und Processtonen verordnet, daß »er Herr die Gefahren abwende, welch« die Kirch« bedrohen. Die rechte Hand deS PapsteS, der Minister Antonelli, hat erklärt, er werde Schutz bei andern katholischen Mächten suche». Wie schon erwähn«, wäre Oesterreich die einzige Macht, welche helfen könnte; aber e» ist höchst zweifelhaft, ob sich die» deshalb in einen Krieg mit Frankreich stürzen werde. SS erscheint gar nicht unmöglich und unwahr scheinlich, daß »ie Absicht del Vertrag- vam 15. Septbr. dahin gehe, Oesterreich hierzu zu reizen. JnPari» ist man ohne»!»» auf dasselbe mißvergnügt, rechnet vielleicht nicht ohne Grund, daß e» von Preußen ebenso, wie 1859 im Stiche gelassen wer»«, und gelingt e», Ve netien für Italien zu erobern, so versteht e» sich von selbst, daß für den Beistand Frankreichs Genua und Ligurien abgetreten werden wird und muß. Unverkenn bar hat di« französisch-italienische Uebereinkunft »ie Lage Europas tief erschüttert. Wie dir Verhältnisse sich ge stalten werden, wer möchte e» im Vorau« behaupten? Wird die neu entstandene Gefahr Oesterreich und Preußen näher bringen? Wird sie Preußen zum Ber»